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Die Kirchensteuern versinken in Prospekten und Bürokratie

26.3.2017 Idea

Nur ein drittel der Kirchensteuern kommt in Bayern bei den Gemeinden an. Obwohl die Einnahmen sprudeln, spüren die Gemeinden wenig davon. Das Geld ist jedoch für Hochglanzprospekte und Spezialpfarrstellen da. Auch die Regionalbischöfe, die kaum öffentlich wahrgenommen werden, sind hervorragend ausgestattet.

Lesen Sie hier den Artikel.

10 Jahre Rekordeinnahmen bei Kirchensteuern. Downsizing-Konzept der Kirchen unglaubwürdig – und Zeichen einer Kirche ohne Kurs.

07/2016, Kirchenbunt

„Jugendhäuser schließen ihre Pforten“, heißt es in einem Artikel der Neuen Ruhr-Zeitung im Lokalteil Oberhausen. Begründung: „die Erträge aus der Kirchensteuer sind rückläufig“. Solche Argumente hört man öfter, wenn man sich auf der Ebene bewegt, die den Menschen am nächsten ist: der Basis in den Kirchengemeinden und Werken. Pfarrstellen werden nicht wiederbesetzt, obwohl es der Stellenschlüssel hergibt. Begründung: Wir müssen sparen! Einrichtungen werden geschlossen, obwohl der Bedarf an offenen Häusern vorhanden ist. Begründung: Wir müssen sparen. Gemeinden werden zur Fusion gedrängt und im Zuge der Zusammenlegung Stellen gekürzt. Begründung: Wir müssen sparen… Mehr dazu.

Zur Erinnerung: ab 2007 überstiegen die Kirchensteuereinnahmen der EKD (Landeskirchen) in jedem Jahr bis 2013 die Marke von 4 Mrd. bis < 5 Mrd. €. Die Latte von 5 Mrd. wurde erstmals im Jahr 2014 mit 5,077 Mrd. genommen.  Im Jahr 2015 wurde die bisherige Spitze von 5,37 Mrd. € erreicht.

EKHN: Rekordeinnahmen trotz Austrittswelle

3.9.2015 Hessenschau

Die EKHN verzeichnete 2014 trotz der zweithöchsten Kirchenaustrittswelle die höchsten Kirchensteuereinnahmen ihrer Geschichte. Wi lange will die Kirche noch an dem Märchen der sinkenden Einnahmen festhalten?

Studie zur Kirchenmitgliedschaft in der Schweiz. Interview dazu mit dem Religionssoziologen Jörg Stolz.

Forschung/ Die Volkskirche hat es in Zeiten der Ich-Gesellschaft schwer. So lautet das Fazit einer Studie, in welcherder Religionssoziologe Jörg Stolz die Glaubenslandschaft Schweiz durchleuchtet.

? In welche Richtung müssten die Reformen gehen?
Stolz: Längerfristig ist die Kirche nur überlebensfähig, wenn die Leute sich sagen können: Kirche bringt mir persönlich etwas. Das ist nun mal der Tarif in der individualisierten Gesellschaft, wo jeder und jede sich fragt: Was kostet es mich, was nützt es mir?

? Erstaunlich ist aber, dass laut Ihren Forschungsergebnissen nur die wenigsten Kirchen distanzierten an einen Austritt denken. Eine Restverbundenheit scheint zu spielen.
Stolz: Ja, viele Distanzierte sagen sich heute noch: Ich selbst brauche zwar die Kirche nicht, aber sie tut ja Gutes für andere, ist sozusagen ein solidarisches Hilfswerk für Menschen am Rand der Gesellschaft. Darum unterstütze ich sie weiterhin mit der Kirchensteuer. Werden das deren Kinder auch noch sagen? Ich bezweifle es. Die säkulare «Drift» weg von der Kirche nimmt von Generation zu Generation zu. Zudem steht die Kirche auch auf dem Gebiet der Solidarität in Konkurrenz zu diversen weltlichen Hilfswerken…. Zum Intverview.

»Evangelium und Kir­chensteuer widersprechen sich«

Plädoyer für die Kultusteuer auf der einen Seite. Auf der anderen Seite stehen die, die die Kirchensteuer nicht für enangeliumsgemäß halten und für die Abschaffung plädieren, wie Pfarrer Jochen Teuffel. Jochen Teuffel ist Gemeindepfarrer in Vöhringen/Iller und Autor des Buchs »Rettet die Kirche. Schafft die Kirchensteuer ab«, das im September 2014 im fontis-Verlag erschienen ist.

Auf seinem blog lädt er Landesbischof Bedford-Strohm zu einer Disputation über die Kirchensteuer ein.

Sehr geehrter Herr Landesbischof Dr. Bedford-Strohm,
im Studium der Heiligen Schrift, also der Bibel, bin ich zu der Ansicht gelangt, dass die Erhebung von Steuern im Namen und auf Rechnung der Kirche dem Evangelium Jesu Christi widerspricht. Sollte ich als Pfarrer diese Ansicht als evangelische Lehre in der mir anvertrauten Kirchengemeinde Vöhringen/Iller geltend machen, träte ich damit in Konflikt mit der Praxis der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, eigene Kirchensteuern zu erheben. Man würde mir Illoyalität gegenüber meinem Arbeitgeber vorwerfen und möglicherweise disziplinarrechtliche Schritte gegen mich einleiten.

Interview in Christ und Welt:

C & W: Das kam Ihnen nicht ungelegen. Seit Langem sind Sie gegen die Kirchensteuer. Warum?
Teuffel: Ich bin für eine stufenweise Abschaffung der Kirchensteuer. Ähnlich wie beim Atomausstieg. Sie widerspricht dem Evangelium und meiner Überzeugung nach auch den Bekenntnissen der lutherischen Kirche. Denn die Kirchensteuer ist eine Zwangsabgabe. Lutheraner wissen aber, dass innerhalb der Kirche keine Zwangsverhältnisse herrschen dürfen. Da gilt die Freiheit eines Christenmenschen. Steuern haben ihren legitimen Ort im Staat, nicht in der Kirche.

Interview mit Jochen Teuffel in Freie Welt:

»Evangelium und Kir­chensteuer widersprechen sich«
16. September 2014

Im Interview mit FreieWelt.net spricht sich Pfarrer Jochen Teuffel gegen die Kirchensteuer aus. Er sagt: Kirche ist gottesdienstliches Versammlungsgeschehen – dafür braucht sie kein Geld.

FreieWelt.net: Sie sind evangelischer Pfarrer und haben sich selbst bei den Kirchenbehörden angezeigt, um die Leitung zu einer Positionierung hinsichtlich der Kirchensteuer, die Sie ablehnen, zu bringen. Wie ist die Sache ausgegangen?

Jochen Teuffel: Der Landeskirchenrat hat meinem Antrag auf Einleitung eines Disziplinarverfahrens gegen mich selbst nicht entsprochen. Mir ist von Seiten der Kirchenleitung mitgeteilt worden, dass sie die Art und Weise, wie ich das Thema in die Öffentlichkeit gebracht habe, missbilligen. Disziplinarrechtliche Konsequenzen haben sich jedoch daraus nicht ergeben.

Last exit Kultussteuer?

von Friedhelm Schneider

Abbauprozess gemeindlicher und funktionaler Dienste bei steigenden Einnahmen – das war die EKD-Kirchenpolitik der zurückliegenden 8 Jahre. Die Kirchen brauchen sich zeitgleich seit 2005 über mangelnde Steuereinnahmen nicht beklagen. Die entsprchenden Einnahmen stiegen innerhalb der EKD von 2005 mit 3,617 Mrd. € bis 2013 auf – sagen wir es offen: sagenhafte – 4,842 Mrd. €.  Gleichzeitig wurde gegenüber Gemeinden und funktionalen Diensten im selben Zeitraum eine rigorose Sparpolitik durchgesetzt und betrieben. Mithin fand ein Abbauprozess bei steigenden Einnahmen statt. Mit den so „freigesetzten“ Finanzmitteln wurde ein seit der Nachkriegszeit vom Umfang her unbekannter, offensichtlich auf Dauer angelegter Umbauprozess der Kirchenstrukturen mit dem Ziel einer katholisierenden, hierarchischen Top-Down-Struktur ins Werk gesetzt. Wen wundert es, dass sich da aus evangelisch-theologischer Sicht Widerspruch regt? Widerspruch auch gegen ein Finanzierungsinstrument Kirchensteuer, mit deren Hilfe solche theolgisch fragwürdigen „Reformen“ erst möglich wurden? Jochen Teuffel ist nicht das einzige, aber ein profiliertes Beispiel für theologisch motivierte Kritik an der Kirchensteuer.

Ob die Quellen der Kirchensteuer freilich weiter üppig sprudeln, wird offiziell bezweifelt. Und zwar nicht nur, weil diese sehr stark von der Konjunktur abhängt. Bei der postwendenden, massenhaften Austrittsreaktion auf die als genialer Coup geplante Kirchensteuer auf Kapitalerträge könnte es sich um mehr handeln als bloßes Missverstehen. Es könnte ein Menetekel sein. Wer zahlt freiwillig Kirchensteuer, um aufgeblähte Kirchenstrukturen oder einen ausgeprägtem Verwaltungwswasserkopf zu finanzieren? Die 5. KMU zeigt recht anschaulich, dass die Bindekraft der Kirchen gerade in den zurückliegenden „Reformjahren“ deutlich gelitten hat. Und zwar besonders unter jungen Menschen, die somit morgen als Kirchensteuerzahler ausfallen. Hat man also die Überschüsse falsch investiert? Der eine oder andere der Finanzverantwortlichen hat mittlerweile wohl kalte Füße und bezweifelt die zukünftige Tragfähigkeit des Systems der Kirchensteuer. Ein Indiz dafür ist der offiziöse Vorschlag einer Kultussteuer nach italienischem Muster, von der sich die Kirche finanziell wohl gewisse Vorteile erhoffen kann – in der Zeit nach der Kirchensteuer. Vorgetragen wird sie in einer landeskirchlichen Broschüre, in der auch der Finanzdezernent der EKD Thomas Begrich eine tragende Rolle spielt. In der EKD rüstet man sich also schon für die Zeit danach. Dass sich die Kirche mit einem solchen Vorstoß Kultussteuer nicht viel neue Freunde schaffen wird, dürfte unmittelbar einleuchten. Aber noch ist es nicht so weit. Alternativen zum „last exit“ Kultussteuer wären gefragt. Eine mögliche zeigt die kleine Gemeinde Geilsheim/Bayern. Weitere, insbesondere kreative Alternativen wären vonnöten, gewiß. Enwickeln können wird man sie aber nur dann, wenn man sich in den Möglichkeitsmodus begibt. Und also Zwangsformen ablegt. Gerade das aber fällt der Verwaltung extrem schwer. Weswegen man an solchen Lösungen wohl selbst wird arbeiten müssen.

 

Kultussteuer – Ein Plädoyer. Von Michael Eberstein


Immerhin müssten alle ihre Steuer bezahlen, also auch Menschen, die sonst der Kirche fern bleiben. Ihnen liegt vielleicht einfach am Erhalt des Gebäudes. Oder der Möglichkeit, an Kulturangeboten wie Konzerten teilhaben zu können. Einen anderen, vielleicht auch größeren Teil, würden diese Menschen auch anderen Kultureinrichtungen und -anbietern zukommen lassen, womöglich auch sozialen Einrichtungen…

Zugegeben, eine solche Steuer brächte die Kirchen in die Verlegenheit, ihre Aufgaben und Projekte überzeugend zu vertreten, um in der Konkurrenz mit anderen Anbietern mithalten zu können. Denn was sollte schlecht sein an „Prüft aber alles, und das Gute behaltet.“ (1.
Thess 5,21).

scrollen Sie die Broschüre durch bis auf S. 20. Dort finden Sie den Beitrag.

 

„Schiebt es nicht auf die Banken!“

Die automatische Erfassung der Kirchensteuer auf Kapitalerträge wird für die neue Austrittswelle aus den Kirchen verantwortlich gemacht. Seit dem gibt es regelmäßig gegenseitige Schuldzuweisungen zwischen Kirchen und Banken über die Kommunikation.

Die Zeit interviewte den Nordrheinwestfälischen Finanzminister Norbert Walter-Borjans zur Kirchensteuer: „Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Steuer nur der Anlass und nicht der Grund für die Austritte ist. Viele Kirchenmitglieder fühlen sich der Amtskirche offenbar nicht mehr verbunden. Das ist so, als ob man seit Jahrzehnten in einem Verein passiv Mitglied ist. Plötzlich kommt ein Brief: Der Mitgliedsbeitrag wird um zehn Cent erhöht. Das macht einen erst darauf aufmerksam, dass man schon lange hätte austreten können. Es ist ein Erinnerungsposten.“ so Walter-Borjans Einschätzung der Lage.

Das Interview zeigt interessante EInblicke in die Kirchensteuer aus der Perspektive der einziehenden Behörde.

Kirchenaustritte: Eigentor der Kirchen

15. August 2014, von Matthias Drobinski, SZ

Der Reiche sollte sich nicht mehr so leicht davor drücken können, das angemessene Scherflein der Kirche zukommen zu lassen. Redete man jedoch länger mit Kirchenleuten über das Thema, ließ sich der eine oder andere zu der Bemerkung hinreißen, dass dies schon eine clevere Idee sei. Einwände, dass dieser cleveren Idee ein gewisser Selbstüberlistungsfaktor innewohne, wurden souverän hinweggewischt… Zum Artikel der SZ.