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EKKW Kurhessen-Waldeck

Synoden/Kirchenfinanzen: Landeskirchen finanziell stabil. Überschüsse in Pensionskassen.

Hannover: Der größten evangelischen Landeskirche Deutschlands geht es wirtschaftlich wieder recht gut. Laut Finanzchef Rolf Krämer erwartet sie rund 20 Millionen Euro mehr Einnahmen als noch im Vorjahr.

26.11.2014 |Deutschlands größte Landeskirche, die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers, hat nach langer Durststrecke ihren Haushalt weitgehend saniert. Finanzchef Rolf Krämer erwartet für das laufende Jahr rund 20 Millionen Euro mehr Einnahmen aus der Kirchensteuer als im Vorjahr. Das werde am Jahresende voraussichtlich zu einem deutlichen Überschuss führen, sagte der juristische Vizepräsident des Landeskirchenamtes am Mittwoch in Hannover vor der Synode, dem Kirchenparlament. Dieses Plus soll in die Altersversorgung der Pastoren und Kirchenmitarbeiter fließen. Das Haushaltsvolumen für 2014 liegt bei insgesamt rund 500 Millionen Euro. Zur Quelle.

Nordkirche:

20.11.2014 |Der Nordkirche geht es finanziell gut: Insgesamt 488 Millionen Euro sollen 2015 in die Kirchenkassen fließen – rund 20 Millionen Euro mehr als in diesem Jahr, heißt es im Haushaltsentwurf der Nordkirche, der am Donnerstag zum Auftakt der Synode in Lübeck-Travemünde veröffentlicht wurde. Das ist eine Rekord-Einnahme für die Nordkirche, die 2012 gegründet worden ist. Das Kirchenparlament will den Haushalt am morgigen Freitag beraten und beschließen.

Größte Einnahmequelle ist die Kirchensteuer mit 453 Millionen Euro, 2014 waren es noch 425 Millionen Euro. Grund für das Plus ist vor allem die gute wirtschaftliche Lage. Die Bundesländer Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern steuern zweckgebunden noch einmal 27,3 Millionen Euro bei…
Das aktuelle Finanzpolster ist ebenfalls beachtlich: Anders als Bund und Länder hat die Kirche für künftige Pensionen eine finanzkräftige Stiftung Altersversorgung gegründet. Das Vermögen wird im kommenden Jahr auf 891 Millionen Euro veranschlagt – knapp 40 Millionen Euro mehr als im laufenden Jahr… Mehr dazu.

EKKW:  Kurhessen-Waldeck: Mehreinnahmen für die Pensionskasse

Kapitalaufstockung wird fortgesetzt. Mehreinnahmen kompensieren rückläufige Zinserträge
Beitrag vom 27. November 2014 von kirchenbunt
“Der Vizepräsident der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck hat am Dienstagvormittag auf der Herbsttagung der Landessynode seinen Finanzbericht vorgelegt. Darin dankte Knöppel ausdrücklich allen Gemeindemitgliedern für die Entrichtung der Kirchensteuer und ihre damit verbundene Treue zu ihrer Landeskirche: «Die Kirchensteuereinnahmen verschaffen unserer Landeskirche die finanzielle Grundlage für die Erfüllung unseres Auftrags», sagte der Vizepräsident vor den Synodalen.” Mehr dazu.

Kirchen zeigen sich offen in der Frage einer Ablösung der Staatsleistungen

Die Kritik an staatlichen Zahlungen für die Kirchen hält an – seit Monaten entzündet sich die Debatte an den – historisch begründeten – sogenannten Staatsleistungen. In Frankfurt beschäftigte sich eine Podiumsdiskussion mit dem Thema. Zum Bericht über die Diskussion.

Kirchen zeigen sich offen in der Frage einer Ablösung der Staatsleistungen – Finanzdezernent Striegler: Hessen-Nassau würde es nicht so hart treffen.

Nach seinen Angaben stammen lediglich drei Prozent der kirchlichen Einnahmen aus Staatsleistungen, bei der kurhessischen Schwesterkirche seien es zwölf Prozent und in einigen ostdeutschen Landeskirchen bis zu 30 Prozent.

 

Entwicklung der Kirchenmitgliedschaft im landeskirchlichen Vergleich

EKKW: „Das Ergebnis des Zensus 2011 bestätigt für unsere überwiegend ländlich strukturierte Kirche die negative Mitgliederentwicklung. Von rund 5,977 Mio. Einwohnern Hessens gehören… 40,2% der evangelischen Kirche an. Stellt man dies den Vergleichswerten der Volkszählung aus dem Jahr 1987 gegenüber, ergibt sich…ein Rückgang bei der evangelischen Kirche von 11,5 %.“

Der Rückgang beträgt demnach in der EKKW also  (nur) 0,48% p.a. Dabei muss berücksichtigt werden, dass es Datenkonsolidierungen gab und dass Nordhessen eine Abwanderungsregion geworden ist. Dass also dieser Wert eigentlich besser, niedriger ausfiehle.

Die Werte der EKKW liegen bei 0,48% p.a.,

für die Bayerische Landeskirche liegen bei 0,6% p.a.,

für die EKHN bei 0,8 bis 0,9% p.a.,

und für die EKBO bei 1,6% p.a..

Die EKD geht dagegen von durchschnittlich 1,0% Rückgang aus.

Wandel im Reformdiskurs der Kirchen am Beispiel des Berichts „Volkskirche qualitativ weiter entwickeln“ der EKKW

„Ja und nein. Ich hatte damals ja dargestellt, dass die Bildungsreformen im Kontext von PISA und Bologna maßgeblich mit Mitteln sogenannter „soft governance“ durchgesetzt wurden. Zu Deutsch: mit nicht demokratisch legitimierter Einflussnahme.. Hier hat durchaus Wirkung gezeigt, dass viele Kritiker immer deutlicher ihre Stimme erheben. Andererseits haben die Bildungslobbyisten, die Bildung ökonomisieren und steuern wollen, daraufhin ihre Strategie und Rhetorik geändert und treten nun anders auf. Statt der allzu betriebswirtschaftlich klingenden Rhetorik der letzten Jahre („Humankapital“, „Output-Orientierung“, „Qualitätsmanagement“ etc.) werden nun zunehmend reformpädagogisch klingende Begriffe und Konzepte vor den Reformkarren gespannt. Das sieht dann humanistischer und kinderfreundlicher aus, ist es aber wohl nicht, sondern es sind die alten Konzepte neu verpackt.“ – So formulierte der Bildungsforscher Prof. Krautz in dem schon hier eingestellten Interview zum Wandel im Reformdiskurs des Bildungswesens.

Der Zukunftsausschuss der EKKW hat der Synode einen Abschlussbericht vorgelegt. Der Titel: Volkskirche qualitativ weiter entwickeln; das Motto:  „Zuversichtlich kleiner werden “.  Das Motto zeigt an worum es geht: um einen breit angelegten Downsizing- Prozess von PfarrerInnen und Gebäuden.

„Unsere Kirche ändert ihre Gestalt unter den Bedingungen der Gegenwart, um ihrem  Auftrag treu zu bleiben. Sie ist stark, wenn sie sich auf die Kraft des Heiligen Geistes  verlässt und zugleich mit Zuversicht neue Wege geht. Dazu gehört auch der verantwortliche Umgang mit dem anvertrauten Geld…
Mit den vorliegenden Beschlüssen kommt die Landessynode der Evangelische
Kirche von Kurhessen-Waldeck ihrem Auftrag nach: mit gebündelten Kräften,
verlässlich, nah bei den Menschen.

„Die Kirche… ist stark, wenn sie… mit Zuversicht neue Wege geht. Dazu gehört auch der verantwortliche Umgang mit dem anvertrauten Geld“.

Und: „Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck ist eine Kirche nahe bei den
Menschen. Deshalb wird ein flächendeckendes Netz pfarramtlicher Versorgung
erhalten, das im Jahr 2026 mindestens 400 Gemeindepfarrstellen und min-
destens 150 funktionale Pfarrstellen umfasst.“

Zum Vergleich: Die Statistik 2013 gibt eine Zahl von 969 „aktiven“ Pfarrerinnen und Pfarrern an (inkl. Vikare). Im Jahr 2026, in 13 Jahren, werden also noch knapp 60% des Pfarrpersonals erhalten bleiben. Das entspricht einem Personalabbau von 3% p.a. Zum Vergleich: die EKHN hat in der Frühjahrssynode 2013 den Beschluss zum Abbau auf ca. 1,1% p.a. festgesetzt.
Selbst wenn man berücksichtigt, dass Pfarrstellenzahl und Personenzahl der Pfarrer nicht identisch ist (Defizit in den EKKW-Angaben), ist der Abbau der Pfarrstellen mehr als doppelt so hoch wie in der EKHN. Und damit wächst gerade in einer ländlichen Landeskirche schon die räumliche Entfernung der Kirche (der PfarrerInnen) zu den Menschen. Und das wird im Zukunftspapier der Synode mit „verlässlich, nah bei den Menschen“ beschrieben.
Im folgenden wird dann die Möglichkeit vom Abbau des Gebäudebestandes reflektiert und durchgespielt…

Mit einem solchen umfassenden Downsizing- Programm also will die EKKW die „Volkskirche qualitativ weiter entwickeln“ und „nahe bei den Menschen“ bleiben…

Positiv besetzte Vokabeln werden aufgegriffen und für andere Zielsetzungen instrumentalisiert. Die Parallele zum Wandel im Reformdiskurs der Pädagogik ist offensichtlich. Das Wort „nahe bei den Menschen“ z.B. stammt aus der EKHN- Debatte von „Person und Institution“ (1992). Einer Zeit also, in der Kirchenreform eine Antwort auf die Differenzierungsprozesse der Gesellschaft der 70iger und 80iger Jahre suchte. Das Ziel dieser Epoche war, trotz und in dieser Differenzierung in Milieus, als Kirche glaubwürdig zu bleiben.

Ein entscheidender Kritikpunkt in der heutigen Reformdebatte besteht gerade darin, die Nähe zu den Menschen, ja den Menschen selbst aus dem Blick verloren zu haben. So fordert etwa Ingrid Schneider, die Menschen erst einmal wieder wahr- und ernstzunehmen:

Grundlegende Muster dieser Veränderungsarbeit gehen in eine dreifache Richtung: Nötig ist zum einen ein intensiver Austausch mit dem Umfeld, in dem Kirche/Gemeinden sich bewegen. In Dialog treten und aufmerksam die Rückmeldungen von Menschen wahrnehmen, die aus ganz anderen gesellschaftlichen Bezügen auf Kirche blicken, ist Teil einer offenen Haltung, die Ideen entstehen lässt, wohin Kirche sich entwickeln kann oder sollte. Und dieses gilt in der Regel individuell verschieden vor Ort in den unterschiedlichen Lebensräumen. Erstaunlicherweise vermögen Menschen am Rande von Systemen oft viel präziser zu benennen, worin sie das Besondere und Spezifische einer Organisation sehen und zugleich Schwächen zu benennen, die der Innenblick verstellt.

Und Hans- Jürgen Volk fordert aufgrund der Reformfolgen in der EKiR: Ankerpunkt aller Reform-, Umstrukturierungs- und Sparmaßnahmen müssen die Erwartungen und Bedürfnisse der Menschen im Verantwortungsbereich der Kirche sein.

Das also ging verloren bei allerlei und mancherlei Reformaktivismus.
In einem sehr weitgehenden Downsizing- Konzept wie es von der EKKW vorgelegt wird, in den Zielen weitgehender als das der EKiR, wird der Mensch kaum vorkommen. Was sich ändert, sind nicht die Ziele, sondern die Diskursführung.

Der Wandel im Reformdiskurs seitens der Protagonisten hat also auch die Kirche erreicht. Dies wird bei der Lektüre von einschlägigen Texten immer mitbedacht werden müssen. Bis zum Erweis des Gegenteils gilt bei wohlklingenden Worten in Reformkonzepten die Vermutung: Die Reforminhalte sind dieselben. Nur die verbale Verpackung hat sich geändert.

Vgl zum Thema Bericht des Zukunftsausschusses auch den Artikel „Wie der Zukunftsausschuss der EKKW am Berufsbild von Pfarrerin und Pfarrer rüttelt“ von Dekan Grigat.

Friedhelm Schneider

Pfarrerzufriedenheitsstudien

Die erste Pfarrerzufriedenheitsstudie wurde beauftragt durch den Pfarrerausschuss der EKHN im Jahr 2000. Das Ergebnis im Jahr 2001 präsentiert.

Im folgenden die Ergebnisse der Zufriedenheit der PfarrerInnen der EKHN mit den diversen grundlegenden Gegenüber:

 

Bildschirmfoto vom 2013-07-20 17:07:56Das Ergebnis: 75% weniger oder nicht zufrieden mit der Kirchenleitung, 70% mit der Kirchensynode, 64% mit der Kirchenverwaltung! Namentlich für die Kirchenleitung war dies Ergebnis verheerend (s.o. Die Gesamtübersicht der Studie). Vorausgegangen waren einschneidende „Reformen“ der EKHN, die ein umfangreiches Downsizing-Konzept (Pfarrstellen, Gemeindepädagogenstellen, Finanzzuweisungen an die Gemeinden) beinhalteten. Entsprechend verheerend fiel das Ergebnis aus.

Eine spätere Studie der EKKW verlagerte den Schwerpunkt auf die

„Professionsbrüche im Pfarrberuf

Die von den Befragten empfundene Minderung gesellschaftlicher Wirksamkeit, geringeres gesellschaftliches Ansehen des Berufs und die Krise der Institution Kirche“ beeinträchtigen in nicht unerheblichem Maß die Zufriedenheit mit dem eigenen Beruf. Hinzu kommen die Kritik an den Arbeitsbedingungen sowie biografische Einflussfaktoren. Die Bedingungen in ihrer Gesamtheit erzeugen Rollenstress, erschweren somit die Ausbildung einer beruflichen Identität und führen zu Professionsbrüchen, die sich in der unterschiedlichen Akzeptanz von Berufsbildern und Zielvorstellungen aufzeigen lassen.“ Lesen Sie die Zusammenfassung.

 

„Zuversichtlich kleiner werden“ – Abschlussbericht des Zukunftsausschusses der EKKW

 Zum Abschlussbericht des Zukunftsausschusses der EKKW, Synode 26./27. April 2013 Hofgeismar.

Von Friedhelm Schneider, Pfarrer & Immobilienfachwirt (IMI)

 

Der Bericht enthält Forderung nach (Kürzungs-)Maßnahmen in vier Bereichen: 1. Immobilien, 2. Gemeindepfarrstellen, 3. Funktionspfarrstellen 4. Verwaltung.

Der Inhalt ist typisch für Kürzungs- und Abbaumaßnahmen im Fahrwasser des Impulspapiers „Kirche der Freiheit“.

In dieser Ausgabe beschäftigen sich die Wort-Meldungen mit dem ersten Kürzungsthema Immobilien.

Die Verheißung: Präsenz in der Region, Pfarrer sollen sich (wieder verstärkt) geistliche Aufgaben widmen können

Die Realität der Umsetzung: Abbau des Immobilienbestandes, der Pfarrstellen.

Vor unseren Beitrag zum Thema Abbau des Immobilienbestandes gemäß Zukunftsausschuss der EKKW stellen wir unter die Leitfrage von Thomas Erne, dem Leiter des Instituts für Kirchenbau, Marburg: „Zu viele Räume – zu wenig Ideen?“ (Artikel in Isolde Karle: Kirchenreform).

 

1. Problem: „hohe Unterhaltungs- und Renovierungskosten“

Die Frage der Immobilien wird im Bericht des Zukunftsausschusses ausschließlich unter dem Aspekt der Ausgaben, also in kameraler Denkweise (von Ausgaben und Einnahmen) betrachtet. Das Problem besteht dann in „hohen Unterhaltungs- und Renovierungskosten“. Dass die Thematik derart eng geführt wird ist überaus spannend, hat man doch gerade in der EKKW die Doppik eingeführt. Dort werden die Immobilien als Sachanlagen im Vermögensteil aufgelistet (und bewertet. Zum Thema Doppik generell: Thema des Monats Mai). Von diesem Aspekt ist dem Zukunftsausschuss mit keinem Wort die Rede (s.u.). Warum?

Doch folgen wir bereitwillig der Argumentation des Papiers und betrachten zunächst die Ausgabenseite. Das Baumittelantragsvolumen belaufe sich auf 70 Mio. im Jahr 2012;

Anmerkung: der übliche Anteil dürfte bei ca. 15-20 Mio. p.a. liegen (im Vergleich die etwa doppelt so große EKHN: ca. 35 Mio. € p.a.); die besondere Höhe des Antragsvolumens 2012 dürfte also einem aufgelegten Sonderbauprogramm der EKKW geschuldet sein.

Weiter: „geschätzter Sanierungsstau: 100 Mio. €“;

Dazu zwei Anmerkungen.

Anmerkung 1: mit geschätzten Zahlen bei derartigen Maßnahmen kann man in der Regel gar nichts anfangen. Denn selbst die Bezugsgrößen bleiben im Dunkeln. Weder wird

  • von der Anzahl der betroffenen Gebäude gesprochen, noch
  • vom detaillierten Gebäudezustandsgrad aller Objekte (Gebäudeinformation gibt es ja nicht – s.u.) noch vom
  • Grad des Zustands des Gebäudebestandes nach erfolgter Sanierung, also der Definition des Sanierungsbegriffs. Die Aussage ist insoweit nicht aussagekräftig und für eine Entscheidung in keinem Falle ausreichend.

Anmerkung 2: Lässt man sich dennoch auf den „Schätzwert“ ein, dann hilft ein Vergleich mit anderen Ausgabenpositionen des Haushalts weiter. Nehmen wir als Beispiel den Mittelbedarf für die Bildung von Rücklagen für Beihilfeleistungen. Mit Einführung der Doppik unterzieht sich die EKKW völlig freiwillig der Pflicht der Rücklagenbildung auch für Beihilfeleistungen. Für die Pensionen ist das üblich, für die nur geringfügig ins Gewicht fallenden Beihilfeleistungen nicht. Es dürfte um einen Betrag von ca. 150 Mio. € gehen (vgl. die etwa doppelt so großen Landeskirchen Württemberg ((ca. 350 Mio)) und Bayern ca. 350 Mio.). Die Rücklagenbildung verlangt also einen um 50% höheren Mittelaufwand als die geschätzte umfassende Gebäudesanierung. Dabei ist bekannt, dass Kapitalanlagen derzeit keine Renditen abwerfen und sich bei Berücksichtigung der Inflation real selbst verzehren.

 

2. Lösung: Abbau des Immobilienbestandes

Die Frage ist zu stellen, wie die hohen Unterhaltungs- und Renovierungskosten eingedämmt und deutlich reduziert werden können“. Lösung: Aufgabe von Gebäuden, Erhalt weniger (!) verbleibender Gebäude; gedacht ist an die infolge Stellenabbaus frei werdenden Pfarrhäuser und an Gemeindehäuser. An Gemeindehäusern bestünde – wie im Falle der kathol. Kirche und der Kommunen – ein Überhang. Für den Verkauf „nicht mehr benötigter Gemeindehäuser“ sollen Anreize geschaffen werden. Doch auch Kirchengebäude, die als wichtigste Gebäudeart eingestuft werden, sind nicht völlig tabu. Sollen wenige Gebäude erhalten bleiben, ist an einen massiven Abbau gedacht. Konkrete Zahlen werden nicht genannt.

 

Dazu wieder ein paar Anmerkungen:

1. vielsagend ist der Weg: Nach Abbau von Gebäuden (!) soll dann ein Gebäudemanagement zu Einsparungen führen. „Deutliche Einsparungen können nur durch die beschriebenen Maßnahmen (Gebäudeabbau) ansatzweise realisiert werden“. Bei Anpassungsmaßnahmen des Immobilienbestandes an veränderte Gegebenheiten muss aber stets Information die Grundlage von Entscheidungen! Immobilieninformation ist etwas anderes als ein „Gebäudekataster“.

2. Die Frage der Gebäude wird allein fiskalisch – als Ausgabenproblem gesehen. Nicht aber aus Vermögenssicht. Der Gebäudebestand ist aber Teil des Vermögens. Eine Sicht, die in der Kirche oft ausgeblendet wird. Dafür gab es Gründe, die heute etwas anders zu bewerten sind. Eine entsprechende Betrachtung zeigt, dass aktuell eine Flucht der Investoren in Immobilienvermögen stattfindet, weil andere Anlagen (zu) unsicher geworden sind. Anlagen- und Rücklagenbildung in den bekannten Kapitalanlagen wird zunehmend kritischer. Warum will also die Kirche in dieser Zeit große Teile ihres Immobilienvermögens abstoßen?

3. Die Ausgabensicht ist beschränkt auf die Ausgabenseite bei dauerhaftem Betrieb.  Ausgeblendet ist die Ausgabenseite für den Transformationsprozess selbst. Vielfach geht es nicht schlicht um Verkauf. Im falle von Gemeindehäusern wird die „Integration von Gemeinderäumen in den Bestand der Kirchen“ angestrebt. Solche Veränderungsprozesse sind in vielfacher Hinsicht problematisch. Die sind hier nicht alle aufzuführen. Finanzielle Vorteile solcher Investitionen bei vergleichenden Vollkostenrechnungen werden höchst selten auftreten.

3. Auch funktionierende oder zuvor selbst erfolgreich reorganisierte (!) Tagungshäuser in nicht uninteressanter Lage wie in Bad Orb wurden verkauft. Lesen Sie mehr.

 

3. Die Erhaltung von Pfarrhäusern ist kostengünstiger als die Auszahlung des Ortszuschlags

Aufwendung von Baumitteln für Pfarrhäuser werden mit ca. 4,5 Mio. p.a. Beziffert – einmal eine konkrete Zahl! Bei einer (aufgrund von vergleichen geschätzten Zahl von ca. 500 Pfarrhäusern wären das ca. 9.000.- € p.a. Das ist in der Tat ein hoher Betrag. Ein privater Eigentümer käme sicher mit geringeren Ausgaben aus. Für das Management besteht also durchaus Optimierungsspielraum. Trotzdem muss die Kirche eine andere Kennziffer heranziehen: die der Ausgaben für Ortszuschläge, wenn eine Dienstwohnung nicht gestellt wird. In der Regel sind für die Kirche die Kosten bei Auszahlung der Ortszuschläge höher als die Kosten der Bauunterhaltung. Das ergab eine Recherche des früheren Synodalen und Finanzausschussmitglieds Dr. Bergner in der EKHN. Eine Entlastung des Haushalts findet bei einem Verkauf in diesem Falle also – anders als behauptet – gar nicht statt.

 

4. Einsparung? Kürzung!

Die Verheißung: mit Einführung des Gebäudemanagements und Budgetierung wurde der Bauunterhalt auf 1 Mio. und die Bewirtschaftung ebenfalls auf 1 Mio. gedeckelt. Gegenüber zuvor 2,5 Mio. € p.a. Fallen nurmehr jetzt 2 Mio. an. Das wird als Einsparung 500.000.- verbucht.

 

Anmerkung: die genannte „Einsparung“ ist nichts andres als eine Kürzung der Mittel. Das kann im Falle der Bewirtschaftungskosten bedeuten, dass im Winter die Leute in den Kirchen und Gemeindehäusern frieren müssen, weil – bei zudem steigenden Energiekosten – die Mittel nicht mehr ausreichen.

Deutlicher heißt es an anderer Stelle: „Es wird ein Prüfauftrag erteilt, ob die Mittel für den Bauunterhalt ab dem Jahr 2017 um 50% gekürzt werden und …ab 2026 entfallen können.“

Nicht ist die Rede von einer Steigerung der Wirtschaftlichkeit, die dazu führen könnte, dass über Leistungssteigerung bessere Ergebnisse erzielt würden (Rationalprinzip der Ökonomie).

 

5. Gesamtbeurteilung

Der Ansatz des Zukunftsausschusses ist ganz offensichtlich dominiert von dem Ziel des Abbau des Gebäudebestandes. Dabei wird wohl im Falle des Pfarrhauses über die symbolische Bedeutung kaum angemessen eingeschätzt. Und im Falle der Gemeindehäuser wird die funktionale Bedeutung sowohl im städtischen als auch ländlichen Raum auch angesichts von gesellschaftspolitischen Veränderungsprozessen kaum angemessen erfasst.

 

In ökonomischer Hinsicht irritiert, dass die Immobilienfrage nicht primär als Vermögensfrage behandelt wird. Immerhin handelt es sich um Vermögensanlagen, die über Jahrhunderte bestanden oder gebildet wurden. Anleger suchen gezielt nach Immobilienanlagen als sicher Häfen. Und dabei ist auch das Immobilienvermögen im Visier. In einem Standardwerk Immobilieninvestition heißt es: „Das Vermögen der Kirchen wird häufig unterschätzt, weil es sich auf eine Vielzahl kirchlicher Rechtsträger… verteilt. Der Grundbesitz der Kirchen wurde zuletzt in 1937 in einer offizieller Reichsstatistik erfasst. Aktuelle zahlen gibt es nicht. Unbestätigten Schätzungen von Frek gehen davon aus, dass die Kirchen in Deutschland direkt und indirekt Immobilienwerte von 150 Mrd. € besitzen. Der Flächenbestand wird auf 6,8 Mrd. qm geschätzt. Damit zählen die Kirchen zu den bedeutsamsten Akteuren auf dem Immobilienmarkt.“

Die Beurteilung des Zukunftsausschusses allein nach Ausgabengesichtspunkten ist bei Immobilien generell, speziell in der besonderen aktuellen Lage schlicht unprofessionell.

Der Verkauf von zuvor reorganisierten Gebäuden erinnert an den Verkauf von ehemals staatlichen und kommunalen Kliniken an Privatinvestoren und damit an Ökonomisierungsprozesse von Bereichen der Daseinsvorsorge, denen sich die Kirche unterwirft. Dabei mag die Tatsache des Verkaufs an einen Klinik-Konzern selbst ein reiner Zufall sein.

 

Betroffen ist auch das Thema Partizipation: Die Daten- und Informationslage der Landeskirche ist für qualifizierte Vorlagen kaum ausreichend. Die für die weitreichenden Maßnahmen genannten spärlich eingestreuten Zahlen sind als Basis derartiger Entscheidungen unzureichend. Die vorgeschlagenen Entscheidungen sind damit weder überprüfbar noch nachvollziehbar. Entscheidungen können nur auf der Basis von Gutgläubigkeit und Vertrauen getroffen werden. Der Respekt vor den Mitwirkenden in den synodalen Gremien gebietet eine Grundlage, die verantwortungsvolle Mitwirkung an Entscheidungen ermöglicht. Dazu braucht es andere Grundlagen.

 

 

Steuern sparen im Pfarrhaus

 

Steuern sparen im Pfarrhaus – Tipps vom Pfarrerinnen- und Pfarrerausschuss der EKKW.

 

EKKW: Pfarrerinnen-und Pfarrerausschuss erreicht Mietwert-Überprüfung

Nachdem die Überprüfung der steuerlichen Mietwerte in anderen Landeskirchen (EKHN, Pfalz, Hannover, Braunschweig) zu erheblichen Senkungen der steuerlichen Mietwerte für die Pfarrhäuser geführt hat, lässt der PA derzeit die Mietwerte von exemplarischen Pfarrhäusern auch in unserer Landeskirche von der Kanzlei Gütter prüfen.
Ergibt sich aus der Prüfung eine realistische Perspektive, die Mietwerte für die kurhessischen Pfarrhäuser senken zu können, wird der PA auf eine generelle Überprüfung der Mietwerte drängen.
Inzwischen liegen uns die Ergebnisse der Test-Überprüfungen vor. Danch lassen sich in städtisch geprägten Regionen mit hohen Mietwerten bis zu 1000,- € Steuern sparen; in eher ländlichen Regionen sind es einige hundert Euro.

 

Wie der Zukunftsausschuss der EKKW am Berufsbild von Pfarrerin und Pfarrer rüttelt

Ich lese derzeit ein wirklich spannendes Buch über das Pfarrhaus… in dem die Autorin eindrücklich beschreibt, wie singulär das evangelische Pfarrhaus in der europäischen Kulturgeschichte steht als Träger der protestantischen Kultur, als geistliches Kraftfeld, als künstlerisches Ferment; wie häufig war in der Geschichte das Pfarrhaus Ort der Künste und der Wissenschaft und in der jüngeren Geschichte in der DDR Schutzraum der Opposition.

In ihrem Ausblick… formuliert Frau Eichel: Es „…wird sich zeigen, ob das Pfarrhaus ein Fluchtpunkt sein kann, ein Gegenentwurf, ein Haus der Hoffnung. Und dann wird auch die Funktion des Pfarrers neu definiert werden, im Spannungsfeld von sozialem Engagement, spirituellem Charisma und seelsorgerlicher Strahlkraft. Dass sich das evangelische Pfarrhaus immer wieder neu verortet, dass es durchlässig ist für das gebotene und offen für das Notwendige, ist nicht seine Schwäche, es ist seine Stärke.“ Lesen Sie den Artikel von Dekan i.R. Lothar Grigat im Hess. Pfarrerblatt, S. 49.

 

EKKW: Umfrage Gesundheit im Pfarrberuf des Pfarrvereins

In dieser ersten offiziellen Ausgabe von Wort-Meldungen im April 2013 stellen wir eine richtungweisende, zur Nachahmung empfohlene Aktion des Pfarrvereins der EKKW vor. Es handelt sich um eine Umfrage zu Gesundheitsressourcen und Belastungspotenzialen im Pfarrberuf.

Hintergrund:

Seit längerem beobachtet die EKKW- Pfarrvertretung eine Zunahme von Burnout- Erkrankungen.

Was vor einigen Jahren noch die Ausnahme und Einzelfall war nimmt inzwischen Ausmaße an, die nachdenklich stimmen.

Lesen Sie mehr zur Umfrage und zu den Ergebnissen.

Sollten nicht die anderen Pfarrvereine ebensolche Umfragen unter den PfarrerInnen durchführen?

Die Synoden sollten die Kostenübernahme dieser Umfragen in den jeweiligen Haushalten beschließen.