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Postmoderne

Buchrezension: Bernhard Pörksen / Friedemann Schulz-von Thun: Kommunikation als Lebenskunst. Philosophie und Praxis des Miteinander-Redens. Von

05/2015, Von Martin Lätzel, Autor und Publizist, Kulturverwaltung des Landes Schleswig-Holstein


Das Buch ist ein Dialog und als solcher auch formatiert, nicht als einheitlicher Text, sondern wie ein E-Mail-Austausch, bei dem Fragen, Antworten und Entgegnungen untereinander aufgeführt wurden….

Der Band ist also durchaus biographisch reflektiert. In drei großen Kapiteln arbeiten die beiden Gesprächspartner zu den „großen Fragen“, den „konkreten Fragen“ und den „letzten Fragen“, wie sie es nennen. Immer geht es um Fragen der interpersonalen Kommunikation, immer werden anschauliche Modelle entweder neu aufgezeigt oder jeweils neu interpretiert. Die Gespräche machen deutlich, welche Herausforderung aber auch welchen Lösungswegen die Interdependenz der systemischen Sichtweise bietet. Selten, so Schulz-von Thun, geht es um „ein Entweder-oder“, häufig um „ein Sowohl-als-auch“ (61). Der Kommunikationspsychologe formuliert den Leitgedanken seiner Arbeit als „Integration verschiedener Betrachtungsweisen, die jede für sich nur eine Teilwahrheit belichten und sich deshalb wunderbar ergänzen können“. (63) Er plädiert für die genuine Verbindung der Sichtweise der humanistischen Psychologie mit dem systemischen Denken – übrigens gegen Paul Watzlawick, wie Schulz-von Thun betont….

Der vollständige Text.

Von der Utopie zur Dystopie. Apokalyptische Filme als Spiegel der Zeit. Von Dr. Inge Kirsner.

04/2016

„Persönliches Vorwort:

„Wie im Spiegel ein dunkles Bild“ – so sollte der Titel meiner Dissertation, angefangen 1992, beendet 1995, heißen und 1996 gedruckt werden; doch der Lektor hielt den Titel für zu poetisch-unkonkret und schlug das „Programm“ der Dissertation als Titel vor: Erlösung im Film. Nun, 20 Jahre später, ziehe ich die beiden Titel zusammen und stelle Überlegungen zur Spiegelfunktion des Mediums und seiner Inhalte vor…
Schluss: „…Bei aller Dystopie und Verlust jeder Erlösungshoffnung haben zumindest die „Panem-„Filme wie auch „Mad Max“ einen utopischen Einschuss, der Max’ Einschätzung, dass „Hoffnung ein Fehler“ sei, zumindest relativiert.

Eingeschrieben in den Lauf der Dinge und das Handeln der Menschen werden transzendente Strukturen (betrachtet als fortschreitende ‘Inkarnation’ im Sinne von Bonhoeffers Ansatz); die Vervielfältigung von Differenzen, wie sie z.B. die Auflösung der Sphären des Männlichen und Weiblichen mit sich bringt[7], kommt in der Cyborgisierung der Amazone (Katniss mit der Armbrust) und der Furiosa (der fehlende Arm wird durch eine sehr funktionale Greifmaschine ersetzt) zum Ausdruck.

Der Spiegel des Films bildet nicht einfach ab, sondern „offenbart“ auch etwas von dem „was wir sein werden“ (1. Joh 3,2). Insofern weist er über sich hinaus wie auch tiefer (in uns) hinein.“

Zum Beitrag.

Gott, Welt, Seele – und Kapitalismus. Von Birger P. Priddat. Aus: agora42 1/2016 ÖKONOMIE UND SPIRITUALITÄT.

02/2016;

Vorwort der Redaktion: Nach unserer Verlosung des Herausgeberbandes “Wachstum im Wandel” der Bertelsmann Stiftung stellen wir heute den meist genannten Lieblingsartikel der Einsender online. Er entstammt der aktuellen Ausgabe der agora42 1/2016 ÖKONOMIE UND SPIRITUALITÄT.

Gott, Welt, Seele – und Kapitalismus

von Birger P. Priddat

Mit der Aufklärung ist die Ökonomie von einer „beseelten“ zur seelenlosen geworden. Die in der alten, christlichen Welt vorherrschende Spiritualität, also die Vorstellung einer geistigen Verbindung zu einer höheren, göttlichen Ordnung, löste sich auf. Die Hoffnung, im Himmel entschädigt zu werden für ein mehr oder weniger armseliges Leben, wurde eingetauscht für die Option, im Leben selbst Erlösung zu erreichen: Unbegrenztes Wachstum und eine stetige Steigerung des Lebensstandards sollten das Paradies aus dem Himmel auf die Erde holen. Nun aber ist auch dieser Glaube verloren gegangen …  Zum Aufsatz.

Das Generische – Welt ohne Eigenschaften. Von Olaf Karnik und Volker Zander, SWR 2

Stand: 12.1.2016, SWR 2

S, M, L, XL – die Gesichtslosigkeit internationaler Flughäfen inspirierte den niederländischen Architekten Rem Kohlhaas zu einem Buch, dessen Titel aus den Kürzeln für die Standardmaße der Standardkonsumwelt besteht – ob bei T-Shirts oder Popcorn-Tüten. 20 Jahre ist das her. Inzwischen gibt es ganze Städte, die nach Standardmaßen standardmäßig geplant werden – ohne Eigenschaften, ohne Identität, reibungsfrei und gleitfähig, allgemein und selbstverständlich. In New York wird „Normcore“ als Modetrend ausgerufen. Gesichtslose Hotelketten wie „Motel One“ erweisen sich als Lieblingsunterkünfte einer neuen Generation von Geschäftsleuten und Touristen. Räume und Waren ohne Profil. Schrecklich traditionslos. Und wunderbar ideologiefrei.

vgl. SWR2 Feature am Sonntag
Sonntag, 17.1. | 14.05 Uhr | SWR2

Neues Buch des englischen Literaturwissenschaftlers Terry Eagleton: Der Tod Gottes und die Krise der Kultur.

01/2016

Zitat Eagleton: „Nachdem der westliche Kapitalismus Gott erschlagen hat, hilft er nun, ihnn im Gewande des Fundamentalismus ins Leben hzurückzuholen.“
Terry Eagleton: Der Tod Gottes und die Krise der Kultur
Gespräch mit Christoph Fleischmann in swr2

zum download des audios.

In einem temporeichen Ritt durch 300 Jahre europäischer Geistesgeschichte spürt Terry Eagleton in flottem Erzählton dem angeblichen, von Friedrich Nietzsche postulierten Tod Gottes nach. Und führt den Beweis, dass er trotz Aufklärung und Säkularisation der westlichen Gesellschaften nie richtig verschwunden war. Die Kultur nämlich, so seine These, wurde im Westen zur Ersatzreligion. Erst deren Krise in der Postmoderne brachte einen „authentischen Atheismus“ hervor…. Zur Quelle im wdr.

Wenn die Kette der Generationen reisst. Wir wollen uns selber erfinden. Eine neue Kritik der Moderne diagnostiziert unsere zunehmende Herkunftsvergessenheit. Von Prof. Manfred Schneider.

05.01.15, von Prof. Manfred Schneider (Ruhruniversität Bochum), NZZ

Dies klingt in der Tat überholt, ja für unsere Moderne geradezu skandalös, lässt aber ein Problem erkennen, das sich an vielen Stellen in der gegenwärtigen Gesellschaft artikuliert, dass nämlich der Wandel, vor allem der verlangte, geforderte, erzwungene Wandel, der unablässige Zwang zu Innovation, diese Substanz aufzehrt und ein rein materielles Gesellschaftswesen zurücklässt, das sich nur noch in Begriffen der Ökonomie und Effizienz beschreiben kann und das sich unter dem Befehl ökonomischer Rationalität immer wieder von einer traditionsgeleiteten Gegenwart zu trennen gezwungen sieht. Auf der Suche nach Optimierungen geht nicht nur das persönliche genealogische Band verloren, sondern gehen alle Herkünfte verloren, auf denen eine Gesellschaft und eine Kultur einmal beruhten.
…  Zum Artikel.

Heimlich in eine neue Welt. Von Heinz Sauren.

05.12.14, von Heinz Sauren, Le Bohémien

In der Postmoderne wurde ein ganz neues Gesellschaftsmodell erdacht, das so grundlegend anders als das Alte ist, dass es jeden Lebensbereich von Grund auf neu definieren und verändern wird.

Gesellschaften stehen in stetigem Wandel. Der Wandel als Anpassung an Entwicklungen und Veränderungen ist notwendig. Notwendig für eine solche gesellschaftliche Evolution ist aber auch Zeit. Je langsamer eine gesellschaftliche Entwicklung vonstatten geht, desto ausgeglichener ist der Abgleich zwischen der notwendigen Veränderung und der gewünschten Übernahme der Errungenschaften, die eine Gesellschaft im Laufe ihrer Geschichte machte und die sie ausmachen…  Zum Artikel.

Theologische Aufklärung. Abschiedsvorlesung von Prof. Friedrich Wilhelm Graf am 28. 01.14 in der LMU

Seit einigen Wochen kann man im Feuilleton der „Süddeutschen Zeitung“ eine „Uni-Serie“
über die akademischen Rituale in der neuen deutschen Universität lesen. Am 19. Dezember
des vergangenen Jahres hat Johan Schloemann hier mit feiner Ironie den akademischen
Passageritus der „Abschiedsvorlesung“ charakterisiert. Das Publikum erwarte von dieser
„letzten Vorstellung“ des Professors einen „fachlichen Beitrag“, „oft etwas Bilanzierendes
oder Grundsätzliches“. So will ich in knapp 60 Minuten noch einmal sagen, worum es mir in
14 LMU-Jahren gegangen ist und, so Gott will, nun an anderen Orten, vor allem am
Schreibtisch weiter gehen wird: um theologische Aufklärung, die Religion und speziell die
diversen modernen Christentümer in ihren teils positiven, teils leider auch negativen,
destruktiven Zügen ernst zu nehmen versucht. Eine Vorwarnung: Vieles von dem, was andere in meinem Fach und in sonstigen religionsdeutenden Disziplinen für ganz selbstverständlich halten, ist mir seit langem fraglich. Aber Universitäten sind auch dazu da, Routinen des Denkens infrage zu stellen. In vier Schritten sollen nun die Aufgaben und Folgeprobleme theologischer Aufklärung analysiert werden, in der mir nun einmal eigenen Art: in Verbindung von ideenhistorischer Reflexion und Analyse aktueller Herausforderungen.

1. Theologische Aufklärung I: Vom heiligen Mythos zum
kritischen Logos

2. Theologische Aufklärung II: Das Eigenrecht des Individuellen

3. Aufklärung III: Die Krise der Moderne

4. Aufklärung IV
Der Vortrag.