Archiv der Kategorie:
Ökumene

„Die konservativen weißen Christen haben mit ihren Stimmen für Trump gewonnen. Der Bruch zwischen dieser Bevölkerungsgruppe und viele anderen Amerikanern wird sich nicht so schnell wieder kitten lassen.“

01/2017, zeitzeichen

„Wie einst König David“

Donald Trumps Wahlerfolg stellt die US-Kirchen vor große Herausforderungen

…Das hat nicht so ganz geklappt 2016. Das Magazin Christianity Today warnte vor der Wahl, das evangelikale „Ja“ zu Trump gebe „unseren Nachbarn viele Gründe zu bezweifeln“, dass wir „wirklich glauben, Jesus ist Herr“. Vielmehr gerieten weiße Evangelikale in den Verdacht, „dass wir so egozentrisch sind….. dass wir uns mit jemandem zusammentun, der all das verletzt, was uns heilig ist“. Der evangelikale Autor Tony Campolo schrieb Ende November in der New York Times, der Begriff „evangelikal“ sei so verbraucht, dass man einen neuen brauchen für den „Jesus-zentrierten Glauben“. Die konservativen weißen Christen haben mit ihren Stimmen für Trump gewonnen. Der Bruch zwischen dieser Bevölkerungsgruppe und vielen anderen Amerikanern wird sich nicht so schnell wieder kitten lassen. …

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Die Reformation hinaustherapieren? Zur Kritik am gemeinsamen Dokument von EKD und DBK „Erinnerung heilen – Jesus Christus bezeugen“. Von Martin Schuck

12/2016

Vor zehn Jahren wurde der Münchner Kirchenhistoriker Friedrich Wilhelm Graf im Interview mit der „Zeit“ gefragt, welcher Feiertag ihm lieber sei: Weihnachten oder der Reformationstag? Graf antwortete, der Philosoph Hegel habe seinen besten Rotwein nicht an Weihnachten, sondern am Reformationstag aufgemacht, und er könne das gut nachvollziehen. Immerhin sei das der Tag, an dem daran erinnert werde, dass „die eine autoritäre Kirche entmachtet wurde“. Negativ gesagt, so Graf, sei das der Beginn der Kirchenspaltung, positiv formuliert beginne hier jedoch die Pluralisierung des Christentums, „aus der viele Freiheiten der Moderne erwachsen“. Außerdem werde daran erinnert, dass sich ein einzelner Geistlicher gegen die fast allmächtige Institution der Papstkirche gestellt habe und religiöse Autonomie einklagte.
Es ist schade, dass nach einem Jahrzehnt intensiver Vorarbeit auf das Reformationsjubiläum am Ende nichts anderes steht als der Versuch, die vor einem halben Jahrtausend aufgebrochenen und in den Transformationsprozessen der Neuzeit sich weiterentwickelnden Differenzerfahrungen des Christentums aus dem individuellen und kollektiven Bewusstsein hinaustherapieren zu wollen. Aber ein ganzes Jahrzehnt lang die Reformation als Gründungsimpuls für die evangelischen Kirchen zu feiern, konnte schließlich nicht gut gehen. Von dem Zeitpunkt an, als die katholische Kirche auf Beteiligung drängte, wäre eine grundlegende Besinnung notwendig gewesen: Will man sich auf die katholische Logik einlassen, wonach eine einseitig positive Würdigung der Reformation unmöglich sei, weil die „Kirchenspaltung“ schließlich kein Grund zum Feiern ist? Folgt man dieser Logik, liegt es tatsächlich nahe, die Reformation als Schuldgeschichte zu betrachten.
Aber es wäre eben auch anders gegangen: Jenseits der üblichen konsensökumenischen Gewohnheiten hätte auch eine Einladung an die katholische Kirche stehen können, ihrerseits mit den Protestanten zusammen darüber nachzudenken, welche Vorteile auch die katholische Kirche aus den durch die Reformation ausgelösten Modernisierungsprozessen ziehen konnte. Oder sehnt sich tatsächlich noch irgendein Katholik zurück nach der (katholischen) Einheitswelt des Mittelalters?
So aber müssen sich die Protestanten bei aller Vorfreude auf die großen Events eingestehen, dass sich in den theologischen Beiträgen und liturgischen Feiern die katholische Sicht durchgesetzt hat. Überdeutlich wird das auf Weltebene an jenem Ereignis, das durch das lutherisch-katholische Dialogdokument „Vom Konflikt zur Gemeinschaft“ (2013) ausgelöst wurde: nämlich der Besuch des Papstes in Lund am 31. Oktober 2016 zur Feier der Eröffnung des Reformationsjahres am Ort der Gründung des Lutherischen Weltbundes vor 70 Jahren. Die Begegnung mit Papst Franziskus sei auf lutherischer Seite „zentrales Element“ der „Gedenkveranstaltungen“, so bislang unwidersprochen der leitende Direktor des katholischen Johann-Adam-Möhler-Instituts in der evangelischen Zeitschrift „Materialdienst des Konfessionskundlichen Instituts Bensheim“.
Kein Wunder also, dass sich auch in den nationalen Debatten die katholische Sicht vom „Gedenken“ an die Stationen einer „Schuldgeschichte“ durchgesetzt hat. Diese Haltung zu fördern, ist die Absicht des gemeinsamen Wortes des Rats der EKD und der Deutschen Bischofskonferenz „Erinnerungen heilen – Jesus Christus bezeugen“. Als politisches Projekt zur Versöhnung der Menschen in Südafrika unmittelbar nach dem Ende der Apartheid und auch zur Beendigung des Bürgerkriegs in Nordirland war „Heeling of Memories“ ein sinnvolles Konzept. Auch die kirchliche Erprobung in Rumänien, wo verschiedene konfessionell geprägte Volksgruppen nach dem Ende des Kommunismus sich gegenseitig die Schuld für Verfehlungen in der Zeit der Diktatur vorwarfen, führte zu einer sinnvollen Aufarbeitung der Schuld von Menschen, die danach versöhnt miteinander weiterleben konnten.
Diesen Ansatz auf lange zurückliegende geschichtliche Ereignisse übertragen zu wollen, ist aber fragwürdig, weil vorausgesetzt wird, dass die heute Lebenden Handlungen von vor 500 Jahren als schuldhaft bewerten, obwohl diese im Bewusstsein der damaligen Akteure völlig legal waren und den damals geltenden Normen entsprechend durchgeführt wurden. So etwas könnte man als Arroganz der Nachgeborenen bezeichnen.
Völlig unerträglich wird es dann, wenn die Autoren die vor 500 Jahren sehr intensiv geführten theologischen Debatten um die Wahrheit des Evangeliums banalisieren, indem sie diese nur von ihren späteren Folgen her bewerten. Wenn gesagt wird, der Papst und die Bischöfe hätten damals nicht die Kraft gehabt, die Vorgänge in Deutschland und der Schweiz „angemessen einzuschätzen und konstruktiv zu reagieren“, und auf der anderen Seite sei „der Eigensinn der reformatorischen Bewegung stärker ausgeprägt als der Wille zur Einheit“, dann erscheint die Reformation als Folge von Trägheit, Eitelkeit und anderen moralischen Defiziten. Die Schuldgeschichte beginnt dann nicht bei den Religionskriegen, sondern bei der menschlichen Haltung der Reformatoren, die für ihre Vorstellung von Wahrheit die Einheit der Kirche verantwortungslos aufs Spiel gesetzt hätten. An anderer Stelle erscheinen die Reformatoren als theologisch ungebildet, weil sie nicht erkennen konnten, dass es bei dem als „Werkgerechtigkeit“ bewerteten Traditionsgut, „dass der Glaube durch die Liebe geformt werden müsse“, eigentlich „um eine umfassende gnadentheologische Anthropologie der Freiheit“ gehe. Die reformatorischen Theologen gingen „bei ihrer Kritik von ihrem eigenen Glaubensbegriff aus, ohne die spezifische Begrifflichkeit der Scholastik und des Konzils konstruktiv zu würdigen“.
Am Ende bleibt die Erkenntnis: Wären die Theologen vor 500 Jahren so empathisch, klug und sensibel gewesen wie heutige Ökumeniker, dann hätte es keine Reformation, keine Kirchenspaltung und auch keine evangelischen Kirchen geben müssen, und die Einheit der abendländischen Christenheit unter dem Papst wäre erhalten geblieben. Das muss man als Protestant aber nicht unbedingt wollen.

„Dieser Mann ist kein Christ“. Trumpisten – Rechte Ideologie und ihre religiöse Verbrämung.

12/2016, von Andreas Mertin

…Wladimir Putin – Viktor Orban – Donald Trump – Marie Le Pen … Die Sehnsucht nach den “Strongman” scheint in globalisierten Zeiten extrem verführerisch zu sein. Vielleicht war es schlichtweg naiv, einmal nicht mit dem grundsätzlich Bösen im Menschen zu rechnen, vielleicht waren die letzten 50 Jahre eher der Ausnahmefall in der Entwicklung gesellschaftlicher Rechte….

Unter den weißen evangelikalen und den weißen wiedergeborenen Christen erhielt Trump sagenhafte 81% Zustimmung. …
Es wurde mit dieser US-Wahl für mich zum ersten Mal deutlich, wie die Deutschen Christen funktionieren konnten. Weil es eben nie um das Christentum und christliche Gedanken ging, sondern um rechte Ideologie, die nur erfolgreich religiös verbrämt wird….

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Griechisch-orthodoxe Kirche von Alexandrien will das Frauendiakonat wieder einführen.

12/2016

Die griechisch-orthodoxe Kirche von Alexandrien will das Frauendiakonat wieder einführen. Das beschloss das Patriarchat im Rahmen der jüngsten Synodenversammlung unter Leitung des Patriarchen Theodoros II.

 

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Israel Deports African Theologian over BDS Advocacy

12/2016, HEADLINESDEC 07, 2016, Democracy Now!

The World Council of Churches is condemning Israel for interrogating and deporting its associate general secretary, Isabel Apawo Phiri, upon her arrival at Tel Aviv airport. The respected African theologian was traveling with other church leaders for a conference in Jerusalem, when she was denied entry into Israel…

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Schlechtes Zeichen für verfolgte Christen

7.11.2016 Spiegel Online

Auf der Ökumenischen Pilgerreise entledigten sich die Bischöfe ihrer Kreuze bevor sie den Tempelberg betraten. Für einige ist das ein falsch verstandenes Signal der Toleranz. Ich stimme dem zu. In den Nachbarländern müssen ChristInnen teilweise um ihr Leben fürchten und harren trotz schlimmster Bedingungen aus. Wie entmutigend muss es für sie sein, wenn sich höchste Glaubensvertreter entscheiden ihren Glauben unsichtbar zu machen um Gefühle nicht zu verletzen. Und wäre es nicht ein gutes Zeichen der Gastgeber respektvoll mit der Andersartigkeit ihrer Gäste umzugehen. So könnten sie auch ein Zeichen der Versöhnung senden, dass den Extremisten entgegen tritt. Statt dessen, wird alles getan um bloß nicht anzuecken.

Lesen Sie hier den Artikel.

EKD-Beschluss: Ende der „Judenmission“

Beschlüsse
3. Tagung der 12. Synode der EKD, Magdeburg 3. bis 9. November 2016

Kundgebung der 12. Synode der EKD auf ihrer 3. Tagung
„… der Treue hält ewiglich.“ (Psalm 146,6) Eine Erklärung zu Christen und Juden als Zeugen der Treue Gottes

09. November 2016

Dazu:

EKD-Synode: Taufbefehl begrenzt, von Matthias Drobinski, SZ

8. November 2016,

Das Evangelium soll nur noch eingeschränkt verkündet werden: Die evangelische Kirche will auf ihrer Synode beschließen, dass Juden nicht mehr missioniert werden sollen.

Von Matthias Drobinski, Magdeburg

dazu:

Gemischte Reaktionen auf Nein der EKD-Synode zur Judenmission, idea
Freitag • 11. November

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Papst Franziskus und die Lutheraner. Gilt die Reformation immer noch als Kirchenspaltung? von Prof. Jan-Heiner Tück, NZZ

02.11.16, NZZ
In der Erklärung des Papstes und des Präsidenten des Lutherischen Weltbundes ist von «geistlichen und theologischen Gaben» die Rede, welche die Reformation gebracht habe. Das lässt aufhorchen.

Allerdings hat Papst Franziskus, der in einem Interview bemerkt hat, die Ökumene auch jenseits der akademischen Theologie voranbringen zu wollen, eine solche Anerkennung nicht ausgesprochen, ja er hat in Lund das Wort «Kirche» auffällig vermieden und durchgängig vom «Lutherischen Weltbund» gesprochen.

Im Blick auf überzogene Erwartungen ist daher festzuhalten: Die gemeinsame Erklärung spricht von der «Sehnsucht» nach Abendmahlsgemeinschaft und betont die Dringlichkeit, die Frage theologisch entschiedener anzugehen. Das ist die klare Markierung eines Desiderats, aber noch keine Lizenz!…  Zum Artikel.

Die Welt brennt – die Kirchen verzetteln sich im Klein-Klein. Wittenberger Appell.

Erklärung der Versammlung christlicher Reformgruppen vom 21. – 23. Oktober 2016 in Lutherstadt Wittenberg
Die Welt brennt – die Kirchen verzetteln sich im Klein-Klein
Geschwisterlich Kirche sein in gemeinsamer Verantwortung für die Welt
Reformationsjubiläum Jubiläen bringen es mit sich, auf die Anfänge zurückzublicken und darauf, wie prächtig sich doch alles entwickelt hat. Sind 500 Jahre Reformation in diesem Sinne ein Jubiläum wert? Kirchenspaltungen und Religionskriege, gegenseitige Vorwürfe, Schuldzuweisungen und Ausgrenzungen bis in die letzten Jahrzehnte, ja bis heute, sind kein Ruhmesblatt für die Kirchen. Nach langem, redlichem Bemühen in der ökumenischen Bewegung scheinen die Gräben zwischen den Konfessionen eher wieder tiefer zu werden. … Mehr dazu.