04/2015, von Prof. Dr. Rainer Dollase, Uni Bielefeld, Abt. Psychologie
G 8 Befürworter verwickeln sich immer mehr in argumentative Widersprüche
…Und noch ein Widerspruch: man schickt die Abiturienten in jüngeren Jahren auf die Uni – wo sie dann länger brauchen, also das fehlende Jahr auf der Uni quasi nachholen. Übrigens: ein Jahr Schule würde rund 5.600 Euro kosten, ein Jahr Studium 8.400 Euro. Von Spareffekt kann also gar keine Rede sein, wenn man ein Jahr kürzer in der Schule ist, aber Jahre länger an der Uni.
Wie konnte es zu solchen Widersprüchen kommen?…
Der Versuch, durch G8 die gleiche Qualität wie mit G9 zu erzeugen, ist in Nordrhein-Westfalen ohnehin gescheitert. In Nordrhein-Westfalen wird jetzt auf Druck einer entsprechenden G9-Initiative versucht, G8 tatsächlich leichter zu machen, d.h. weniger Qualität zu verlangen. Das ist ein spätes Eingeständnis einer früheren Fehlentscheidung: G8 bekommt man nur mit Qualitätssenkung…
Gleichzeitig zerstört man eine kulturelle Eigenheit des deutschen Gesellschaftssystems, das sehr stark vom Vereinsleben und von außerschulischen Bildungsanbietern geprägt wird, wie man es in den angelsächsischen Ländern kaum kennt.Die Empirie ist hier auch ganz eindeutig: informelle und nonformale Bildung steigert die Qualität der Kompetenzen…
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Anm. F.S. Die Parallelen zu kirchlichen Reformprozessen, nicht nur hinsichtlich der „Spareffekte“, sind unübersehbar.
22. April 2015, SZ
München – Eine Mehrheit der bayerischen Eltern und Schüler wünscht sich offensichtlich das neunstufige Gymnasium zurück. Der Andrang für den zweijährigen Modellversuch Mittelstufe Plus ist jedenfalls gewaltig. Zwar läuft die Anmeldefrist noch bis zum 4. Mai, aber schon jetzt ist an vielen der 47 Projektschulen klar, dass mehr als die Hälfte der Sechstklässler im kommenden Schuljahr ins neunjährige Gymnasium einschwenkt.
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