Archiv der Kategorie:
Institutioneller Wandel außerhalb der Kirchen

Fehlendes Vertrauen in Institutionen

21. Juli 2015, von Ethan Zuckerman, SZ

Die amerikanische PR-Agentur Edelman befragt jährlich Tausende Bürger aus 33 Nationen, um ein „Vertrauens-Barometer“ zu erstellen, das das öffentliche Vertrauen in Regierung, Wirtschaft, gemeinnützige Organisationen und die Medien misst. Nach dieser Umfrage herrscht in Deutschland, Italien, Polen, Spanien, Schweden und Irland sogar noch mehr Misstrauen in die Institutionen als in den USA.

Eine vorhersehbare Konsequenz daraus ist sinkende Partizipation…. Zum Artikel.

Welchen Stellenwert haben Institutionen in unserer Gesellschaft? Eine Diskussion im Forum der SZ.

22. Juli 2015

aus den Diskussionsbeiträgen z.B.

„Institutionen sollen das Leben zwischen den Menschen regeln und sicherer machen (Gesetze, Parlamente, Verträge, Unternehmen, Nachrichtendienste,Geld, Normen, Werte, Kirche, sonstige Organisationen). Allerdings scheinen die Institutionen überall zu verfallen und von Fäulnis befallen. Dies liegt allerdings nicht daran, dass Institutionen von außen torpediert würden. Vielmehr sind es die Vertreter der Institutionen selbst, die zum Institutionenverfall beitragen und von Institutionenfäulnis betroffen sind – bestechliche und unwahrhaftige Politiker (…), nachlässige Richter (Vergleichs- und Gutachtenindustrie), korrupte Vorstände und Geschäftsführer (ein Blick in den Wirtschaftsteil von Zeitungen genügt), über das gesetzliche Maß hinaus tätige und Links- und Rechtsextreme befeuernde Nachrichtendienstler (…), korrupte Banker und für Geldpolitik zuständige Vertreter (…), bestechliche Sportfunktionäre (…), versagende und in zahlreichen Skandalen verwickelte Kirchenvertreter (…) usw. Aus den Ruinen der Institutionen, lachen die letzten Institutionenvertreter hervor, schlagen sich auf ihre Schenkel und amüsieren sich über diejenigen, die sich über die aufpolierten Institutionenfassaden noch beeindrucken lassen. Trotzdem, wo keine Substanz mehr ist, verfällt der Glanz bald auf breiter Front. Der „Glaube“ an Institutionen und ihre Vertreter wird in der Epoche der Postmoderne zwangsläufig weiter unterminiert und dekonstruiert… Es ist daher wenig überraschend, wenn Institutionen die Leute davon laufen. Im mittel- bis langfristigen Trend beobachten wir z.B. Mitgliederverluste bei den Gewerkschaften und Parteien, sinkende Wahlbeteiligungen, zunehmende Wechselwähler, verstärkte Personalfluktuationen in Unternehmen, steigende Kirchenaustritte, Angst vor dem Verfall des Euro usw…. “

Quelle: scrollen Sie zu:  Schneider • vor … Tagen

„typisch deutscher Fehlweg“. Regionalbischöfin Daniela Greiner (Bayreuth) hinterfragt „Kontrolle und Rechenschaftsberichte“ in der Pflege.

07/2015

„Pflegetruck“ macht Station in Bamberg

„Mehr Personal, mehr Geld, mehr Zeit“

Sie sind die Zukunft: Erfreut begrüßte Regionalbischöfin Dorothea Greiner die Schüler der Evangelischen Berufsfachschule für Altenpflege der Diakonie Bamberg-Forchheim am Pflegetruck in Bamberg.
„Mehr Personal, mehr Geld, mehr Zeit“: Deutlich stellte die Bayreuther Regionalbischöfin Greiner jüngst am „Pflegetruck“ in Bamberg die überfälligen Forderungen zum Abbau des Pflegenotstandes…  Zum Artikel.

Public Private Partnership in der Kritik. Bertelsmann übernimmt Stadtverwaltungen. Kommunen zahlen drauf.

28.04.2011, von Steffen Judzikowski und Ulrich Stoll, youtube

Für klamme Kommunen galt „ÖPP“ jahrelang als Allheilmittel: Öffentlich-Private Partnerschaften, auch Public Private Partnership (PPP) genannt, sollten überschuldeten Gemeinden Bauvorhaben mit privatem Geld ermöglichen, die sie sich eigentlich nicht leisten konnten. Städtische Bürokratien, hieß es lange, seien unfähig, zum Beispiel Spaßbäder erfolgreich betreiben zu können. Die vermeintliche Lösung: Ein privater Geldgeber baut, und die Kommune zahlt Miete für die Nutzung des neuen Gebäudes.
Jetzt macht sich vielerorts Ernüchterung breit. Zahlreiche von privaten Geldgebern gebaute Schulen und Schwimmbäder erwiesen sich als schlecht geplant und als zu teuer. Für Prof. Holger Mühlenkamp sind daher viele ÖPP-Projekte eine schlechtes Geschäft für den Steuerzahler. Für viele Kommunen sei es lediglich ein Finanzierungs-Trick zu Lasten künftiger Generationen: „ÖPP sind ein attraktives Instrument um die Schuldenbremse zu umgehen“.

zum video.

Unwirtschaftlichkeit bei gescheitertem ÖPP-Projekt in Köln

12. Juni 2015,

Seit der Sitzung am 8.6.2015 im Stadtrat Köln ist klar: Aus für den Neubau des Frischezentrums als Öffentlich-private Partnerschaft (ÖPP oder PPP, Public Private Partnership). Außer der FDP gab es keine weiteren BefürworterInnen für die ÖPP-Variante, die die Wirtschaftsdezernentin Ute Berg vorgelegt hat. Demnach sollte das 70-Millionen-Projekt als ÖPP realisiert werden, bei dem die Stadt jährlich eine „Deckungslücke“ übernehmen sollte, wobei den beteiligten Unternehmen garantierte Einnahmen zugesprochen werden. Das Gutachten für das ÖPP-Projekt, erstellt von der Partnerschaften Deutschland AG, überzeugte die EntscheiderInnen nicht. Zum Artikel.

Nach Bahn, Post, Kitas streiken nun auch die Lehrer – in Hessen: „Es ist eine Frage der Selbstachtung, dass wir die materielle und fachliche Abwertung unserer pädagogischen Arbeit in den Schulen nicht hinnehmen.“

06/2015, GEW, Lehrerstreik in Hessen am 16.juni

Unmittelbar nach der Unterzeichnung des Tarifvertrags für die 15 Bundesländer im Bereich
der Tarifgemeinschaft der Länder haben die Länder Bayern, Hamburg, Rheinland-Pfalz und
Sachsen für 2015 eine vollständige Übertragung auf ihre Beamtinnen und Beamten zugesagt – mit Gehaltserhöhungen zum selben Zeitpunkt und im selben Umfang wie bei den
Tarifbeschäftigten. Berlin, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen
und Sachsen-Anhalt übertragen mit geringen Abschlägen oder geringen zeitlichen Verzögerungen.
Nur Hessen, eines der reichsten Bundesländer, beharrt auf der Nullrunde. Das lassen wir
uns nicht bieten!  Mehr dazu oder zum Streikaufruf der GEW.

Frühpädagoge Wassilios Fthenakis zu Kita-Streik und Stillstand der Pädagogik: „Die schottische Regionalregierung hat zwischen 1999 und 2012 mehr Bildungsreformen angestoßen als Deutschland insgesamt seit 1945. …“

„Kinder haben keine Lobby“

1. Juni 2015,, Interview von Annette Zoch, SZ


Halten Sie die Forderungen der Erzieher denn für berechtigt?

Natürlich, ich verstehe sie außerordentlich gut. Sie tragen eine enorme Last. Ich habe in diesem Jahr wieder in mehreren Kindergärten hospitiert, und ich bewundere jede Fachkraft, die diese Belastungen aushält.

Welche sind das?

Die Einrichtungen sind unterfinanziert und unterbesetzt, hinzu kommt der gestiegene Verwaltungsaufwand. Zusätzlich bringen auch die Kinder mehr Herausforderungen mit: Scheidungen, Armut, Migrationshintergrund. In einer Kita in Hannover zum Beispiel kommen heute über 50 Prozent der Kinder aus Migrantenfamilien. Dann wird zusätzliche sprachliche Förderung nötig, und darauf sind viele Erzieher nicht ausreichend vorbereitet…

Die schottische Regionalregierung hat zwischen 1999 und 2012 mehr Bildungsreformen angestoßen als Deutschland insgesamt seit 1945. … Zum Interview.

Die Hochschulrektorenkonferenz fordert den Ausschluss des Bildungssektors aus den TTIP-Verhandlungen.

02.06.2015, von Thomas Thiel, FAZ

Die Kultur gilt als Keimzelle des Widerstands gegen das Freihandelsabkommen TTIP, seine Folgen für das Bildungssystem sind dagegen bisher nur am Rande angeklungen. Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) hat sich dieser Tage zu Wort gemeldet und von der Europäischen Kommission gefordert, den Bildungssektor komplett von dem Abkommen auszunehmen. Bildung sei kein Handelsgut, sondern Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge. Natürlich wird an deutschen Universitäten längst mit Bildung gehandelt. So gibt es das (auch von der HRK getragene) Leitbild der unternehmerischen Hochschule vor… Zum Artikel.

Studium vor Bologna: „Man hatte mehr Freiheit“

18. Mai 2015, von Roland Preuß, SZ

Mathias Brodkorb (SPD), Wissenschaftsminister in Mecklenburg-Vorpommern, hat das Studium nach der Bologna-Reform heftig kritisiert.
Früher habe man im Studium „mehr Freiheit und Kombinationsmöglichkeiten“ gehabt, nun sei „alles überreguliert“.
1999 hatten sich 29 europäische Staaten in Bologna auf ein gemeinsames Studiensystem verpflichtet, um den europaweiten Austausch von Studenten voranzutreiben. Mittlerweile ist der „Bologna-Raum“ auf 47 Nationen angewachsen.
 Zum Artikel

„Auf den Pfarrer kommt es an“, Strukturen sind unbedeutend. Signifikante Parallelen zur 5. KMU in der Hattie-Studie, einer Meta-Studie zu Bildungspolitik.

Die Hattie-Studie. Von Martin Spiewak, DIE ZEIT

14. Januar 2013

Kleine Klassen bringen nichts, offener Unterricht auch nicht. Entscheidend ist: Der Lehrer, die Lehrerin. Das sagt John Hattie. 

… Dabei begründet nicht allein die megalomanische Dimension seines Projektes Hatties Ruf oder die Kälte seines wissenschaftlichen Blicks (»Meinungen gibt es genug; was zählt, ist messbare Evidenz«). Die größte Sprengkraft liegt in seinen Erkenntnissen. Denn diese stehen geradezu quer zur bildungspolitischen Debatte in vielen Ländern. »Wir diskutieren leidenschaftlich über die äußeren Strukturen von Schule und Unterricht«, kritisiert Hattie. »Sie rangieren aber ganz unten in der Tabelle und sind, was das Lernen angeht, unwichtig.«

Zum Artikel.

Anm F.S.: Die Paralleleln zur Reformdiskussion und zu früheren Fehlanalysen in der Kirche sind evident:

1. Die Person des Pfarrers ist ebenfalls von hoher, bislang in der Reformagenda völlig unterschätzten Bedeutung. Das bestätigt jüngst die 5. KMU, Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung. Konträr dazu das Reformkonzept nach „Kirche der Freiheit“: Die Reformer erklärten die PfarrerInnen zum (Finanz-) Problem und sehen einen extrem hohen Stellenabbau vor. Der Prozess ist in Gang.

2. Die Reformer der Kirche diskutieren über äußere Strukturen und versprechen sich und versprachen anderen große Erfolge durch Strukturreformen. Hattie: »Sie rangieren aber ganz unten … und sind, was das Lernen angeht, unwichtig.«
vgl. dazu auch aus der Kirche: Struktur-k(r)ampf in der evangelischen Kirche , Dt. Pfarrerblatt 8/2012, oder heute Bischof Cornelius-Bundschuh, Baden.