Archiv der Kategorie:
Erster Weltkrieg

„Die Waffen nieder“? Frauen und Frieden: Zuschreibungen – Kämpfe – Verhinderungen

Zusammenfassung einer Tagung der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg:

Insgesamt lieferte die Tagung mit ihrem Theorie und politische Praxis zusammenbringenden Format vielfältige Facetten des Themenfeldes Pazifismus und Geschlecht. Deutlich wurde die hohe keineswegs zwangsfreie Integrationskraft der Nation im kriegerischen „Notstand“, gegen die im Ersten Weltkrieg weder die europäische Sozialdemokratie, noch die europäische Frauenbewegung immun waren. Die Zugehörigkeit zur kriegerischen Nation verheißt offenbar gerade Gruppierungen, die um gesellschaftliche Anerkennung kämpfen, zukünftige Emanzipationschancen. Deutlich wurde aber auch, dass die erschütternde Erfahrung des Krieges keineswegs zu gleichlaufenden Konsequenzen bei den Betroffen führen muss. Nicht zuletzt zeigte die Debatte um die Anschlussfähigkeit des seit der Französischen Revolution postulierten weiblichen Geschlechtscharakters sowohl an Krieg- wie Friedensarbeit, dass eine spezifische Nähe „der Frau“ zu Frieden zu Recht ins Reich der Mythen verwiesen worden ist. Erkennbar war auch, dass die Genderforschung zum Geschlecht des Pazifismus noch zahlreiche Blindstellen aufweist, an denen sich weitere Forschung lohnt.  Zum Tagungsbericht.

Die Tagebücher des katholischen Feldgeistlichen Fridolin Mayer zum erstem Weltkrieg

Der erste Weltkrieg, wird in letzte Zeit immer wieder durch die persönlichen Berichte von involvierten historisch neu aufgearbeitet. Eine wichtige Quelle sind dabei Tagebücher von einfachen Menschen, die ihre Erlebnisse schildern.

Ein Blog veröffentlicht nun die Tagebücher des Feldgeistlichen Fridolin Mayer. Mayer meldete sich freiwillig zum Dienst als Feldgeistlicher. Nach Ansicht der Betreiber sind die Texte in folgenden Hinsichten interessant:

 

  1. Sie geben zum einen Einblick in das Denken des katholischen Klerus aus dem Südwesten (u. a. Überreste des Kulturkampfes, weiterhin Aversion gegen den Protestantismus).
  2. Zum anderen ermöglichen sie Einblicke in die Mentalität der katholischen Soldaten an der Front und in die Bedeutung, die der Religion zuweilen noch in der modernen Erfahrung des Krieges zukommt.
  3. Sie geben Aufschluss über die Praxis der Feldseelsorge unter den Bedingungen der modernen Materialschlacht.
  4. Darüber hinaus bieten sie Informationen zur Landesgeschichte, zu den Soldaten aus dem Südwesten sowie zur Erfahrung von Kriegsausbruch und Julikrise in Freiburg und Umgebung.
  5. Schließlich stellen sie eine nicht unerhebliche Quelle zur Geschichte des katholischen Klerus des Erzbistums Freiburg im beginnenden 20. Jahrhundert dar.

Machen Sie sich hier ein eigenes Bild.

Walter Wink, Verwandlung der Mächte. Eine Theologie der Gewaltfreiheit.

100 Jahre nach dem Beginn des 1. Weltkriegs ist das Thema Krieg weiterhin von bedrückender Aktualität. Mit welchen Mächten und Gewalten haben wir zu kämpfen, um endlich zu einer Überwindung von Krieg und Gewalt zu kommen?

Über dreißig Jahre lang hat der amerikanische Theologe Walter Wink zu dieser Frage gearbeitet, zusammengefasst hat er 1999 die Ergebnisse seiner Arbeit in dem Buch „The Powers That Be. Theology for a New Millenium“. In diesem Jahr ist dieses Buch endlich auf Deutsch erschienen: Walter Wink, Verwandlung der Mächte. Eine Theologie der Gewaltfreiheit (hg. von Georg Steins / Thomas Nauerth), Regensburg 2014.

Zu einem Gespräch mit den Herausgebern dieses besonderen Buches, einer Befreiungstheologie für den reichen Norden dieses Planeten, lädt die Bielefelder Gruppe des Internationalen Versöhnungsbundes und die Reformierte Gemeinde Bielefeld ein.
Zur Quelle.

Die sogenannte Urkatastrophe 1914

13.01.2014, von Arno Klönne

Einhundert Jahre seit dem Beginn des Ersten Weltkrieges – die kulturindustrielle Verwertung eines solchen Ereignisses lässt sich nicht aufschieben bis zum August, auch im Erinnerungsgewerbe herrscht harte Konkurrenz, und so sind wir schon umstellt von einschlägigen Angeboten zum Rückblick auf eine “Urkatastrophe”. Der Begriff ist äußerst beliebt, um “1914″ gedanklich unterzubringen – und drängt ein Missverständnis auf; keineswegs waren es Naturgewalten, die damals in völlig neuen Dimensionen Zerstörung und Tod auslösten. Es handelte sich um Menschenwerk, unter Nutzung hochentwickelter Technik. Bei dem Versuch, den Trend derzeit dominierender Beschreibungen und Deutungen von “1914″ zu erfassen, stößt man auf ein Problem: Ganz überwiegend erscheint der Erste Weltkrieg als Inferno, in das die beteiligten Staaten “hineingeschlittert” oder in das sie “schlafwandelnd” geraten sind; dessen Brutalität niemand voraussah; bei dem Täter und Opfer nicht mehr zu unterscheiden sind. Und wo eine besondere Verantwortung des Deutschen Reiches nicht gegeben war. – Angesichts dessen empfiehlt es sich, an diese Erinnerungskultur einige Fragen zu stellen:
Gab es sie gar nicht – deutsche Programme und Pläne für eine gewalttätige Expansion nach Westen und Osten, für den Zugriff auf industrielle Ressourcen und agrarische Räume, dem Kalkül wirtschaftlicher Eliten entstammend? Zum Artikel.

Die Gründung des Versöhnungsbundes 1914 – PazifistInnen organisieren sich

16/05/2014 von Ulrich Hahn
2014 denken wir an den Beginn des ersten Weltkriegs vor 100 Jahren. Vom 01. bis 03. August 2014 feiert auch der Internationale Versöhnungsbund in Konstanz sein hundertjähriges Bestehen. Die „europäische Katastrophe“, als in Europa „die Lichter ausgingen“, war gleichzeitig der Beginn eines wichtigen Zweiges der weltweiten Friedensbewegung.

Doch so glatt verlief die Gründung nicht: Genau genommen wurde in Konstanz am 02. August 1914 nicht der Versöhnungsbund gegründet, sondern der „Weltbund für Freundschaftsarbeit der Kirchen“ (engl.: „The World Alliance of Churches for Promoting International Friendship“), bis 1948 einer der Vorläufer des Ökumenischen Rates der Kirchen.
Finanziert durch eine Stiftung des amerikanischen Industriellen Carnegie wurden schon im Mai 1914 protestantische Theologen aus aller Welt zu einer Friedenskonferenz nach Konstanz eingeladen, die dort vom 01.-05. August 1914 stattfinden sollte.
Vorausgegangen waren dieser Einladung seit 1908 gegenseitige Besuche deutscher und englischer Kirchenführer, 1910 die Gründung eines „Kirchlichen Komitees zur Pflege freundschaftlicher Beziehungen zwischen Großbritannien und Deutschland“, als dessen Sekretär der deutsche Pfarrer Friedrich Siegmund-Schultze (1885-1969) berufen wurde, dann ein gemeinsamer Besuch deutscher und englischer Mitglieder dieses Komitees in den USA und schließlich noch ein Aufruf des schweizerischen Reformierten Kirchenbundes im Januar 1914 zu einer Friedenskonferenz christlicher Kirchen…

Mehr dazu.   klicken Sie dann auf das pdf: 2014-uh-gruendung-vb.pdf

Zum erstem Weltkrieg: Die Kirche war auch nicht schlauer als der Rest der Gesellschaft

1914 trug eine Welle der Euphorie den Beginn eines sinnlosen Massenmordens. Auch die Kirche beteiligte sich an dem Anheizen der Kriegsstimmung. Christoph Markschies befasst sich mit den Gründen, warum die evangelische Kirche für den Krieg willig instrumentalisieren ließ. „Die evangelische Kirche verfügte ja nicht über bessere politische Diagnosemöglichkeiten als jeder andere Zeitgenosse auch. Und sie war so blind, wie es die gesamte Bevölkerung war.“, versucht er die Rolle der Kirche aus ihrer Zeit heraus zu betrachten. Untersucht werden muss daher auch vermehrt die Rolle der Kriegstreiber in der Kirche.

Aber wenn die Kirche sich nicht von der Gesellschaft in ihrer Erkenntnismöglichkeit unterscheidet, kann sie das moralische Wächteramt, das sie sich so gerne zuschreibt erfüllen.

Es erklärt aber gut, warum sich die EKD zu einer diffusen Bejahung des Afghanistankrieges herablässt. Wenn es außerhalb der Linkspartei keinen Politiker mehr gibt, der den Krieg ablehnt. Warum sollte es dann die Kirche?

Lesen Sie dazu auch unsere Kommentare zur Stellungnahmen der Ethikkammer zum Afghanistankrieg.

 

Zur Stellungnahme der Kammer für Öffentliche Verantwortung zum Militäreinsatz in Afghanistan

 

EKD: Nun doch einiges gut in Afghanistan

Evangelische Friedensaufrufe von 1913 aus Deutschland und Frankreich

Dr. Karlheinz Lipp


Evangelische Friedenspfarrer von 1892 bis 1913

Im Jahre 1892 gründeten Bertha von Suttner und Alfred Hermann Fried in Berlin die Deutsche Friedensgesellschaft (DFG). Bis 1914 umfasste diese Friedensorganisation, die noch heute existiert, in ca. 100 Ortsgruppen ca. 10.000 Menschen. Der Pfarrer Hermann Hetzel (Fürstenwalde) wirkte 1893/94 als Vorsitzender der DFG.

Im Jahre 1894 traten zwei Pfarrer der DFG bei, die maßgeblich den Kurs des pazifistischen Protestantismus prägten: Otto Umfrid (Stuttgart) und Ernst Böhme (Kunitz bei Jena). Dass der regionale Schwerpunkt der DFG besonders in Württemberg lag, ist vor allem das große Verdienst des sehr aktiven Stuttgarter Stadtpfarrers Umfrid. Dieser Friedenspfarrer verfasste ca. 600 Publikationen, erhielt eine Nominierung für den Friedensnobelpreis 1914 und wirkte seit 1900 als Vizepräsident der DFG.

Der Thüringer Pfarrer und Friedenspädagoge Ernst Böhme entwickelte ebenfalls eine rege publizistische Tätigkeit, unterzeichnete viele Friedensresolutionen und organisierte mit der Ortsgruppe Jena (Helma Greiner) der DFG den ersten deutschen Friedenskongress in Jena im Mai 1908. Auf dieser Friedenstagung hielten drei evangelische Theologen Hauptvorträge. So sprachen der Marburger Martin Rade über Machtstaat, Rechtsstaat und Kulturstaat, der Jenaer Neutestamentler Heinrich Weinel über Christentum und Patriotismus sowie Otto Umfrid über Kolonisation und Auswanderung. Zum Artikel im Pfälzer Pfarrerblatt.