Archiv der Kategorie:
Nachkriegszeit (50iger-60iger Jahre)

Schwierige Beziehungen nach Südafrika

Erstmals wurden die Beziehungen der evangelischen Kirchen zu Südafrika während der Apartheid umfassend untersucht. Herausgekommen ist ein dickes Buch mit mehr als vierzig AutorInnen. Aber auch eine interessante Kapitel der Kirchengeschichte.

Lesen Sie hier die Buchbesprechung.

…eine immer lebendige Quelle< - Erich Fromm als jüdischer Denker. Dr. Domagoj Akrap.

in: Fromm Forum (Deutsche Ausgabe – ISBN 1437-0956) 17 / 2013, Tübingen

Der Titel meines Vortrags mag vertraut und befremdend zugleich klingen. Auf der einen Seite wurden in allen nennenswerten biographischen Darstellungen zu Erich Fromm der orthodoxe familiäre Hintergrund und die traditionelle jüdische Erziehung hervorgehoben, auch die Bedeutung dieser Sozialisation für seinen weiteren Werdegang wurde regelmäßig betont. Andererseits wurde noch nie der Versuch unternommen, Fromm explizit als „jüdischen Denker“ zu verstehen, sein Werk und ihn in das Kontinuum jüdischen Denkens zu integrieren, das insbesondere im 20. Jahrhundert außerordentlich reich und vielgestaltig in Erscheinung trat.
Bevor nun über Fromm gesprochen werden kann, muss noch geklärt werden, was denn unter dem Begriff „jüdisches Denken“ zu verstehen sei. Dieser Frage soll der erste Teil der Ausführungen gewidmet sein. Im zweiten Teil soll in einem kurzen Exkurs die kürzlich aufgestellte These von Philip Wexler – Sozialpsychologie sei eine säkulare Version religiöser Theorie – aufgegriffen werden. Im dritten Teil sollen die drei wichtigsten Quellen Fromm‘schen Denkens analysiert werden, um am Ende den Versuch zu unternehmen, die schwierige Frage – „Ist Fromm ein jüdischer Denker?“– zu beantworten. Zum vollständigen Artikel.

„Im Labyrinth des Schweigens“. Ein Film schildert die Vorgeschichte des Auschwitzprozesses. Von Ludwig Greven

5. November 2014. Ein Staatsanwalt wehrt sich gegen das Vergessen: Der Film „Im Labyrinth des Schweigens“ schildert die Vorgeschichte des Auschwitzprozesses. von Ludwig Greven/ DIE ZEIT.

Kann man sich noch eine Zeit vorstellen, in der Auschwitz nicht jedem eingebrannt war als Inbegriff des Bösen und unentrinnbarer deutscher Schuld? Es gab diese Zeit, sie reichte bis in die 1960er Jahre. Es war die scheinbar unbeschwerte Ära des Wiederaufbaus und des Wirtschaftswunders, von Petticoat, Nierentisch und fröhlicher Schlagermusik. Die Deutschen arbeiteten, feierten, konsumierten, als gäbe es kein Gestern, und sie bemühten sich mit aller Kraft, den Krieg, die Nazi-Zeit und ihre eigene Mitverantwortung für die NS-Verbrechen zu verdrängen.

Dann aber stieß der Frankfurter Journalist Thomas Gnielka 1958 auf Dokumente mit den Namen von KZ-Wachleuten. Fünf Jahre später begann der Frankfurter Auschwitzprozess, der größte und wohl wichtigste Prozess der bundesdeutschen Geschichte. Und ein Wendepunkt in der Aufarbeitung des Holocaust.
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Kann man darüber und über die dramatische Vorgeschichte des Prozesses einen Spielfilm drehen, der dazu noch unterhält und nicht als bleischwere Geschichtsstunde daher kommt? Der Regisseur Giulio Ricciarelli und die Produzenten Uli Putz und Jakob Claussen haben es mit Im Labyrinth des Schweigens getan…  Mehr dazu.

Bleibend aktuell: UNO mystica. Zum 40. Todestag von Dag Hammarskjöld

von Gotthard Fuchs

Längst ist es an der Tagesordnung, Blauhelme der Vereinten Nationen in politische Krisengebieten der Welt zu schicken – aber kaum jemand weiß noch, wer der Erfinder dieser Friedenstruppen war. Wenn Verbrecher vor das Haager Kriegstribunal geschafft werden, macht sich durchaus Genugtuung breit (auch wenn der amerikanische Wirtschaftsdruck im Hintergrund, wie bei der Auslieferung Milosowitschs, schwere Fragen aufwirft, denn was ist mit den Kriegsverbrechern z.B. im eigenen, im atlantischen Haus?) Kaum einer aber weiß, wer diese Idee einer weltweiten Gerichts- und Rechtsinstanz politisch durchzusetzen anfing. Dag Hammarskjöld, von 1953 bis zu seinem Tod 1961 Generalsekretär der UNO, war umgetrieben von einer kosmopolitischen Weltinnenpolitik: überstaatliches Recht und überstaatliche Macht, und das entschieden im Einsatz für die armen und ärmeren Völker und Menschen. Der Schwede aus adeligem Haus, hochbegabt und international viel erfahren, zuletzt stellvertretender Außenminister seines Landes, ist „ein wahrhafter Weltbürger – mit einer interkulturellen Philosophie“ (143) und Spiritualität, ein Globalprayer. Ihm ging es, im ganzheitlichen Sinn, um das Weltkulturerbe (204), um Frieden und Gerechtigkeit für alle, um eine verbindliche Menschheitsethik. Von Globalisierung ist heute viel die Rede – Globalisierung aber von was?

(aus dem Jahr 2011)

Gehen Sie in der linken Leiste auf Spiritualität/Mystik
und beim folgenden (2.) Fenster auf: UNO mystica. Zum 40. Todestag von Dag Hammerskjöld

Mein Blick auf das Konzil – Dr. Daniel Kosch Generalsekretär der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz der Schweiz (RKZ)

… Aber schon während meines Theologiestudiums wurde spürbar, dass die Errungenschaften des Konzils bedroht waren. Man begann man von der Kirche «in winterlicher Zeit» zu sprechen und es meldeten sich die «zornigen alten Männer in der Kirche» zu Wort. Der «Fall Haas», die Art und Weise, wie Rom die Befreiungstheologinnen und –theologen zum Schweigen zu bringen versuchte, die theologische Diskreditierung der historisch-kritischen Exegese durch den damaligen Präfekten der Glaubenskongregation, Joseph Ratzinger, der römische Zentralismus und andere problematische Entwicklungen führten mich je länger, je mehr zur Überzeugung, dass das Konzil gegen den Rückfall der Kirchenleitung hinter das Vatikanum II verteidigt werden müsse. Das gleiche Konzil, dessen Texte ich zu Beginn des Studiums als «zu brav» und zu «affirmativ» empfunden hatte, wurde zur «gefährlichen Erinnerung» (J.B. Metz), diesbezüglich dem Zeugnis der Bibel verwandt. Um so erfreulicher, dass ich in meinem Fachbereich, dem Neuen Testament und der Bibelpastoral, viele Frauen und Männer kennen lernte, die im Geist des Konzils  das Evangelium, seine Option für die Armen, seine Vision vom Reich Gottes und den Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit mitten in der Welt von heute ins Zentrum stellten… Zum Beitrag von Dr. theol. Daniel Kosch, CH.

12 Thesen zu ‚Pacem in Terris‘. Vortrag von Thomas Schirrmacher im Rahmen des Exzellenzclusters „Religion und Politik“, Uni Münster

Internationales Expertengespräch „Maßstab Menschenrechte. Anspruch und Umsetzung in der katholischen Kirche 50 Jahre nach Enzyklika ‚Pacem in terris‘“,

23.-24.10.2013, an der Westfälische Wilhelms-Universität Münster im Rahmen des Exzellenzclusters „Religion und Politik“, Leitung: Prof.Dr. Marianne Heimbach-Steins, Institut für christliche Sozialwissenschaften, Münster, und Prof. Dr.Daniel Bogner, Institut de Pédagogie Religieuse, Universität Luxemburg

A. Zur externen Bedeutung
1. These: Eine zentrale Bedeutung von PiT liegt in der uneingeschränkten Anerkennung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948 (vor allem PiT 143-144). Da diese Erklärung nicht juristisch verbindlich und wirksam ist, sondern durch ihren enormen moralischen Stellenwert wirkt, war es wesentlich, dass die größte Religionsgemeinschaft der Welt ihr zu einer Zeit moralische Rückendeckung gab, als sie noch nicht so unumstritten als Weltgewissen galt…

B. Die interne Vollendung
7. These: Die Frage nach dem Verhältnis staatlicher Strukturen zum Verhältnis großer religiöser Organisationsstrukturen bleibt auf der Tagesordnung, auch für die Kirchen

C. Ökumenische Chancen
12. These: Das von der organisierten Weltchristenheit 2011 gemeinsam unterzeichnete Dokument „Christliches Zeugnis in einer multireligiösen Welt“ („Christian Witness in a Multireligious World“) ist ein Meilenstein ökumenischen Menschenrechtsverständnisses…
Der Vortrag als pdf.

 

 

„Papst kann jeder werden. Der beste Beweis bin ich.“ Zur Heiligsprechung von Papst Johannes XXIII.

Der liebenswürdige Reformer – von Joachim Frank, BZ

24.04.14

Dem katholischen Kirchenvolk gilt Johannes XXIII. schon lange als „der gütige Papst“, an diesem Sonntag wird er in Rom heiliggesprochen. Der Italiener wirkte zwar gemütlich wie ein Großvater – doch er war der Pontifex, der dem Wandel in seiner Kirche eine Chance gab.

Zum Artikel in der BZ.

„Die Aufgabe meiner Historikergeneration war naheliegend“ – Gespräch mit dem Historiker Mommsen

Hans Mommsen im Gespräch mit Barbara Stambolis

Was meine eigene Position anging, so stand die Motivation im Vordergrund, eine Antwort auf die Frage zu finden, wie es zur Machteroberung Adolf Hitlers am 30. Januar 1933 hatte kommen können. Als Mitarbeiter des Instituts für Zeitgeschichte, an dem ich nach der
Emeritierung von Hans Rothfels und meinem Ausscheiden als dessen Assistent in Tübingen eine erste feste akademische Anstellung erhielt,  rückte die Geschichte des Dritten Reiches in den Vordergrund meines Interesses. Nicht zuletzt angeregt von Martin Broszat,
der durch seine bahnbrechenden Forschungsarbeiten die Erforschung des Nationalsozialismus auf eine neue Grundlage stellte, war ich auch  in der Heidelberger und der Bochumer Zeit darum bemüht, die innere Architektur des NS-Herrschaftssystems zu analysieren und die bis dahin vorherrschende einseitige Hervorhebung der Person Hitlers beziehungsweise der Theorie der totalitären Diktatur zu überwinden. Die veränderte Perspektive war nicht zuletzt dadurch befördert, dass mit der Rückgabe der amtlichen Akten durch die USA im Unterschied zu den personenbezogenen Quellen wie den Nürnberger Prozessakten nun auch Geschäftsschriftgut benutzbar wurde, das einen Einblick in die komplexen Willensbildungsprozesse im NS-System ermöglichte. Zugleich war ich – auch nach meinem Aufenthalt im Institute for Advanced Study in Princeton NJ von der amerikanischen Zeitgeschichtsforschung beeinflusst.
Zum Text.