Archiv der Kategorie:
Religion und Säkularisierung

Debora Feldmann über ihre Zeit als ultraorthodoxe Jüdin. Rezensionen zu Deborah Feldman: Unorthodox

04/2016, Jacqueline Masuck

Kürzlich saß ich stundenlang zwischen den Bibliotheksregalen und dachte über meine Zukunft nach. Die aufgereihten Bücher vor Augen, erinnere ich mich daran, wie sehr ich mir als Kind das Recht ersehnte, lesen zu dürfen, wie viel ich für das Wissen riskierte und wie die Freude, zu lesen, stets die Angst überwog (S. 297).

Wenn Deborah Feldman im letzten Drittel ihres autobiographischen Romans diese Gedanken ausspricht, dann hat sie die wichtigsten Schritte zur Realisierung ihres Traumes, Brooklyn zu verlassen, bereits getan. Aufgewachsen in der chassidischen Satmar-Gemeinde in Williamsburg visualisiert sie bereits als kleines Mädchen jene mutige Frau, welche die streng orthodoxe Gemeinde irgendwann verlassen wird… Mehr dazu.

 

weitere Rezensionen, etwa der SZ.

 

04/2016, chrismon

Das Ende der Angst
Der Amerikanerin Deborah Feldman gelang es, sich aus ihrer ultraorthodoxen ­jüdischen Gemeinde zu befreien. In ihrem Bestseller beschreibt sie, wie sie zuvor ­unter der allgegenwärtigen Kontrolle ­und unter der Theologie der Satmar-Gemeinde litt…

Zum Artikel.

Seltsame apokalyptische Vorstellungen bei einem beträchtlichen Segments des amerikanischen Protestantismus. Norman Birnbaum.

13. August 2015


Das ist nicht zuletzt den apokalyptischen Vorstellungen jenes beträchtlichen Segments des amerikanischen Protestantismus (vielleicht 20% der Gesamtbevölkerung) geschuldet, das glaubt, dass die Errichtung des Jüdischen Staates der Beweis für die unmittelbar bevorstehende Rückkehr von Jesus sei. Viele glauben, dass zwar Millionen von Juden in Israel in den letzten Tagen zugrunde gehen, eine bestimmte Zahl aber konvertieren und in ein glückliches zukünftiges Leben herübergerettet werden. Die amerikanischen jüdischen Organisationen, die Israel unterstützen, ziehen es vor, sich nicht in diesen ziemlich zweischneidigen Vorstellungen zu ergehen. Sie sind dankbar für die Stimmen der gewählten Vertreter in Kongress und Senat, die wie sie davon überzeugt sind, dass Obama ein Agent einer fremden Macht ist und der Klimawandel eine Phantasiegeschichte, die sich Wissenschaftler ausgedacht haben. Deren Unterstützung wird von den pro-israelischen jüdischen Organisationen umso mehr begrüßt, denn große und einflussreiche Gruppen des amerikanischen Christentums (inklusive der Katholiken) kritisieren immer offener und zunehmend strenger die Besetzung Palästinas.


Eine wahrscheinliche Langzeitfolge der Attacke der israelischen Regierung und ihrer amerikanischen Unterstützer auf den Präsidenten ist wohl unbeabsichtigt: Die Debatte innerhalb der amerikanischen Juden über Art und Ausmaß ihrer Verpflichtungen gegenüber Israel gewinnt an Intensität. Angesichts wachsender Zweifel in der amerikanischen Elite und den reflektierteren Segmenten der Öffentlichkeit an der militärischen und politischen Allianz mit Israel muss Netanjahu vielleicht erkennen, dass er seinen Einfluss massiv überschätzt hat. Sicher, die Voraussetzung für eine neue amerikanische Politik im Nahen Osten ist deutlich mehr Unparteilichkeit Israel und den Palästinensern gegenüber….

aus: Das Iran-Abkommen in der amerikanischen Politik
von Norman Birnbaum, Washington, 13. August 2015

„Religion, Religionslosigkeit und Atheismus in der deutschen Gesellschaft? Darstellung auf der Basis sozial-empirischer Untersuchungen“. Von Prof. Gert Pickel, Leipzig.

(EPD), 16. Januar 2014

Soziologe: Religion verliert weiter an Bedeutung

von Christiane Ried

München, Leipzig (epd). Religion wird in der Gesellschaft nach Aussage des Leipziger Religionssoziologen Gert Pickel immer mehr an Bedeutung verlieren. „Eine Rück- oder Wiederkehr des Religiösen lässt sich mit Blick auf empirisches Material nicht finden“, sagte der gebürtige Kronacher bei einer Veranstaltung der Eugen-Biser-Stiftung in München laut Mitteilung. Für nur noch 31 Prozent der unter 35-Jährigen in Westdeutschland spiele Religion eine wichtige Rolle im Leben, in Ostdeutschland seien es nur 20 Prozent.

Hinzu komme, dass sich immer mehr Menschen „neuen Offenheiten“ und „Bastelreligiositäten“ zuwenden, sagte Pickel, der eine Professur an der Theologischen Fakultät der Universität Leipzig innehat. Individualisierte Formen
der Religiosität seien aber häufig temporär und wenig verankert. „Nicht jede Suche nach Lebenshilfe und Orientierung kann als religiös interpretiert werden.“

Während die Zahl der Mitglieder der evangelischen und katholischen Kirche zurückgehe, seien die Anhänger von „bis vor wenigen Jahren kaum sichtbaren“ Religionen angewachsen, sagte der Religionssoziologe. Inzwischen machten die Muslime einen Anteil von fünf bis acht Prozent der Bevölkerung in Deutschland aus…  Zum Beitrag.

Die USA fallen vom christlichen Glauben ab: Immer weniger Amerikaner bezeichnen sich laut einer Studie als religiös.

13.05.15, DIE WELT

Immer weniger Amerikaner bezeichnen sich laut einer Studie als religiös, die Anzahl der Christen in den USA schwindet. Gleichzeitig nehmen Ehen zwischen unterschiedlichen Konfessionen zu.


Untersucht wurden rund 35.000 Englisch und Spanisch sprechende Amerikaner im Zeitraum zwischen 2007 und 2014. Betrug die Anzahl der Christen 2007 noch 78,4 Prozent, sind es jetzt nur noch 70,6 Prozent. Sowohl unter den Protestanten als auch unter den Katholiken sank die Zugehörigkeit um drei Prozent….  Zum Artikel.

Impulse aus Bonhoeffers Plädoyer für ein »religionsloses Christentum« und für eine »Kirche für andere«. Befreiung von Religion?!

06/2015, Von  Ruth Gütter, Deutsches Pfarrerblatt
Die Wahrnehmung von Religion in Deutschland hat sich in den letzten Jahren bei vielen Menschen dramatisch verändert: hin zu einer weitgehend undifferenzierten negativen Wahrnehmung. Ruth Gütter nimmt dies zum Anlass, Bonhoeffers religions- und kirchen­kritische Akzente auf eine Kirche hin anzuwenden, die für eine offene und tolerante ­Gesellschaft eintritt.

Zum Artikel.

Ihr aber glaubet. Konferenz zum Zusammenhang von Religion und Wachstumsdenken in Köln.

“Ihr aber glaubet” – Über Religion und Wachstumsdenken
Eine internationale Konferenz vom 12.-14.06.2015 der Kulturstiftung des Bundes
Kölnischer Kunstverein (Konferenz) und Schauspiel Köln (“Ihr aber glaubet”-Campus).

Den Zusammenhang von Religion und Wachstumsdenken zum Thema zu machen, heißt, der Gesellschaft die Gretchenfrage zu stellen: Wie hält sie es mit der Religion, nachdem sich die Säkularisierungserzählungen erschöpft haben? Und wie mit dem Wachstum, wenn die Ökonomie zum Gegenstand von Glaubenskritik wird?

Artikel zur Diskussion des Wirtschaftswissenschaftlers Hans-Christoph Binswanger (Erfinder der ökologischen Steuerreform) und seinem früheren Schüler Josef Ackermann (Ex-Deutsche-Bank-Chef):

Das Lächeln des Tigers, von Joachim Frank, FR

Griechenlands Schulden seien gar kein großes Problem, sagt der frühere Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann. Er und der Volkswirtschaftler Binswanger sprechen in Köln über so komplexe Dinge wie Geld.

„…
Binswanger: Wachstum auf ein Minimum begrenzen
Binswangers Credo lautet: Das Wachstum auf jenes Minimum begrenzen, das für ein Funktionieren der Marktwirtschaft erforderlich ist. „Die Unternehmen müssen einen gewissen Gewinn erwarten dürfen, der das Risiko ihrer Investitionen abdeckt.“ Auf Basis dieser Annahme hat der emeritierte St. Galler Professor die nach ihm benannte Binswanger-Konstante entwickelt, die ein globales Wirtschaftswachstum von 1,8 Prozent postuliert. Alles, was darüber hinausgeht, führe zu Verschwendung und zum Raubbau an den natürlichen Ressourcen. „Darüber könnte ich jetzt ein ganzes Semester lang reden“, sagt Binswanger. Das glaubt man ihm sofort.

Außerdem moniert er, dass die Zentralbanken heute Schulden auf sich nehmen, die sie nicht mehr mit Gold und Silber einlösen müssen. Eine solche Schuld aber „kann man unendlich vermehren“. Dem will Binswanger durch Auflagen und Kontrollen wehren. Zur Lösung der aktuellen Krise schlägt er vor, die Kreditvergabe und die zirkulierende Geldmenge durch die Zentralbanken zu begrenzen und zu kontrollieren….“

Zum Artikel.

 

Vielleicht ist der Machtverlust der Institution Kirche eine List des Heiligen Geistes? Gespräch dem Grazer Theologen Prof. Dr. Rainer Bucher

05/2015

Viele Christen erhoffen sich ein neues Pfingsten, einen Aufbruch der Kirche. Wie kann das möglich sein, wenn die Kirche an Mitgliedern und Einfluss verliert, wie in dem von Ihnen herausgegebenen Buch „Nach der Macht“ beschrieben ist?

Bucher: Glaubt man der Pfingstgeschichte, besitzt der Heilige Geist drei verstörende Eigenschaften: Er weht, wo er will, er hat ein ausgesprochen freies Verhältnis zu Institutionen, Grenzen und Regeln und man erkennt ihn am ehesten an seinen ­Wirkungen. Als Früchte des Geistes nennt Paulus im ­Galaterbrief „Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung.“
Warum also soll ein Einflussverlust der In­stitution Kirche dem Heiligen Geist im Weg stehen? Vielleicht ist dieser Machtverlust ja gerade eine Chance für den Heiligen Geist, vielleicht sogar einer seiner Listen?…

Zum Interview. So kommen Sie hin: Gehen Sie auf der Startseite zum vierten Beitrag (von oben gezählt), Titel: „Vielleicht ist der Machtverlust der Institution Kirche eine List des Heiligen Geistes“Klicken Sie an. Auf der dann folgenden Seite noch einmal denselben Artikel anklicken, der steht dort an zweiter Stelle. Die Positionen sind dabei die vom heutigen 26.05.2015. Sie können sich später nach unten verschieben. Also am Titel orientieren! 

Ostern ist ein provokantes Fest. Über das aktuelle Buch von Prof. em. Jürgen Moltmann.

04/2015, Publik Forum

Ostern ist ein provokantes Fest. Anlass zur Hoffnung wider alle Hoffnung. Über den menschennahen Gott Jesu schreibt der evangelische Theologe Jürgen Moltmann in seinem aktuellen Werk. Es versteht sich auch als Beitrag zur Atheismusdebatte. Das Buch des Monats, besprochen von Norbert Copray. Zur Rezension.

Muslime mit Spaß an Debatten: „Muslimische Forum Deutschland“ gegründet

22. April 2015, von Matthias Drobinski

Mehrere muslimische Intellektuelle in Deutschland haben mit der Hilfe der Konrad-Adenauer-Stiftung eine neue Plattform für Muslime gegründet.
Die bestehenden Verbände, die sich im Koordinationsrat der Muslime zusammengeschlossen haben, sollen nicht erfreut sein über die Gründung.


Auch dass das Muslimische Forum Deutschland mit Hilfe der Konrad-Adenauer-Stiftung gegründet wurde, stößt auf Kritik: Mischt sich da nicht die Politik zu sehr in religiöse Angelegenheiten ein? Oder will die CDU-nahe Stiftung jene Muslime sammeln und vereinnahmen, die ihnen ins Bild passen? Keinesfalls, sagt Petra Bahr, die bei der Stiftung die Hauptabteilung Politik und Beratung leitet und erst kürzlich von der Evangelischen Kirche in Deutschland auf den Posten gewechselt ist. Auf die Frage, welcher Islam zu Deutschland gehören soll, dürften aber nicht nur die offiziellen Islamverbände antworten oder die, die keine Muslime sind. „Außerdem ist uns wichtig, dass aus der Kritik an religiösen Strömungen kein religionsfeindliches Klima in Deutschland wird“, sagt sie…. Zum Artikel.

Gemeindegliederverlust 2000 bis 2014 von 28,92 %. Trauriger Spitzenwert in der Fusionslandeskirche EKM.

04/2015

Gemeindegliederverlust 2000 bis 2014 absolut: 311.935
Gemeindegliederverlust 2000 bis 2014 in %: 28,92 %
Jährlicher Rückgang der Gemeindegliederzahlen im Durchschnitt: 2,41%

vgl. Bildschirmfoto vom 2015-04-19 09:05:49

und im Original hier: Synodenpräsentation, S. 8. 

Vergleicht man den Mitgliederrückgang in den Landeskirchen, dann liegt dieser im Süden bei etwa nur 0,6 % bis 1 %. Was sind die Ursachen? Welche Ursachen außerhalb des Einflussbereichs? Hier ist etwa der  fortgeschrittene Säkulariserungsprozess in Ostdeutschland zu nennen oder Migrationseffekte aus den ostdeutschen Bundesländern  in den Westen. Das sind die entscheidenden Faktoren. Aber nicht alle. Man wird dann also auch fragen müssen: welcher Anteil des Rückgangs, wieviel Prozent des des Rückgangs, ist hausgemacht?  Welcher Prozentanteil  ist also bspw. auf das Konto Landeskirchenfusion zu buchen? Man darf gespannt sein, ob die im Detail immer noch unter Verschluss  gehaltenen 5. KMU solche Fragen berücksichtigt haben und also auch darauf wird Auskunft geben können.

Aber man wird nur nach Ursachen und Schuldigen suchen. Die eigentliche Frage ist: was kann man daraus wirklich lernen?  Die in der Kirche verbreitete Meinung, die Kirche könne sich gesundschrumpfen um dann wieder wachsen zu können, diese Meinung  könnte sich mit dem Ergebnis des Mitgliederrückgangs ebenfalls als Irrglaube erwiesen haben. Denn wenn sie noch kleiner wird, verschwindet Kirche in der Bedeutungslosigkeit.

Interessant, dass die EKM (vgl. Synodenpräsentation) auf den Mitgliederverlust offensichtlich anders reagiert als die Braunschweigische Synode.

Verlust von Marktanteile als Alarmzeichen

Markanteile als Maßstab für die Effizienz der Hierarchie-Stufen
…Alle Alarmglocken läuten in Unternehmen, wenn Marktanteile verloren gehen, oder das Vertrauen der Kunden in das Unternehmen sinkt. Die Erfahrung zeigt, dass eine Rückgewinnung des Ansehens und eine Wiedereroberung von verloren gegangenen Marktanteilen ungleich schwieriger zu realisieren ist, als ein rechtzeitiges Gegensteuern.