Archiv der Kategorie:
Globale Fragen und Aufgaben

Nach einer Vergangenheit europäischer Habgier würde Afrika jetzt eine Zukunft europäischer Neugier gut tun. Von Bundespräsident i.R. Horst Köhler.

28.02.2015, von Horst Köhler, SZ

Vor wenigen Monaten erzählte mir ein afrikanischer Botschafter entsetzt von einem offiziellen Empfang in Deutschland, bei dem ein Dessert mit „Kaffernlimette“ serviert wurde. Das Wort „Kaffer“ ist in Südafrika und Namibia heute strafbar. Während der Apartheid war es ein Schimpfwort für Schwarze.

Die geschichtslose Naivität, die in Deutschland im Bezug auf Afrika teilweise anzutreffen ist, tut weh. Am meisten dann, wenn Gedankenlosigkeit im Gewand von Arroganz daherkommt. Zum Artikel.

 

„Europäer haben Uhren, Afrikaner haben Zeit!“

03/2015, Interview mit Asfa-Wossen Asserate

101 wichtige Fragen zu „Afrika“ stellt Asfa-Wossen Asserate in seinem neuen, gleichnamigen Buch – und liefert gleich die Antworten dazu.

Im Buchjournal-Talk im gut besuchten Sachbuchforum ging es allerdings um des Prinzen neuestes Werk: „Afrika. Die 101 wichtigsten Fragen und Antworten“. In dem Buch, erschienen bei C. H. Beck analysiert Asserate, der nach der Revolution in Äthiopien nicht mehr in seine Heimat zurückkehren konnte, die Probleme des in Europa immer noch weitgehend unbekannten Kontinents. Und die sind nicht gering: Krisen, Katastrophen, Korruption, Bürgerkrieg und Hunger kämen in praktisch jedem afrikanischen Land vor…  Zum Interview.

Das Leiden der Anderen. Eine Studie von Oxfam und Urgewald.

04/2015

Eine Studie von Oxfam und Urgewald belegt: Die Weltbank finanziert über ihre International Finance Corporation private Finanzinvestoren, deren Projekte viele tausend Menschen um ihre Existenzgrundlage bringen.
Die Untersuchung mit dem Titel „The Suffering of Others“ (Das Leiden der Anderen) dokumentiert, wie Tausende unter Verletzung ihrer Menschenrechte Opfer von Projekten wurden, die mit dem Geld der „International Finance Corporation“ (IFC) operieren. Das ist jener Zweig der Weltbank-Gruppe, der nicht staatliche Vorhaben, sondern private Unternehmen mit Krediten und Beteiligungen finanziert.

s. Gegen die Armen statt gegen die Armut.

IPPNW Studie „Body Count“: Weit über 1 Million Opfer durch “Krieg gegen den Terror”

IPPNW (Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges) 

24. März 2015

Das erste Opfer des Krieges ist immer die Wahrheit: Es wird gelogen, verfälscht, verleumdet, stigmatisiert. Der Gegner wird dämonisiert, die eigenen Taten dagegen werden als „Verteidigung“ und Heldenhaftigkeit in Szene gesetzt. Eigene Gräuel und Kriegsverbrechen werden geleugnet und bagatellisiert. Dieses Allgemeingut der Kriegsgegner belegte nun einmal mehr eine am Freitag anlässlich des 12. Jahrestages des „Krieges gegen den Terror“ vorgestellte Studie der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW). Denn diese ergab: Die tatsächliche Zahl an Todesopfern, die der „Krieg gegen den Terror“ bereits kostete, ist fast 10-mal so wie bisher bekannt. Für die US-amerikanische IPPNW-Sektion unterstreichen die Ergebnisse dabei einmal mehr ein Ausmaß vom Westen gemachter Zerstörung, das weltweit Hass schüre, liefere überdies den Kontext, um den Aufstieg brutaler Kräfte wie beispielsweise des IS zu verstehen, die als Folge der US-Politik immer weiter gediehen. Jens Wernicke sprach mit Jens Wagner, dem Koordinator des Projekts, zum Studienbefund.

Herr Wagner, anlässlich des 12. Jahrestag des Beginns des Irakkrieges am 20. März diesen Jahres veröffentlichten die Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) eine Studie mit dem Titel „BodyCount“ zur Gesamtzahl der Todesopfer der Kriege in Afghanistan, Pakistan und dem Irak. Sie sind der Ideengeber für diese Studie. Wie kam es dazu?

Zum Beitrag.

Im Netz vielfach geteilt: Selbstenhüllung über die US- Militärstrategie – so spektakulär wie die NSA- Affaire.

13. März 2015, Verantwortlich: Albrecht Müller

„Der Tod kommt aus Amerika“- dies sollte der Titel meines nächsten Buches sein, ergänzt um den Untertitel: „Der bedrückende Wandel der USA vom Befreier zum Gewalttäter“. Dann wurde ich von Freunden darauf hingewiesen, das Buch würde als antiamerikanisch verstanden und potentielle Leser würden von der Eindeutigkeit und Härte des Titels davon abgehalten, es zu lesen. Zögernd habe ich die Warnungen ernst genommen. Nachdem heute dieses Video mit Empfehlungen zur weltweiten US-Strategie des Gründers und Chefs des US-Think Tank STRATFOR (Abkürzung für Stategic Forecasting Inc.) George Friedman auf meinen Bildschirm kam, bedauere ich das Zögern. Hier werden Handlungsanweisungen für die US-Sicherheits- und Außenpolitik geäußert, die durch die praktische Politik der USA erstaunlich weitgehend bestätigt werden und die man zugleich als zynisch und menschenverachtend werten muss, jedenfalls tödlich für 100tausende Menschen. Wenn Sie sich die Äußerungen von Friedmann anhören, dann werden Sie manche Schritte und Schachzüge der US-Politik und der dahinter steckenden, von den Republikanern geprägten Ideologie besser einordnen können. Sie werden Äußerungen von Kritikern bestätigt sehen, die von der herrschenden Meinung in Deutschland als antiamerikanisch abgetan werden.  Mehr dazu.

Zum Strafor- Video. Diskusssion am Telefon mit Willy Wimmer (CDU) – Albrecht Müller (SPD) – Dr. Daniele Ganser (schweizer Historiker): Krieg gegen Russland

Veröffentlicht am 16.03.2015

Amerikanische Aussenpolitik wird, bevor sie das Weißen Haus verkündet, in Think-Tanks erdacht. Hier geht es vor allem um private Ziele die dann militärisch vom Staat umgesetzt werden. Einer der einflussreichsten Denkfabriken für Geopolitik nennt sich STRATFOR (Strategic Forecasting Inc) und wird von Georg Friedman geleitet.  Zur Telefonkonferenz der drei Experten Willy Wimmer – Albrecht Müller – Dr. Daniele Ganser.

Nach dem Wahlsieg von Nethanjahu: „Israel wird zunehmend isoliert sein“

Fünf Fragen zum Netanjahu-Sieg an Werner Puschra in Tel Aviv.

Aus den Parlamentswahlen in Israel ist überraschend erneut Benjamin Netanjahu als Sieger hervorgegangen. In deutschen Medien spricht man von einem „Sieg der Panik“. Weshalb hat es für die Linke nun doch nicht gereicht?

Netanjahu hat seinen Wahlkampf auf das Gefühl der Angst und der Bedrohung ausgerichtet. Die ist ja zumindest zum Teil durchaus real. …

Die linken Parteien haben dagegen das Problem der ökonomischen und sozialen Ausgrenzung großer Bevölkerungsteile thematisiert. Diese Strategie war ja auch durchaus erfolgreich, nur hat sie eben nicht zum Sieg gereicht. …  Das vollständige Interview.

Prominenter Beleg der Isolierung:

Kühle Reaktion von Obama auf Netanjahu-Sieg

18.03.15, Die Welt

US-Präsident Barack Obama hat äußerst reserviert auf den Wahlsieg des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu reagiert. Nach Angaben des Weißen Hauses überließ es Obama am Mittwoch seinem Außenminister John Kerry, Netanjahu telefonisch zum Erfolg von dessen Likud-Partei bei der Parlamentswahl zu gratulieren.

Obamas Sprecher Josh Earnest machte deutlich, dass der Präsident eine Zweistaatenlösung weiter für „den besten Weg zur Lösung“ des Nahostkonflikts halte…  Mehr dazu.

Steuerzahler finanzieren private Vermögen

03/2015

Es heißt, Griechenland habe 240 Mrd. € Hilfen erhalten. Gerettet wurden damit aber nur die privaten Banken, Versicherungen und Investmenthäuser. Ihnen gehörten 2009 fast alle griechischen Staatsanleihen. 2012 – drei Jahre danach – sind diese Schulden fast gänzlich auf uns europäische Steuerzahler übertragen! Wir haben dadurch etwa 300 Mrd. € Schulden mehr. Dafür wurden viele reiche Griechen reicher und Hedgefonds, Banken, reiche Privatanleger vor jeglichen Verlusten bewahrt. Aus milliardenschweren „Hilfen“ der Steuerzahler sind private Vermögen geworden. Der ansonsten neoliberale Wirtschaftswissenschaftler Hans-Werner Sinn hat ausgerechnet, dass die Fortsetzung der Rettungsschirmpolitik sicher im Interesse der großen Finanzinstitute und der 5% reichsten Individuen der Welt ist. Aber selbst die Bürger der wirtschaftlich stärksten Länder der EU werden um ihre Altersversorgung bangen müssen. Doch Hauptsache, „die Märkte atmen auf“. Mehr dazu.

Der Dritte Weltkrieg hat schon begonnen. Interview mit Antje Vollmer und Günther Grass.

19. Februar 2015

Am 16. Februar 2015 hat der Literaturnobelpreisträger Günter Grass, der “Neuen Westfälischen” ein Interview gegeben. In dem Interview stellte er die Frage ob der dritte Weltkrieg schon begonnen hat.

…Grass und Vollmer stufen beide die aktuellen großen Auseinandersetzungen im Nahen Osten und auch auch die noch hinzugekommene Konfrontation des Westens mit Russland in der Ukraine für Europa als hochgefährlich ein.

Die Beiden haben nicht mal so unrecht, die Sanktionspolitik, speziell so eine wie sie vom Westen gegen Russland geführt wird, kann man durchaus als Wirtschaftskrieg einstufen. Bereits Ende Juli 2014 bezeichnete die amerikanische Diplomatin Victoria Nuland, dass die gemeinsam mit den “westlichen Verbündeten“ in der Europäischen Union gegen Moskau erlassenen Sanktionen als “neue Instrumente der US-Außenpolitik“. Da die USA, nach eigenen Angaben zufolge die EU zu den Russland-Sanktionen gezwungen hat, muss man auch diese Erpressungs- und Drohtaktik als neues Instrument der amerikanischen Außenpolitik ansehen.

Nimmt man dann noch den Sturz der ukrainischen Regierung im Februar 2014 hinzu, für den ja auch die NATO und EU verantwortlich sind, kann man tatsächlich davon sprechen, dass der dritte Weltkrieg bereits begonnen hat… Zum Artikel.

Europa ohne Wert(e). Ein Kommentar von Markus Dobstadt

02/2015, Publik Forum

Finanzkrise, Klimakrise, Krieg in der Ukraine, Kampf gegen Islamisten: Europa reagiert, läuft aber den Entwicklungen immer nur hinterher. Es fehlt an überzeugenden Zielen, Werten und Idealen, die der alte Kontinent auch dann vertritt, wenn es Geld kostet. Weltpolitisch verpasst Europa damit eine riesige Chance. Ein Kommentar von Markus Dobstadt


Europa könnte ein globales Vorbild sein Weltpoltisch verpasst die Europäische Union mit ihrem schnöden Wirtschaftsdenken eine große Chance. Denn sie ist eigentlich die einzige Region mit einer politischen Kultur, in der Demokratie, Wirtschaft, Gerechtigkeit und Umweltschutz wenigstens gemeinsam denkt. Wenn sie diese Ziele gleichermaßen ansteuern würde, wäre sie eine politische Alternative zum harten US-Kapitalismus einerseits und zu kapitalistischen Diktaturen wie China andererseits – und ein Modell für bestimmte Regionen im Süden der Welt. Derzeit ist Europa von diesem Modell weit entfernt. Wohin man blickt…

Der Text.

The Clash of Ignorance. Huntingtons These fördert Ignoranz und verhindert Verständigung.

02/2015, Samuel P. Huntington war ein brillanter Politikwissenschaftler. Seine These vom Clash of Civilisations hat gleichwohl wenig belastbare Erkenntnisse gebracht. Vielmehr ist sie häufig ge- und missbraucht worden, um einen angeblich unvermeidlichen Konflikt zwischen Zivilisationen zu beschwören oder gar zu führen. ..

Der Konflikt mit ISIS in Syrien und im Irak ist kein Zivilisationskonflikt – auch wenn ISIS das gerne so darstellt. In erster Linie ist dies eine Auseinandersetzung mit einer transnationalen Rebellengruppe, die die bestehende staatliche Ordnung durch einen religiösen Kalifatsstaat fundamentalistischer Prägung ersetzen will. ISIS hat in der Vergangenheit wesentlich mehr gemäßigte Muslime anderer Konfessionen getötet als Angehörige anderer „Zivilisationen“. Die neugebildete Allianz gegen ISIS als „zivilisatorische Koalition der Willigen“ zu interpretieren, würde den unterschiedlichen Motiven der beteiligten Staaten nicht gerecht. Vielmehr zeigen die vielen interreligiösen Demonstrationen und die ernsten Debatten um Meinungsfreiheit, religiösen Respekt und Integration in vielen europäischen und außereuropäischen Gesellschaften, dass die Debattenlinien innerhalb von Gemeinwesen verlaufen. Das „kulturelle Selbstverständnis“ der Mehrheitsbevölkerungen entwickelt sich keineswegs nur in Richtung auf ein „Wir“ gegen „Sie“. … Zum Artikel.