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Downsizing Personal, Immobilien

„Diagramm zur Pfarrstellen-Anpassung“ in der EKKW (Ev. Kirche Kurhessen-Waldeck).

01/2015, Pfarrvertretung der EKKW

Nachdem es immer wieder Nachfragen zum Aublauf der Pfarrstellen-Anpassung aus dem Kreis der Pfarrerinnen und Pfarrer an die Pfarrvertretung herangetragen wurden, haben wir ein Diagramm entwickelt, das die wichtigsten Schritte der Pfarrstellen-Anpassung aufzeigt.

Eine Checkliste über die einzelnen Schritte bei der Aufhebung einer Pfarrstelle ist derzeit in Arbeit.

Zum „Diagramm zur Pfarrstellen-Anpassung“

Im Konsens mit der Kirche im Umgang mit dem Vermögen: Hochverschuldetes Lübeck verzichtet auf Einnahmen.

Der sogenannte Wirtschaftssenator Lübecks Sven Schindler beweist einmal mehr, dass seine Kompetenz eher im Bereich Soziales und Flüchtlingspolitik zu erahnen ist.

Die Hansestadt Lübeck veräußert ein Grundstück in allerbester Lage, bebaut mit einem inzwischen maroden Wohnheim für Auszubildende. Allerdings verzichtet der Senator auf eine öffentliche Ausschreibung und gibt einem Kaufinteressenten den Zuschlag, der mit seinem Plan, das Haus zu einer Flüchtlingsunterkunft umzubauen, den Interessen der Hansestadt sehr entgegenkommt….

Der Stadtsprecher erklärt dazu nur lapidar:

“Eine Ausschreibung hat nicht stattgefunden, da die Hansestadt Lübeck einen Käufer gefunden hat, der den durch Gutachterausschuss ermittelten Verkehrswert zahlt, darüber hinaus den jetzigen, langjährigen Mieter übernimmt und er das sanierte Objekt dann der Hansestadt Lübeck zur Unterbringung von Flüchtlingen/Asylbewerbern vermietet.”

Zum Artikel.

Anm. F.S.: Es gibt in der Tat in der Kirche ein ganz ähnlich gelagertes Beispiel: das ehemalige Reigionspädagogische Studienzentrum Schönberg – Kronberg (EKHN). Das Problem in solchen Fällen: würde der Eigentümer das Grundstück/Objekt professionell nutzen (oder vermarkten), könnte man mit diesen Mitteln für den gewünschten Zweck (hier: Unterstützung von Flüchtlingen) viel mehr erreichen, allerdings an anderer Stelle.

„Es begab sich aber zu der Zeit, dass EKHN-Gemeinden begannen, ihre PfarrerInnen zu kaufen…“ (FAZ-Artikel vom 24.12.2014)

FAZ-Artikel vom 24.12.2014: Es begab sich aber zu der Zeit, dass EKHN-Gemeinden begannen, ihre PfarrerInnen zu kaufen… (vgl. auch Wort-Meldungen vom 05.01.14)

Von Ilona Bechtoldt-Werle

Die Aussage des FAZ-Artikels ist erschütternd:
„Wo die Gläubigen mit besonders üppigen Gehältern gesegnet sind, kaufen sie sich einfach ihren Pfarrer selbst.“
Wenn ich Pfarrerin wäre, würde ich das nicht mit mir machen lassen, abhängig zu sein von Sponsoren oder Mäzenen, die mein Gehalt finanzieren. Von welcher Dauer ist denn dieser Deal? Was geschieht, wenn ich etwas predige, was den Damen oder Herren Spendern nicht gefällt? Muss ich dann mit Gehaltskürzungen oder gar Entlassung rechnen? Nicht umsonst hat sich nach der Reformation bei den Pfarrpersonen ein beamtenähnlicher Status entwickelt, damit sie den Verkündigungsdienst des Evangeliums in Freiheit und Unabhängigkeit in einem volkskirchlichen Umfeld ausüben können. Gerade die EKHN hat doch bisher immer auf diese Unabhängigkeit und Freiheit so großen Wert gelegt! Das scheint nun vorbei zu sein. Hier zeigt sich nicht nur ein „geschmeidiger“ Prozess des Personalabschmelzens, sondern ebenso „geschmeidig“ die Aushöhlung des volkskirchlichen Prinzips. Wir sind damit auf dem Weg in amerikanische Verhältnisse und fördern damit in der Tat die Ökonomisierung der Kirche. Den Kauf von EKHN-PfarrerInnen müsste die Kirchenleitung eigentlich unterbinden, denn wenn dieses Modell weiter um sich greift, wird es viele Verlierer-Gemeinden geben, die sich den Kauf einer Pfarrperson nicht werden leisten können. Damit führt man auf geschmeidige Art eine im vorletzten Jahrhundert überwundene ekklesiologische Struktur wieder ein: Reiche, meist städtische Gemeinden mit üppiger Personalausstattung; dagegen arme, meist ländliche Gemeinden, die noch nicht mal mehr etwas für ihre darbenden Kirchenmäuse übrig haben werden, geschweige denn noch eine Pfarrperson im Pfarrhaus wohnen haben werden.
Ja, lieber Herr von Ditfurth, Sie haben das richtig erkannt:
„Mit dem Verständnis von Kirche ist das nicht zu vereinbaren.“
Nun begründen die Herren Oberkirchenräte Striegler und Böhm das geschmeidige Abschmelzen des Pfarrpersonals mit der Aussage: „Die Pensionslast werde jedes Jahr erdrückender.“ Die Wahrheit sieht jedoch anders aus:
Zwar steigen die Ruhestandsverpflichtungen an, jedoch ein Großteil der Pensionsansprüche ist momentan abgedeckt durch Leistungen aus der BfA (Einzahlungen bis 2003 – von daher sinkend) und der Evangelischen Ruhegehaltskasse Darmstadt (ERK). Zitat Striegler vom 03.12.2014 : „Wir haben etwa zwei Drittel der gesamten Altersversorgungsansprüche über die ERK rückgedeckt.“ Diese mit Eintritt der Pension entstehenden Lasten sind insoweit für die EKHN kostenneutral. Die Anzahl der Empfänger spielt dabei keine Rolle, da den Ausgaben personenbezogene Einzahlungen und Ansprüche gegenüberstehen. Hinzu kommt, dass für die aus dem aktiven Dienst Ausscheidenden keine weiteren Einzahlungen mehr erfolgen müssen. Unter dem Strich sinkt also die Belastung des EKHN-Haushalts für diesen Teil der Versorgung. Der verbleibende Teil der Altersversorgungsansprüche in Höhe von einem Drittel lastet laut Stiegler auf den jährlichen Haushalten. Doch auch hier hat die EKHN klugerweise Vorsorge betrieben. Zitat Striegler (s.o.): „Wir haben vor mehr als 20 Jahren die sogenannte Versorgungsstiftung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau gegründet. Sie soll genau dieses Drittel der Altersversorgung, das nicht über die Ruhegehaltskasse abgeschirmt ist, aus Kapitalanlageerträgen decken und damit den kirchlichen Haushalt entlasten.“ Die Versorgungsstiftung hat (Zitat:) „zurzeit einen Abdeckungsgrad der Verpflichtungen von über 100 Prozent“. Ziel des Deckungsgrades ist laut Haushaltsplan 2015 111,1% der Verpflichtungen.
Momentan liegt der Anteil der Versorgungsleistungen für Pfarrpersonen und Kirchenbeamte sowie deren Hinterbliebenen aus dem laufenden EKHN-Haushalt bei ca.13 Mio. €
Fazit: Für die EKHN ist die Pensionierungswelle im Hinblick auf die Pensionslasten im Grunde ein Nullsummenspiel.
Und noch etwas: Geht man realistischerweise davon aus, dass in den nächsten Jahren (ab 2017) ca. 20 – 30 Pfarrpersonen mehr in den Ruhestand eintreten, als Nachwuchs generiert werden kann, bedeutet dies zusätzlich durch Rückgang an Gehaltszahlungen eine jährliche Einsparung in Höhe von 1,2 – 1,8 Mio €, jeweils jährlich um den selben Betrag wachsend, bis die Pensionierungswelle ab ca. 2027 abgeebbt ist.
Wer angesichts dieser Zahlen Fehler der Kirchenleitung in der Außendarstellung wittert, liegt goldrichtig.
In der Tat: „Da darf man auch etwas vorausschauende Planung erwarten. Das hat auch die EKHN erkannt: Erstmals setze sie im Haushalt 2015 auf eine „kaufmännische Buchführung“, kündigte sie im November an. Das sorgt für Transparenz und eine bessere Übersicht über die Kosten.“
Nun, dazu ist zu bemerken, dass die geplanten Kosten für die Einführung der neuen kaufmännischen Buchführung in Höhe von über 9 Mio € der EKHN anscheinend keine Last sind. Ob die beschworene Transparenz und die bessere Übersicht der Kosten dafür dann tatsächlich eintreten, ist sehr stark zu bezweifeln. Empirisch zeigt sich, dass überall da, wo die kaufmännische Buchführung eingeführt wurde, nicht nur die Einführungskosten explodieren (in der EKiR mittlerweile bei geschätzten 60 Mio. €), sondern auch die laufenden Kosten durch den Mehrbedarf an Verwaltungsfachkräften nicht nur „geschmeidig“ steigen. Denn die erwartete Transparenz und bessere Übersicht der Kosten, das zeigt die Erfahrung, ist einem Laiengremium Kirchenvorstand, das in der Regel nicht nur aus Bankern, Ökonomen oder Finanzwirten besteht, ohne teure Expertenhilfe kaum noch zu vermitteln.

Nordkirche: Nach dem Koppelsberg und dem Christophorushaus/ Rendsburg steht jetzt das Haus Kranich „auf dem Prüfstand“.

…In Probleme war zuletzt auch die „Evangelische Jugend-, Freizeit- und Bildungsstätte Koppelsberg“ bei Plön geraten. Die Nordkirche musste in den vergangenen Jahren ein Defizit von 600 000 Euro pro Jahr ausgleichen. Zum 1. April übernimmt die Vorwerker Diakonie das finanziell angeschlagene Haus. Nach Angaben ihres Geschäftsführers Fred Mente will sie in etwa zehn Jahren einen kostendeckenden Betrieb erreichen. Von der Nordkirche erhält die Vorwerker Diakonie dafür eine Unterstützung von 2,5 Millionen Euro.

An einen privaten Investor verkauft wurde kürzlich das Christophorushaus in Rendsburg, in dem die Nordelbische Synode bis zu ihrer Auflösung getagt hatte…

Jüngstes Opfer im Wettlauf um Wirtschaftlichkeit ist das Zinnowitzer „Haus Kranich“ auf der Ostseeinsel Usedom. Trotz 8000 Übernachtungen im Jahr 2013 steht das vom Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis betriebene Haus jetzt auf dem Prüfstand. Zum Artikel.

EKHN: Gemeindeversammlung zur Unterbringung von Flüchtlingen im ehemal. RPZ der EKHN Kronberg-Schönberg

Über Probleme des Verkaufsbeschlusses und seiner Umsetzung wurde hier schon berichtet. Aufgrund des langen Leerstands des hochpreisigen Objektes kam jetzt ein Vorschlag der Kirchengemeinde Schönerg zur aktuellen Verwendung des Tagungszentrums in nobler Lage:

Gemeindeversammlung zur Unterbringung von Flüchtlingen in Schönberg:

Soll die Stadt Kronberg einen Teil der Flüchtlinge, die kommen werden, im leerstehenden Übernachtungshaus des ehemaligen Religionspädagogischen Studienzentrums (RPZ) in Schönberg unterbringen? Diese Frage stellte Axel Gollnick, der Vorsitzende des Kirchenvorstands der Evangelischen Markus-Gemeinde auf einer Gemeindeversammlung am 20. Juli…

„Sie können mich anrufen wenn es Probleme gibt“, riet Gemeindepfarrer Jochen Kramm den Skeptikern. Als nächter Nachbar hätte er beste Sicht auf das Haus. Die jetzige Verlassenheit des Gebäudes sei nicht wünschenswert. „Wenn Sie Menschen integrieren wollen, brauchen Sie Menschen, die in ihrer Nähe wohnen“, ergänzte Pfarrerin Katharina Stoodt-Neuschäfer. Die Königsteiner Pfarrerin berichtete von dem „total überraschenden Zuspruch“ des Freundeskreises für Flüchtlingshilfe in Königstein, von Evangelischen, von Katholiken und auch von Menschen, die nicht der Kirche angehörten. Unter den Königsteiner Flüchtlingen seien auch Familien mit Kindern. Man kümmere sich darum, dass alle Menschen einen Deutschkurs bekommen. „Die Leute lernen Deutsch.“ Zum Beitrag in EKHN-aktuell.

EKiR: Gegen den Abriss der ev. Kirche in Alkenrath

Von Rolf Müller

Das Alkenrather Protestanten- und Bürgerengagement zeigt deutlich, dass die Kirchen in ihrer Geschichte mehr als nur eine „Kirche“ sind. Kirchtürme und Kirchengebäude, wie im Falle Alkenrath, schaffen Identität. Sie sind ein Teil unserer Heimatgeschichte, ein öffentliches Erbe, für die es eine öffentliche Verantwortung geben muss.

Der neuste Fall der ev. Kirche in Wuppertal-Wichlinghausen macht deutlich, wie es auch anders geht. Wäre der Präses der EKiR Manfred Rekowski Superintendent unserer Kirchengemeinden gewesen und seine „Heimatkirche“ die ev. Kirche in Alkenrath, so blieben  die Alkenrather Kirchbauten erhalten. Beweis hierfür ist, dass die „Heimat-Kirche“ von Präses Rekowski in ein „Familien- und Begegnungshaus“ umfunktioniert wurde (vgl. den Beitrag im „Präsesblog“). Nun ist Superintendent Loerken nicht Präses Rekowski – aber wäre es für den Superintendenten nicht löblich, seinem Chef  nachzueifern und seine ihm unterstellte Alkenrather Kirche zu retten?
Das Online-Umfrageergebnis des Kölner Stadt-Anzeigers in seinem Artikel „Initiative will Kirchbauten retten“ vom 13.04.2014 ist eindeutig. Das Ergebnis ist eine Beschreibung des Zustandes, wie die Kirche gegenwärtig empfunden wird. 61 Prozent der abgegebenen Stimmen sind dafür, dass das Alkenrather Gemeindezentrum wieder mit Leben gefüllt werden müsse…

Zum Artikel von Rolf Müller

EKiR: Pläne für Gemeindezentrum – Initiative will Kirchbauten retten

13.04.2014 Von Jan Sting, Alkenrath.

Rolf Müller (l.) und Werner Schramm sind Mitglieder der Initiative, die sich für die Alkenrather Kirchenbauten einsetzt.
Die Kirchbauten in Alkenrath sollen abgerissen werden. Ein Investor hat Interesse an dem Gelände bekundet. Für Rolf Müller das falsche Zeichen in einem Stadtteil mit sozialer Schieflage. Er will den Abriss verhindern.

„Alkenrath geht den Bach runter“, sagt Rolf Müller, der nun die Interessengemeinschaft zum Erhalt der Kirchbauten in Alkenrath gegründet hat. Denn der Stadtteil leide. Soziale Wohnbauten wurden an Fonds veräußert. Der Vandalismus schreite voran und viele der alten Alkenrather, die bereits seit den Gründerzeiten in den 50er-Jahren im damals städtebaulich hoch gelobten Viertel leben, würden gerne fortziehen. Aber es fehle das Geld. Und auch die evangelische Kirche ziehe sich aus dem Stadtteil zurück. Das Gemeindezentrum ist geschlossen, die Stelle einer engagierten Jugendleiterin wurde gestrichen.
Ein „himmelschreiendes Unding“ ist das nach Ansicht Müllers, denn in keinem Stadtteil Leverkusens gebe es solche soziale Schieflagen wie in Alkenrath. Gangs streiften durch das Viertel, säßen stundenlang an Bushaltestellen, während im Gemeindezentrum gar nichts mehr passiere. „Just dort wird einem Investor für dickes Geld ein Filetstück angeboten, und die Kirchbauten sollen alle entfernt werden?“, fragt Müller. Im Gegenzug werde die Friedenskirche in der gut betuchten Waldsiedlung saniert. „Und die Alkenrather erhielten Spendenaufrufe zur Finanzierung der Friedenskirche. Die verstanden die Welt nicht mehr.“… Zum vollständigen Aufruf „Pläne für Gemeindezentrum Initiative will Kirchbauten retten“

Parallelen mit Finanzproblemen bei Kommunen und Kirchengemeinden. Zu einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung.

Kommunales Eigentum: 42 Milliarden Euro Substanzverlust seit 2003 – Investitionsrückstand allein 2013 um 4,5 Milliarden gewachsen
Die Städte und Gemeinden in Deutschland haben auch 2013 wieder massiv von ihrer Substanz gezehrt. Die Abschreibungen auf kommunale Bauten, Infrastruktureinrichtungen, Maschinen und den sonstigen Kapitalstock lagen im vergangenen Jahr um knapp 4,5 Milliarden Euro höher als die Investitionen der Kommunen. Damit setzte sich der Wertverlust beim kommunalen Eigentum im 11. Jahr in Folge fort. Seit 2003 haben die Abschreibungen die Investitionen um insgesamt 42 Milliarden Euro übertroffen. Das zeigen neue Berechnungen des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in der Hans-Böckler-Stiftung.
“Viele Kommunen müssen offensichtlich weiter auf Verschleiß fahren, da gibt es keine Trendwende”, erklärt IMK-Forscherin Dr. Katja Rietzler. Die Expertin für öffentliche Finanzen hat die kommunale Abschreibungs- und Investitionsbilanz auf Basis der aktuellsten Daten aus der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) kalkuliert. Ihr längerfristiger Vergleich zeigt: Der Wertverlust im vergangenen Jahr war der dritthöchste seit 2003. Die positive Entwicklung der Gemeindefinanzen – im vergangenen Jahr wiesen die deutschen Städte und Gemeinden in der VGR einen Einnahmeüberschuss von 3,5 Milliarden Euro aus – gebe offensichtlich nur einen Teil der Realität wieder, warnt die Forscherin: “Die Kommunen insgesamt haben nicht genug Spielraum, um auch nur die Abschreibungen auszugleichen. Gleichzeitig wissen wir, dass sich finanzstarke und finanzschwache Städte und Gemeinden immer weiter auseinanderentwickeln. In den ärmeren Kommunen dürfte der Investitionsrückstand also besonders drastisch wachsen.” Zur Studie der Hans-Böckler-Stiftung.

Kommentar Friedhelm Schneider: das Problem ist ein doppeltes. Es ist
a. ein reales Problem, denn die Kommunen sind unterfinanziert: „Die massiven Steuersenkungen der vergangenen 15 Jahre hinterlassen ihre Spuren“, erklärt die Wissenschaftlerin. Nach Berechnungen des IMK haben Bund, Länder und Gemeinden durch die Steuerrechtsänderungen seit Ende der 1990er-Jahre bis 2013 per Saldo 484 Milliarden Euro weniger eingenommen.“ In Hessen klagten deshalb Kommunen vor dem Staatsgerichtshof und bekamen Recht: „Die Kürzung von mehr als 340 Millionen Euro im Jahr 2011 bei den hessischen Kommunen ist verfassungswidrig. Der Staatsgerichtshof in Wiesbaden gab am Dienstag einer kommunalen Grundrechtsklage der Stadt Alsfeld im Vogelsberg statt.“ Insoweit ist das Thema ein politisches Problem bzw. ein Versagen der Politik.  Vgl. Artikel der FR.
b. Das Problem ist b. ein Rechnerisches und rührt her insbesondere von den pauschalen Abschreibungen für den Immobilienbestand. Unter dem Vorzeichen eines technokratisch verstandenen Ressourcenverbrauchskonzepts werden Eigentümer/rechtsträger oftmals arm gerechnet. Auch reiche hessische Kommunen können betroffen sein. Das Problem ist bekannt und bei den Wort-Meldungen schon des Öfteren diskutiert worden: „Doppik/NKF. Sie entzieht den Rechtsträgern in der Gegenwart die Mittel. Dieses Ressourcenverbrauchskonzept ist zum Teil richtig, wird aber dann zum Zwangsregime, wenn Mittel in Größenordnungen entzogen werden, die in der Zukunft real gar nicht benötigt werden. Als Beispiel diene die EKiR. Sie bildet Rücklagen für Gebäude gleich doppelt (!) – einmal als Abschreibung und ein weiteres mal als sog. Substanzerhaltungspauschale. Ein Superintendent hat das auf der Synode in Hilden zu Recht beanstandet. Hier wird ökonomischer Druck erzeugt durch rechnerische (!) Verarmungen.“ Die Erfahrung zeigt, dass die pauschalen Abschreibungen etwa für den Ressourcenverbrauch bei Immobilien unpräzise und in der Regel deutlich zu hoch ausfallen. Das dürfte bei Kommunen ähnlich sein. vgl. Artikel im Dt. Pfarrerblatt von Friedhelm Schneider.
Fazit: das Instrument der Doppik verschärft die Finanzlage der Kommunen auf rechnerische Weise dramatisch.In der Verbindung, besser: der Addition von a. = Unterfinanzierung und b. = rechnerische Verarmung werden die Eigentümer, hier die Kommunen, endgültig in die Knie gezwungen. Sie sind im bilanziellen Minus, in den roten Zahlen und erhalten schließlich eine Zwangsverwaltung von Regierungspräsidium. Die demokratische Legitimation wird auf der Basis der Finanzpolitik ausgehebelt. Die monarchische Zwangsverwaltung des Regierungspräsidiums ist – scheinbar innerhalb der demokratischen Ordnung – etabliert.

Die Lösung des Problems hieße: outputorientiert steuern. Das erfordert einen höheren Einsatz an… Konzeptions- und Planungsintelligenz. Das Instrument der Doppik ist dafür ungeeignet. Denn die Ansätze sind pauschal und basieren nicht auf realen Daten. Nur so – auf der Basis realer Daten – wäre dem Problem beizukommen. Das ist bei der Kirche identisch. Dafür gibt es in der Kirche auch seit langem Lösungsansätze, wie bei K.IM. Kirchliches Immobilienmanagement seit ca. 10 Jahren praktiziert. vgl. K.IM.org

 

 

Die evangelische Landeskirche in Bayern kürzt Pfarrstellen um fünf Prozent

Pressemitteilung vom 25.10.2013.

„Landesstellenplanung 2010 abgeschlossen – 800 Stellen in Gemeinden und Jugendarbeit verändert. Im Oktober konnte ein Mammutprojekt der bayerischen Landeskirche erfolgreich abgeschlossen werden: Die Landesstellenplanung 2010 ist umgesetzt…

Hinzu kommt ein zweiter Trend: Die Evangelischen in Bayern werden weniger. Etwa 0,6% der Mitglieder verlieren die evangelischen Kirchengemeinden durchschnittlich pro Jahr. Das hat vor allem demografische Gründe, aber auch die rund 15.000 Kirchenaustritte pro Jahr tragen dazu bei. Die Landesstellenplanung hat das Ziel, nach 10 Jahren die Anzahl und Verteilung der Pfarrstellen anzupassen. So wurden bei der Landesstellenplanung 5% aller Stellen in der Gemeinde und Jugendarbeit gekürzt…“ Zum aktuellen Pressebericht.

Kommentar: Lesen Sie den Artikel. Haben Sie den Inhalt verstanden? Oder haben Sie Fragen. Wie z.B: um welche Stellen geht es? Zum besseren Verständnis hier noch eine frühere Pressemeldung von OKR Völkl:

„Landessynode verabschiedet Stellenplan
Derzeit gibt es in der Landeskirche den Angaben zufolge rund 2100 Pfarrstellen in Kirchengemeinden und Dekanatsbezirken, von denen rund 1.900 in Kirchengemeinden, Dekanatsbezirken und im Religionsunterricht eingesetzt sind. Rund 200 sind im Landesweiten Dienst oder bei überregionalen Projekten angesiedelt. Im landesweiten Durchschnitt bedeutet diese Kürzung fünf Prozent weniger Stellen.“ Zum Bericht.

Kommentar Friedhelm Schneider: Die aktuelle Pressemitteilung ist in großen Teilen kryptisch. Worum geht es? Um den bereits in den zurückliegenden Jahren begonnenen und jetzt abgeschlossenen Pfarrstellenabbau um 5%. Bei weiteren Recherchen auf den Seiten der Landeskirche findet man eine Mitteilung von OKR Völkl (s.o.): „Etappenziel bei der Anpassung der Pfarrerzahl zur abnehmenden Gemeindezahl“. OKR Völkl ist also sicher der bessere Pressesprecher, weiß doch der Leser jetzt, woran er/sie ist, was sich hinter der „Landesstellenplanung“ verbirgt. (Hier zeigt sich also nebenbei am praktischen Beispiel, welche Probleme bei der Zwitterrolle von weichspülendem Pressesprecher und/versus gutem Journalisten entstehen – vgl. dazu den Beitrag zum Thema des Monats – s.o. Nr.1). Nicht geht es jedenfalls bei der Kürzung um alle Stellen der Landeskirche, wie man eigentlich vermuten könnte und müsste. Hinter der Landesstellenplanung verbirgt sich die Pfarrstellenplanung, die Pfarrstellenbemessung, die… möglichen anderen, vielfältigen Bezeichnungen des Sachverhalts des Pfarrstellenabbaus in den EKD Gliedkirchen. Quantitativ geht es in Bayern vermutlich um einen Abbau von 5% ab 2010/11 bis heute. Das wären dann pro Jahr gut 1,6% – und damit 1% mehr als der Rückgang der Mitgliederzahl, der -s.o.- mit 0,6% beziffert wird. Nicht ganz auszuschließen ist, dass die Reduktion einen größeren Zeitraum betrifft. Andererseits wäre die Abbauquote von 1,6% im Verhältnis zu der in anderen Landeskirchen (bspw. EKKW > 2% p.a.) und Bistümern (vgl. Bistum Mainz 2% p.a.) eher moderat. Denn starker Pfarrstellenabbau ist die – ökumenische – Devise.

Dazu wichtige Fragen:

1. Nirgendwo wird aber bisher die Frage gestellt, ob positiv korrelierende Rückgangs-/Abbauquoten von Gemeindegliederzahlen und Pfarrstellen eine wirklich sinnvolle Steuerungskennziffer darstellen? Erst wenn diese Frage gestellt und nach alternativen Antworten aus dem (realwirtschaftlich fundierten) Management gesucht wird, verlässt die Führung der Kirche den Pfad von Magie und Ideologie, auf der sich Entscheidungen bisher leider zu häufig, wie auch bei der Pfarrstellenplanung, bewegen.

2. Was bringt der Pfarrstellenabbau im Vergleich zur Einführung der Doppik? Für die Einführung der Doppik schlagen bislang ca. 40 Mio. € zu Buche. Wir halten eine Verbesserung mit für die kirchlichen Aufgaben erforderlichen Steuerungsinstrumente (z.B. gezielte Erweiterungen der Kameralistik) für sinnvoller und vor allem kostengünstiger. Ca. 10 Mio. € wären hierfür zu veranschlagen. Die Bayerische Landeskirche hätte also – bei besserer Leistung – ca. 30 Mio. € einsparen können. – 30 Mio. € – das sind etwa die Kosten für 600 Pfarrstellen p.a. (ohne Versorgung). Über einen Zeitraum von 10 Jahren hätte man mit diesen Mitteln also 60 Pfarrstellen p.a. finanzieren können. Das sind 3% der Pfarrstellen in Bayern. Der Stellenabbau hätte also rechnerisch und finanziell deutlich verlangsamt werden können. Bei einer im Vergleich zur Doppik besseren Steuerungsalternative!