Archiv der Kategorie:
Medien und Macht

Die Kunst des Streitens in der Mediengesellschaft: Keynote zum Kongress der Presseprecher 2014 von Roger Willemsen.

hier 04/2016

Roger Willemsen ist nicht erst seit seiner Studie „Das Hohe Haus“ der führende Diagnostiker des bundesrepublikanischen Diskurses, der am offenen Herzen des parlamentarischen Politikbetriebs seine Beobachtungen zur Lage der Nation anstellte. Als Ethnologe der eigenen Gesellschaft denkt, spricht und schreibt Willemsen seit Jahren über die Mechanismen der gesellschaftlichen Selbstreflexion, die geschriebenen und ungeschriebenen Regeln der Meinungsführerschaft und die Höhen und Tiefen einer professionellen Talkshow-Öffentlichkeit. In seiner Keynote-Rede beleuchtet der Schriftsteller die Abgründe und Tugenden einer kommunikationsversessenen Mediengesellschaft.  Zum video.

ARD zeichnet rechtsextreme Hass-Band “Antilopen Gang” mit Preis aus.

11/2015

In einem Text der Anti-Regierungskritiker-Band “Antilopen Gang” heißt es (leider völlig ohne Ironie): “Ich bin die Gegenpartei gegen die Gegenpartei. Ich geh’ nicht wählen bei Wahlen, denn ich bin gegen Parteien […] Ich kämpfte mit der Polizei gegen Blockupy in Frankfurt. Verprügelte die Gutbürger von Stuttgart 21. Da braucht man gar nicht drüber reden, wenn die Massen sich erheben. Schmeiß’ ich aus dem Flugzeug eine Brandbombe auf Dresden”. Der Rest der Songs der drei Hobby-Regierungsschläger ist auch nicht besser… Mehr dazu.

Chris Hedges (Journalist, Autor, Presbyt. Pfarrer): Mythos der freien Presse. „Krieg gegen alles, was mit Wahrheit und Schönheit zu tun hat…“

Veröffentlicht am 02.05.2015, hier 08/2015
Der Journalist Chris Hedges erklärt in  dem Video die Gesetze der „freien“ Presse“ und die (us-amerikanische)  Wirklichkeit als Konzerntotalitarismus, einem „Krieg gegen alles, was mit Wahrheit und Schönheit zu tun hat…“.

Anm. F.S. Pflichtprogramm für alle Fakultäten, die sich dezidiert um Wahrheit bemühen, wie insbesondere die Theologie.

NSU-Morde: Nicht nur der Staat, auch die Medien haben bei der Aufdeckung der Hintergründe versagt! Studie der Otto Brenner Stiftung.

11. Januar 2015, Otto Brenner Stiftung

Im Herbst 2011 wurde bekannt, dass die Mordserie an Menschen mit Migrationshintergrund und weitere Gewaltverbrechen vom „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU) verübt worden waren. Staatliche Behörden hatten ein Jahrzehnt lang in die falsche Richtung ermittelt. Untersuchungsausschüsse auf Bundes- und Landesebene lassen keinen Zweifel: Der „NSU-Komplex“ steht für ein eklatantes Staatsversagen. In einer aktuellen Studie der Otto Brenner Stiftung wird jetzt der Frage nachgegangen, ob auch Medien bei der Aufdeckung der Hintergründe der NSU-Mordserie versagt haben. Zur Studie.

Was der IS Terror mit der Reformation gemein hat

Der Terror des sogenannten islamischen Staat mutet für viele als die Barbarei einer anderen Zeit an. Ein Rückfall in dunkle Zeiten des Mittelalters.

Doch dieser Eindruck täuscht, viele Aspekte des Systems sind Teil der Modernde. Die Vorstellung einer Utopie, die sich im Akt etabliert ist etwas neues. Sie passt in die Kommunikationswege unserer Zeit. Die Teilhabe an dem Terror und der Zerstörung in sozialen Netzwerken ist eine instant sichtbare Machtdemonstration.

Vieles was im Machtbereich des Terrorkalifats geschieht hat parallelen zur fehlgeleiteten Splittergruppen der Reformation. Damit sind sie Teil der Neuzeit und unseren Impulsen und Logiken nicht so weit entfernt, wie wir es gerne hätten. Apokalyptische Naherwartung, Bilderstürme und die zwangsweise Errichtung eines vermeintlich gottgefälligen Lebens durch Terror sind auch Konzepte einiger Reformatoren gewesen.

In der Welt schreibt Richard Herzinger, „Was der IS Terror mit der Reformation gemein hat“.

Der Artikel ist lesenswert. Denn der Islam hat kein Monopol auf fehlgeleitete Eiferer.

In den Medien muss sich fast alles ändern. Der Soziologe Hauke Brunkhorst über die “publikative Gewalt”

01/2015

??? Sie haben sich in Ihrer sozialwissenschaftlichen Arbeit auch mit dem Neoliberalismus auseinandergesetzt. Können Sie skizzieren, welche Rolle Medien und Journalisten bei der Durchsetzung der neoliberalen Idee gespielt haben?

Hauke Brunkhorst: Sie waren die willigen Vollstrecker der globalen Ideologie des Neoliberalismus und haben die kritischen Stimmen an die Peripherie gedrängt und zum Schweigen gebracht. Der Satz, der 2002 in einem Leitartikel der FAZ stand, ist kein Zufallstreffer, sondern Ausdruck einer globalen Medienhegemonie: “Wenn Eltern Ihrem Säugling die Anstrengung des Saugens dadurch erleichtern, daß sie die Öffnung der Babyflasche vergrößern, legen sie den ersten Grundstein für mangelnde Leistungsbereitschaft.”[1]

??? Was muss sich in der Medienlandschaft ändern?

Hauke Brunkhorst: Fast alles. Schauen Sie sich doch an, wie weit die veröffentliche öffentliche Meinung von der nichtveröffentlichten öffentlichen Meinung entfernt ist.

??? Können Sie dafür mal ein Beispiel nennen?…

zum Interview vgl. Pos 15

Die Nähe zur Macht. Eine Netzwerkanalyse beleuchtet die Verbindungen deutscher Top- Journalisten zu Eliten aus Politik und Wirtschaft.

Vier Journalisten fallen mit ihrer elitenkonformen Berichterstattung besonders auf.

von Uwe Krüger

Die Münchner Sicherheitskonferenz ist eine hochkarätige, aber umstrittene Veranstaltung. Wenn sich jährlich im Februar über 300 Sicherheitspolitiker, Diplomaten, Militärs, Rüstungsindustrielle, Banker, Versicherer, Analysten und Publizisten treffen, protestieren stets mehrere Tausend Menschen auf der Straße, und parallel findet eine Gegenveranstaltung namens Münchner Friedenskonferenz statt.

Schreibt jedoch der Außenpolitik-Ressortleiter der
Süddeutschen Zeitung, Stefan Kornelius, über die Angelegenheit, wundert sich so mancher Leser über Parteinahme zugunsten der Sicherheitskonferenz und über die Marginalisierung ihrer Gegner, die bis hin zur Verwendung falscher Zahlen geht. Kornelius schilderte beispielsweise in einem Beitrag, wie sich das Verhältnis zwischen Konferenzleiter Wolfgang Ischinger und den Protestlern angeblich entspannte: Ischinger »brach das Eis, indem er auf die Gegner zuging. Ein halbes Dutzend Mal traf er sich mit verschiedenen Gegner-Gruppen, diskutierte, hörte zu, versuchte zu überzeugen (…) Ischinger machte in den Gesprächen ebenfalls klar, dass es intellektuell unredlich sei, von den Konferenzteilnehmern als ‚Kriegstreibern‘ zu reden, wenn es um Abrüstung, Energiesicherheit oder Verständnis zwischen den Großmächten China und USA gehe.« (SZ vom 3. Februar 2010) Von den Argumenten der Protestler erfuhr der Leser nichts – und auch nicht, welche Quellen Kornelius für die Ischinger- nahe Erzählung genutzt hat. Zum Artikel.

 

 

Westliche Propaganda im Ukrainekonflikt

Der Bürgerkrieg in der Ukraine zeigt deutlich, wie stark unsere Eliten noch im Denken des kalten Kriegs verharren. Ein komplizierter Konflikt mit unterschiedlichen Interpretationsmöglichkeiten wird vereinfacht in ein Schema von Gut und Böse gepresst. Vor allem der Journalismus enttäuschte viele kritische BürgerInnen. Zu häufig wurde ein verzerrtes Bild der Vorgänge gezeichnet und Informationen der Nato ohne Nachfrage übernommen.

Der Appell von 60 Prominenten für eine Entspannungspolitik und einen Dialog mit Russland war keine Nachricht wert. Der wahrscheinlich traurige Grund: Freitags haben ARD und ZDF weniger Zeit für ihre Nachrichten und waren mit der Innenpolitik beschäftigt.

Immerhin beginnt das ZDF das eigene Handeln kritisch aufzuarbeiten. Auch unsere Medien sind Teil der Propaganda. Warten wir ab, ob sich damit etwas ändert.

Das Märchen von den bedrohten Weihnachtsmärkten

Alle Jahre wieder braucht die Springerpresse einen Aufreger vor Weihnachten. Damit die Auflage weniger sinkt, braucht es ein emotionales Thema. Etwas, dass jeder kennt und mag und dazu einen großen, linken Schurken.

Weihnachtsmärkte eigenen sich im Advent hervorragend als Aufhänger. Jeder kennt und mag die kleinen Buden aus denen uns die zehn immer gleichen Weihnachtslieder berieseln. Dann fehlt nur noch der große, linke Schurke, der unsere geliebten Glühweintankstellen verbieten will.

Dafür eignet sich nichts besser, als unser Staat. Der ist ja von Linken, Grünen, politisch Korrekten und Gutbürgern nur so durchsetzt. Für das große BamS und BILD Weihnachtsmärchen braucht es also nur eine Behörde, die Weihnachtsmärkte verbietet. Schon hat man eine Geschichte, über die jeder spricht. Sie wird in allen sozialen Netzwerken geteilt und dient jedem Stammtisch als Vorlage für Hetztiraden.

Der einzige Nachteil: Es gibt keine bedrohten Weihnachtsmärkte und auch keine bösen Politiker, die sie uns wegnehmen wollen. Aber seit wann ist Wahrheit, Toleranz und Rücksicht wichtiger als die Auflage für Springerblätter. Und so beglücken sie uns wieder mit dem Märchen der Weihnachtmärkte, die politisch korrekten Wintermärkten weichen müssen. Und auch andere steigen wider besseres Wissen in die Geschichte ein.

Das einmal in die Welt gesetzte Gift ist dann schwer wieder zu entfernen. Meistens musste ich die entsprechenden Artikel ausdrucken um sie den entsetzten KommilitonInnen zu überreichen, die sich gerne über die Islamisierung unserer Gesellschaft aufregten. Und auch dieses Jahr werde ich immer wieder eine Priese Wahrheit als Antidot für die giftigen Lettern der Springerblätter brauchen.

Zum Glück schreibt BILD-Blog ausführlich, warum auch dieses Jahr kein Quäntchen Wahrheit an dem Märchen ist.