Archiv der Kategorie:
Kino

Von der Utopie zur Dystopie. Apokalyptische Filme als Spiegel der Zeit. Von Dr. Inge Kirsner.

04/2016

„Persönliches Vorwort:

„Wie im Spiegel ein dunkles Bild“ – so sollte der Titel meiner Dissertation, angefangen 1992, beendet 1995, heißen und 1996 gedruckt werden; doch der Lektor hielt den Titel für zu poetisch-unkonkret und schlug das „Programm“ der Dissertation als Titel vor: Erlösung im Film. Nun, 20 Jahre später, ziehe ich die beiden Titel zusammen und stelle Überlegungen zur Spiegelfunktion des Mediums und seiner Inhalte vor…
Schluss: „…Bei aller Dystopie und Verlust jeder Erlösungshoffnung haben zumindest die „Panem-„Filme wie auch „Mad Max“ einen utopischen Einschuss, der Max’ Einschätzung, dass „Hoffnung ein Fehler“ sei, zumindest relativiert.

Eingeschrieben in den Lauf der Dinge und das Handeln der Menschen werden transzendente Strukturen (betrachtet als fortschreitende ‘Inkarnation’ im Sinne von Bonhoeffers Ansatz); die Vervielfältigung von Differenzen, wie sie z.B. die Auflösung der Sphären des Männlichen und Weiblichen mit sich bringt[7], kommt in der Cyborgisierung der Amazone (Katniss mit der Armbrust) und der Furiosa (der fehlende Arm wird durch eine sehr funktionale Greifmaschine ersetzt) zum Ausdruck.

Der Spiegel des Films bildet nicht einfach ab, sondern „offenbart“ auch etwas von dem „was wir sein werden“ (1. Joh 3,2). Insofern weist er über sich hinaus wie auch tiefer (in uns) hinein.“

Zum Beitrag.

„El Club“ – Ein Thriller über Missbrauch in der katholischen Kirche

5.11.1015 TaZ

Regiseuer Pablo Larraín inszeniert einen spannenden Thriller zum Thema Missbrauch in der katholischen Kirche. Die Handelnden sind eine Gruppe Priester die dem Zugriff der Justiz entzogen in einem kleinem Chilenischen Dorf wohnen.

Das besondere die Schauspieler kannten zum Dreh nur ihren eigenen Text und nicht die Reaktionen der anderen.

Lesen Sie hier die Kritik.

Hommage Rainer Werner Fassbinder zum 70. Geburtstag.

06/2015
„Ich möchte für das Kino sein, was Shakespeare für das Theater, Marx für die Politik und Freud für die Psychologie war. Jemand, nach dem nichts mehr ist wie zuvor.“ Diesen Selbstanspruch hat der mit nur 37 Jahren verstorbene exzentrische Filmemacher Rainer Werner Fassbinder erfüllt. Er revolutionierte mit seiner kompromisslosen Erzählhaltung das deutsche Kino der 70er und 80er Jahre. Zwischen 1969 und seinem frühen Tod im Jahr 1982 realisierte er mehr als 40 Kino- und Fernsehfilme, die noch heute verstören und faszinieren…“ Zum Portal.

“American Sniper”: Ein Cowboy, der mit sich selbst Krieg führt.

06/2015

Clint Eastwoods Irak-Drama wurde in den USA heftig diskutiert und dann im Kino zum Sensationserfolg. Dabei ist Bradley Coopers Scharfschütze ein typischer Eastwood-Held: ein konservativer Einzelgänger, der für das Gute kämpft ..
An dieser Darstellung des Helden, der im Februar 2013 daheim in Texas erschossen wurde – Kyles Mörder Eddie Ray Routh, ein weiterer Veteran, wurde am Dienstag zu lebenslanger Haft verurteilt -, kann man sich aus mehreren Gründen stoßen. Weder entwickelt Eastwoods Film eine Vorstellung von den Grauzonen des Krieges, von den moralischen Abweichungen und der Gewalt, die auch in den Reihen der Amerikaner grassierte. Noch mag die Figur des Films mit dem realen, allem Anschein nach wesentlich fanatischeren Kyle allzu viele Übereinstimmungen besitzen: Der echte prahlte etwa damit, nach dem Hurrikan Katrina erfolgreich auf Menschenjagd gegangen zu sein.
American Sniper wurde dennoch (oder gerade deshalb) zum kulturellen Phänomen: In den USA gab es erregte Debatten um die angeblich agitatorische Seite des Films, seine Geschichtsverfälschungen auf der einen sowie Verteidigungsreden für den Patrioten Kyle auf der anderen Seite.
Quelle: derStandard.at

Anmerkung E.J.: Es mag ja sein, dass man sich einen Film angeschaut haben sollte, um über ihn – zumal öffentlich – zu sprechen. Manchmal will man sich einen Film jedoch gar nicht erst anschauen und will gerade deshalb darüber sprechen will. Nein, ich will mir American Sniper, über die Ausschnitte hinaus, die ich im Fernsehen gesehen habe, nicht anschauen. Das Drehbuch und die Story kenne ich nämlich schon zur Genüge.
Es ist das Drehbuch unzähliger unsäglicher Hollywoodwestern, in denen die Indianer als Bedrohung der unschuldigen weißen Siedler geradezu massenweise niedergemetzelt werden und den Zuschauer dabei ein heimeliges Gefühl beschleicht: Zivilisation gerettet!
Zumeist wird die Rettung von einem rauen Westernheld gemanagt, der zwar nicht ganz stubenrein, dafür aber unheimlich stark an der Waffe ist, weshalb ein erheblicher Anteil der Metzelei auf sein Konto geht.
Dieses alte Rezept hat Clint Eastwood jetzt wieder aufgebrüht und weil wir im Zeitalter des Hyperrealismus leben in zahlreiche Einzelerschießungen, die alle dem beschriebenen moralischen Muster folgen, aufgeteilt.
Die lustige Pointe des Films ist, dass für den Helden in Eastwoods Film die Indianer – Iraker sind. Und die unschuldigen Siedler sind seine ohne ihn schutzlosen Kriegskameraden in einem – zufällig – fremden Land. (Von der richtigen Seite aus betrachtet ist überall wilder Westen)
Womit wir beim eigentlichen Grund wären, warum ich diesen Film nicht sehen werde.
Zunehmend nämlich beschleicht mich das Gefühl, dass wir uns auch in der politischen Wirklichkeit in einem schlechten Western befinden. Ständig werde ich neuerdings in den Medien gefragt, ob ich lieber Cowboy oder Indianer sein will. Das eine sind die Retter der Zivilisation, das andere ihre Gegner.
Wenn es sein muss, schießen die Retter alle Gegner tot. Und zwar überall. So einen Sch… muss ich mir nicht auch noch im Kino antun.  Zum Artikel.

Film: „Wer Rettet Wen?“ Der Film erlebte in vielen hunderten Kinos und anderen Veranstaltungsorten in ganz Europa volle und überfüllte Häuser und spannende Diskussionen.

04/2015 

Die Krise als Geschäftsmodell auf Kosten von Demokratie und sozialer Sicherheit
Eine internationale Koproduktion der Kernfilm von Leslie Franke und Herdolor Lorenz, 2015, 104 Minuten

Seit fünf Jahren werden Banken und Länder gerettet. Politiker schaffen immer neue Rettungsfonds, während mitten in Europa Menschen wieder für Hungerlöhne arbeiten. Es wird gerettet, nur keine Rettung ist in Sicht. Der Film „Wer Rettet Wen“ zeigt, wer dabei wirklich gerettet wird: Nie ging es um die Rettung der Griechen, nie um die der Spanier oder Portugiesen. Stets geht es nur um das Wohl der Hauptverdiener an diesen Krisen: den dort mit hochriskanten Spekulationen engagierten Banken. Uns Steuerzahlern und sozial Benachteiligten hingegen werden bis heute alle milliardenschweren Risiken zugemutet! Für große Banken ist die Finanzkrise dagegen vor allem ein Geschäftsmodell!…

Berlinale: Religion im Film

02/2015, DW

Gut 400 Filme flimmern über die Leinwände der diesjährigen Berlinale. Spirituelles schwingt in vielen Streifen mit. Doch was interessiert Filmemacher heute an Religion? Drei Beispiele.

…Inhaltlich verwandt, formal freilich völlig anders nähert sich der deutsche Wettbewerbsfilm „Kreuzweg“ der religiösen Institution. „Kreuzweg“ spielt in drastischer Konsequenz die klassischen Kreuzwegstationen durch: 14 Schritte, den Weg Jesu zum Kreuz zu bedenken. Station für Station entwirft Regisseur Dietrich Brüggemann mit jeweils einer einzigen festen Einstellung ein filmisches Andachtsbild. Statt Jesus steht allerdings die 14jährige Maria im Zentrum. Maria wird in einer strengkatholischen Familie groß, die einer besonders traditionellen Form des Katholizismus folgt.

Vorbild dafür sind die Lehren der Piusbruderschaft, die vor fünf Jahren durch die antisemitischen Ausfälle ihres inzwischen ausgeschlossenen Bischofs Richard Williamson einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde. Maria möchte das Leben einer Heiligen führen, so wie sie es im Firmunterricht lernt…  Zum Bericht.

„Im Labyrinth des Schweigens“. Ein Film schildert die Vorgeschichte des Auschwitzprozesses. Von Ludwig Greven

5. November 2014. Ein Staatsanwalt wehrt sich gegen das Vergessen: Der Film „Im Labyrinth des Schweigens“ schildert die Vorgeschichte des Auschwitzprozesses. von Ludwig Greven/ DIE ZEIT.

Kann man sich noch eine Zeit vorstellen, in der Auschwitz nicht jedem eingebrannt war als Inbegriff des Bösen und unentrinnbarer deutscher Schuld? Es gab diese Zeit, sie reichte bis in die 1960er Jahre. Es war die scheinbar unbeschwerte Ära des Wiederaufbaus und des Wirtschaftswunders, von Petticoat, Nierentisch und fröhlicher Schlagermusik. Die Deutschen arbeiteten, feierten, konsumierten, als gäbe es kein Gestern, und sie bemühten sich mit aller Kraft, den Krieg, die Nazi-Zeit und ihre eigene Mitverantwortung für die NS-Verbrechen zu verdrängen.

Dann aber stieß der Frankfurter Journalist Thomas Gnielka 1958 auf Dokumente mit den Namen von KZ-Wachleuten. Fünf Jahre später begann der Frankfurter Auschwitzprozess, der größte und wohl wichtigste Prozess der bundesdeutschen Geschichte. Und ein Wendepunkt in der Aufarbeitung des Holocaust.
Anzeige

Kann man darüber und über die dramatische Vorgeschichte des Prozesses einen Spielfilm drehen, der dazu noch unterhält und nicht als bleischwere Geschichtsstunde daher kommt? Der Regisseur Giulio Ricciarelli und die Produzenten Uli Putz und Jakob Claussen haben es mit Im Labyrinth des Schweigens getan…  Mehr dazu.

Dokumentarfilm „Pfarrer“: Glaubensfrage vor der Kamera

14.04.14 BZ

Ein Jahr für Gott und die Kamera: Zwei Dokumentarfilmer haben für den Film „Pfarrer“ Vikare bei ihrer Ausbildung im Predigerseminar der Lutherstadt Wittenberg begleitet – auch eine Berlinerin.

„…In manchen, vor allem kleineren Gemeinden wie Wittstock, ist der Pfarrer  eine unantastbare Institution. Dass auch er einmal anfangen musste, dass er seine Stimme trainieren musste, um die Predigt so voll klingen zu lassen, und dass er vielleicht Zweifel hatte, ob er den richtigen Weg eingeschlagen hat, darüber denken die Menschen selten nach. Auch Borrmann musste singen lernen, gezweifelt hat er nie: „Ich wollte nichts anderes als Pfarrer werden.“

Almut Bellmann zweifelte dagegen schon. Die 31-Jährige ist seit März ordinierte Pfarrerin in Britz. Sie und Björn Bellmann sind zwei der Protagonisten, die der Dokumentarfilm „Pfarrer“ bei ihrer Ausbildung im Predigerseminar in der Lutherstadt Wittenberg begleitet hat. Am Sonntag wurde der Film im Filmtheater am Friedrichshain von den Filmemachern und Protagonisten vorgestellt. Der Kinosaal war voll – auch mit jungen Menschen und nicht nur mit Theologiestudenten… Zum Artikel.

Michael Hanekes Film »Das weiße Band« und das evangelische Pfarrhaus

Michael Hanekes Film »Das weiße Band« und das evangelische Pfarrhaus »Wenn Ihr durch die Züchtigung gereinigt sein werdet …«

Von: Gunther Schendel

Hanekes preisgekrönter Film »Das weiße Band« nimmt die Verhältnisse in einem fiktiven norddeutschen Dorf kurz vor Ausbruch des 1. Weltkriegs ins Visier. Dem evangelischen Pfarrhaus schenkt Haneke dabei besondere Beachtung; an seinem Beispiel möchte er zeigen, wohin die Verabsolutierung einer Religion oder Ideologie führt, nämlich zur Unmenschlichkeit. Gunther Schendel analysiert das Bild, das der Film vom evangelischen Pfarrhaus zeichnet, und fragt danach, ob sich dieses Bild kirchengeschichtlich verifizieren lässt. Zur Filmkritik im Dt. Pfarrerblatt.