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Alternative Reformkonzepte

EKBO: Zog die Synode die Notbremse? Konsistorialpräsident Seelmann von Synode nicht im Amt bestätigt

2. Ausgabe der „protestantischen“ Zeitung „Die Mündige Gemeinde“
an die Synodalen der EKBO während der Frühjahrssynode übergeben.

Am 4. und 5. April 2014 tagte die Frühjahrssynode der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, um den sogenannten Reformprozess weiter voranzutreiben. Dazu benötigt wird vor allem das Geld der Gemeinden, die die dann äußerst aufgeblähte Verwaltung finanzieren sollen. Nach dem Willen der Kirchenleitung sollen fortan Ein-Personen Vorstände diese Verwaltungsämter leiten, kontrolliert nur von zwei Personen aus jedem Kirchenkreis, darunter jeweils dem Superintendenten. Nachdem die Herbstsynode 2013, der das Gesetz in zwei Varianten vorgelegt worden war, keine der beiden beschloss, war die erneute Vorlage des Vorhabens an sich schon dreist, erst recht aber ihre Form. Ohne die ausführliche Begründung und Diskussionswiedergabe wie im Herbst, wurde es den Synodalen in Form von zwölf Seiten Änderungen des bisherigen VÄG-Gesetzes zugestellt. Nur für eingeweihte Fachleute waren die Änderungen zu überblicken. Selbst der sogar von der Projektgruppe, die dieses Gesetz ausarbeitete, abgelehnte „Rechtsträgersockelbetrag“, tauchte im Gesetzestext auf, wenn auch unscheinbar in Klammern. Kleine Gemeinden sollen durch diesen „Betrag“ gezwungen werden, ihre Selbständigkeit aufzugeben, mit dem sie für ihre bloße Existenz und dafür, dass sie damit der Verwaltung Arbeit machen, kräftig zur Kasse gebeten werden sollen. Durchgesetzt hatte die Herbstsynode nur, dass nun regionale Unterschiede möglich sein werden. Dafür aber würden die Gemeinden den Verwaltungsämtern finanziell vollständig ausgeliefert.
Die erste Berichterstattung über die Synode schweigt über den Beschluss der Synode. Doch zeigt die mit großer Mehrheit verweigerte Zustimmung  der Synodalen zu einer um drei Jahre verlängerte Amtszeit von Konsistorialpräsident U. Seelemann, dass es Probleme gibt.

In der Berichterstattung auf der Webseite der EKBO  werden neben ratlosen Stimmen aus der Kirchenleitung Synodale zitiert, die nicht namentlich genannt werden wollten:  Da heißt es u.a.: „Vielleicht sei der Präsident auch stellvertretend für die oft nicht besonders geliebte Kirchenleitung abgestraft worden, vermutet ein anderer.“ Er „ habe die Quittung für das ‚autoritäre Gehabe der letzten zehn Jahre‘ bekommen, sagt ein anderer Kirchenparlamentarier. Sie hätten den Eindruck, Seelemann nehme sie nicht ernst, sagen wieder andere.“ (http://www.ekbo.de/nachrichten/1091064/– Zugriff am 5.4.2014)

„Schafft es die EKBO-Synode, die Notbremse zu ziehen?“ hatten die Protestanten vom „Gemeindebund in der EKBO“, durch das Verteilen ihrer Zeitung mit dem Leitartikel von Rechtsanwalt Georg Hoffmann gefragt. Noch ist die Frage nur für Insider beantwortet. Doch die Erfüllung der acht Forderungen des Vorstands bedeutet eine Kehrtwendung um 180 Grad. Umkehr heißt aber immer auch Anerkennung von Schuld, Fehlentwicklungen, Fehlprognosen, Vertrauen in die falschen Ratgeber und vieles mehr. Viel Arbeit wartet auf die Synodalen.

Dr. Katharina Dang

 

Ein Jahr www.wort-meldungen.de

Von: Hans-Jürgen Volk

Am 24./25. Februar 2013 traf sich in Kassel eine Runde von Menschen aus insgesamt sechs Landeskirchen zu einer Tagung. Darunter waren etliche Autorinnen und Autoren von Beiträgen im »Deutschen Pfarrerblatt« zur Reihe »Fragen und Probleme rund um den kirchlichen Reformprozess«. Ein konkretes Ergebnis war die Absicht, die gegenseitige Vernetzung durch eine neue Internetplattform zu stärken und der kirchlichen Öffentlichkeitsarbeit ein publizistisches Gegengewicht entgegenzusetzen.

Am 21. März 2013 wurde der Verein »Wort-Meldungen e.V.« mit Sitz in Darmstadt gegründet. Seitdem erscheinen jeden Montag bis zu 16 Nachrichten und Analysen zu Transformationsprozessen in Kirche und Gesellschaft. Die eigentliche redaktionelle Arbeit liegt im Moment bei Alexander John und Friedhelm Schneider, dem 1. Vorsitzenden des Vereins. Mit hohem zeitlichem Aufwand werden relevante Informationen aus den unterschiedlichsten Quellen zusammengetragen. In der Regel steht jeden Monat ein bestimmtes Thema im Mittelpunkt, z.B. Kosten und Nutzen neuer Steuerungsmodelle wie Doppik/NKF, Leben im Pfarrhaus, Wandel im Reformdiskurs, Postdemokratie, evang. Publizistik, Partizipation oder Management. Entstanden ist bereits nach einem Jahr ein spannendes Internetjournal, in dem u.a. auch über die Synoden der EKD sowie einzelner Landeskirchen berichtet wird und das zahlreiche Argumentationshilfen und Hintergrundinformationen für Synodale oder andere kirchlich Engagierte bietet. Kurz: www.wort-meldungen.de bietet eine Fülle aktueller Nachrichten, Analysen sowie Hinweise auf Studien und leistet damit einen wichtigen Beitrag zu einem rationalen Diskurs.

In seiner »Zwischenbilanz zum kirchlichen Impulsprozess ›Kirche der Freiheit‹ – Rätsel – Erkenntnisgewinne – Aufklärung« (DPfBl 2/2014) hat Friedhelm Schneider ausführlich die Positionen einzelner Autorinnen und Autoren zur Sprache gebracht und eigene Akzente gesetzt. Seine Ausführungen decken sich in wesentlichen Punkten mit dem, was der Kreis um www.wort-meldungen.de bisher an Analysen erarbeitet hat. Zusammengefasst bezieht sich die Kritik an den kirchlichen Reformprozessen auf drei Punkte:

1. Theologie hat ihre handlungsleitende Funktion weitgehend verloren und dient als nachträgliche Legitimation bzw. wird instrumentalisiert im Rahmen von Kommunikationsstrategien mit kirchenpolitischer Zielsetzung.

2. Der Ausgangspunkt der meisten Umbauprozesse ist die Finanzfrage. Man unterstellt entgegen der tatsächlichen Finanzentwicklung mit deutlich gestiegenen Kirchensteuereinnahmen langfristig einen drastischen Verlust an Finanzkraft und begründet damit Rückbau- und Umbauprozesse. Hieraus folgt ein fragwürdiger, ja schädlicher Managementansatz. Shareholder-Value drängt die Orientierung an den Menschen zurück.

3. Insgesamt ist der kirchliche Umbauprozess eingebettet in eine neoliberale Umformung weiter Teile der Gesellschaft, der u.a. das Gesundheitswesen, den Bildungssektor sowie Elemente der Daseinsvorsorge umfasst. Damit hat er eine politische Dimension.

Was die Menschen um www.wort-meldungen.de verbindet, ist die Einsicht, dass die »Reform«-Prozesse eher schaden als nützen sowie für die Beschäftigten und die ehrenamtlich engagierten Autonomieverluste mit sich bringen. Hieraus ergibt sich die Skizze einer Reformalternative: eine evangelische Kirche mit flacher Hierarchie, in der wieder weitgehend vor Ort entschieden wird und die durch strukturelle und konzeptionelle Pluralität flexibel und am Menschen orientiert auf gesellschaftlichen Wandel reagieren kann.

www.wort-meldungen.de ist innerhalb eines Jahres zu einer profunden Informationsquelle geworden, die mit Fakten und Analysen fragwürdiger Finanzprognostik und zentral gelenkten Kampagnen entgegentritt.

Text auch im Dt. Pfarrerblatt.

Sie säen nicht. Sie ernten nicht… Zur 5. Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung der EKD.

von Friedhelm Schneider.
Die sprunghaft angestiegene Distanz der Jugendlichen zur Kirche müsste am meisten aufrütteln: 52% der Jugendlichen sind distanziert und 20% denken ernsthaft über Austritt nach. Das ist hart. Aber das ist aus Sicht der Jugendlichen auch fair. Warum?

Betrachten wir einfach Jugendarbeit der Kirchen in den zurückliegenden 2 Dekaden und nehmen wir die EKHN. 1997 pilotiert die EKHN mit dem Projekt „Prioritätenplanung und Ressourcenkonzentration“ eine neue Art der Reform, die sich von dem vorausgehenden Reformansatz, wie er 1992 in „Person und Institution“ angelegt war, distanzierte. Im Nachhinein ist klar: es war eine vorbereitende Phase des Organisationsumbaus der Kirche, der dann mit „Kirche der Freiheit“ obsiegte. Einer der ersten, stante pede umgesetzten Beschlüsse von 1997: Reduktion der Gemeindepädagogenstellen um 20%. Gemeindepädagogen – also das Personal, das in der EKHN wesentlich für die Jugendarbeit zuständig ist. Das war der massive Einstieg in das Downsizing der Jugendarbeit. Und in das Downsizing generell: des Abbau auch von Pfarrpersonal, auch von Zuweisungen für die Arbeit an der Basis, auch von Gebäuden, auch von… McKinsey ließ schon damals grüßen. Nur ein konkretes Beispiel: gab es damals in meinem Stadtteil Darmstadts mit 25000 Einwohnern noch 2 kirchensteuerfinanzierte Stellen für die Jugendarbeit, so ist es heute noch ca. eine halbe Stelle, ergänzt durch einen gemeindefinanzierten (!) Stellenanteil. Der Personalabbau mag an anderer Stelle etwas moderater erfolgt sein und punktuell mag es Unterschiede geben. Aber es kommt hinzu, dass die Pfarrerschaft heute aufgrund der Überalterung für die Jugendarbeit ebenfalls nicht mehr in dem selben Umfang wie früher zur Verfügung steht. Und dass man den Religionslehrern die Fortbildungsstätte im noblen Kronberg genommen hat, ist ein symbolischer Akt gegen eine ganze Berufsgruppe, deren Unterstützung die EKHN offensichtlich auch nicht nötig zu haben scheint.  Punktuelle neue Angebote wie einen alle 2 Jahre stattfindenen Jugendkirchentag können solche Verluste bei weitem nicht kompensieren…  Generell bleibt die Innovationsleistung als Folge der Streichorgie und Marginalisierung des Arbeitsfeldes hinter den Erfordernissen zurück.  52 Prozent distanzierte! Da machen ein paar Sonnenstrahlen noch keinen Sommer. Die Jugendarbeit ist das fünfte Rad am Wagen der Kirche. Da können sich die Mitarbeiter an der Basis noch so mühen und abrackern, sie können durch ihre Person die harte Politik der Kirche gegenüber den Jugendlichen vielleicht etwas abfedern. Sie können sie aber nicht ungeschehen machen. Wen wundern also die Ergebnisse der neuen Mitgliedschaftstudie? In anderen Landeskirchen mag die Entwicklung in der konkreten Ausgestaltung differieren. Die Politik ist aber im Prinzip dieselbe. Sie säen nicht. Sie ernten nicht…

In den letzten sieben Jahren fährt die EKHN fünf mal Haushaltsüberschüsse in Höhe von 40 bis 70 Mio.€ ein! Sie säen nicht. Sie ernten nicht. Aber ihr himmlischer Vater ernährt sie doch?

Als die EKHN vor einigen Jahren – wieder einmal – einen Haushaltsüberschuss von 40 Mio. € verbuchen konnte, regte ich in kleiner Runde an, diese Mehreinnahmen diesmal nicht in die Rücklagen zu schieben, sondern komplett in die Jugendarbeit (mit einem professionellen 10-Jahreskonzept etc.) zu investieren. Ich erntete seitens einer anwesenden kirchenleitenden Person nur verständnislose Blicke und den Hinweis, dass sich einem solchen Vorschlag in der Kirchenleitung wohl niemand anschließen würde. Wie auch? Haben nicht alle leitenden Personen internalisert: die Kirchen müssten Rücklagen bilden? Da tut es nichts zur Sache, dass die EKHN ihr Soll der Rücklagenbildung schon zu 100% übererfüllt hat, weil 70% als ausreichend gelten. Gewinne für Rücklagen, aber keine Investitionen in die Mitglieder, hier in die Jugendlichen. Das ist die von den Finanzdezernenten ausgegebene Finanzpolitik. Und die bildet das „Management“-Konzept der Kirche. Ein Konzept, das einigen grundlegenden irrtümern aufsitzt. Halten wir uns an Prof. Fredmund Malik, den Doyen des europäischen Managements aus St. Gallen: „Die Meinung, dass der Zweck von Unternehmen der Gewinn sei, ist so alt wie irreführend.. .Alle paar Jahre taucht sie in einem neuen Kleid auf… diesmal in der Sharholder-Value-Theorie…Wer sich am Shareholder-Value… orientiert, hat die Gewissheit, dass er systematisch falsche, das heißt das Unternehmen schädigende Entscheidungen trifft.“

Das ist in der Kirche passiert. Es wurden systematisch falsche Entscheidungen getroffen. Die Jugendlichen waren außerhalb des Horizonts der Kirchenleitungen und der „Hohen Häuser“ der Synoden. Die Jugendlichen werden mit den Angeboten und mit der Botschaft in der Breite nicht mehr erreicht. Es fehlt an Mitarbeitern. Und es fehlt dadurch bedingt auch an Innovationen. Es fehlt an schlüssigen Antworten auf die Herausforderungen des Wechsels von der analogen in die digitale Welt. Angesichts erhöhter Anforderungen konnte die Strategie nicht darin bestehen die Mittel zu kürzen. Das Gegenteil wäre richtig gewesen: man hätte investieren müssen. In die Jugend, und nicht in Maßnahmen, die die  Bürokratie aufbauschen ohne nennenswert bessere Leistungen im Sinne einer Unterstützung für die an der Basis arbeitenden PfarrerInnen u.a. hervorzubringen! Und wie geht es weiter: Dass Pfarrerinnenmangel droht, hat sich herumgesprochen. Wie sieht es denn mit dem Nachwuchs bei den Gemeindepädagogen aus?

Nikolaus Schneider kündigt an, man wolle aus der Studie lernen. Was aber passiert gerade in seinen Stammlanden, der EKiR? Der Finanzbedarf für die Bürokratie steigt aufgrund der von ihm zu verantwortenden Umbauprozesse. Aufgrund der Einführung der Doppik in den Regionalverwaltungen wird mehr mehr Personal für die (in diesem Falle: nutzlose!) Bürokratie benötigt. Um solche Stellen finanzieren zu können muss man in manchem Kirchenkreis an anderer Stelle einsparen. An welcher? Man muss nicht dreimal fragen – selbstverständlich spart man da, wo sich keiner wehrt – an der Jugendarbeit. So höre ich. Damit die Bürokratie lebe, stirbt die Jugendarbeit! Und so wird es vielen Kirchenkreisen der EKiR gehen –  und vielen Landeskirchen. Nikolaus Schneider…

Was heißt das für die Zukunft der Kirche? Die Jugendlichen werden zunehmend weniger von der Kirche erreicht. Die schon heute ihren Austrittswillen bekunden, werden ihn mit hoher Wahrscheinlichkeit umsetzen. Denn dieser Wille wird nur schwer und mit hohem Aufwand zu korrigieren sein. Die Austrittsquote steigt und damit werden die Kirchensteuereinnahmen, Spenden oder Beiträge weiter sinken. Man muss also die Kausalketten richtig erkennen! Weil man nicht in die Jugend investiert hat, werden Kirchensteuereinnahmen sinken! Man weiß freilich schon heute, wie die Finanzdezernenten dereinst bei rückläufigen Einnahmen in Verdrehung der Ursachenketten behaupten werden: „Gut, dass wir damals Rücklagen gebildet haben…“ Dabei werden zukünftige Rückgänge der Einnahmen auch auf ihre verfehlte Finanzpolitik heute, namentlich auf die verfehlte Kirchenpolitik gegenüber der Jugend, zurückzuführen sein! Das Problem des Managements der Kirche besteht darin, dass es nicht ganzheitlich denkt und agiert. Es folgt de facto einem beschränkten, monetären Gewinnbegriff. Noch einmal Malik: „Mit einem zu kurz gegriffenen Gewinnbegriff ist noch immer der Untergang eines Unternehmens eingeleitet worden.“ Insofern darf man die aktuellen Haushaltsüberschüsse zwar als vergänglichen Segen betrachten. Mehr noch sind sie aber Menetekel: Sie säen nicht. Sie ernten nicht. Aber ihr himmlischer Vater ernährt sie doch… – Noch!

„Brücken für die Ökumene und für die Zukunft der Kirche“ – Bundesversammlung von „Wir sind Kirche“ in Regensburg

Pressemitteilung München/Regensburg, 23. März 2014

„Ökumene baut Brücken“ war das Thema der 34. Bundesversammlung der KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche, mit der sich die katholische Reformbewegung am vergangenen Wochenende (21. bis 23. März 2014) in Regensburg auf den Katholikentag vorbereitet hat, der im kommenden Mai in der Donaustadt stattfinden wird.

Wir sind Kirche fordert die katholischen und evangelischen Kirchenleitungen auf, das Jahr des Reformationsjubiläums 2017 gemeinsam und in positiver Würdigung der Reformation feierlich zu begehen. Die ökumenische Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte, die von katholischer Seite durch das Zweite Vatikanische Konzil (1962-65) angestoßen wurde, und die weitgehenden theologischen Übereinstimmungen müssen endlich auch weitere konkrete Fortschritte im Kirchenalltag ermöglichen, wie die wechselseitige Zulassung zu Eucharistie und Abendmahl.

„Theologisch sind die Brücken der Ökumene schon lange fertiggestellt, jetzt müssten sie auch von den Kirchenleitungen begangen werden“, so der Ökumeneexperte Johannes Brosseder, emeritierter Professor für Systematische Theologie der Universität Köln, der am Samstagvormittag im Herzogssaal direkt gegenüber des Regensburger Doms einen fundierten Rückblick auf die Konvergenzdokumente der Ökumene gegeben hat.  Mehr dazu.

Andreas Kahnt als neuer Vorsitzende des Pfarrerverbands gewählt

Pfarrer Andreas Kahnt zum neuen Vorsitzenden des Verbandes evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland gewählt

Pfarrer Andreas Kahnt (Foto: Christian Schauderna) Kassel, 15.03.14.(cf) Die Mitgliederversammlung des Verbandes evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland e.V. hat in Kassel mit großer Mehrheit einen neuen Verbandsvorsitzenden gewählt. Neuer Verbandsvorsitzender ist Pfarrer Andreas Kahnt aus der Oldenburgischen Kirche. Er wurde mit 98 Stimmen bei 7 Enthaltungen und einer ungültigen Stimme zum Vorsitzenden gewählt.

Nach seiner Wahl kündigte Kahnt an, er wolle das Miteinander von Pfarrvereinen und Verband intensivieren, um als freie, unabhängige und starke Standesvertretung für Pfarrerinnen und Pfarrer wirken zu können. Gerade in Hinblick auf den sich zunehmend abzeichnenden Pfarrermangel sei es wichtig, die Arbeitsbedingungen von Pfarrerinnen und Pfarrern zu beobachten und sich deutlich zu Wort zu melden, wenn sich diese Bedingungen weiter verschlechterten.

Lesen sie den ganzen Artikel auf der Website des Pfarrerverbands.

Zur Frühjahrsvollversammlung der Dt. Bischofskonferenz in Münster: Katholische Thelogiestudenten erarbeiten Zwischenruf

Eine Gruppe katholische Theologiestudenten hat sich mit der Zukunft ihrer Kirche intensiv befasst. Herausgekommen ist ein Zwischenruf der Gruppe „gemeinsam Kirche werden“.

Darin wenden sie sich gegen die Kluft zwischen den Bischöfen und der Basis. Ihrem Verständnis nach müssen Bischöfe verstärkt als Moderatoren den Kontakt zur Basis suchen.

Die Kirche müsse sich auch vermehrt als gesellschaftlicher Akteur sehen. Sie hat immense Ressourcen, die sie für die Armen nutzen kann.

Nach Bericht der Westfälischen Nachrichten wollen sie ihren Zwischenruf in Münster der Frühjahrskonferenz der Bischöfe überreichen.

In 20 Jahren sind PfarrerInnen… eine ziemliche Seltenheit. Ein Interview mit der Vorstandsspitze des Pfarrer- und Pfarrerinnenvereins in Bayern

Frage: „Ein Blick in die Zukunft: In 20 Jahren sind Pfarrer …?“ Antwort Klaus Weber: … eine ziemliche Seltenheit …

»Wir haben zu wenige Pfarrer«

Die Vorstandsspitze des Pfarrer- und Pfarrerinnenvereins über Vakanzen, Bürokratie und Prädikanten

Beim bayerischen Pfarrer- und Pfarrerinnenverein steht diesen Mai ein Wechsel an der Spitze an: Vorsitzender Klaus Weber tritt nicht mehr an, Stellvertreterin Corinna Hektor kandidiert für dessen Nachfolge. Beide erklären in einem Doppel-Interview, warum es den Verein heutzutage mehr denn je braucht – und was die evangelische Landeskirche tun müsste, um den Pfarrberuf wieder attraktiver zu machen. Zum Interview mit Pfr. Klaus Weber und Pfarrerin Corinna Hektor.

Wohin geht die Kirche? – Sechs Punkte für einen tragfähigen Weg in die Zukunft. Alternative Positionen zu dem 2006 initiierten Reformprozess in der EKD

Arbeitskreis Zukunft der Kirche
c/o Pfarrer Maximilian Heßlein

Einleitung

Am 17. Mai 2013 hat in der Christusgemeinde Heidelberg ein Workshop zu den Zukunftsfragen der Kirche stattgefunden, an dem etwa 50 Menschen aus verschiedenen Gemeinden Heidelbergs und der Umgebung teilgenommen haben. Dieser Workshop war Teil der Vortragsreihe Wohin geht die Kirche?, die von November 2012 bis Juni 2013 in der Christuskirche Heidelberg stattgefunden hat.

Unter dem Eindruck verschiedener Vorträge von Isolde Karle bis zu Heinrich Bedford- Strohm waren die Teilnehmer des Workshops gebeten, aus ihren unterschiedlichen Erfahrungen mit der Kirche eine Vision der zukünftigen Gestalt der Kirche zu entwickeln.

Der Arbeitskreis Zukunft der Kirche in Heidelberg hat die Ergebnisse gesichtet und zusammengefasst.

Die These stellt dabei die grundsätzliche (Heraus-)Forderung an die Kirche dar, der Zustand ist eine Beschreibung, wie die Kirche gegenwärtig empfunden wird, während die Vision einen möglichen Weg der Kirche in die Zukunft bietet.

Punkt 1: Kirche und Verkündigung

These
Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. (Mt 18,20)
Die Verkündigung des Wortes Gottes findet redend und handelnd in der persönlichen Begegnung von Menschen statt.

Zustand
Die aktuelle gesellschaftliche Entwicklung zwingt uns, flexibler und mobiler zu leben. Daraus entstehen unterschiedliche individuelle Erwartungen. Deshalb fühlt sich die Kirche genötigt, mit medialen, unverbindlichen und punktuellen Angeboten Menschen für sich zu gewinnen.

Vision
Die Kirche ist in der mobilen Gesellschaft ein Ort der Ruhe und Verlässlichkeit.Sie setzt auf eine Verkündigung, die zu einer beständigen Gemeinschaft führt. Dort werden in der persönlichen Begegnung die Bedürfnisse der Menschen aufgenommen.

Punkt 2: Kirche und Kreativität
These
Wir aber haben nicht empfangen den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. (2 Tim 1,7)
Der Heilige Geist schenkt der Kirche kreative Spielräume. So kann sie offen, angstfrei und vielseitig ihr Leben entwickeln, erproben und gestalten.

Zustand
Die Kreativität wird in der Kirche zunehmend zentral gesteuert. Das erschwert die Reaktion auf Veränderungen in den einzelnen kirchlichen Handlungsfeldern.

Vision
Die Kirche vertraut auf das kreative Potenzial des Heiligen Geistes. Diese Kreativität ist prozess- und nicht ergebnisorientiert. Sie stiftet Gemeinschaft und verbindet Menschen über ihre eigenen Grenzen hinaus.

Punkt 3: Kirche und Verantwortung

These
Seid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist. (1 Petr 3,15)
Das kirchliche Leben kann nicht auf Einzelne reduziert oder an Einzelne delegiert werden, sondern es speist sich aus der Beteiligung aller.

Zustand
Die Kirche fungiert zunehmend als dienstleistende Verwaltungseinheit unter Vernachlässigung ihrer geistlichen Grundlagen. Sie wird von den meisten Menschen als Dienstleister auch in Anspruch genommen und dennoch kritisiert.

Vision
Die Kirche lebt aus der verantworteten Gemeinschaft aller. Sie versteht sich als Beteiligungskirche und nicht als Betreuungskirche ihrer Mitglieder.

Punkt 4: Kirche und Ehrenamt

These
Was ihr getan habt einem meiner geringsten Brüder, das habt ihr mir getan. (Mt 25,40)
Das Ehrenamt ist ein Dienst am gesamten Leib Christi. Es lebt von der Eigeninitiative in einem verlässlich gestalteten Rahmen und will nicht hierarchisch gesteuert werden.

Zustand
Die heutige Gesellschaft erschwert dauerhaftes und verlässliches ehrenamtliches Engagement. Dennoch sind Menschen bereit, geistliche und handelnde Verantwortung zu übernehmen. Diese Bereitschaft konterkariert die Kirche in zweierlei Hinsicht: Einmal verhindert sie eigenständiges und verantwortliches Handeln durch zunehmende zentralistische Steuerung. Zusätzlich delegiert sie Verpflichtungen von beruflich Beschäftigten an Ehrenamtliche. Damit geht der Charakter des Ehrenamtes verloren.

Vision
Es gibt eine Basis aus gut ausgebildeten beruflich Beschäftigten, die die Grundlage für freiwillige ehrenamtliche Arbeit schaffen. Durch das Ehrenamt wird die Vielfalt des kirchlichen Gemeindelebens weiter ausgebaut. Dabei werden beide Ämter nicht gegeneinander ausgespielt, sondern in ihrem Wert für das Leben der Kirche geschätzt.

Punkt 5: Kirche und Organisation

These
Jesus Christus spricht: Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker niederhalten und die Mächtigen ihnen Gewalt antun. So soll es nicht sein unter euch; sondern wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener. (Mt 20, 25.26)
Die Umsetzung der These 4 der Barmer Theologischen Erklärung ist kein Lippenbekenntnis, sondern Handlungsauftrag:
Die verschiedenen Ämter in der Kirche begründen keine Herrschaft der einen über die anderen, sondern die Ausübung des der ganzen Gemeinde anvertrauten und befohlenen Dienstes.

Zustand
Innerhalb der Kirche wächst die Macht der Kirchenleitung, der sog. Mittleren Leitungsebenen und der Serviceämter. Die eigentlich verantwortlichen synodalen Gremien sind dadurch de facto außer Kraft gesetzt. Dies führt zu einer schleichenden Entwertung und Missachtung der gewählten Verantwortlichen.

Vision
Die gemeinschaftliche Leitung in der Kirche geschieht in einem konziliaren Prozess unter Beteiligung der Betroffenen. Das öffnet Handlungsspielräume und wahrt umfassende Entscheidungskompetenzen. Die Organisation der Kirche bildet keine übergeordneten Machtstrukturen aus, sondern gewährleistet den Verkündigungsdienst.

Punkt 6: Kirche und Finanzen

These
Geldgier ist eine Wurzel alles Übels; danach hat einige gelüstet, und sie sind vom Glauben abgeirrt und machen sich selbst viel Schmerzen. Aber du, Gottesmensch, fliehe das. (1 Tim 6,10.11)
Der zentrale Auftrag der Kirche ist die Verkündigung des Gotteswortes. Alles andere hat sich diesem Auftrag unterzuordnen.

Zustand
Die Kirche finanziert sich vor allem über die Kirchensteuer. Diese wird aber inzwischen nur von einem Drittel der Kirchenglieder gezahlt. Die für die kommenden Jahre prognostizierten Finanzprobleme bereiten der Kirchenverwaltung Sorge. Der dadurch auferlegte Sparzwang führt zu Personalabbau und paradoxerweise zu vermehrter Beschäftigung von Fremdfirmen. Dadurch entfernt sich die Kirche von ihrem Verkündigungsauftrag.

Vision
Die Kirchensteuer wird ergänzt durch weitere Finanzmittel und Beiträge. Die Kirche sorgt für Transparenz in allen Finanzfragen und gewährleistet eine gerechte Verteilung der verfügbaren Mittel, um den Verkündigungsauftrag nachhaltig zu sichern.

Heidelberg, 30. Januar 2014
Arbeitskreis Zukunft der Kirche
c/o Pfarrer Maximilian Heßlein
Zähringerstraße 26
69115 Heidelberg

Deutscher Pfarrerinnen- und Pfarrertag 2014 in Worms

Der Verband Evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland lädt herzlich ein zum
Deutschen Pfarrerinnen- und Pfarrertag! Von Montag, 22., bis Mittwoch, 24. September 2014
findet dieses große Treffen von Theologinnen und Theologen aus allen Landeskirchen
Deutschlands, das alle zwei Jahre veranstaltet wird, in Worms statt. Gemeinsam mit dem
Pfarrerinnen- und Pfarrerverein in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau stellt der
Verband derzeit ein interessantes und abwechslungsreiches Programm aus Gottesdiensten,
theologischen Themen, festlichen Abenden und touristischen Ereignissen zusammen.
Worms als Veranstaltungsort auf dem Gebiet der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau bietet sich an, denn hier befindet sich das größte Denkmal der Reformation in Deutschland mit Martin Luther, der in dieser Stadt vor Kaiser und Reich trat, im Zentrum.
Die Bedeutung der Stadt für die Kirchen der Reformation ist auch wegweisend für das Thema des Pfarrerinnen- und Pfarrertages. Es nimmt ein Wort Martin Luthers auf, das der
Reformator bei seiner Anhörung in Worms 1521 zumindest inhaltlich so gesagt haben soll:
„Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir! Amen!“
Das Treffen der Theologinnen und Theologen soll jedoch keine Rückschau auf die Geschichte der Reformation sein, sondern den Blick auf die berufliche, also die theologische und persönliche Existenz der Teilnehmenden richten. Daher lautet das Thema der Tagung: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders! – Manchmal musst du nein sagen!“ In der Erinnerung an die Weigerung Martin Luthers, seine theologischen Erkenntnisse zu widerrufen, soll überlegt werden, an welchen Stellen Pfarrerinnen und Pfarrer heute sich weigern müssen, hinter theologisch fundierte Erkenntnisse zurückzutreten, und stattdessen diese Erkenntnisse in ihrer Verkündigung und ihrer persönlichen Lebensführung zu bewähren.
Als Referenten konnte der Pfarrverband einen renommierten Mann gewinnen, der in seinem
Denken, Reden und Handeln sich nicht nur einmal manchen Missständen in Politik, Kirche
und Gesellschaft widersetzt hat: Den CDU-Sozialpolitiker und Kapitalismuskritiker Heiner
Geißler. Nach seinem erwartungsgemäß bewegenden und nachdenklich stimmenden Referat und einer Aussprache dazu soll Gelegenheit sein, in Arbeitsgruppen die Herausforderungen kirchlicher Realität und beruflicher Existenz, vor die Pfarrerinnen und Pfarrer sich gestellt sehen, zu besprechen. Dabei wird es unter anderem um den andauernden Reformstress in den Kirchen gehen, um die Frage nach einem vom christlichen Menschenbild geprägten Umgang miteinander in Kirchen und Gemeinden und nach der Umsetzung ökologischer Erkenntnisse sowie um Lebensstil und globale Verantwortung.Mehr dazu.

Kirche wird sich neu aufstellen müssen – von Gerhard Engelsberger

Die Kirche wird sich neu aufstellen müssen.

Mir ist das nicht erst, aber besonders deutlich in den „Eklats“ um den Limburger Bischof Tebartz-van Elst im Oktober des vergangenen Jahres bewusst geworden.
Was war geschehen: Ein neuer, eher bescheidener und für die Armen parteiischer Papst wurde gewählt und nahm den Namen des Poverello an. „Benedetto“ war plötzlich kein Thema mehr in den Medien, der „Poverello“ wohl. Jubel über den Papst der Armen. Entsprechende Bilder, freundliches Abnicken. Dann gab es in Deutschland Wahlen, deren man in den Medien schnell überdrüssig wurde.
Vor der italienischen Insel Lampedusa gab es kurz hintereinander verheerende Unglücke auf Flüchtlingsbooten mit Hunderten von Toten (und mit peinlicher Reaktion der EU). Die Meldungen darüber wurden getoppt durch die eidesstattlichen Lügen eines zweitrangigen katholischen Bischofs, der sowohl beim Wohnen wie beim Fliegen und dann auch noch beim Beten erstklassig sein wollte.
Schnell entdeckten Moderatoren und Kommentatoren biblische Sätze – als ob sie sich bis dato um die Bibel geschert hätten -, stellten Sender Talk-Runden zusammen, in denen alle Rollen längst festgelegt waren und der Aufprall der einen auf die andere gewollt war.
Schließlich gab es mehrere Sendungen (Phönix, 3Sat, Panorama – also Sender und Formate, die ich selbst favorisiere), die „Kirche und Geld“ zum Thema hatten. Die Kirche kam gewollt schlecht weg: Kindergärten und Altenheime, Krankenhäuser – ja die gesamte Diakonie sei – so unisono aus den öffentlich-rechtlichen Kanälen – nicht aus Kirchensteuermitteln oder Spenden finanziert, sondern aus dem üblichen Steuersäckel, in das ja auch Ausgetretene, Muslime, bekennende Atheisten etc. einzahlten. Die Kirchen hatten dort aber das alleinige Sagen.
Ingrid Matthäus-Maier und andere forderten ein Überdenken bzw. die Einstellung der staatlichen Zuschüsse, die im Rahmen des Subsidiaritätsprinzips von Bund, Ländern und Kommunen insbesondere im diakonischen Bereich an die beiden Kirchen gegeben werden. (Wohl wissend, dass wesentliche Teile des weltweit bestaunten deutschen Sozialsystems eben von diesem Miteinander abhängen und eine rasche Abkehr davon größte soziale Krisen zur Folge hätte.) Der Aufschrei der Empörten und Schon-immer-Aufgeklärten folgte in den Provinzblättern als Leserbriefe auf dem Fuß. Vermutlich auch ein Anstieg der Kirchenaustritte.

Müssen – so frage ich mich – Kirchen und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mehr als andere darauf achten, Fehler zu vermeiden?

Nein, ich glaube nicht, dass es die Fehler sind. Es sind eher die Fallen, die wir selbst gestellt haben und in die, falls die antiklerikale Stimmung anhält, eher die fallen, die der immer kleineren Norm nicht entsprechen.
Es werden die Begeisterten sein oder alle, die Umwege gehen. Es werden die sein, deren Stimme Hoffnungen weckte oder deren Spiel angelockt hat. Alle, die sprühen vor Ideen, und alle, die Zulauf haben. Es werden die Sonderlinge, die Außenseiter, die Querdenker, die Überflieger sein, die Musikanten und Dichter unter den Geistlichen, die Leichten, Luftigen, der Springinsfeld und die Träumerin.

Der Platzhirsch bewahrt seinen Platz. Ihm will keiner an die Wolle.
Auch der Dompfaff wird bleiben. Man kennt und kann mit ihm.
Die, die nach allen Regeln der Kunst in die entsprechenden Positionen gekommen sind, werden bleiben. Auch die Eingesetzten und die Orthodoxen. Erst recht die Braven. Die Inthronisierten und die, die stolz „sich mit Kreuzen vorne schmücken“.
Den aus der Rolle Gefallenen geht es an den Kragen, und die Bunten müssen um ihr Beffchen bangen.
Das war einmal anders. Es gab Zeiten, da suchte man „Typen“. Heute wirkt die Kirche „untypisch“, bleich; wirkt erschrocken und pfeift Typen zurück und stellt Herausragende in den Sockel.

Die Kirche ist brav geworden. Politisch gefällig, moralisch indifferent, spirituell austauschbar. Eben das, was man öffentlich unter die „gesellschaftlich relevanten Gruppen“ zählt. Das hat seinen Preis.
Die Kirche wird sich neu aufstellen müssen.
Sie dient sich – in den Medien und damit in der inszenierten Öffentlichkeit – in die Belanglosigkeit, oder sie treibt Blüten. Wir alle feiern auf 2017 hin. Die Reformation war nicht fürs Album und plante keine Jahrestage. Die Reformation hat alle ergriffen, hat vor keiner Kette Halt gemacht und keinem Kaiser oder Papst gehuldigt. Auch die Reformation hat Fehler gemacht. Doch die wirklichen Fehler lagen nicht in der falschen Rücksicht vor den Mächtigen und im Kotau vor den Liedermachern, lag nicht im Widerstand gegen falsche Reime oder klare Worte.
Die Fehler der Reformation lagen – wenn überhaupt – im Binnenstreit. Im Binnenstreit gibt es rasch neue Mächtige. Und damit beginnt alles von vorne.

Mitten im Winter plädiere ich für Blüten, für Buntheit, für Vielseitigkeit, für angebranntes Essen und für falsch temperierten Wein. Für einen erfrischend herben Salat ebenso wie für etwas Wild auf dem Speisezettel. Den Vegetariern unter uns: Das mit dem „Wild“ war nur symbolisch gemeint. Aber der Rest ist echt.

Zwischenfazit:
Kein Maulkorb für die Medien.
Transparenz der Finanzen.
Subsidiarität ohne Abhängigkeit.
Und: Typen in die Kirche!
Sie sind das Geld wert.

Der Beitrag erschien als Vorwort zu den Pastoralblättern 2/2014 vom Herausgeber Gerhard Engelsberger. Die wort-meldungen danken für die Genehmigung zum Abdruck.