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Alternative Reformkonzepte

Ungesetzliche Arbeitszeitvorgaben

Stellungnahme des Hannoverschen Pfarrvereins vom 1.2.2013 zur Wochenarbeitszeit von PastorInnen

Da das landeskirchliche Pfarrdienstrecht das wöchentliche Arbeitszeitvolumen von PastorInnen nicht benennt, gilt selbstverständlich für PastorInnen wie für Kirchenbeamte der hannoverschen Landeskirche die für niedersächsische Landesbeamte gesetzlich vorgeschriebene Wochenarbeitszeit von 40 Stunden bei ganzen Stellen (75% = 30;  50%= 20; 25% = 10 WStdn).
An diesen Sachverhalt hatte der Pastorenausschuss bereits am 14. 02. 2005 in seiner Stellungnahme gegenüber dem Landeskirchenamt (s. S. 2, Nr. 2d) ausdrücklich erinnert.

Der Vorstand des HPV hat nun an das Landeskirchenamt geschrieben, mit der Bitte, dringend alle landeskirchliche Institutionen, insbesondere die Gemeindeberatung/Organisationsentwicklung, auf diese gesetzlichen Zeit-Vorgaben hinzuweisen und andere Arbeitszeitangaben offiziell zu untersagen. Mehr dazu.

Elektronische Hilfsmittel gegen die Papierflut

Die meisten Pfarrbüros, die ich kenne, haben eines gemeinsam: Vollgestopfte Regale und auf dem Schreibtisch stapeln sich Briefe und Notizen. Gründe Dinge zu kopieren und aufzuheben gibt es immer wieder und auch mein Schreibtisch gibt ehrlich gesagt kein besseres Bild ab.

In den letzten Jahren haben sich die technischen Alternativen zum Papier jedoch rapide entwickelt. Emails sind ein gutes Beispiel, wie der Alltag von Papier befreit wurde. Mit Evernote hat sich ein kostenloses Programm etabliert mit dem sich Dokumente und Notizen sammeln und ordnen lassen. Ein weiterer Vorteil ist, das die Inhalte von jedem Computer aus benutzt werden können.

LehrerInnen benutzten bereits Evernote um ihre Unterrichtsmaterialien zu sammeln. Auch für PfarrerInnen lassen sich auf Anhieb viele sinnvolle Einsatzmöglichkeiten finden. Egal ob zum KonfirmandInnenunterricht, die Predigtvorbereitung oder die Vorbereitung einer Freizeit.

Lehrerfreund.de hat einige Anleitungen speziell für die Bedürfnisse von LeherInnen gesammelt. Vieles lässt sich sicherlich auch in Ihrem Alltag nutzen.

Alternativen zum Top-down- Management

Prof. Fredmund Malik, Vertreter der St. Galler Schule, skizziert in einem Artikel im Dt. Pfarrerblatt einen alternativen, systemisch-kybernetischen Managementansatz.

Wirtschaft und Gesellschaft gehen durch eine der grössten Transformationen, die es in der Geschichte je gegeben hat. Was sich vollzieht, ist ein riesiger Paradigmenwechsel, der überaus riskante Turbulenzen mit sich bringt. Es ist nichts weniger als ein Übergang von einer Alten Welt zu einer Neuen Welt. Dieser Übergang wird tiefgreifende Veränderungen mit sich bringen in der Technologie und der Wissenschaft sowie in den sozialen Wertestrukturen der Menschen (insbesondere der jungen Generation), ihrer Weltperspektive und ihres Weltgefühls. Die »Große Transformation 21« verändert fundamental fast alles, was Menschen tun, warum sie es tun, und wie sie es tun…

In den Revolutionen, die die »Große Transformation 21« mit sich bringt, steckt das Potential der Zerstörungskraft einer sozialen Kernschmelze, gleichzeitig aber auch eines neuen Wirtschaftswunders und einer neuen, besseren Gesellschaftsordnung des humanen Funktionierens. Um diesen Übergang von der Alten zur Neuen Welt bewältigen zu können und die Ressourcen in die kritische Entscheidungszone zu bewegen ist ein revolutionär neues Management notwendig. Herkömmliche Mittel genügen nicht mehr, denn diese haben die heutige Weltkrisenlage maßgeblich herbeigeführt

Frankenthaler Appell des Pfälzischen Pfarrvereins

Im Frankenthaler Appell werden vom Pfarrerverein der pfälzischen Landeskirche Forderungen zu zentralen Fragen von Beruf und Institution aufgestellt. Der Pfarrverein ruft die Mitglieder auf, die Forderungen in allen Pfarrvereinen und Zusammenkünften zu besprechen. Diese Aufforderung sollte nicht auf das Gebiet der pfälzischen Landeskirche beschränkt bleiben.

Forderung 1:

Das Ergebnis der Portfolioanalyse der Landessynode vom 8. März 2012 bestätigt, dass der Pfarrdienst und die Kirchengemeinden als sehr wichtig für die Gesellschaft und sehr profilbildend für die Kirche bewertet werden. Daher benötigen die Kirchengemeinden eine bessere finanzielle Ausstattung: Wir fordern die Landessynode auf, den Finanzierungsschlüssel deutlich zugunsten der Kirchengemeinden zu verändern.“

Die weiteren Forderungen beziehen sich auf die Themen Finanzmittel, Kindertagesstätten, Finanzierung Verwaltung, pfarramtliche Verwaltung, neues Verwaltungsparadigma, Förderung sinnvoller Kooperationen, zu RU, Ehrenamtlichen, zu Entdemokratisierung und Pfarrberuf.

vgl. dazu auch die Thesen des Vereins Aufbruch-Gemeinde in Bayern:

Wir vertrauen auf die Dynamik der Botschaft
In den vergangenen Jahrzehnten ist der Anteil der Kirchensteuern, über dessen Verwendung die Kirchengemeinden selbst entscheiden, stetig gesunken. Gleichzeitig rückt das Bild der evangelisch-lutherischen Kirche als Großorganisation und Institution immer stärker in den Vordergrund… Die Ortsgemeinde ist zu stärken gegenüber dem organisatorischen Überbau der Kirche. Es ist der Dynamik des Wortes Gottes zu vertrauen, das von unten, d.h. vor Ort, seine Wirkung entfaltet. In einem ersten Schritt ist deshalb der Anteil der Kirchensteuermittel, der an die Kirchengemeinden zurückfließt, deutlich zu erhöhen, damit diese in eigener Verantwortung über eine sinnvolle Verwendung entscheiden können. Auf Dauer ist der Geldfluss umzukehren. Die Steuermittel kommen in der Gemeinde an und für übergemeindliche Zwecke leitet die Gemeinde einen Teil weiter.

Kirche der Freiheit blutet die Gemeinden aus

Prof. Eberhard Mechels kritisiert das Reformpapier Kirche der Freiheit. In seinem Erfurter Vortrag.

Der von Oben vorgeschriebene Reformkurs widerspricht dem Wesen von Kirche und führt daher in die falsche Richtung. Mechels sieht die Arbeit der Gemeinden durch die Kirche der Freiheit gefährdet. Niemals wurde die Arbeit von PfarrerInnen so abgewertet, wie in der gegenwärtigen Situation.

Kirche der Freiheit versucht die EKD als die eigentlich Form von Kirche zu etablieren. Man erhofft sich durch weniger konkrete Bindung wachsen zu können. Doch das angestrebte Ziel geht auf Kosten der Gemeinden vor Ort. Ganz im Paradigma des Marktes sollen die Zentren gestärkt werden und auf Kosten der Peripherie.

 

Kirche der Freiheit ist keine neue Entwicklung. Die Idee hat einen langen Werdegang. Die Kirche hat sich als Dienstleisterin dem Staat angebiedert. Damit hoffte man der Gesellschaft die eigene Nützlichkeit zu erweisen. Folgerichtig wurden für diese Dienstleistungen dann Bürokratien als Ebenbild der Gesellschaft erschaffen. Gerade diese Funktionalisierung und Differenzierung macht Mechels für die wachsende Entfremdung vieler Personen mit der Kirche verantwortlich.

 

Zukunftsweisend ist Kirche für Mechels nicht als Dienstleisterin oder als Verwaltungsebene, sondern als Gemeinde. Ekklesia ist die körperliche Versammlung mit Wort und Sakrament. Nach Mechels muss sich die Kirche wieder auf diesen Kern besinnen.

 

Lesen Sie hier den interessanten Vortrag in voller Länge.

Mobbing (k)ein strukturelles Problem

Spiegel Online berichtet über Mobbing in der Kirche. Die letzte repräsentative Umfrage sei 11 Jahre her, ergab aber, das 11.3% der deutschen PfarrerInnen schon einmal Opfer von Mobbing waren.

Das Kirchenrecht begünstige dies strukturell. PfarrerInnen können auch ohne Wahrheitsfindungsprozess versetzt werden, wenn das Vertrauensverhältnis zur Gemeinde zerrüttet ist. „Das führt dazu, dass Mobbing strategisch eingesetzt wird, um dann von einer Zerrüttung zu sprechen.“, wird Sabine Sunnus vom Verein D.A.V.I.D. zitiert.

 

In seinem Praesesblog nimmt Manfred Rekowski Stellung zu den Vorwürfen des Artikels. Rekowski macht sich für eine Mediation durch neuralte Seite bei Konflikten stark. So landeten nur seltenst Fälle vor dem Kirchen oder Arbeitsgericht.

Verschlankung von Verwaltung als Problem erkannt

Ausgangslage des aktuellen Kernproblems am Beispiel EKiR:

Hans-Jürgen Volk berichtet zu einer Folge des Verwaltungsstrukturgesetztes des EKiR von 2011: „Ein weiterer Nebeneffekt des so beschlossenen Kirchengesetztes ist es, dass sich die vor allem im Jahr 2011 noch so heftig geführte Debatte zum Thema „Personalplanung“ als Seifenblase entpuppt. Ein kirchliches Handlungsfeld, nennen wir es „kirchliche Organisation und Verwaltung“, erhält einen Sonderstatus und zwar deswegen, weil es angeblich den 5 verbliebenen Handlungsfeldern „Gottesdienst und Kirchenmusik“, „Gemeindearbeit und Seelsorge“, „Erziehung und Bildung“. „Diakonie und soziale Arbeit“ und „Ökumene“ gesamtumfänglich dient, so die ideologische NKF-Begründung. Und weil das so ist, sind der Pfarrer, die Kirchenmusikerin oder der Jugendleiter durchaus entbehrlich, keineswegs aber der IT-Spezialist, die Controllerin oder der Bauingenieur. Personalplanung betrifft nur die offenkundig nicht so bedeutsame Arbeit mit Menschen. Dort, wo es um „kirchliche Verwaltung und Organisation“ geht, wird ein Stellen- und Kostenaufbau vorprogrammiert, wohingegen der personelle und finanzielle Einsatz für die Arbeit mit Menschen reduziert werden soll.“

Die Problematik steigender Verwaltungskosten reflekiert der Antrag des Synodalen Superintendent Dr. Kenntner, EKiR:

Der Landessynode 2015 ist ein Gesamtkonzept kirchlicher Arbeitsfelder und Aufgaben vorzulegen, das Auskunft gibt über die mittel- und langfristig zu erwartende Entwicklung der Verwaltungskosten auf allen Ebenen der Evangelischen Kirche im Rheinland. Der Landessynode soll damit die Möglichkeit gegeben werden, mittel– und langfristig den prozentualen Anteil der Verwaltungskosten am Gesamtkirchensteueraufkommen festzulegen und in ein auch theologisch begründbares Verhältnis zu den Prozentanteilen der Ausgaben für die sonstigen Arbeitsfelder (vergleichbar den Überlegungen betr. Kosten Pfarrdienst) zu bringen.“ Lesen Sie den vollständigen Antrag Beschluss 6-Verwaltungsaufgaben an die Synode der EKiR von  Superintendent Dr. Kenntner.

Braunschweig

„Mit Beratungen zu Strukturreformen und neuen Perspektiven für das Diakonische Werk hat die Synode der braunschweigischen Landeskirche am Sonnabend ihre Tagung in Goslar abgeschlossen. Detlev Fey, Oberkirchenrat bei der EKD, sprach sich vor dem Kirchenparlament dafür aus, angesichts von sinkenden Mitgliederzahlen und abnehmenden Kirchensteuereinnahmen das Landeskirchenamt zu verkleinern. Die Landessynode beauftragte Fey, seine Untersuchung der kirchlichen Verwaltung fortzusetzen und im Mai ein Gutachten vorzulegen.“ Lesen Sie mehr.

Anmerkung F.S.: Was soll man davon halten, wenn sich die EKD für so etwas wie ein schlanke Verwaltung stark machen möchte? Wurden nicht jahrelang mit dem Reformprogramm die Verwaltungsbudgets permanent ausgeweitet – zu Lasten der inhaltlichen Arbeit der Kirche? Ist ein Saulus zum Paulus geworden? Oder handelt es sich doch nur um einen Trojaner, mit dem das Thema Landeskirchenfunsion in attraktivem Gewand noch einmal aufs Tapet gebracht werden soll? wort-meldungen.de wird die Sache verfolgen und berichten.

Vielversprechender erscheint uns der folgende Passus des Bischofsberichts der EKM:

EKM: aus dem Bischofsbericht von Ilse Junkermann

…3. Leichtes Zelt: leichte Verwaltung

Zum leichten Zelt gehört auch eine ‚leichte Verwaltung’. Eine Verwaltung, die vor Ort auch von nicht-beruflichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ausgeübt werden kann, die bei komplexen und schwierigen Vorgängen bei den Beruflichen und Ausgebildeten Unterstützung finden bzw. diese an sie übergeben kann. Lesen Sie ggf. den Kontext.

 

Wenn wir hinkriegen würden, dass die Gesellschaft wieder zusammenwächst …

Holger Geschwindner war Trainer von Dirk Nowitzki, einem der prominentesten Basketballspieler weltweit. In seinem Sozialprojekt »BasKIDball« bringt der 67jährige auch heute noch Kindern Basketball bei. Sein Erfolgsrezept: neben den sportlichen Übungen auch den Intellekt trainieren, also lesen, Musik machen etc. Und den Kindern bei allen Problemen, die in ihrem Leben auftauchen, zur Seite stehen. Im Gespräch mit dem Deutschen Pfarrerblatt erklärt der Gründer des »Instituts für angewandten Unfug«, was die Kirche von seinem Ansatz lernen kann und was gutes Management mit Jazz zu tun hat.

Lesen Sie das vollständige Interview

 

Verein D.A.V.I.D. gegen Mobbing in der Kirche

Die Ausbreitung von Mobbing wird durch Defizite in der Rechtskultur der Amtskirche begünstigt. Diese ergeben sich insbesondere aus:

  • mangelnder Anerkennung von Rechtsstaatlichkeit,
  • Missachtung gültiger Verfahrensvorschriften,
  • fehlender Transparenz durch unkontrollierbare Verpflichtung zur Verschwiegenheit,
  • der Mitwirkung Bediensteter der Amtskirche an kirchengerichtlichen Entscheidungen, die eine unzulässige Interessenvermengung ermöglicht.

Lesen Sie mehr zu den Fakten, dem Verein D.A.V.I.D. und seiner Arbeit

Kirche im Reformstress – 12 Thesen zur Lage von Prof. Isolde Karle

 Prof. Isolde Karle gilt als profilierte Opponentin gegen den EKD- Reformansatz wie er im Impulspapier „Kirche der Freiheit“ formuliert wurde. Interdisziplinär legt Sie zusammen mit Forschern die Schwachpunkte offen, so etwa im von ihr herausgegebenen Sammelband „Kirchenreform – Interdisziplinäre Perspektiven“. Die Entwicklung der Umsetzungsbemühungen bestätigt ihre Kritik an einer „Kirche im Reformstress“. In diesem gleichnamigen Werk sind ihre Kritikpunkte in 12 Thesen im Kurzüberblick verdichtet.