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Impulspapier Kirche der Freiheit

Herbstsynode EKKW: Interview mit Präses Dittmann zu den anstehenden Themen in Kurhessen-Waldeck.

12/2017

…Küster: Unter den Gesetzesvorlagen ist auch ein Kirchengesetz über die Neuordnung der Sprengel in der Landeskirche. Warum ist eine Neuordnung nötig und wie könnte die zukünftige regionale Gestalt unserer Landeskirche aussehen?

Präses Dittmann: Die Frage der Sprengelneuordnung gehört in eine Reihe kleinerer Gesetze, die die Synode durchzuarbeiten hat. Mit dem Gesetz reagieren wir einfach darauf, dass wir auch an anderer Stelle das Personal reduzieren müssen. So wollen wir die Anzahl der Propstsitze von vier auf drei reduzieren. Das heißt, dass es auf lange Sicht nicht mehr vier Sprengel in unserer Landeskirche geben soll, sondern nur noch drei…
Bei der kommenden Tagung haben die Haushaltsberatungen ein besonderes Gewicht und deshalb waren in den einzelnen Sprengelvorbereitungen Vertreter des Landeskirchenamtes anwesend, um den Synodalen verschiedene Einzelheiten des Haushalts und auch die Geheimnisse der «Doppik» zu erläutern, auf die wir unsere Finanzwirtschaft ja umgestellt haben…

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Das Reformpapier der EKKW: Volkskirche qualitativ weiter entwickeln

Reformprozess der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck
Präsentation der Beschlüsse der Landessynode vom Herbst 2015
Stand 9. Februar 2016

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Revistet anlässlich 10 Jahre „Kirche der Freiheit“: Ein engagierter Christ begründet seinen Kirchenaustritt.

07/2016 (Text aus 2008)

Kirche der Freiheit oder Kirche der Verantwortung?

Begründung meines Kirchaustrittes
Aus Protest gegen das Impulspapier ›Kirche der Freiheit‹ und dessen Umsetzung durch die EKD trete ich bis auf weiteres aus der Evangelischen Kirche aus.
1. Die ›Kirche der Freiheit‹ ist durchdrungen vom Jargon und den Modellen des Neoliberalismus. Ich betrachte das Dokument als sinnfälliges Symptom einer Immunschwäche der leitenden Kircheninstitution gegenüber einer gesellschaftlichen Tendenz, die von Soziologen treffend als ›ökonomischer Totalitarismus‹ bezeichnet wird.
2. ›Ökonomischer Totalitarismus‹ ist die Homogenisierung aller Lebensbereiche einer Gesellschaft durch das Regime des Managements. Dieses Regime expandiert das Kosten-Nutzen-Kalkül als alternativlose Rationalität, setzt Individuen und Gemeinschaften einem externen Marktdruck aus, indem es ein Kraftfeld der Konkurrenz um knappe Sozialchancen errichtet, auf dem nur derjenige besteht, der ›Alleinstellungsmerkmale‹ ausbildet und seine Humanressourcen besser ausschöpft als die Wettbewerber. Diese Doktrin der Selbstvermarktung unter der kaum verhohlenen Drohung eines ›Rechts des Stärkeren‹ macht Menschen krank und erzeugt soziale Verwerfungen. McKinsey, federführend beim EKD-Papier, ist keine unabhängige Beratungseinrichtung, sondern interessierter Akteur, der die Transformation der Gesellschaft in diesem Sinne vorantreibt…

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„Qualität muss immer wieder neu überprüft werden“. Zehn Jahre nach der Veröffentlichung von „Kirche der Freiheit“ zieht EKD-Vizepräsident Gundlach Bilanz.

07/2016

10 Jahre Impulspapier „Kirche der Freiheit“. Aus diesem Anlass melden sich derzeit immer wieder frühere Verfechter oder Opponenten wie Prof. Isolde Karle zu Wort. Auch Thies Gundlach hatte sich in anderem Rahmen schon deutlicher ausgedrückt, als im folgenden Interview :

Die EKD hatte sich „Wachsen gegen den Trend“ zum Ziel gesetzt. In welchen Punkten ist das geschafft worden?
Gundlach: …Das alles kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass gültig bleibt: Wir werden kleiner, ärmer und älter.

…Im Papier „Kirche der Freiheit“ wurden daher wie in einem Unternehmen Zielgrößen beziffert – etwa wachsender Gottesdienstbesuch oder eine Taufquote. …
Gundlach: Gottes Geist weht, wann und wo er will! Glaube lässt sich nicht erzwingen und auch nicht überprüfen. Insofern sagt genau genommen auch ein guter Gottesdienstbesuch wenig über den rechten Glauben aus…
In Ihrer Abteilung im EKD-Kirchenamt war ein Reformbüro installiert worden. Ihre Mitarbeitenden kümmern sich jetzt aber vor allem um die Vorbereitung des Reformationsjubiläums. Ist die weitere Umsetzung der Reformziele für die EKD kein Thema mehr?…  Mehr dazu.

Zwischenbilanz EKD-Reformprozess. Zu den Zentren für Gottesdienst.

10/2015

Im Rahmen des Prozesses wurden mehrere Zentren zur Qualitätsentwicklung geschaffen. Zwei davon für den Berich Gottesdienst:
So das Zentrum für Predigtkultur in Wittenberg und das Zentrum für Qualittätsentwicklung im Gottesdienst in Hildesheim, vgl. hier. ).

Das ist sicher nicht verkehrt. Man darf und muss aber fragen: was daran ist neu, was besonders? In der EKHN exisitierte bspw. seit 1971 (!) die Beratungsstelle fürr die Gestaltung von Gottesdiensten und anderen Gemeindeveranstaltungen in Frankfurt. Der erste Leiter, Friedrich-Karl Barth, veröffentlichte bereits in den 70iger Jahren liturgische Texte, die die Texte und Sprache der alten Agenden (gebundene Sprache) überwand. Vor etwa 10 Jahren ging diese Beratungsstelle (kein Amt!) im Zentrum Verkündigung der EKHN auf. Man wird fragen dürfen und müssen: a. was ist das Neue an den EKD- Veranstaltungen im Vergleich zu den bahnbrechenden Leistungen der Beratungsstelle in früheren Jahrzehnten? b. was kosten die EKD- Veranstaltungen jährlich? c. Gibt es einen Austausch mit dem Zentrum Verkündigung der EKHN, um Doppelungen zu vermeiden und Kosten zu sparen? d. Gibt es noch mehr derartiger Errungenschaften des EKD- Reformprozesses an schon längst vorhandenen Einrichtungen (mit vielleicht anderem Namen)?

‚Kirche der Freiheit‘ hat „die biblische und reformatorische Weite von „Ekklesia“ vergessen“. Aus der „Praktischen Theologie“ von Prof. Dr. Christoph Grethlein

Prof. Dr. Christoph Grethlein

Praktische Theologie, Berlin 2012; anstelle einer Rezension ein Zitat zu „Kirche der Freiheit“:

„Auffällig ist bei dem Papier dier weitgehende Verzicht auf theologische Reflexion (s. Hermelink…). Ein undeutlicher Religionsbegriff leistet keine inhaltliche Klärung.
So ist der Text Ausdruck kirchenamtlicher Orientierungslosigkeit angesichts der nicht zu leugnenden Herausforderungen. Soziologisch formuliert: Es wird versucht, Unorganisierbares zu organisieren, ohne dies Dilemma zu reflektieren. Dadurch kommt es zu einer Überforderung der kirchlichen Organisation, konkret der kirchlichen Mitarbeiter/innen. Der Hauptgrund dafür ist ein auf die kirchliche Organisation verengtes Kirchenverständnis, das die biblische und reformatorische Weite von „Ekklesia“ vergessen hat.“ (S. 410)

Aufbruch ins pastorale Gewächshaus. Streitbare Anmerkungen zum EKD – Impulspapier „Kirche der Freiheit“.

01/2015,  Streitbare Anmerkungen zum EKD – Impulspapier „Kirche der Freiheit“

von Gerhard Dilschneider und Werner Gebert
Ernst Lange hat einst einen deutschen Kirchenführer gefragt: „Ist es ein Zufall, dass die originellste theologische Leistung im Deutschland des 20. Jahrhunderts von einem Manne stammt, der ein geborener Ökumeniker war: Bonhoeffer ? Ganz zu schweigen vom kirchlichen Wiederaufbau nach dem Kriege. Die ersten Bücher, die wir nach dem Zusammenbruch bekamen, waren ökumenische Spenden. Die Suppen, die wir in den Mensen und Studentenheimen vorgesetzt bekamen, der unbeschreibliche Käse, den wir auf unser Brot legten – woher stammt das alles ? … Und wenn das alles alte Hüte sein sollten, wenn wir jetzt „wieder wer sind“ zu scheinen glauben. – Was sind wir denn, wenn man das Ökumenische abzieht ?“

Gemeint ist: Was sind wir denn als Kirche, wenn man die Einbindung in die weltweite ökumenische Gemeinschaft und die ökumenische Zusammenarbeit im eigenen Land ignoriert ?
Die Perspektivkommission hatte eine solche Frage nicht im Blick. Man musste sich schließlich auf Wichtiges konzentrieren. Nicht, dass das Ökumenische gar nicht vorkäme im Impulspapier: Auf S. 37 kommt „ökumenisch“ und „Ökumene“ sogar dreimal vor, auf S. 44 zweimal, auf S. 79 einmal, auf S. 83 zweimal, auf S. 87 noch einmal. Sogar die „Charta Oecumenica“ ist erwähnt (S.101). Immerhin muss der Ratsvorsitzende diese Nebenbei-Erwähnungen als Mangel empfunden haben. Und so rechnet er in seinem Vorwort (S. 3) die weltweite
Ökumene den wichtigen Zukunftsfeldern zu und konstatiert, dass sie eine der zentralen Herausforderungen unserer Kirche darstellt. Diese Feststellung freut uns sehr. Leider blieb sie ohne Konsequenzen für das Papier.  Lesen Sie hier weiter.

Richtungslos durch die Nacht

Kommentar zum neuen Sparpaket der EKiR

Von Hans-Jürgen Volk

Wohin steuert die Ev. Kirche im Rheinland? In seinem Blog benennt der Präses der Ev. Kirche im Rheinland aus seiner Sicht die Herausforderung: „Diefünfte Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung  der EKD zeigt allzu deutlich, dass bei evangelischen Kirchenmitgliedern in der Gesamtheit die Verbundenheit mit der Kirche und die religiöse Sprachfähigkeit kontinuierlich abnehmen. Ein zentraler Grund hierfür liegt in der abnehmenden Breitenwirkung der religiösen Sozialisation, je jünger die Befragten sind, umso seltener geben sie an, religiös erzogen worden zu sein, so die Untersuchung.“ Dieser Analyse müsste eigentlich die Ankündigung folgen, die kirchliche Bildungsarbeit zu verstärken. Schaut man sich die von der Kirchenleitung vorgelegte Streichliste an, so ist genau das Gegenteil der Fall: Allein bei den Schulen in kirchlicher Trägerschaft sollen 4,5 Mio. € eingespart werden. Sogar die Kirchliche Hochschule in Wuppertal steht auf dem Prüfstand. Hier will man 1 Mio. € einsparen. Sollte dies in den Verhandlungen mit den anderen Trägern, der westfälischen und der lippischen Landeskirche nicht gelingen, will man sich aus der Trägerschaft zurückziehen. Dies dürfte dann wohl das Aus für die Kirchliche Hochschule bedeuten. Das „Haus der Begegnung“ in Bonn soll aufgegeben werden, womit man eine weitere Mio. einsparen will. Dies betrifft die Arbeit der Akademie und des PTI. Von den 12,3 Mio. € die eingespart werden sollen, entfallen mit 6,5 Mio. € mehr als die Hälfte auf die kirchliche Bildungsarbeit im engeren Sinne. Philipp Melanchthon dürfte in seinem Grabe rotieren.

Sparen ohne Kompass

Es ist nicht erkennbar, welche theologischen Einsichten oder gar reformatorischen Visionen bei diesem erneuten Umbau- und Sparprogramm handlungsleitend sind. Tatsächlich geht es um’s Geld. Genauer: Man setzt alles daran, die durch den „erweiterten Solidarpakt“ der EKD vorgegebenen Standards im Blick auf die Kapitaldeckung zukünftiger Versorgungsansprüche und die Rücklagenbildung möglichst rasch zu erfüllen. Ob diese EKD-Standards und -Vorgaben sinnvoll sind, ist übrigens bisher von keiner Landessynode wahrgenommen und diskutiert worden.

Der Begriff „Haushaltskonsolidierung“, den die rheinische Kirchenleitung auch in ihrer Vorlage verwendet, ist angesichts dieses Tatbestands irreführend. Es bedarf keiner Frage, dass auch ein Haushalt der Landeskirche am Ende ausgeglichen sein muss. Von einem „strukturellen Defizit“ ist dann zu reden, wenn dieser Ausgleich über mehrere Jahre hinweg nur durch Rücklagenentnahme gewährleistet ist. In der Vergangenheit war dies zweifellos der Fall. Aus diesem Grund wurden die Predigerseminare der EKiR in Bad Kreuznach und Essen ebenso wie das Pastoralkolleg in Rengsdorf geschlossen oder die Immobilie der Ev. Akademie in Mülheim aufgegeben, um nur einige Beispiele zu nennen. Gespart wurde in der Vergangenheit bereits kräftig und schmerzlich. Wie ausgeprägt das angebliche „strukturelle Defizit“ nun tatsächlich ist und ob es angesichts der positiven Entwicklung bei den Kirchensteuereinnahmen überhaupt noch existiert, kann niemand präzise sagen, da auf Grund der NKF-Umstellung seit 2012 keine Haushaltsabschlüsse vorliegen. Zahlen legte die Kirchenleitung 2013 vor, diese basierten aber auf der viel zu niedrig angesetzten Planung mit einem Verteilbetrag von 575,5 Mio. €. Am Ende waren es etwa 620 Mio. €. Trotzdem blieb das von der Sondersynode in Hilden beschlossene Sparvolumen auf willkürliche Weise konstant. Dies legt den Schluss nahe, dass man für die Zukunft Haushalte anstrebt, die erhebliche Überschüsse mit sich bringen. Hiermit will man den Kapitalstock der Versorgungskasse verstärken und die eigene Rücklagensituation verbessern. Durch solch eine Entwicklung würde die landeskirchliche Umlage in Teilen zu einer verdeckten Versorgungssicherungsumlage.

Fragt man nach einem „Leitbild“, dass hinter den erneuten Spar- und Umbauprozessen steht, so wird eine bedrückende Analogie zu shareholder-value-orientierten Konzernen sichtbar, die trotz guter Ertragslage Kosten reduzieren und Arbeitsplätze abbauen. So wird in der KL-Vorlage ein in theologischer Hinsicht entsprechend dünner Kaffee angeboten: „Die Aufgabe der Haushaltskonsolidierung ist auch eine inhaltliche Gestaltungsaufgabe. Bei den (mit den jeweiligen Entscheidungen vorgenommenen) inhaltlichen Positionierungen soll das Wissen leiten, dass die Kirchenbilder vielfältig und die Rolle dieser (pluralen) Kirche in einer (religions-)pluralen und säkularisierten Gesellschaft immer wieder neu zu interpretieren sind. Das theologische Thema der Landessynode 2013 mit dem Motto „Inklusion – Gemeinsam verschieden sein“ beschreibt eine wichtige theologische Grundposition unserer Kirche.“ (S. 5 und 6) Derartige Sätze sind eine noch nicht mal sonderlich liebevoll gestaltete Verpackung um das „Sparpaket“. Sie geben in ihrer Allgemeinheit an Orientierung allerdings gar nichts her. Entsprechend unverbindlich wird die Aufgabe umrissen, die dem ständigen theologischen Ausschuss zukommt: „Um die Verbindung von Auftrag und Handeln nicht aus dem Blick zu verlieren, hat die Landessynode den Ständigen Theologischen Ausschuss beauftragt, den Haushaltskonsolidierungsprozess in besonderer Weise aus theologischer und ekklesiologischer Perspektive zu begleiten.“ (Seite 6) – Diese Sätze sind entlarvend: Theologie darf begleiten und kommentieren, gibt aber keinesfalls die Richtung vor.

Der eigentliche Skandal: wofür das Geld mit vollen Händen ausgegeben wird

Angesichts des Kahlschlags in der kirchlichen Bildungsarbeit, des lieblosen und fachlich unqualifizierten Umgangs mit Einrichtungen wie „dem Haus der Stille“ oder der Behindertenseelsorge, bei der das schöne Ziel der Inklusion missbraucht wird für Einsparungen, ist es unerträglich, wofür in der EKiR das Geld mit vollen Händen ausgegeben wird. Nach den Eckdaten für die Haushaltsplanung 2015 fließen demnächst gut 27% des Nettokirchsteueraufkommens in die Kapitalbildung zur Absicherung zukünftiger Versorgungs- und Beihilfeansprüche. Dies ist der wichtigste Grund für die schleichende finanzielle Auszehrung von Kirchenkreisen und Gemeinden trotz guter Einnahmesituation.

Hinzu kommen zwei weitere Faktoren:

  • NKF – hier gibt es anscheinende keine Grenze nach oben. Die Frage ist nur, on die Gesamtkosten für die Umstellung der Finanzverwaltung am Ende bei 60 oder gar bei über 100 Mio. € liegen werden.

  • Die Verwaltungsstrukturreform – hier gibt es noch keine Schätzungen, wie teuer das Ganze werden wird. Fakt ist, dass Kirchenkreise im Moment reihenweise neue Stellen in der Verwaltung schaffen, was unter dem Strich dazu führt, Stellen in der Jugendarbeit, der Kirchenmusik oder der Diakonie zu reduzieren.

Zusammengefasst: Die rheinische Kirche kürzt dort, wo es um die Arbeit mit Menschen geht, dagegen fließt immer mehr Geld in die Stärkung von kirchlicher Organisation und Verwaltung. Über 1/4 der Einnahmen aus Kirchensteuermitteln gehen in Zukunft in Finanzanlagen, was vor allem die Finanzindustrie freuen wird.

2017 Reformation statt Reförmchen

Siegfreid Eckert hat sich den Frust eines Pfarrers über den krichlichen Refromprozess, der mit Kirche der Freiheit begonnen hat von der Seele geschrieben. Entstanden ist eine Streitschrift in der protestantischen Tradition: „Protestantischer Klartext ist angesagt, denn zu oft gehen große Entwicklungen einseitig auf Kosten der kleinsten Einheit. Bei kirchlichen Reformmaßnahmen steht die Glaubwürdigkeit der Reformer mit auf dem Spiel. Angesichts von 500 Jahren Protestantismus befindet sich die EKD im Jahr 2017 auf einem historischen Prüfstand. An diesem runden Geburtstag werden wir um die alte Frage nach Umkehr und Reformation nicht herumkommen. Mit Reförmchen ist keinem geholfen!“

 

Das Gütersloher Verlagshaus hat eine Leseprobe veröffentlicht.

Überflüssig. Kommentar zur Rede von Bundespräsident Gauck beim Zukunftsforum der EKD in Wuppertal.

von Siegfried Sunnus

Was für eine Chance – der Bundespräsident spricht auf dem Zukunftsforum der EKD am 15.Mai 2014 in Wuppertal! Versammelt sind die Verantwortlichen der Mittleren Ebene – und zu hören bekommen sie eine präsidiale Rede, die Richtigkeiten ausdrückt, aber den Ruf von Barmen in die Geschichte abschiebt. An einer Stelle wird er persönlich: „Als ich noch Pastor war, musste ich mir gelegentlich klar machen, dass auch die Kirche zur gefallenen Welt gehört.“ Das hätte er ausbauen können, stattdessen sagt er: „Ihnen allen ist das gelegentlich sicher auch schon einmal schmerzhaft bewusst geworden“ – da ließe es sich konkreter werden. Aber er fügt den rätselhaften Satz an: „Das kann natürlich auch tröstlich sein.“ Ich finde, dass dies kein Anlaß zu Trost sondern zum Schmerz ist!
So wie er auch die „junge Kirche“ beschreibt, die „einst in der alt gewordenen römischen Welt wuchs und gedieh und überzeugte: als moralische und spirituelle Avantgarde, als eine frische, eigensinnige, vor allem aber als eine von ihrer Aufgabe zutiefst überzeugte Gemeinschaft“ – das lädt ja ein zum Aufspüren des großen qualitativen Unterschied. Aber er sagt nur: „Solchen Geist wünsche ich mir – von Ihnen, von uns, von den Kirchen in diesem Land.“ Was diesen Geist abbremst, könnte doch wenigstens angedeutet werden!
Berührt hat mich die Erwähnung von Johannes Rau zum Abschluß seiner Rede – er zitiert „seine ständige Ermahnung: ‚Tun, was man sagt, und sagen, was man tut‘“ – und erinnert an das Bibelwort, das auf seinem Grabstein steht: „Dieser war auch mit dem Jesus von Nazareth“ – damit hatte ja die Magd den Petrus denunziert… Und das ist der Schmerz über eine Kirche, die so oft ihren Herrn verleugnet!
Diese Enttäuschung über die Rede liegt wohl an der Entfremdung, die beim Bundespräsidenten im Verhältnis zur offiziellen Kirche zu spüren ist – er hat sich schon entfernt von der Auseinandersetzung, die mit der „Kirche der Freiheit“ aufgebrochen ist. Der Umbau der landeskirchlichen Organisationen zu Gunsten der „Mittleren Ebene“ und zu Lasten der Gemeindeautonomie: das wäre ein präsidiales Statement wert gewesen im Namen seiner von ihm so oft beschworenen Freiheit!

Christoph Meyns – Kirchenreform und betriebswirtschaftliches Denken. Modelle. Erfahrungen. Alternativen

Im Januar 2013 hat Christioph Meyns  an der Evangelisch-theologischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum  mit einer Arbeit  mit dem Titel „Mangaement als Mittel der Kirchenreform. Betriebswirtschaftliche Anätze zur Bewältigung kirchlicher Rückbau-, Reorganisations- und Neuorientierungsprozesse“  promoviert, Im Juni 2013 ist die Disserttation  unter dem o.g Titel im Güthersloher Verlagshaus erschienen (ISBN-978-3-579-08166-3).

Meyns stellt gleich zu Beginn fest, dass der Begriff „Kirchenreform“ irreführend sei, da es in der evangelischen Kirche derzeit „um eine Restrukturierung unter dem Vorzeichen leerer Kassen im Konflikt zwischen konkurrierenden Bestandsinteressen“ gehe (S. 12f).

Wer diese aus interner jahrelanger Kenntnis der Vorgänge geschriebene Studie gelesen hat, der kann nicht mehr für die uns bis heute angepriesene Reform sein. Meyns, mittlerweile designierter Landesbischof der Braunschweigischen Landeskirche,  spricht mit sehr klaren Worten aus, worum es bei dem Versuch der Umsetzung der teuer bezahlten Ratschläge von Unternehmensberatungen geht.