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Kirchenmitglieder

Was wird aus der Kirche? Religionssoziologische Beobachtungen und vier Vorschläge (Teil II). Von: Prof. Detlef Pollack

08/2016, deutsches Pfarrerblatt

Dass die Verbundenheit mit der Kirche in Deutschland stetig zurückgeht, wird von Statistiken seit Jahren klar belegt. Doch was sind die Gründe für diesen Prozess – und wie ist er zu deuten? In den 60er und 70er Jahren hat vor allem das Säkularisierungstheorem die religionssoziologische Deutungshoheit besessen. Detlef Pollack präsentiert in seinem dreiteiligen Beitrag Daten und Fakten kirchlichen ­Lebens in Deutschland, diskutiert ihre Interpretationen und kommt hieraus zu konkreten Orientierungen für das kirchliche Handeln.1
…  Zum 2. Teil des Artikels.

Kirchenpräsident Schad: Missionarische Volkskirche gegen Mitgliederschwund. Zahl der Austritte 2015 in der Pfalz um 15% gesunken.

08/2016

Angesichts des Mitgliederschwunds in der evangelischen Kirche hat der pfälzische Kirchenpräsident Christian Schad für eine missionarische Volkskirche plädiert.

Die 402 pfälzischen Kirchengemeinden blieben „der Wurzelgrund protestantischer Identität“ und müssten ein Basisangebot wie Gottesdienste, Seelsorge und kirchliche Amtshandlungen vorhalten, sagte Schad. Zugleich gelte es, sich besser zu vernetzen und Schwerpunkte zu bilden, um unterschiedliche Zielgruppen und Milieus zu erreichen. Die pfälzische Kirche hatte im vergangenen Jahr mehr als 8.500 Mitglieder eingebüßt, auch wenn die Zahl der Austritte um 15 Prozent (832 Personen) auf 4.757 zurückging…. Mehr dazu.

„Der Exodus ist immer noch nicht gestoppt“. Wir sind Kirche zu den immer noch dramatischen Kirchenaustrittszahlen 2015.

15. Juli 2016

Als nach wie vor dramatisch wertet die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche die heute veröffentlichten Zahlen der Kirchenaustritte für das Jahr 2015, die mit 181.925 zwar unter dem Vorjahreswert (217.716) liegen, aber immer noch über dem Spitzenwert von 181.193 Kirchenaustritten im Krisenjahr 2010 liegen, als in Deutschland die systematische Vertuschung sexualisierter Gewalt ans Licht kam. Der Gottesdienstbesuch ist innerhalb des letzten Jahres nochmal von 10,9 Prozent auf 10,4 Prozent gesunken….
Endlich Pfarreizusammenlegungen und -schließungen stoppen!

Eine Trendwende bezüglich Kirchenmitgliedschaft wird nach Ansicht der KirchenVolksBewegung nur dann möglich sein, wenn zum einen endlich die jahrzehntelang vorgenommenen unsäglichen gemeindlichen Strukturreformen in Form von Pfarreizusammenlegungen und -schließungen gestoppt werden, gegen die sich immer mehr Widerstand bildet. Zum anderen ist es allerhöchste Zeit, neue Zugänge zu Menschen zu finden, die sich zwar mit der christlichen Botschaft identifizieren können und sich dafür auch einsetzen, aber kein Interesse mehr an überlebten kirchlichen Strukturen und Hierarchiedenken haben….
… Mehr dazu. 

vgl. dazu als Beispiel auf evangelischer Seite die Hannover’sche Landeskirche.

Hannoversche Landeskirche, Statistik 2015: Kirchenmitgliedschaft minus 1,4%, Kirchensteuereinnahmen + 2,2%

07/2016, Hannover’sche Landeskirche

Die Gesamtzahl der Kirchenmitglieder ist innerhalb eines Jahres um 37.923 oder 1,4 % gesunken auf 2.676.858 (2014: 2.714.781).
Die Erträge aus den Kirchensteuern betrugen 546,6 Mio. €, was einer Steigerung von 2,2 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht (2014: 534.8 Mio. €)…

Zur Quelle.

Anm. F.S: Die Austrittsquote stieg im EKD- Durchschnitt von 2013 auf 2014 von 0,8% auf 1,2%. Die Hannover’sche Landeskirche, zahlenmäßig eine der größten Landeskirchen, liegt auch 2015 noch über dem 2014 infolge der Kirchensteuer auf Kapitalerträge emporgeschnellten Durchschnittswert der EKD von 2014.

 

 

Was wird aus der Kirche? Religionssoziologische Beobachtungen und vier Vorschläge (Teil I). Von Prof. Detlef Pollack

07/2016, Deutsches Pfarrerblatt

Dass die Verbundenheit mit der Kirche in Deutschland stetig zurückgeht, wird von Statistiken seit Jahren klar belegt. Doch was sind die Gründe für diesen Prozess – und wie ist er zu deuten? In den 1960er und 1970er Jahren hat vor allem das Säkularisierungstheorem die religionssoziologische Deutungshoheit besessen. Detlef Pollack präsentiert in einem dreiteiligen Beitrag Daten und Fakten kirchlichen Lebens in Deutschland, diskutiert ihre Interpretationen und kommt hieraus zu konkreten Orientierungen für das kirchliche Handeln.

Wurde bis in die 1980er Jahre das Konzept der Säkularisierung relativ bedenkenlos verwendet, um die religiösen Veränderungen in Deutschland zu beschreiben, so hat sich in der Zwischenzeit ein neuer Religionsdiskurs etabliert. Die Signaturen des gegenwärtigen religiösen Wandels bezeichnet man nicht mehr mit Stichworten wie Säkularisierung, Entkirchlichung, Rationalisierung oder Entzauberung. Die Zentralbegriffe sind heute vielmehr Desecularization (Peter L. Berger), Wiederverzauberung der Welt (Ulrich Beck), Respiritualisierung (Matthias Horx) oder Entprivatisierung des Religiösen (José Casanova). Prozesse der Modernisierung wie Urbanisierung, Industrialisierung, Wohlstandsanhebung, Individualisierung oder kulturelle Pluralisierung werden nicht mehr als Ursachen für den Rückgang der sozialen Signifikanz religiöser Institutionen, Glaubensvorstellungen und Praktiken gesehen. Vielmehr lautet die gegenwärtig weithin vertretene Annahme, dass Religion auch unter modernen Bedingungen eine hohe Prägekraft besitzt, mit der Moderne kompatibel ist und selbst zu einer Quelle von Modernität zu werden vermag.

Die leitende Frage der folgenden Analysen lautet daher, inwieweit wir es in Deutschland tatsächlich mit einem Stopp des bis vor kurzem noch allgemein unterstellten Entkirchlichungs- und Säkularisierungsprozesses sowie mit Prozessen eines religiösen Bedeutungszuwachses zu tun haben. …  Zum Artikel.

Religionszugehörigkeit in der Schweiz 2013-2015

06/2016

Die evangelisch-reformierte Kirche als einst stärkste Religionsgemeinschaft der Schweiz verliert seit 1950 zunehmend an Mitgliedern. Auch die römisch-katholische Kirche verliert an Mitgliedern, wenn auch erst ab den 1970er Jahren, da der Mitgliederschwund durch Zuwanderungen aus katholisch geprägten Ländern wie etwa Italien, Spanien oder Portugal etwas verzögert wurde. Durch serbische Zuwanderung in Folge der Jugoslawienkriege in den 1990er-Jahren wuchsen die christlich-orthodoxen Kirchen in der Schweiz, die zusammen mit den alt-orientalischen und den ostkirchlich Orthodoxen heute die viertgrösste Religionsgruppe in der Schweiz darstellen…. Mehr dazu (Diagramm).

Völlig unbedeutend sind Evangelikale, Pfingstler, Endzeitgemeinden.

5. KMU – Vernetzte Vielfalt. Kirche angesichts von Individualisierung und Säkularisierung. Hrsg. Heinrich Bedford-Strohm, Volker Jung.

06/2016

Aus dem vollständig im Netz verfügbaren Auswertungsband hier nur ein kurzer Ausschnitt des Vorwortes:

„…In der Praxis kirchenleitenden Entscheidens und Handelns wird es in Zukunft mehr denn je
um eine profilierte Vernetzung von Profilierungs- und Diversifizierungsmaßnahmen gehen. Das
Grundziel der stärkeren Erkennbarkeit ist dabei zu beziehen auf die volkskirchliche Notwendigkeit, eine Vielzahl von unterschiedlichen Profilen aufrechtzuerhalten und miteinander zu vernetzen… Eine in ihren Angeboten, Sprachformen und Frömmigkeitsstilen vielgestaltige Kirche hat das Potenzial vielfältiger Bindungskräfte…“

vgl. Vorwort, S. 14

Ein entgegengesetztes, engführendes Konzept kirchenleitenden Handelns wurde hingegen im Impulspapier „Kirche der Freiheit“ vertreten:

„a. Geistliche Profilierung statt undeutlicher Aktivität. Wo evangelisch draufsteht, muss Evangelium erfahrbar sein. In diesem Motiv scheint das biblische Bild vom Licht der Welt auf, von dem Licht, das nicht unter den Scheffel gestellt werden soll (vgl. Lukas 11, 33).
b. Schwerpunktsetzung statt Vollständigkeit. Kirchliches Wirken muss nicht überall vorhanden sein, wohl aber überall sichtbar. Hier ist an die vielfältige Bedeutung des zeichenhaften Handelns Jesu zu denken (vgl. insbesondere die Heilungs- und Wundergeschichten)…

 

Die Konfessionslosen im Kirchenkreis Lichtenberg-Oberspree: Ergebnisse einer Repräsentativbefragung.

06/2016, eine Studie der EKD

Interessen:

Auf welche „Selbst- und Weltdeutungen“ greifen die Konfessionslosen im
Untersuchungsgebiet zurück, wenn es um Fragen der konkreten Lebensbewältigung geht?
Handlungspraktisch:
kirchliche Anknüpfungspunkte zu Konfessionslosen finden bzw. nutzen

Inhalt
1. Lebensgefühl
2. Religionsbezogene Orientierungen
 Subjektive Religiosität und Bezug zur Religion
 Soziodemografische Differenzierung
3. Bezug zur Kirche
 Bisherige Berührungen und Eindruck
 Kenntnis der Kirchengemeinde im eigenen Stadtteil
 Interesse an Angeboten
4. Lebensbewältigung
 Weltsichtenansatz
 Operationalisierung
 Ergebnisse
5. Religionsbezogene Orientierungen und Lebenszufriedenheit

Zur Studie – download.

Why women are more religious than men.

Veröffentlicht am 13. April 2016 von hkarner
Date: 13-04-2016
Source: The Economist

WOMEN are in general more likely to believe in and practice a religion than men are. The difference is not vast if you aggregate all creeds and countries (83.4% of women identify with a faith versus 79.9% of men) but for certain countries and faiths the gap is striking. In America, for example, 60% of women see religion as very significant in their lives versus 47% of men, according to Pew Research, a think-tank in Washington, DC. Across the world, female Muslims are only fractionally more devout than their male co-religionists, but Christian women far outstrip men in their levels of piety. What’s going on here?… Mehr dazu.

»Alternative Formen kirchlicher Präsenz in Peripherieräumen – eine aufsuchende Analyse« und »Landaufwärts – Innovative Beispiele missionarischer Praxis in peripheren, ländlichen Räumen«. Gemeinsamer Ertrag zu den Studien. Von Prof. Dr. Eberhard Hauschildt, Prof. Dr. Michael Herbst und Dr. Thomas Schlegel .

04/2016

C) Gemeinsame Akzentuierungen und Lernergebnisse – 10 Thesen
1. Beide Studien stärken die Einsicht: Lokalität, Kontextsensibilität und Nutzung dessen, was zufällig gegeben ist, sind ein Schlüssel zu kirchlicher guter Arbeit.
2. Radikal veränderte Situationen (Peripherie, Minderheitsposition, also das, was vor allem im Osten zu finden ist), insbesondere der Weg dahin, besitzen das Potenzial, Innovationen zu stimulieren. Diese sind für die Kirche an anderen Orten und in einer anderen Situation relevant. Sie erzeugen aber auch einen Sinn für die Dringlichkeit, Veränderung zu planen und umzusetzen. Denn es zeigen sich hier Möglichkeiten des Handelns, die für die gesamte EKD und deren Zukunft lehrreich sein können.
3. »Heroes« und Teams, Hauptamtliche und Ehrenamtliche – diese Konstellationen sind strikt als ein Gesamtsystem eines sich gegenseitig fördernden Beziehungsgeflechts zu verstehen. Wenn dieses funktioniert, dann ist – man möchte fast sagen – alles gut. Wenn nicht, dann beeinträchtigt das die Arbeit schwer, egal wie gut die Idee war oder welche theologische Position vertreten wird. …

Mehr dazu, vgl. S. 63ff