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Gesundheitswesen

Auf Deutschem Ärztetag: Elektronische Gesundheitskarte kostet viel und nutzt nichts.

Unter Investitionen, die viel kosten und wenig Nutzen erzeugen, leidet nicht nur die Kirche:

27.05.2014. Freie Ärzteschaft auf dem Deutschen Ärztetag

Die elektronische Gesundheitskarte (eGK) ist ein Dauerbrenner auf den Deutschen Ärztetagen. „Das Projekt ist teuer und nutzlos, niemand kann die Daten dauerhaft schützen“, betonte die Freie Ärzteschaft (FÄ) heute auf dem Ärztetag mit einem riesigen Datenkraken vor der Tonhalle in Düsseldorf. Die ärztliche Ablehnung dieses Mammutprojekts, regelmäßig festgehalten in Beschlüssen auf den Ärztetagen der vergangenen Jahre, ist Politik, Industrie und Krankenkassen ein Dorn im Auge. So forderten auch bei der heutigen Eröffnungsveranstaltung alle Politiker die Zustimmung der Ärzte zur eGK. Die Freie Ärzteschaft hält an ihrer Kritik fest: „Wir werden nicht hinnehmen, dass Milliarden Euro ohne jeglichen Nutzen für Patienten und Ärzte verschwendet werden“, sagte Dr. Silke Lüder, Vizevorsitzende der FÄ. „Das Geld wird dringend in der Patientenversorgung gebraucht.“

Zum Artikel.

Verfassungsklage für bessere Pflege

Unterernährung, Wundgeschwüre, rechtswidrige Fixierungen: Alte und kranke Menschen leben in Pflegeheimen nicht selten unter menschenunwürdigen Bedingungen, meint der Münchner Anwalt Alexander Frey. Mit einer Verfassungsbeschwerde will er die Regierung zwingen, für bessere Zustände zu sorgen. Zum Artikel im Spiegel.

Hier finden sie eine kleine Auswahl zu Internetseiten die sich mit der menschenunwürdigen Pflegesituation in Deutschland auseinander setzen.

Gesundheitswesen: Fast 17.000 Ärzte ins Ausland gezogen

Gesundheit/Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke- 22.04.2014

Berlin: (hib/PK)    Seit dem Jahr 2007 sind nach Angaben der Bundesregierung 16.882 in Deutschland ausgebildete Ärzte ins Ausland abgewandert. Wie die Regierung in ihrer Antwort (18/1162) auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke (18/944) schreibt, gingen allein 4.269 deutsche Mediziner in die Schweiz, weitere 1.659 nach Österreich. Ferner wanderten 1.041 Ärzte in die USA aus und 605 nach Großbritannien… Zur Quelle.

Deutsches Ärzteblatt:

Die Gesamtzahl der berufstätigen Ärztinnen und Ärzte in Deutschland ist im Jahr 2013 um 2,5 Prozent auf 357 252 gestiegen. Das geht aus der aktuellen Ärztestatistik der Bundesärztekammer (BÄK) hervor. Auch 2013 haben sich dabei verschiedene Trends der vergangenen Jahre fortgesetzt. So ist der Anteil der Ärztinnen an der Gesamtzahl berufstätiger Ärzte von 44,3 Prozent auf 45 Prozent und damit auf 160 869 angestiegen. 1996 lag ihr Anteil noch bei 35,9 Prozent. Auch die Anzahl angestellter Ärztinnen und Ärzte im ambulanten Bereich ist weiter gestiegen – von 20 845 im Jahr 2012 auf 22 304 im vergangenen Jahr. 1993 waren es 5 397 (Grafik 2). Zudem gehen immer mehr Ärzte in den Ruhestand. Im vergangenen Jahr erhöhte sich ihre Zahl um 3,8 Prozent auf 72 540. Zugleich steigt das durchschnittliche Alter berufstätiger Ärztinnen und Ärzte seit Jahren an: im stationären Bereich von 38,05 Jahren im Jahr 1993 auf 41,25 Jahre im vergangenen Jahr. Und im ambulanten Bereich von 46,56 Jahren im Jahr 1993 auf 53,09 Jahre im Jahr 2013.

Weiter zugenommen hat auch die Anzahl der in Deutschland arbeitenden ausländischen Ärzte. Sie stieg von 28 310 im Jahr 2012 auf 31 236 im vergangenen Jahr. 1995 lag sie bei 10 989. Aus Deutschland abgewandert sind 3 035 ursprünglich in Deutschland tätige Ärzte. Schließlich ist auch 2013 die Anzahl der Ärztinnen und Ärzte ohne ärztliche Tätigkeit gestiegen: von 110 326 im Jahr 2012 auf 113 170. 1995 waren es 61 468. Zum Artikel.

 

Gesundheits“reform“ als Täuschungsmanöver – von Ex- Staatssekretär Wolfgang Lieb

28. März 2014

Inzwischen mussten sich die Deutschen ja daran gewöhnen, dass alles, was die Politik „Reform“ nennt, entweder zu Sozialabbau oder zu einer Mehrbelastung der Arbeitnehmer führt. Mit der „Reform“ der gesetzlichen Krankenversicherung leistet sich die Politik ein besonders hinterhältiges Täuschungsmanöver, um die Mehrbelastung der Versicherten zu vertuschen.

Der Essener Gesundheitsökonomen Jürgen Wasem geht davon aus, dass der Zusatzbeitrag (im Schnitt aller Kassen) jedes Jahr um 0,2 bis 0,3 Prozentpunkte steigen werden und schon 2017 bei 1,3 bis 1,5 Prozent – wohlgemerkt nur für die Arbeitnehmer – zusätzlich liegen dürfte. Das Bundesversicherungsamt rechnet sogar mit Zusatzbeiträgen von 1,6 bis 1,7 Prozent.

Nach Berechnungen des Kieler Instituts für Mikrodaten-Analyse bedeutet eine Erhöhung des Zusatzbeitrages um 1,4 Prozent für den Durchschnittsverdiener mit rund 2500 Euro Einkommen schon 423 Euro und für einen ein Gutverdiener mit 4050 Euro, 680 Euro im Jahr [PDF – 158 KB]. Wenn aber ein durchschnittlicher Haushalt pro Jahr 109 Euro mehr für Strom bezahlen muss, dann gilt das als Katastrophe und führt zu einer Wende in der Energiewende… Zum Artikel.

Schon heute: ernst zu nehmender Ärztemangel.

Die Medizinerverbände warnen vor einem grassierenden Mangel an Hausärzten

„Nach jüngsten Zahlen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) sind schon jetzt bis zu 2600 Hausarztstellen unbesetzt. Auch bei den Fachärzten fehlten 2000 Mediziner…

In den kommenden Jahren würden mehr als 50 000 noch aktive Mediziner aus dem Bereich der haus- und fachärztlichen Grundversorgung in den Ruhestand gehen. Der Hausärzte-Mangel entwickele sich zu einem massiven Problem, urteilte der scheidende KBV-Vorstandschef, Andreas Köhler. Die Nachfrage nach medizinischen und psychotherapeutischen Leistungen werde wegen der demografischen Entwicklung weiter steigen.“ Dazu die SZ.

Anm. F.S.: Da zeigt sich die parallele Entwicklung in den herkömmlichen Professionen. 2600 Ärtzestellen vakant – das sind schon jetzt gut 5% aller Stellen. Und das noch vor der Pensionierungswelle, die mit den geburtenstarken Jahrgänge ab ca. 2016 erst beginnt. Und in der Kirche? Wie steht es da um Vakanzen? Üblich ist eine Quote freier Stellen von 3,5% um die Rotation der Stelleninhaber zu gewährleisten. In Bayern bspw. wird die Vakanzquote derzeit aber mit 7% bis 10% taxiert. Das ist also rund 5% über der Rotationsquote. Bekanntlich steht Bayern noch gut da hinsichtlich der Pfarrerzahlen. In anderen Landeskirchen dürfte es eher schlechter aussehen. Das heißt aber: die Zustände bei den Pfarrstellenbesetzungen sind schon heute ähnlich wie bei den Ärtzestellen. Aber in der Kirche wird die Information noch unter Verschluss gehalten. Offziell wird der Ernst der Lage heruntergespielt. So etwa in der Landessynode in Württemberg. Aber es gibt auch in der Kirche Menschen, die mitdenken. Und die Vakanzproblematik und die Problematik des Personalmangels offen benennen. Aber noch sind es zahlenmäßig wenige. Warum eigentlich?

Medleaks – Neue Plattform für eine EINE NEUE KULTUR IN KLINIK UND ÄRZTESCHAFT

Ärzte, Pfleger, Physios, MT(R)A, Ergos und viele andere Kollegen übernehmen täglich Verantwortung für Patienten. Die Arbeitsbedingungen in den Kliniken aber untergraben ihr idealistisches Engagement zunehmend.

Profitinteresse, Lobbypolitik und mittelalterliche Hierarchien bestimmen die Behandlungs- und Berufsbedingungen im Krankenhaus. Dies schadet Patienten, Mitarbeitern und dem Nachwuchs.

Jedermann kann über medleaks anonym Vorgänge öffentlich machen, die solchen Alltags-Schaden dokumentieren. Nur durch Öffentlichkeit kann in Krankenhäusern und Ärzteschaft endlich der Druck zur notwendigen Veränderung entstehen.

Beteiligen Sie sich und holen Sie sich Ihren Beruf zurück! Zur neuen Plattform.

Korruption in der Pflege: Markt statt Ethik

13.08.13 Zweieinhalb Millionen Menschen sind in Deutschland auf Pflege angewiesen. 30 Prozent davon leben in einem Heim – die Hauptlast tragen Angehörige.

Hohe Rendite locken Investoren in den milliardenschweren Pflegemarkt. Der ist so unübersichtlich und wenig kontrolliert, dass Korruption und Betrügereien kaum auffallen. Transparency International hat zusammengestellt, was mit ein bisschen krimineller Energie alles möglich ist. Lesen Sie den Artikel der SZ.

Die Gesundheitskarte: teuer, unwirtschaftlich, nutzlos

 

„Projekt Gesundheitskarte könnte 14 Milliarden kosten“

von Kerstin Dämon

Die elektronische Gesundheitskarte soll bisher 728 Millionen Euro gekostet haben. Silke Lüder, Vizepräsidentin der freien Ärzteschaft, ist überzeugt, dass die Kosten in Wahrheit die Milliardengrenze schon gesprengt haben. Und zwar für nichts und wieder nichts.

Mehr dazu.

Ökonomisierung gefährdet Gesundheitsversorgung

Ein Paradebeispiel für ökonomische Interessen und Fremdbestimmung ärztlicher Tätigkeit ist für die Freie Ärzteschaft das Projekt elektronischen Gesundheitskarte. „Krankenkassen wollen Bürokratie und damit Kosten auf Praxen abwälzen und gleichzeitig online die Behandlung kontrollieren. Soll hier unter Kassendirektive gespart werden?“, fragt die FÄ. Zugleich schaufle das Projekt der IT-Industrie Milliarden zu. „Bezahlen müssen das Patienten und Verbraucher – und das, obwohl auch nach Aussage des Gesundheitsökonomen Professor Jürgen Wasem eine Wirtschaftlichkeit im Hinblick auf die Gesundheitsversorgung niemals zu erwarten ist“, erläutert der Ärzteverband. Mehr dazu.

Im Zeichen neoliberaler Freiheit zurück zum DDR-Sozialismus. Das Beispiel Gesundheitswesen

Das Gesundheitswesen macht ca. 10-12% des Bruttosozialproduktes Deutschlands aus. Das weckt Begehrlichkeiten der Investoren. Von den 293 Mrd. €, die p.a. In das Gesundheitswesen fließen, landen derzeit 44 Mrd. In den niedergelassenen Arztpraxen (vgl. Statist. Bundesamt). Das sind knapp 15% der Gesamtmittel, die in die Arztpraxen (Fach- und Allgemeinmedizin) fließen. Ob es Zufall ist, dass der Anteil der Pfarrgehälter an den Haushaltsvolumina der Landeskirchen ebenfalls bei (nur) 15% liegt? vgl. Kirche_ohne_(pastorale)_Zukunft, (Beitrag Pfarrstellenbemessung 2025 der EKHN). Wenn nicht, dann ist es immerhin ein interessanter Zufall.

Die Leidtragenden sind zunächst die Patienten. Schon heute. Aber viel stärker in absehbarer Zukunft. Denn bis 2020 werden ca. 50% der Hausärzte in Ruhestand gehen und verlassene Praxen hinterlassen…

Die Leidtragenden sind aber auch die unter enormen ökonomischen Druck geratenen Ärtzinnen. Offiziell gelten sie als Freiberufler. Kenner bezeichnen sie als Scheinselbständige. Wohl in keinem Sektor der Professionen findet ein derart dramatischer Umbruch statt wie bei den ÄrtzInnen. Ethische Fragestellungen und Herausforderungen, ein gewandeltes Berufsbild, ökonomischer Druck und last not least ein mediales Ärztebashing bei eigentlich guten medizinischen Leistungen tun ihre Wirkung.

Die Nöte werden in zwei aktuellen Artikeln zum Ausdruck gebracht. Zum einen von Dr. Bernd Hontschik in seinem Artikel in der aktuellen Ausgabe des Dt. Pfarrerblattes. Er rückt zuvor kursierende „Märchen“ zurecht:

Zwei Märchen

Es ist inzwischen allgemeiner Konsens, dass unser Gesundheitswesen auf eine Art Zusammenbruch zusteuert. Konsens ist, dass wir mit einer Kostenexplosion konfrontiert sind, und Konsens ist, dass die immer älter werdende Bevölkerung immer höhere Kosten der gesundheitlichen Versorgung verursachen wird. Man kann das aber auch ganz anders sehen. Ich behaupte, dass es keine Kostenexplosion im Gesundheitswesen gibt, und dass es auch noch nie eine gegeben hat. Die Ausgaben für das Gesundheitssystem sind in unserem Land seit Jahrzehnten konstant. Sie betragen 10-12% des Bruttoinlandsprodukts mit minimalen Ausschlägen nach oben oder unten. Die Kostenexplosion wird seit über 30 Jahren als Propagandabegriff benutzt, um Veränderungen im Gesundheitswesen durchzusetzen…“

Dr. Bernhard Marquardt, berichtet in Cicero über die ökonomischen Prozesse und Investorenteressen, denen ein funktionierendes Gesundheitssystem, Patienten und Ärzte geopfert werden:

Monopoly-Spiele mit der Gesundheit der Bevölkerung

Die Zahl der Hausärzte wird ausgedünnt. Als Hilfstruppen werden Arzthelferinnen, jetzt „medizinische Fachangestellte“ genannt“, zu Hausbesuchen eingesetzt nach dem „Schwester-Agnes“-Modell damals gut ausgebildeter Krankenschwestern in der DDR…

Ohne Berücksichtigung eines tatsächlichen Bedarfs wird mit einem immensen Aufwand an Steuermitteln die ambulante Öffnung hoch subventionierter Kliniken betrieben und mit deren Medizinischen Vorsorgungszentren (=Facharztkolchosen) ein unlauterer Verdrängungswettbewerb gegen die Arztpraxen inszeniert. Ziel ist die planvolle Eliminierung der Facharztpraxen auf dem Wege einer kalten, entschädigungslosen Enteignung…

Die Bürger werden bis zur erfolgreichen Durchsetzung des großen Plans über die wahren Ziele dieser Gesundheitspolitik nicht informiert.“