Archiv für den Monat: März 2015

EKvW sucht „Bodenpersonal“ und spricht mit ihrer Seite verstärkt Quereinsteiger mittleren Alters (40-50 J.) an

03/2015, EKvW (Ev. Kirche Westfalen)

Möchtest Du gerne mit Menschen arbeiten, deine Kreativität auch im Beruf ausleben und Veränderungen aktiv gestalten? Dann ist die Evangelische Kirche von Westfalen für Dich ein interessanter und attraktiver Arbeitgeber. Für unsere vielfältigen Aufgaben in den Kirchengemeinden, sozialen Einrichtungen und Schulen suchen wir junge Leute, die als Gottes Bodenpersonal an unserer „Kirche mit Zukunft“ bauen. Zum Portal „Bodenpersonal gesucht!

Notwendiger Abschied oder Traditionsaufbruch? Ein neuer Text der EKD zur Bedeutung von Leiden und Sterben Jesu. Von Dr. Martin Schuck.

03/2015

Als der emeritierte Professor für Praktische Theologie Klaus-Peter Jörns 2004 sein Buch „Notwendige Abschiede“ veröffentlichte, trat er eine Lawine aus Zustimmung und Ablehnung los, die, nachdem sich die Spreu vom Weizen getrennt hatte, zu einer recht fruchtbaren Auseinandersetzung um die sog. „Sühnopfertheologie“ führte. Im Blick auf einige Loci der altkirchlichen und reformatorischen Dogmatik forderte Jörns, der als Praktischer Theologe immer sehr stark empirisch arbeitete („Die neuen Gesichter Gottes“ war ein bekannter Buchtitel von ihm), eine Angleichung nicht nur der theologischen Sprache, sondern auch der kirchlich zu vertretenden Inhalte an die Vorstellungswelt heutiger Menschen. Zu verabschieden seien deshalb Vorstellungen, wie sie der traditionellen Sühnopfertheologie zugrunde liegen, dass nämlich Gott für die Sünden der Menschen habe ein Opfer bringen müssen.
Die bis zur 4. Auflage von „Notwendige Abschiede“ vor sich hindümpelnde Debatte nahm richtig Fahrt auf, als mit dem früheren Bonner Superintendenten Burkhard Müller ein kirchlicher Praktiker dem Universitätstheologen Jörns beipflichtete und in einem Rundfunkbeitrag 2008 die gleiche Forderung im Blick auf die Sühnopfertheologie stellte. Der an der Universität Bonn lehrende Ethiker Ulrich Eibach widersprach heftig: „Das ist Häresie! Das sagen wir aber heute nicht mehr, weil wir nicht mehr um die Wahrheit ringen. Die Postmoderne kennt keine Wahrheit, jeder macht seine eigene Wahrheit.“ Auch Herbert Schnädelbach, mit dem Atheismus ringender Philosophieprofessor und Sohn eines methodistischen Pfarrers aus der Pfalz, beteiligte sich an der Debatte: „Gott schickt seinen Sohn in einen blutigen Tod, um sich mit sich selbst zu versöhnen. Ich finde das finster und abschreckend.“
Noch im selben Jahr warb das Leitende Geistliche Amt der EKHN für eine differenzierte theologische Betrachtung und stellte in einem Grundsatzdokument fest, dass das Kreuz unterschiedlich gedeutet werden könne; die opfertheologischen Deutungen seien nur eine Möglichkeit. In eine ähnliche Richtung versuchte 2010 eine gutgemeinte, aber komplett überpädagogisierte Arbeitshilfe der rheinischen Landeskirche unter dem Titel „Aus Leidenschaft für uns. Zum Verständnis des Kreuzestodes Jesu“ zu gehen. Leider erreichte dieser Text bei weitem nicht das Reflexionsniveau der EKHN-Studie und beschränkte sich auf meditative Impulse und liturgische Vorschläge. Theologisch verlief die Debatte nach 2010 mehr oder weniger im Sande.
Fünf Jahre später hat nun der Rat der EKD einen von der Kammer für Theologie erarbeiteten Grundlagentext mit dem Titel „Für uns gestorben. Die Bedeutung von Leiden und Sterben Jesu“ veröffentlicht. Und wie es in EKD-Texten so üblich ist, wird versucht, für alle Richtungen Verständnis zu zeigen und in großer Harmonie auf die bevorstehende Allversöhnung hinzuarbeiten. Wer dieses Verfahren wegen der zurecht geübten massiven Kritik im Falle der berühmt-berüchtigten „Orientierungshilfe“ zu Ehe und Familie in Zweifel zieht, muss im vorliegenden Fall umdenken: Tatsächlich zeichnet sich das gewählte Verfahren, alle Positionen zu berücksichtigen, als das wohl einzig sachangemessene aus.
Nach dem obligatorischen Vorwort des aktuellen Ratsvorsitzenden und einer knappen Einführung folgt eine etwa 30-seitige Analyse des biblischen Befundes. Etwa die Hälfte des 194-seitigen Textes machen die Teile III. und IV, nämlich die „theologiegeschichtlichen Erkundungen“ und die „frömmigkeitsgeschichtlichen Einblicke“, aus. Diese Rekonstruktion der unterschiedlichen, teils gegensätzlichen Deutungen des Kreuzestodes Jesu in ausgewählten Epochen der Kirchengeschichte und, im Falle von Reformation und Neuzeit, bei unterschiedlichen Autoren der gleichen Epoche, stellt sich nach Lektüre des gesamten Textes als die eigentliche theologische Leistung der Autoren heraus. Nicht nur, dass es herrliche Miniaturen zu genießen gibt – wohl selten ist es jemandem gelungen, die Satisfaktionslehre des Anselm von Canterbury auf so engem Raum so klar darzustellen –, auch die theologischen Grundentscheidungen an den historischen Wendepunkte etwa in der Reformationszeit und im Transformationsprozess vom Alt- zum Neuprotestantismus unter dem Einfluss von Pietismus, Aufklärung und Rationalismus, werden deutlich. Und innerhalb der einzelnen Wendepunkte kommen jeweils die entscheidenden Positionen in ihrer Unterschiedlichkeit zum Tragen und können vom Leser nachvollzogen werden: So folgen der Darstellung von Luthers Kreuzestheologie die „Akzente reformierter Theologie“, und dem individualethischen Blick Immanuel Kants auf die „allerpersönlichste Schuld“ kontrastiert die „Wirkung Jesu Christi auf das neue Gesamtleben vom Menschen“ bei Friedrich Schleiermacher. Dass mit einem Blick auf „Hegels Verständnis des Kreuzesgeschehens“ gerade jener Philosoph, dessen gegenwärtige Rezeption in starkem Kontrast zu seiner enormen Wirkungsgeschichte steht, wieder einmal Gegenstand einer kirchenoffiziellen Abhandlung wird, sei nur am Rande notiert.
Es ist bezeichnend, dass sich die Darstellung aktueller Positionen nicht an theologischer Literatur, sondern an Phänomenen religiöser Ästhetik und Gegenwartsdeutung orientiert. So geht es unter V. („Für uns gestorben“ – Wiederentdeckung des Kreuzes?) um den Mentalitätswandel an der Jahrtausendwende, Passionskonzerte, Jesusfilme, neue Lieder und die immer wieder neuen Individualisierungsschübe der postmodernen Gesellschaft. Die zuvor dargestellten biblischen, theologie- und frömmigkeitsgeschichtlichen Erwägungen waren kein gelehrter Selbstzweck, so die Botschaft, sondern notwendiger Wissensbestand, um die vielfältigen Spuren der Passionsgeschichte im kollektiven Gedächtnis des Abendlandes zu entdecken und damit die Semantik unserer christlichen Existenz richtig verstehen zu lernen.
Eine Verständigung über das Kreuzesgeschehen kann demnach nur als mehrschichtiger Prozess gedacht werden. Von daher wäre es nicht nur unangemessen, sondern dem Gegenstand gegenüber respektlos, würden die Autoren auf den verbleibenden 30 Seiten das zu leisten versuchen, was weder einem Martin Luther, noch einem Friedrich Schleiermacher und all den anderen gelungen ist, nämlich eine Deutung des Todes Jesu vorzulegen, die keine offenen Fragen mehr kennt. Der Text endet deshalb mit einem Katalog der „wichtigsten gegenwärtigen Fragen an den Sinn von Jesu Leiden und Tod“ und dem Versuch einer Antwort auf jede dieser Fragen.
Wie das aussieht, kann exemplarisch an einer Frage nachvollzogen werden, die den Opfergedanken vom Neuen Testament bis in die Gegenwart verfolgt. Die Frage lautet: „Wieso ist aber im Neuen Testament und auch danach in Liedtexten und sogar in Predigten vom Opfer die Rede?“ Die Antwort verweist zunächst darauf, dass das Opfermotiv nur „einer von mehreren Deutungsversuchen des Todes Jesu“ sei und diene, wie alle anderen Deutungsversuche auch, einer Annäherung an das Verständnis dieses Todes. Dabei, so weiter, führe das Opfermotiv „besonders eindringlich die Bedingungslosigkeit der Hingabe vor Augen, in der Gott in Jesus Christus für die Menschen eintritt“. Freilich biete das Opfermotiv keine erschöpfende Deutung des Todes Jesu. Das biblische Repertoire an Deutungsmotiven kenne noch weitere Möglichkeiten, etwa die Motive „vom Passalamm, vom Loskauf, von der Stellvertretung und von der Neuschöpfung“. Entscheidend ist dann der Hinweis, jedes dieser Motive stelle „auf seine Weise ein entscheidendes Moment des Todes Jesu in den Vordergrund“.
Der Text argumentiert folglich mit der Vielschichtigkeit des biblischen Zeugnisses und macht somit, ohne es auszusprechen, klar, dass jede sich als abschließend verstehende Deutung der Komplexität dieses Zeugnisses nicht gerecht wird. Eine zweitausendjährige Auslegungsgeschichte lässt sich nicht durch eine weitere Auslegung beenden, sondern drängt nach ständiger Fortschreibung. Gute Theologie war sich zu jeder Zeit dieser hermeneutischen Regel bewusst, und sollte diese einmal nicht mehr gelten, wäre es das Ende der Theologie, wie wir sie kennen.A

Armut, die erschüttert: Arbeitslose Griechen veröffentlichen Tagebücher

10.01.2015, Von Alkyone Karamanolis, Deutschlandradiokultur

Keine Grundsicherung, Steuern auf nicht vorhandenes Einkommen: Wer in Griechenland arbeitslos wird, dem droht der Absturz. Auf einer Website schreiben Betroffene, was es für sie bedeutet, um ein Leben in Würde zu kämpfen. Nun wird ein Buch daraus.

Mehrmals am Tag unterbricht der Journalist Christoforos Kasdaglis seine Arbeit, um nachzusehen, ob neue Texte aufgelaufen sind. Er gibt ihnen einen Titel, setzt die Tags und schaltet sie frei. „Tagebuch eines Arbeitslosen“ heißt die Internetplattform, Christoforos Kasdaglis hat sie ins Leben gerufen. Niemand spricht über die Menschen hinter diesen Zahlen. Und die Arbeitslosen selbst sind gefangen in Gefühlen von Schuld und Scham. Dieses Tabu wollte ich durchbrechen.“… Zum Artikel.

Geld macht nicht glücklich – aber weniger traurig. Studie von kanadischen Psychologen um Kostadin Kushlev von der University of British Columbia

23.01.15

Längst haben Studien die Illusion zerstört, dass viel Geld langfristig glücklicher macht. US-Forscher haben nun aber einen anderen Effekt entdeckt: Viel Geld macht demnach zumindest weniger traurig.

Dass viel „Kohle“ nicht glücklich, aber weniger traurig macht, klingt zwar irgendwie lustig, hat aber seriöse Hintergründe. Denn Glück und Traurigkeit sind nicht zwei Seiten einer Medaille. Das Ausbleiben des einen Gefühls ist eine zwar notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung für das andere…

Wer nicht traurig ist, ist also nicht automatisch glücklich, und umgekehrt….

„Der Vorteil eines hohen Einkommens“, so die Autoren, „liegt wohl eher im Abfedern negativer Gefühle als im Herausbeschwören positiver.“ Zum Artikel.

Eric Clapton hat den Schmerz sublimiert…

30.03.2015, SZ

Wenn Eric Clapton in ein paar Wochen auf der Bühne der Royal Albert Hall in London stehen wird, an sieben Abenden hintereinander, wird es dort ein doppeltes Jubiläum zu feiern geben. Das eine gilt dem fünfzigsten Jahrestag seines ersten Erscheinens auf dieser Bühne

…Eric Clapton hat den Schmerz sublimiert. Er hat ihn, was kein Widerspruch ist, zivil gemacht, ihm Beständigkeit und oft sogar Eleganz verliehen. Seine weiche Stimme hat ihm dabei geholfen.  Zum Portrait in der SZ.

ELK Württemberg in der Post-Reformphase angekommen. „Bei Kinder- und Jugendarbeit geht es immer auch um das Selbstverständnis der Kirche“. Konsequenzen aus der Studie „Jugend zählt“ für den Auftrag der Kirche.

Die ELK Württemberg scheint mit ihrem Programm der Frühjahrssynode die Reformphase abzuschließen. Auf der Agenda stehen zentrale Fragen und Aufgaben der Kirche, die in dieser Ausgabe der Wort-Meldungen in drei Beiträgen wiedergegeben werden.

03/2015, Frühjahrssynode ELK Württemberg

Welche Konsequenzen lassen sich aus der Statistik 2013 für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg ziehen? Dieses Thema beleuchten Oberkirchenrat Werner Bauer, Prof. Dr. Friedrich Schweitzer, Lehrstuhlinhaber Praktische Theologie mit Schwerpunkt Religionspädagogik an der Universität Tübingen sowie Mitarbeiter aus den verschiedenen Bereichen der Arbeit mit Kindern- und Jugendlichen. Grundlage dieser Auseinandersetzung ist die im vergangenen Jahr veröffentlichte Studie „Jugend zählt“. In der Studie wurden vier Felder der kirchlichen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen untersucht: die Kinder- und Jugendarbeit, die musikalische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, der Kindergottesdienst und die Konfirmandenarbeit. Die Grenzen zwischen diesen Arbeitsbereichen verschwimmen zunehmend, es kommt zu immer mehr Überschneidungen. Schweitzer regt deshalb eine stärkere Vernetzung und Zusammenarbeit zwischen den Handlungsfeldern an. „Bei Kinder- und Jugendarbeit geht es immer auch um das Selbstverständnis der Kirche. Für wen ist die Kirche da? Wie stark dreht sich die Kirche um sich selbst, inwiefern ist sie ‚Kirche für andere‘?“, betont Schweitzer. … Mehr dazu.

Kann die Kirche unsere Gesellschaft noch prägen? Von Martin Schuck.

03/2015, Pfälzisches Pfarrerblatt

Nach 1945 wurde von Vertretern dieser Generation jede politische Entscheidung zu einer Frage des Bekenntnisstandes ausgerufen: Die Wiederbewaffnung, die Militärseelsorge, die Atomrüstung, später die Fragen der Weltwirtschaft und die Ökologie. Im Protestantismus der Nachkriegszeit entstand eine Tendenz, eine Gegenwirklichkeit zur säkularen Welt aufbauen zu wollen. Man war bis in die Haarspitze politisiert, aber unfähig zur Kommunikation mit den Vertretern des politischen Systems der Gesellschaft. Karl Barth, der große theologische Meister in dieser Zeit, hegte in aller Öffentlichkeit große Sympathien für den starken Kirchenbegriff des Katholizismus, obwohl er ansonsten katholisierenden Tendenzen gegenüber eher unverdächtig war. Hatte Barth sein mehrbändiges theologisches Hauptwerk mit den ersten Bänden begonnen als „Christliche Dogmatik“, so nannte er es mit den Folgebänden um in „Kirchliche Dogmatik“. Beklagte Niemöller noch 1939, dass es eigentlich gar keine evangelische Kirche gäbe, sondern nur eine protestantische Zweckgemeinschaft, so wurde plötzlich die Kirche zum Maß aller Dinge. Am liebsten hätte man die ganze Welt zur Kirche gemacht, denn irgendwie war die Kirche für alles zuständig, weil es ja immer ums Bekennen oder Verleugnen des Evangeliums ging.

Heute wird es zunehmend schwerer, diesen stark ideologisch aufgeladenen Kirchenbegriff der Nachkriegszeit aufrecht zu halten. Heutigen Protestanten ist glücklicherweise nicht mehr vermittelbar, dass man zu denen gehört, die über den Lauf der Welt exklusiv Bescheid wissen und deshalb allen anderen zu sagen haben, wo es vor allem in der Politik, aber auch in der Wirtschaft, langzugehen hat. Der Protestantismus ist bescheidener geworden und endlich aus den Schützengräben des Kirchenkampfes herausgekrochen. Seit einiger Zeit wagt man sich wieder, an alte Traditionen anzuknüpfen, wie etwa die Beschäftigung mit der Kultur. Auch ist man wieder bereit, sich als Vertreter einer Religion unter anderen zu verstehen, und hochrangige Vertreter beider Kirchen haben den Dialog mit Vertretern anderer Religionen als theologische Aufgabe entdeckt. Auch das war nach 1945 verpönt. Religiös waren die anderen, die Götzendiener. Als evangelischer Christ glaubt man an Jesus Christus, und der ist bekanntlich Ende und Erfüllung jeder von Menschen gemachten Religion und verweist die Götzen auf ihre Plätze in der hinteren Reihe. Nicht der Dialog, sondern die Verkündigung des Wortes war die angemessene Haltung diesen anderen Religionen gegenüber. Katholischerseits war es nicht viel anders: Bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil gab es keinerlei positive Verhältnisbestimmung zu anderen Religionen, ja nicht einmal zu anderen christlichen Konfessionen.

Der Protestantismus von heute bekennt sich gerne zu seiner innergesellschaftlichen Verantwortung, weiß aber nicht so genau, wie man das macht. So richtig in die Politik eingreifen, „dem Rad in die Speichen greifen“, wie Dietrich Bonhoeffer mal gesagt hatte und wie man das in den 50er, 60er und auch 70er Jahre tun wollte aber nur begrenzt konnte, traut man sich heute mit guten Gründen nicht mehr. Aber leider fehlen auch die protestantischen Persönlichkeiten in Politik, Wirtschaft und Kultur, die hierzu noch am ehesten die Möglichkeit hätten. Beim Deutschen Evangelischen Kirchentag beispielsweise merkt man, dass es immer schwieriger wird, überregional bekannte Persönlichkeiten zu finden, die neben ihrer beruflichen Tätigkeit auch kirchlich engagiert sind und als protestantische Laien aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur den Kirchentag repräsentieren können.

Auch dieser Missstand ist ein Erbe der Zeit nach 1945. Immer mehr gebildete und gesellschaftlich einflussreiche Leute kehrten in den Jahrzehnten nach Kriegende und verstärkt in den späten 60er, 70er und 80er Jahren einer ideologisch aufgeladenen evangelischen Kirche den Rücken. Wer nur Abwehrkämpfe gegen alles führt, darf sich auch nicht wundern, wenn diejenigen Menschen, die lieber gestalten als niederreißen wollen, ihre Heimat woanders suchen. Vieles von dem, was die evangelischen Kirchen wollten, war sicherlich inhaltlich richtig. Aber die Form, wie es ausgetragen wurde, wie man sich innerhalb der Gesellschaft positioniert hatte, das war einer evangelischen Kirche nicht unbedingt würdig – allzu oft verwechselte man den Anspruch des Protestantischen mit einer sturen, unversöhnlichen Haltung des Protestes und verkaufte diese ganze Rechthaberei auch noch als Ausübung eines „prophetischen Amtes“.

In diesem Zusammenhang halte ich es für angebracht, aus der Verfassung der „Vereinigten protestantisch-evangelisch-christlichen Kirche der Pfalz“ von 1818 zu zitieren. Dort wurde an entscheidender Stelle, nämlich in der Präambel, vom „Wesen des Protestantismus“ gesprochen. Es gehöre „zum innersten und heiligsten Wesen des Protestantismus […], auf der Bahn wohlgeprüfter Wahrheit und echt religiöser Aufklärung, mit ungestörter Glaubensfreiheit mutig voranzuschreiten“, wurde dort formuliert. Klarer hätten die Väter der Pfälzischen Union ihr Verständnis des Protestantischen nicht artikulieren können: Religiöse Gewissheit und Aufklärung, christliche Wahrheit und Glaubensfreiheit gehören für sie untrennbar zusammen. Das ist etwas anderes als reiner Protest um des Protests willen; es ist vielmehr eine Haltung der kritischen Solidarität mit der Welt, in die man als Christ hineingestellt ist und die man in ihrer Säkularität ernst nehmen muss…

„Die neue dynamische Mitte stärken“. Bericht zur Sinus-Milieustudie Baden und Württemberg. (Frühjahrsynode der ELK Württemberg)

03/2015, ELK Württemberg

TOP 3 – Bericht zur Milieustudie Baden und Württemberg

Die Mitglieder der evangelischen Landeskirchen in Württemberg und Baden gehören zu mehr als 70 Prozent den traditionell oder bürgerlich orientierten Milieus der Ober- und Mittelschicht an. Dort sind sie im Vergleich zur Gesamtbevölkerung auch überdurchschnittlich repräsentiert.

In den postmodern-experimentell orientierten oder prekären Milieus sind die beiden Landeskirchen dagegen deutlich unterrepräsentiert. Dies ist eines der Ergebnisse der Sinus-Milieustudie „Evangelisch in Baden und Württemberg“, die von beiden Landeskirchen in Auftrag gegeben worden war. Der vollständige Bericht.

Video des Vortrags von Prof. Heinzpeter Hempelmann.

EKHN: der Reformstress geht weiter. Pilotprojekt zur Implementierung der Doppik gescheitert.

In der EKHN spricht sich herum, dass das Pilotprojekt zur Einführung der Doppik Anfang des Jahres abgebrochen werden musste. Abschlüsse werden ausbleiben. Die geplante generelle Einführung Anfang 2016 steht damit zur Diskussion. Forderungen nach einer Verschiebung der Implementierung werden von hochrangigen Mitarbeitern laut.

In dem Zusammenhang muss erwähnt werden, dass sich die EKHN für eine IT- Spielart entschieden hat, die etwa in der EKiR schon für erheblichen Verdruss sorgte.

Prinzipieller kann man sich aber fragen: wieso gibt es eigentlich nur die Forderung der Verschiebung? Gibt es keine Synodalen, die spätestens jetzt – nach einer in der damaligen Synodalsitzung an Argumenten raren,  äußerst dürftigen Diskussion um die Ablösung der Kameralistik durch die Doppik (NKF) – aufmerken? Sollte nicht der Pfarrverein zum Schutz seiner eigenen Mitglieder, der betroffenen Pfarrerinnen und Pfarrer, die Gelegenheit nutzen, dies  dies im wesentlichen nutzlose aber kostenträchtige Projekt noch einmal prinzipiell in Frage zu stellen? 

Und was sagt der Pfarrverein?

Pfarrerinnen- und Pfarrerverein in der EKHN
Mitgliederversammlung am 11.02.2015
Vorstandsbericht Dr. Martin Zentgraf

„…
Jede Veränderung birgt Vorteile und Nachteile – Wie sich dies im Blick auf die Umstellung von der Kameralistik zur Doppik in unserer Kirche letztlich auswirken wird, bleibt abzuwarten. Jedenfalls entstehen völlig neue Herausforderungen – etwa: Wie künftig die Abschreibungen auf kirchliche Gebäude von Gemeinden refinanziert werden sollen. Wir vermuten, dass uns hier Diskussionsstoff für die kommenden Jahre erhalten bleibt…  „

Jede Veränderung birgt also Vorteile und Nachteile… Kommentar zu derartigen tiefschürfenden, nachgerade philosophisch anmutenden Ausführungen gefällig? F.S.

 

Frühjahrssynode ELK Württemberg: Gründung eines landesweiten Rats der Religionen in Baden-Württemberg beantragt

03/2015, ELK Württemberg (scrollen Sie nach unten bis TOP 8, selbständige Anträge)

Antrag 02/15 befasst sich mit der Gründung eines landesweiten Rats der Religionen in Baden-Württemberg. In einem ersten Schritt sollten dazu zunächst mögliche Mitglieder identifiziert und Aufgaben und Ziele erörtert werden. Der Antrag wurde an den Ausschuss für Mission, Ökumene und Entwicklung verwiesen.