Archiv für den Monat: September 2015

Die Macht des Geldes und der Zahl (Wie man der Kirche die Qualität austreibt). Von Pfr. Manfred Günther.

hier: 08/2015

Die Macht des Geldes und der Zahl
(Wie man der Kirche die Qualität austreibt)
Wir schauen heute ganz nach innen,
um dort Erkenntnis zu gewinnen,
was unsre Kirche in der Welt
in ihrem Kern zusammenhält.

Ein erster Blick gilt den Finanzen,
sie sind das Zentrum ja des Ganzen
und ohne sie, da geht es nicht
(ein Fakt, dem niemand widerspricht?)

und doch, schon kommen uns auch Fragen:
Kann denn ein Christ ganz ernsthaft sagen,
die Kirche litte Todesnot,
wenn sie der Steuerschwund bedroht?

Mit andern Worten, hängt ihr Leben
an dem, was ihre Glieder geben
und tun sie’s nicht, dann ist es aus?
Ist Geld der Grundstein ihres Baus

und nicht der Herr, der sie gegründet?
Was schreckt uns denn, mit ihm verbündet,
auf seinem Weg, in seiner Spur?
Wär’ unser Halt die Steuer nur

und Geld die einzige der Gaben,
die Jesu Leute reichlich haben,
sie setzten besser sich zur Ruh’
und schlössen ihre Kirchen zu.

Das vollständige Opus: vgl. Meiner Kirche ins Stammbuch IV

EKHN: Kirchensteuereinnahmen real im Vergleich zu 1990 um 17% gestiegen.

09/2015, aus Jahresbericht der EKHN.

Der Jahresbericht der EKHN wartet mit einer kleinen Sensation auf: der Entmytologisierung der früheren Angaben zur Entwicklung der Kirchensteuer real (inflationsbereinigt). Die Angabe der Steigerung um 17% der realen Kirchensteuern seit 1990 findet sich in der Grafik S. 6: Im Jahr 1990 lag der Realwert bei 303 Mio. € (Grafik des Diagramms), im Jahr 2014 bei 355,6 (Grafik und Legende des Diagramms). Das ist nach Adam Riese eine Steigerung um 17,16%.

Unbeschadet dessen gilt unsere mehrfach getroffene Aussage, dass die Realwertbetrachtung bei den Kirchensteuern nur mit Einschränkungen zutrifft (vgl. S. 6: Der Sinn der Realwertprognose).

Noch im Jahresbericht 2012/2013 wurde als Trend für die Entwicklung des Realwertes ein Minus von 0,9 angegeben, vgl. die entsprechende Grafik S.6. nebst folgendem Kommentar:

Die Fragen verlangen eine seriöse (Hervorhebung F.S.) Antwort, und diese macht
es dann doch nötig, tiefer in die Zahlen einzusteigen:
[1]
Die hohen Kirchensteuereinnahmen aus dem Jahr 2012 – nominell die zweithöchsten überhaupt – ergeben, für sich gesehen, ein irreführendes Bild von der tatsächlichen Einnahmesituation der Kirche. Denn der entscheidende Faktor ist die Kaufkraft des Geldes zum jeweiligen Zeit punkt. Die Grafik unten links zeigt: Bereinigt man nun die Kirchensteuereinnahmen der vergangenen Jahre um die jeweilige Inflationsrate, um damit die »reale Einnahmesituation« abzubilden, stellt man Erstaunliches fest: Real betrachtet liegen die Einnahmen 2012 in etwa auf der Höhe der Einnahmen des Jahres 2009, sind aber niedriger als die Einnahmen in den Jahren 1993 bis 1995 sowie 1999 und 2000. Der um die Inflationsraten bereinigte langfristige Trend der Kirchensteuer entwickelt sich insgesamt leicht negativ.

Anm. F.S.: Der von den Finanzprognosten vorausgesagte negative Trend hat sich also – wieder einmal – nicht bestätigt und muss innerhalb Jahresfrist deutlich nach oben korrigiert werden. Er müsste korrigiert werden. Leider muss man sich die Ergebnisse der Angaben selbst errechnen. Man kann nur hoffen, dass die Verantwortlichen in der Finanzabteilung der EKHN diese Werte selbst auch errechnet haben. Und es über dem umfangreichen operativen Tagesgeschäft (auch die EKHN will ja die Doppik einführen…und stockt gerade bei 2 Pilotprojekten) nur vergessen ging, diese Angaben noch expressis verbis zu benennen.

EKHN, Kirchensteuereinnahmen: Steigerung um 12,4% im Jahr 2014 gegenüber dem Vorjahr. Seit 1990 Steigerung um 61%.

09/2015, aus Jahresbericht der EKHN 2014:

Kirchensteuer EKHN 2014: + 12,4%

„Die Gesamteinnahmen der EKHN betrugen 596 Mio. Euro. Den mit 82 Prozent größten Teil davon verdankt die EKHN ihren Mitgliedern. Im Jahr 2014 haben sie 489 Mio. Euro an Kirchensteuern aufgebracht. Ich danke ihnen im Namen der ganzen Kirche herzlich dafür. Damit lagen die Kirchensteuereinnahmen korrespondierend zur allgemeinen guten Wirtschaftslage 44,8 Mio. Euro über dem Planansatz von 445 Mio. Euro. Nach dem Rückgang der Einnahmen im vergangenen Jahr gehört die EKHN nun wieder zu den finanzstärkeren unter den evangelischen Kirchen in Deutschland.“

vgl. S. 6 und S. 7.

Im Vergleich zu 1990 Steigerung der Kirchensteuereinnahmen um 61%. Diese Zahl wird natürlich nicht als Erfolgsmeldung präsentiert. Sie ist auch nicht als Fließtext zitierbar. Sie ergibt sich aber aus der Grafik der Kirchensteuerstatistik S. 8 des Jahresberichts 2014/15.  In der Legende wird dort als absolute Zahl für 2014 489 Mio. € genannt. Aus der Grafik kann man für 1990 einen Ausgangswert von ganz leicht über 300 Mio. ablesen, sagen wir 303 Mio. In diesem Falle ergibt sich eine Steigerung von 2014 gegenüber 1990 um 61%. Dabei darf man nicht vergessen, dass gleichzeitig ein umfangreiches Kürzungsprogramm umgesetzt wurde. Um nur weniges zu nennen: 20% Kürzung der Zuweisung an die Gemeinden 1997, Streichung von 20% der Gemeindepädaggogenstellen 1997, weitgehendes Einfrieren der Pfarrgehälter, Streichung von zusätzlichen Leistungen (etwa bei Dienstwohnung, Fortbildung etc.), Stellenreduktion. Freie Mittel, enorm viel freie Mittel also. Mit denen die Kirche sinnvolle Arbeit hätte leisten können.

Und wofür wurde investiert?  In Strukturreformen, in Pensionsrücklagen (die in der EKHN übrigens auch vorher schon vorhanden waren). Der mehr und auch der weniger geneigte Kirchensteuerzahler wird also nach dem Verbleib der vielen Euros fragen, wird Transparenz fordern, Transparenz über die – aufaddiert – etlichen 100 Millionen Euros an Kirchensteuerüberschüssen der letzten 25 Jahre. Mit dem Heim von Tebartz-van Elst wurden 30 Mio. an Kirchensteuermitteln versenkt. Vielleicht muss man angesichts der EKHN-Statistik und den daraus sich ergebenden Fragen anfügen: in Limburg waren es „nur“ 30 Mio. F.S.

EKHN: Kirchenausttritte 2014 im Vergleich zu 2010 fast verdoppelt

09/2015:

Kleine Statistik der EKHN 2015 (zu finden unter Überschrift „Kirchengebiet der EKHN“)

Kirchenaustritte EKHN: 19.703

Eintritte: 3.153

Kleine Statistik der EKHN- 2011

Austritte: 10.978

Eintritte: 4.226

 

Personaldezernent Völkel, ELKB: Sagenhafte Pastorationsdichte von 1 (Pfarrer) : 1015 Evangelischen in der ELK Bayern

13.08.15, Bayerisches Sonntagsblatt

Personaldezernent OKR Helmut Volkel, ELKBayern

Das Ziel unserer Personalplanung ist, weiterhin eine vernünftige Relation zwischen Pfarrern und Gemeindemitgliedern zu haben. Im Jahr 2014 beispielsweise kamen auf 2441 Pfarrer rund 2 476 380 Gemeindemitglieder, was einem Verhältnis von 1015 Evangelischen pro Pfarrer im Dienstverhältnis der Landeskirche entspricht.

Anm. F.S.: Leider hat der OKR aus der ELKB seine Berechnungsgrundlage für die Pastorationsdichte nicht erläutert. Denn ganz offensichtlich weicht sie von der ansonsten in den Landeskirchen und der EKD üblichen ab. In Hannover liegt bspw. die Quote derzeit bei 1: 3361. Zweifellos gibt es signifikante Unterschiede der Pastorationsdichte zwischen den Landeskirchen. Ein Unterschied von über 300% wäre aber denn doch zu viel des Guten, respektive Schlechten.

Träfe die Angabe des Oberkirchenrates also tatsächlich (und käme diese Quote auf der Basis eines einheitlichen Berechnungsschemas zustande), dann würde die Bayerische Landeskirche schnell zum Mekka der TheologiestudentInnen und wechselwilligen PfarrerInnen.  Aber das könnte ein Zweifelhaftes Image sein… Immerhin: „die Türen stehen offen“.  Zum Interview im Bayerischen Sonntagsblatt.

 

Personaldezernent Helmut Völkel, ELKBayern: Türen der Landeskirche weit geöffnet… für Theologen aus anderen Landeskirchen

13.08.15, Bayerisches Sonntagsblatt

„…
in der Tat brauchen wir durch die abnehmenden Zahlen weniger Pfarrerinnen und Pfarrer. Klar ist aber auch, dass dadurch der massiv drohende Pfarrerengpass nicht aufgefangen wird. Der wird sich verschärft spätestens ab den 2020er-Jahren auswirken, wenn dann die starken Pfarrersjahrgänge ziemlich geschlossen in Ruhestand gehen. …
Was tut die Landeskirche gegen den drohenden Pfarrermangel?

Völkel: Da gehen wir völlig neue Wege und haben die Türen der Landeskirche weit geöffnet, zum Beispiel für Theologen aus anderen Landeskirchen…“

Zum vollständigen Text des Bayerischen Sonntagsblatt mit OKR Völkel, ELKB

Ursache für Kirchenaustritte auch bei den PfarrerInnen?

13.08.15, Bayerisches Sonntagsblatt

In dem in dieser Ausgabe mehrfach zitierten Interview de Bayerischen Sonntagsblatts mit dem Personaldezernenten der ELKB, Helmut Völkel, findet sich noch ein bemerkenswerter Satz:

„Wir sollten jedoch nicht in die Falle tappen, die Ursache für die Austritte einseitig den Pfarrern zuzuschreiben…“

Anm. F.S.: „Nicht einseitig… zuschreiben.“ Der Oberkirchenrat kann also die Austritte schon den PfarrerInnen zuschreiben, aber nicht einseitig. Immerhin. Der bayerische Pfarrer/ die bayerische Pfarrerin kann erleichtert aufatmen. Der OKR ist aber der Auffassung, dass durch Zuschreibung Realität geschaffen wird. Selten zeigt sich hoheitliches Gehabe so offen wie in solchen Sätzen. Das Amt befindet… Sind im Landeskirchenamt in München also die Zeiger der Uhr stehen geblieben? Schreiben wir 2015 oder 1915? Wissenschaftliche, empirische Analyse als Grundlage für kirchenleitendes Handeln – war da was? Eine solche Zuschreibung des OKR kontrastiert den öffentlichen Analysen, die die aktuelle Austrittswelle (nahezu Verdoppelung der Austrittszahlen in 2014) mit der Erhebung der zeitgleichen Kirchensteuer auf Kapitalerträge begründet. Davon ist im braven Interview des Bayerischen Sonntagsblatts aber keine Rede. Gut, wenn sich die bayerischen Sonntagsblattleser also auch andernorts informieren.

Nachgefragt bei der EKD: Wo bleibt die Zwischenbilanz der EKD-Reform-Steuerungsgruppe?

09/2015

Bericht über die 13. Sitzung der EKD Reform-Steuerungsgruppe auf dem EKD-Portal:

„Die Steuerungsgruppe kam am 24. März 2015 in Hannover zu ihrer 13. Sitzung zusammen.

U.a. folgende Themen standen im Mittelpunkt der Beratung:

Zwischenbilanz Reformprozess

Hierzu wurde ein Text erarbeitet, der nach der Beratung weiteren externen Personen und Institutionen (u.a. dem Rat) zur Kommentierung vorgelegt wird. Diese Zwischenbilanz soll die Entwicklung des Reformprozesses nach acht Jahren unter folgenden Fragestellungen skizzieren:

Was ist durch das Impulspapier „Kirche der Freiheit“ angeregt worden?
Welche Thesen bzw. Ziele waren überzogen? Welche sind erreicht worden? Welche sind nicht im Blick gewesen?“ Zum Portal.

Am. F.S.: Leider ist dieser sicherlich spannende und in mehrfacher Hinsicht aufschlussreiche Bericht noch immer nicht veröffentlicht oder öffentlich zugänglich.
Lesen Sie daher bis zum Erscheinen der EKD- Zwischenbilanz:
Eine Zwischenbilanz zum kirchlichen Impulsprozess »Kirche der Freiheit«
im Deutschen Pfarrerblatt 01/2014 von Friedhelm Schneider

 

Bezahlung der Pfarrrer in Westfalen unter Niveau der übrigen Gleidkirchen der EKD

Eingereicht als Kommentar bei den Wort-Meldungen am 03.09.2015 um 12:34:
„In der Evangelischen Kirche von Westfalen erhalten Pfarrerinnen und Pfarrer seit 2015 vier Tage Sonderurlaub zum 25-jährigen Ordinationsjubiläum. Ebenso ist geplant, zu 10jährigen, 20 jährigen und anderen Ordinationsjubiläen, die Pfarrerinnen und Pfarrer zu Feierstunden einzuladen.
Was nicht geplant ist: Die Anhebung der Besoldung der westfälischen Pfarrerinnen und Pfarrer auf das Niveau der übrigen Gliedkirchen der EKD. So bleiben die westfälischen Pfarrerinnen und Pfarrer deutschlandweit diejenigen mit dem geringsten Gehalt. Ändern wird sich das erst, wenn der auch in Westfalen zu beobachtenden Rückgang beim theologischen Nachwuchs zu Problemen bei den Pfarrstellenbesetzungen führt. Noch gibt es dafür einen zu hohen Überhang von Pfarrerinnen und Pfarrer im Probedienst und anderen Beschäftigungsverhältnissen, der sich in den vergangenen Jahrzehnten aufgebaut hat. Gleichwohl haben auch in Westfalen Kirchengemeinden in eher ländlich strukturierten Randgebieten bereits heute Schwierigkeiten, geeignete Kandidatinnen und Kandidaten für ihre Pfarrstellen zu finden. Wie das erst ab 2020 aussieht, wenn jährlich voraussichtlich mehr als 100 Pfarrstellen vakant werden, das mag man sich kaum ausmalen.“