Besorgnis um die Nordkirche. Ein Brief an Bischof und Pröpstinnen.

In der Nordkirche drückt eine Gruppe Ehrenamtlicher, 3 davon Träger des „Ansgar Kreuzes“ drücken ihre Besorgnis hinsichtlich der Entwicklung der Nordkirche in einem Schreiben an Bischof und PrüpstInnen zum Ausdruck.
Rudolf Schlüter 24977 Grundhof, 2. Febr. 2015
Holnisser Weg 2
04636/572

Herrn Bischof
Gothart Magaard
Plessenstr. 5 a
24837 Schleswig

Frau Pröpstin
Johanna Lenz-Aude
Norderdomstr. 15
24837 Schleswig

Frau Pröpstin
Carmen Rahlf
Marienkirchhof 4
24937 Flensburg

Herrn Propst
Helgo Jacobs
Wassermühlenstr. 12
24376 Kappeln
Sehr geehrte Damen und Herren,

dass die Nordkirche sich für die Erhaltung des Sonntags einsetzt, entspricht nach unserer Auffassung dem Auftrag der Kirche und ist zu begrüßen.. Nach unserer Meinung wird die neue, unter Mitwirkung der Kirchen von der Landesregierung erlassene, Bäderregelung mit neuen Sonntagsöffnungszeiten für Geschäfte jedoch von der Kirche selbst konterkariert, wenn gleichzeitig in etlichen Kirchen nicht mehr an jedem Sonntag ein Gottesdienst stattfindet. Wir haben das Gefühl, die Kirche drängt sich selbst ins AUS, weil sie den Sonntag und das Kirchenjahr nicht pflegt.
Wir, die Unterzeichnenden als eine Gruppe auch kirchlich aktiver Senioren, empfinden das als eine für die Gläubigen unerträgliche Situation, die negative Rückschlüsse auf das Organisationstalent, den Organisationswillen und die Einsatzbereitschaft der Kirchenleitung und der PastorInnen zulässt.
Deshalb fordern wir, dass in jeder Kirche an jedem Sonntag ein Gottesdienst stattfinden muss.
Es geht in erster Linie darum, die seelsorgerlichen Bedürfnisse der Gläubigen zu beachten. Den Hinweis, dass man doch die Nachbarkirche oder den Regionalgottesdienst, der normalerweise nicht als „besonderer“ Gottesdienst gefeiert wird, besuchen könne, können und wollen wir nicht akzeptieren. Wieso müssen 2000 eingetragene und damit Kirchensteuer zahlende Gemeindemitglieder Rücksicht nehmen auf das „Wohlbefinden“ eines Pastors? Wir möchten und wollen in unserer „Heimatkirche“ zum Gottesdienst gehen können.

Für uns stellen sich folgende Fragen:
Die Anzahl der Kirchen des Kirchenkreises Schleswig-Flensburg kann man leicht auf der Website feststellen. Aber wieviel ordinierte PastorInnen werden vom Kirchenkreis insgesamt beschäftigt? Wieviele davon arbeiten in “übergeordneten“ Kirchenkreis-Funktionen und stehen daher für die eigentliche Seelsorgearbeit nicht oder nur eingeschränkt zur Verfügung?
Inwieweit ist dieser „übergeordnete“ Personenkreis willens oder verpflichtet, Gottesdienste in den Kirchen des Kirchenkreises bei Bedarf zu übernehmen? Und – wer koordiniert und kontrolliert das?
Warum ist es einem/er PastorIn nicht zuzumuten, an einem Sonntag zwei Gottesdienste zu halten, wenn zwei Kirchen betreut werden müssen?
Wer hat das „Dogma“ erfunden, dass die PastorInnen auch alle 4 Wochen Anspruch auf ein freies Wochenende haben müssen?

Wer sich für den Beruf des Pastors (wir sind der Meinung, dass dieser Beruf Seelsorger genannt werden muss) entscheidet, dem muss klar sein, dass in diesem Beruf der Sonntag Hauptarbeitstag und Gottesdienste ein Arbeitsschwerpunkt sind und bleiben werden. Wer da anderer Meinung ist, sollte sich erst gar nicht für diesen Beruf entscheiden, bzw. bei „später“ Erkenntnis den Beruf wechseln, denn man ist doch wohl in erster Linie „Seelsorger“ geworden, d. h. sich jederzeit um Menschen in Freud und Leid kümmern zu wollen. Es müsste doch eigentlich Freude bereiten, wenn man mit gleichgesinnten Leuten „Gottesdienst feiert“, das ist zwar Dienst, aber deshalb doch kein Zwang, sondern müsste ein Bedürfnis sein.

Wir wollen mit diesem Brief unserer Besorgnis über den weiteren Weg unserer Kirche Ausdruck geben, niemanden angreifen. Wir sind der Meinung, dass diese gesamte Thematik nicht hinter verschlossenen Türen und in exklusiven Arbeitskreisen besprochen werden kann und darf, sondern dass es der „Kirche“ sehr gut anstände, dieses in aller Öffentlichkeit und mit dem „Fußvolk“ zu besprechen.
Für uns gilt der alte Grundsatz, dass Reformation immer wieder passieren muss, vor allem am Vorabend des Reformationsjubiläums.

Mit freundlichem Gruß

Rudolf Schlüter, Grundhof

 

im Entwurf gezeichnet:
Hartmut und Beate Dieterich, Langballig; Renate Balcke, Grundhof; Erika Kotenbeutel, Arnis;
Anne Correnz, Grundhof; Richard und Christine Krause, Glücksburg; Dr. Volker Eggeling, Süderbrarup;
Hans und Elke Hein, Owschlag; Ursula Weiß, Boren; Waltraud Below, Süderbrarup;
Karin und Georg Borngräber, Arnis; Eva Lufft, Arnis; Gertrud Kosiahn, Süderbrarup;
Helga Thomsen, Dollrottfeld; Hermann Kromer, Flensburg

Versandt am 2.2.2015

Ein Gedanke zu „Besorgnis um die Nordkirche. Ein Brief an Bischof und Pröpstinnen.

  1. Ulrike Polster

    Es tut mir Leid, ich verstehe nicht ganz, von was für wunderlichen Verhältnissen hier die Rede ist. Natürlich hat jeder Pfarrer, jede Pastorin jeden Sonntag mindestens zwei Gottesdienste zu halten, manchmal auch drei. Dazu kommen noch Gottesdienste in Pflegeheimen oder geschützten Werkstätten unter der Woche. Soweit ich weiß, sollte der Pfarrer einen Tag in der Woche frei haben, was sich aber (jedenfalls bei mir) regelmäßig als undurchführbar erweist. Von einem freien Wochenende ist gar nicht die Rede. Dennoch kann nicht in allen Kirchen Gottesdienst sein, das geht rechnerisch nicht auf, und nach dem dritten Gottesdienst bin ich auch nur noch eingeschränkt der Gemeinde zuzumuten. An guten Tagen und mit ein paar Litern Kaffee schaffe ich auch vier, aber das sollte die Ausnahme bleiben. Spätestens wenn ich mich frage: Habe ich das Kyrie jetzt und hier schon gesungen, oder noch nicht?, weiß ich, dass es Zeit ist, Feierabend zu machen. Wir bilden jetzt im Kirchenkreis verstärkt Lektoren aus, um dem Mangel abzuhelfen. Andererseits: Ständig hier für zwei Leute und da für drei Leute Gottesdienst zu halten ist auch kein Inbegriff von beruflicher Erfüllung. Und diese Enttäuschung kann ich als Pastorin besser verkraften als hochmotivierte und idealistische Ehrenamtliche. Ich werde ja dafür bezahlt, mein Kreuz ist breit, und ich bringe die Altarblumen auch selber mit. Nun bin ich ja aus Thüringen (EKM). Vielleicht sind ja die Verhältnisse in der Nordkirche ganz anders?

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