06/2015
„Der Vorsitzende des Braunschweiger Pfarrervereins, Pfr. Senftleben lud zur Jahrestagung in die Braunschweiger Thomaskirche bei Pfr. E. Binder ein. Pröpstin Hirschler hielt die Morgenandacht. Es waren ca 40 Teilnehmer gekommen, davon 14 aktive Pfarrerinnen und Pfarrer. Tja, die Zeiten, als vom Pfarrerverein unter Ernsti, Kalberlah und Herdieckerhoff noch theologische Anstöße und kirchenpolitische Anregungen in die Landeskirche ausgingen, sind Historie. …“ Zum Bericht.
Ich habe gestern einen ganz anderen Eindruck vom diesjährigen Hessen-Nassauischen Pfarrtag am 15.06.2015 in Wiesbaden mitgenommen, der sich mit den eher traurigen Erfahrungen der Braunschweiger KollegInnen nicht deckt.
Ich empfand den Tag als absolut gelungen (auch dank aller Mitwirkenden im Vorder- bzw. im Hintergrund – schon im Vorfeld oder während der Veranstaltung selbst): Beginnend mit einer schönen Andacht in der ehrwürdigen Marktkirche (prima Orgelspiel!) mit Einführung durch den Vorsitzenden Dr. Martin Zentgraf und Begrüßung durch den Wiesbadener Dekan Dr. Martin Menke und der anregenden Ansprache von Vorstandsmitglied Matthias Fritsch zum 125jährigen Vereinsjubiläum (sein Urgroßvater war damals Gründungsmitglied und lange Zeit im Vorstand aktiv), dem anschließenden Jubiläums-Sektempfang und dem Grußwort des Propstes für Süd-Nassau Oliver Albrecht, die beiden tollen Vorträge zum Reformationsdekade-Themenjahr „Bild und Bibel“ („Kunst und Kirche im Licht der Reformation“ mit Pfr. David Schnell, sowie „Kunst und Kirche in der EKHN“ mit Pfr. Dr. Markus Zink) und auch das Treffen von vielen freundlichen KollegInnen (natürlich hätten es noch ein paar mehr sein können…) mit guten Gesprächen. Auch von der Stimmung her hatte ich den Eindruck, dass die knapp 100 Teilnehmenden auf ihre Kosten kamen. Dass der Propst den ganzen Vormittag zugegen war und sich in viele Gespräche einbrachte, kann man durchaus als ein Zeichen der Wertschätzung der Arbeit des Pfarrerinnen- und Pfarrervereins deuten.
Auch bei den Nachmittagsprogrammpunkten (1. Forum zum Thema „Aktuelle kirchenpolitische Fragen“ mit lebhafter Diskussion; 2. Führung durch die Marktkirche mit Turmbesteigung und Carillon-Führung (klasse!); 3. Führung durch den Hessischen Landtag) wurde der positive Eindruck bestätigt.
Also, alles in allem ein würdiger Jubiläumspfarrtag, gleichsam als Ausrufezeichen und nicht als Fragezeichen im Blick auf den 125 Jahre jungen Pfarrerinnen- und Pfarrerverein in der EKHN und seinem aktiven Vorstand! Von Bedeutungsverlust keine Spur! Das belegen übrigens auch die über Jahre stabilen Mitgliederzahlen. Vor allem bei den Vikarinnen und Vikaren besteht große Bereitschaft, dem Verein beizutreten und so seine Bedeutung für die Zukunft zu sichern. Denn seine satzungsgemäßen Ziele sind heute unter sich ständig verändernden kirchlichen und gesellschaftlichen Bedingungen genauso aktuell wie vor 125 Jahren:
– Die Förderung der theologischen Information, der Besinnung und des Gedankenaustauschs unter den Pfarrerinnen und Pfarrern, besonders im Blick auf das eigene Berufsverständnis.
– Die Stärkung der Gemeinschaft unter den Pfarrerinnen, Pfarrern und deren Familien.
– Die Gewährung gegenseitiger Hilfe in persönlichen und beruflichen Notlagen.
– Die Wahrnehmung der Interessen von Pfarrerinnen und Pfarrern in der Kirche und in der Öffentlichkeit.
Weitere Infos:
http://www.pfarrverein-ekhn.de
Fürwahr eine schöne Erinnerung. Der Autor aus Braunschweig berichtet nun aber nicht von einer großen Jubiläumsveranstaltung, sondern vom Alltag einer ganz normalen Jahresversammlung seines Pfarrvereins. Er berichtet von einer niedrigen Quote der Beteiligung der PfarrerInnen und einem unter dieser niedrigen Quote hohem Anteil an Ruheständlern. Wie sähen da die Zahlen der EKHN aus? Und dann: der Autor aus Braunschweig macht die Bedeutung der Pfarrvertretung nicht allein fest am berufsständischen Wirken des Vereins, sondern seinem Einfluss auf die Kirchenpolitik. Die sei heute – im Gegensatz zu früher – kaum der Rede wert. Diese Wahrnehmung aus Braunschweig kann auch als Schutzbehauptung verstanden werden. Denn dann wäre ja der Pfarrverein gerade nicht für die Ergebnisse der Umbauprozessse (sog. Reformen) verantwortlich zu machen. Es zeigte aber auch seine Machtlosigkeit. F.S.