06/2015, eine Pfarrerin berichtet von ihrer Berufs- und Lebenswirklichkeit:
„Zwischen meinem Mann und mir und uns als ganzer Familie ist seit anderthalb Jahren dieses Pfarrhaus ein dauerhaftes Gesprächsthema mit allen schlaflosen Nächten und Lebensenergien, die dabei verloren gehen… Leistungsfähigkeit und Motivation sind stark eingeschränkt. Und meine persönliche Befürchtung ist, dies könnte noch lange so bleiben! Mit allen gesundheitlichen Folgen! … Ich möchte hier betonen, dass ich absolut gerne Pastorin bin! Seit fast 40 Jahren arbeite ich für die Kirche, davon über 20 Jahre beruflich, und meine sagen zu können, dass ich meinen Beruf sehr gewissenhaft und mit vollem Engagement ausübe…. Aber jetzt ist die Grenze der Belastbarkeit erreicht! …
Leider nehme ich mit großer Sorge zur Kenntnis, dass wir nicht allein mit diesen Problemen sind! Ich kenne kaum noch eine Kollegin oder einen Kollegen, die mit Freude den Pfarrberuf ausüben. Landeskirche rauf, Landeskirche runter werden in Balint-Gruppen, Supervisionen, pastoralpsychologischen Einrichtungen, Psychotherapien u.a.m. diese Fragen aufgefangen und beraten. Vieles, was Leib und Seele schmerzt und krank macht, hängt an der Arbeitsverdichtung, dem sich in Frage stellen lassen, warum man dieses und jenes nicht auch noch machen kann, dem ständigen Negativimage von Kirche, dem wir vor Ort entgegentreten müssen, der ständigen Rechtfertigung auch mal einen Tag frei haben zu wollen, der Reduzierung von vollen Pfarrstellen auf halbe, mit denen die Stelleninhaberin/ der Stelleninhaber allein gelassen werden, und natürlich am Wohnen im Pfarrhaus. Es ist schon lange kein Privileg mehr, im Pfarrhaus zu wohnen!….Aber dennoch habe ich den Eindruck, wenn Pastorinnen und Pastoren ein angemessenes Wohnen verlangen, wird man zur Bittstellerin, die „goldene Wasserhähne“ erwartet. Hier muss m. E. ein entscheidendes Umdenken aller Verantwortlichen in der Landeskirche einsetzen.“
aus: Woran ich mit dem PA gemeinsam arbeiten möchte Wünsche aus der Pfarrvereins-Beratung an den neuen PA
2. März 2015, von Herbert Dieckmann, Dienstrechtsberater des Hannoverschen Pfarrvereins