EKiR: schon heute 8% der Gemeindepfarrstellen und 9% aller Pfarrstellen vakant. Besetzung von 53% der heutigen Pfarrstellen 2030 scheint ambitioniert.

07/2016, wort-meldungen

Schon heute können 8% der Gemeindepfarrstellen in der EKiR nicht mehr besetzt werden., vgl. den Zahlenspiegel der EKiR. Üblich sind 3% unbesetzte Stellen, damit die Rotation der Stelleninhaber gewährleistet bleibt.

D.h: in der EKiR gibt es schon heute einen Pfarrermangel – bevor die Pensionierungswelle der geburtenstarken Jahrgänge 2017ff beginnt.

Reduktion der Pfarrstellenzahl (gesamt) von heute 1980  bis 2030 auf 1000 Pfarrstellen. Doch selbst dieses Ziel scheint ambitioniert:

„Die EKiR tagte Anfang Januar in Bad Neuenahr und beschloss viele der angekündigten Sparmaßnahmen. Interessant für uns war vor allem die Personalpolitik, die mit einem Rückgang der Pfarrstellen bis 2030 auf immer noch 1000 Stück plant. Um dieses Ziel zu erreichen, werden noch viel mehr Abiturienten als bisher für das Theologiestudium gewonnen werden müssen.“ Zur Quelle.

Kommentar von Hans-Jürgen Volk:

Die Situation in der EKiR ist demnach noch deutlich dramatischer, was man hier nachvollziehen kann: http://www.ekir.de/www/ueber-uns/statistik.php (Statistik zur Synode 2015, Heft C – insbesondere Seite 3).
Hieraus geht hervor, dass von 1,991 Pfarrstellen (Einschließlich Funktionsdienste und MBA-Stellen) 179 vakant sind, also insgesamt 9%. Von 1.247 Gemeindepfarrstellen sind 98, also 7,9% unversorgt. Von 662 Funktionspfarrstellen sind 78 (11,8%) nicht besetzt.

Aus dem Dokument geht hervor, dass sich diese Situation in den kommenden Jahren dramatisch verschärfen wird. Gab es 1990 noch 1.187 rheinische Theologiestudenten, waren es 2014 ganze 117 (S. 20). Noch bedenklicher wird das Gesamtbild, wenn man einen Blick auf die Altersstruktur der rheinischen Pfarrerschaft wirft (S. 12). Danach wird in etwa 4-5 Jahren die Zahl der Pensionierungen sprunghaft ansteigen, um dann etwa 2022, 2023 ihren Höhepunkt zu erreichen. Vor allem in strukturschwachen Regionen der EKiR ist die pfarramtliche Versorgung spätestens dann ernsthaft gefährdet.

Leider gibt es in der EKiR immer noch zu Viele, die den Pfarrdienst vorrangig unter Kostengesichtspunkten wahrnehmen und die Dramatik nicht erkennen, geschweige denn, praktikable Strategien entwickeln.

Ein Gedanke zu „EKiR: schon heute 8% der Gemeindepfarrstellen und 9% aller Pfarrstellen vakant. Besetzung von 53% der heutigen Pfarrstellen 2030 scheint ambitioniert.

  1. Andreas Reinhold

    Vor allem wäre es wünschenswert und einen ersten Versuch, die Situation zu entschärfen Wert, das unsägliche Prüfverfahren für PastorInnen im Ehrenamt mit sofortiger Wirkung zu streichen, damit jene, die derzeit als Notnagel dienen, sich auf Pfarrstellen direkt bewerben können. Diese Kontrollmanie der Landeskirche hat sich selbst ad absurdum geführt und verhindert notwendige Zugänge zum Pfarramt. Ich bin gespannt, wie hier die Kirchenleitung positioniert. Derzeit schiebt man den Schwarzen Peter auf die Landessynode (http://praesesblog.ekir.de/2015/05/16/ergaenzende-pastorale-dienste-sind-wichtig-und-wertvoll/). Und wenn man sich die „Lehren aus den Kirchenaustritten“ zu Gemüte führt, ahnt man, wie hilflos und ideenlos man gegenüber dieser Herausforderung ist (http://praesesblog.ekir.de/2015/07/25/lehren-aus-den-austritten/). Stattdessen übt man sich in reformerischen Aktivismus, der sowas an den Menschen vorbeigeht, dass man der Entwicklung, der man eigentlich die Stirn bieten sollte, auch noch Vorschub leistet. Die Axt, die derzeit an die Wurzel der Institution Kirche gelegt wird, hat die Kirchenleitung selbst in der Hand – und sie ist dabei, kräftig zuzuhauen.

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