EKHN will Nachwuchsproblem extern lösen: 1/3 sollen „aus anderen Regionen Deutschlands… aus anderen Landeskirchen oder über den 2. Bildungsweg zur EKHN“ kommen.

09/2015, Jahresbericht der EKHN 2014/2015

„Um die Altersabgänge langfristig zu kompensieren, werden etwa 45 Neuzugänge pro Jahr gebraucht. Das Ziel: 30 junge Menschen gewinnt die EKHN aus dem eigenen Kirchengebiet und bis zu 10 aus anderen Regionen Deutschlands. Weitere 5 Personen wechseln aus anderen Landeskirchen oder kommen über den 2. Bilduungsweg zur EKHN.“ (Jahresbericht 2014/2015, S. 72)

Die Zukunft der zurückliegenden Personalpolitik der Kirchen wirft ihre Schatten voraus. Die jungen Menschen wollen nicht auf die Werbebroschüren, auf die Kampagnen („Mach doch was Du glaubst“) flugs geschaffener Referate zur Nachwuchsköderung in den Landeskirchenämtern von Kiel bis Darmstadt. Jedenfalls nicht in ausreichender Zahl. Außerdem scheinen frühere Planzahlen zur erforderlichen Anzahl von TheologiestudentInnen von der Realität offensichtlich weit entfernt. In der EKHN z.B. wollte der gerade – mit standing ovations von der Synode in den Ruhestand verabschiedete – Personaldezernent Bechinger noch bis zuletzt mit 30 NachwuchstehologInnen den zukünftigen Bedarf an PfarrerInnen decken. Sein Nachfolger kalkuliert mit 45. Der Bedarf liegt also offensichtlich 50% höher als gerade eben noch geplant. Die Gründe für die offensichtliche Fehlkalkulation können hier nicht recherchiert werden.
Politisch nicht weniger interessant ist aber die Tatsache, dass die EKHN ihr Problem auf Kosten anderer Landeskirchen lösen will. Und da ist sie nicht allein. Auch Bayern hält die „Türen für Theologen aus anderen Landeskirchen weit offen“. Die finanzstarken Landeskirchen werden sicher nicht in den Wettstreit gegeneinander eintreten wollen, sondern ihren Mangel durch Kräfte aus den finanzschwachen Landeskirchen decken wollen. Diese finanzschwachen Landeskirchen, etwa Hannover, haben aber schon heute, vor Beginn der Pensionierungswelle, eine sehr ungünstige „Pastorationsdichte“. Hannover 1 : 3361. Da dürfte dem Personaldezernenten ohnehin schon heute bange sein – auch ohne die Androhung der Abwerbung von Theologennachwuchs durch seine Kollegen aus den südlichen Landeskirchen. (F.S.)

Ein Gedanke zu „EKHN will Nachwuchsproblem extern lösen: 1/3 sollen „aus anderen Regionen Deutschlands… aus anderen Landeskirchen oder über den 2. Bildungsweg zur EKHN“ kommen.

  1. Stephan Buse

    Dass es zu einem Wettbewerb um knappes Pfarrpersonal kommen wird, das ist aus meiner Sicht keine Überraschung. Auf ihrer ansprechend gestalteten Website zu Nachwuchswerbung bekennt sich die Nordkirche seit geraumer Zeit dazu, dass sie demnächst den Nachwuchsbedarf aus eigenen Reihen nicht wird decken können und auch offen sein wird für Bewerbungen aus anderen Landeskirchen. Innerhalb der Landeskirchen gibt es den Wettbewerb ja schon längst, strukturschwache Regionen abseits der Zentren haben es deutlich schwerer, geeignete Bewerbungen auf freie Stellen zu erhalten als Gemeinden in vermeintlich oder tatsächlich attraktiveren Regionen.
    Neu ist, dass immer mehr Landeskirchen sich offen dazu bekennen, anderen Landeskirchen den Nachwuchs durch bessere Besoldung und attraktivere Arbeitsbedingungen abwerben zu wollen.
    Eine 48-Stunden-Woche besoldet nach A 14 analog Bundesbesoldungsordnung ist eben etwas anderes als eine 100% Stelle ohne definierte Wochenarbeitszeit besoldet nach A 13 analog Landesbeamten-besoldung NRW. So in etwa stellt sich ja momentan die Bandbreite der Angebote der EKD-Kirchen dar.
    Dass man auf EKD-Ebene offenbar nicht in der Lage ist, sich auf eine deutschlandweit einheitliche Besoldung für Pfarrerinnen und Pfarrer zu verständigen wird diesen Wettbewerb im kommenden Jahrzehnt richtig anfeuern. Es werden diejenigen Landeskirchen in diesem Wettbewerb den Kürzeren ziehen, die aus finanziellen Gründen bei der Besoldung ihrer Pfarrerinnen und Pfarrer nicht mithalten können oder dies aus ideologischen Gründen auch nicht wollen. Der im Internet frei einsehbare Personalentwicklungsbericht der EKvW aus dem Herbst 2014 http://www.evangelisch-in-westfalen.de/fileadmin/ekvw/dokumente/berichte/Personalbericht_2014.pdf rechnet damit, dass, die jetzige Entwicklung fortgeschrieben, in 2030 der EKvW rund 250 ausgebildete PfarrerInnen fehlen werden und in 2035 rund ein Drittel des Minimalbedarfs an Pfarrerinnen und Pfarrer nicht wird gedeckt werden können und somit eine Pfarrerin oder ein Pfarrer nicht wie geplant für 3500 Gemeindeglieder sondern für 5160 Gemeindeglieder zuständig wäre. „Dabei ist noch nicht berücksichtigt, dass die von der Kirchenleitung festgelegte Zahl von 20 Aufnahmen in den Probedienst pro Jahr seit nahezu zehn Jahren nicht erreicht wird.“ (Seite 13). Ich erlaube mir zu ergänzen: Ebenso ist nicht berücksichtigt die Zahl an Pfarrerinnen und Pfarrern, die bis dahin die EKvW verlassen haben wird, weil sie anderswo besser besoldet und versorgt wird.

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