04/2016
Wenn Wahlen zu Leitungsgremien in evangelischen Gemeinden anstehen, fällt der Gang zur Urne häufig aus, weil sich nicht genügend ehrenamtliche Kandidaten finden. Wie erklären Sie sich dieses Phänomen?
Grundsätzlich hat die Bereitschaft zugenommen, ein kirchliches Ehrenamt wahrzunehmen. Von daher ist es schon auffällig, dass die Beteiligung eher gering ist, wenn es darum geht, sich für die Wahl eines leitenden Gemeindegremiums zur Verfügung zu stellen. Vermutlich hängt es damit zusammen, dass sich ehrenamtlich Engagierte oft für etwas einsetzen möchten, das ihnen akut dringlich und sinnvoll erscheint. Durch ihr Engagement möchten sie gern unmittelbar etwas bewirken. Wer dagegen in der Leitung einer Gemeinde mitwirkt, verpflichtet sich, diese Aufgabe auf Dauer wahrzunehmen, meist über mehrere Jahre. Man hat viel mit Organisations- und Verwaltungsaufgaben zu tun, was sich nur mittel- oder langfristig auswirkt…. Zum Interview.
Dies ist seit einiger zeit genau mein Thema: ich bedaure sehr, dass die Landeskirchen in der Regel nicht gewillt sind, substantiell Fachleute, etwa im Ruhestand für echte Fachaufgaben ehrenamtlich einzusetzen,
aber mit Übertragung von Verantwortlichkeit und gewisser Entscheidungskompetenz (etwa in der Rolle des ehrenamtlichen Referenten, unterhalb von hauptamtlichen Funktionsträgern), etwa aus Berufen heraus:
– bisherige Architekten für Strukturuntersuchungen und Fachberatung vor dem Planungsauftrag,
– bisherige Kunsthistoriker und verwandte Berufe für Dokumentations- und Planungsaufgaben,
– beruflich tätige Informatiker und IT-Fachleute für für EDV-Konzepte und Sicherungskonzepte usw.
Oft werden horrende Beträge für Gutachten, externe Studien, Dienstleistungen usw. ausgezahlt, die man mit ehrenamtlichen Fachkräften gleicher Art und Güte quasi kostenlos erlangen könnte. Habt Ihr kein Vertrauen in Eure fachberuflichen Gemeindegleider oder zu viel Geld in den Kassen? Es bedarf m.E. eines von EKD und Landessynoden gewollten Einbeziehens der hochqualifizierten Fachleute ins Ehrenamt! der regionalen Kirchenorganisationen und -ämter
Mir scheint nach vielen Gesprächen, dass die derzeitigen Hauptamtlichen eher Konkurrenz oder gar Einflußverlust befürchten und daher den Synoden und Kirchenleitungen gegenüber von einer neuen Konzeption abraten und u.U. nicht ehrliche Risiken und Vorbehalte behaupten (Haftung, Kompetenz usw). Aber ich bin fest davon überzeugt, dass man das arbeits- bzw. zivilrechtlich lösen kann.
Liebe Kirchenverantwortliche, seid mutiger und versucht es wenigstens! Hebt die personellen Schätze in Euren Regionen und setzt sie ein! Viele dämmern dahin weil sie nicht angefragt werden! Frische Gedanken aus der externen Praxis würde wieder mehr Innovation und mehr Realitätssinn in die Kirchenämter bringen!
Dann gewinnen die kirchenleitenden Stellen Zeit für die geistliche Leitung der anvertrauten Kirche.
(Dipl.Verw.wirt, Reg.dir.a.D. , 72 Jahre). Mail: kidok-online@gmx.de. -U.A.w.g.-
Ein ehrenamtliches Projekt als Beispiel http://www.kirchenbau-dokumentation.de