„Unbefugte Leute haben immer wieder die Finger drin“. Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann kritisiert die Art und Weise, wie die katholische Kirche ihre Bischöfe bestellt.

08.05.16, Badische Zeitung

„Unbefugte Leute haben immer wieder die Finger drin. Echte Reformen fangen an, wenn solche Dinge verschwinden“, betont Lehmann in einem bei Herder in Freiburg als Buch erscheinenden Interview des früheren ZDF-Intendanten Markus Schächter.

Der aus dem Erzbistum Freiburg stammende Theologe war viele Jahre Mitglied der Bischofskongregation im Vatikan. Sie sichtet vor der Ernennung des neuen Bischofs durch den Papst die Vorschlagslisten der jeweiligen Domkapitel. Und auch die Namen, die der Apostolische Nuntius – der Botschafter des Papstes im betreffenden Land – hinzufügen kann. Lehmann berichtet offen, „wie oft“ habe er in dieser Kongregation Einwände aus dem Vatikan oder gar von außen gegen einen Personalvorschlag erlebt. „Im Namen des Rechts müssen die Seiteneinflüsse, die nicht legitim sind, zurückgedrängt werden, damit die zu Wort kommen, die die Vorschläge machen und die nachher auch mit dem gewählten Kandidaten leben müssen“, fordert der Kardinal.
Ohne die Vorgänge vor zwei Jahren in Freiburg und in Köln explizit zu erwähnen, lastet Lehmann dem Vatikan „eine schwer erträgliche Missachtung der Kirche im Land“ an, Vorschlagslisten der Domkapitel komplett zu ignorieren und diese den Bischof aus einer Dreierliste mit völlig neuen Namen wählen zu lassen...
Lehmann stellt überdies die Frage, ob der Treueeid des Bischofs gegenüber dem Staat „in der heutigen Form sinnvoll ist“. Auch Stephan Burger musste ihn 2014 vor der Landesregierung leisten.  Zum Artikel.

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