Die andere Art der Kirchenfinanzierung: Breite finanzielle Unterstützung der italienischen Waldensergemeinden durch Kultursteuern von Menschen, die der Waldenser-Kirche nicht angehören.

06/2016

In Italien wird die sogenannte 8-Promille-Steuer erhoben: Einkommensteuerpflichtige können bei ihrer Steuererklärung eine sozial ausgerichtete Organisation ankreuzen, der sie 8 Promille ihres Einkommens zukommen lassen wollen. Zu den Organisationen, die diese Steuer erhalten können gehören u.a. die katholische Kirche in Italien, die jüdischen Gemeinden in Italien und seit 1993 auch die Waldenser-Kirche. Im Unterschied zur deutschen Kirchensteuer ist die 8-Promille-Steuer unabhängig von der Zugehörigkeit zu einer Kirche. In den letzten Jahren überstieg die Anzahl der Kreuze für die Waldenser-Kirche deren Mitgliederzahl um mehr als das Dreißigfache. Die Waldenser-Kirche hat sich selbst dazu verpflichtet, die Mittel aus dieser Steuer nicht für innerkirchliche Zwecke einzusetzen – wie z.B. für die Pfarrbesoldung. Mehr dazu (klicken Sie auf „8-Promille-Steuer“)

Anm. F.S.: Die kleine Waldenserkirche verschafft sich durch ihre Arbeit ein erstaunlich positives Renommee in der Gesellschaft. Die Eigenmittel sind minimal, die Unterstützung durch andere, hier über die Kultursteuer, aber sehr hoch. Ein anderer ekklesiologischer und kirchenpolitischer Ansatz  jenseits der reform-bürokratisierten und -hierarchisierten Amtskirche, der im Volk gut ankommt. Man höre, staune und – lerne.

Ein Gedanke zu „Die andere Art der Kirchenfinanzierung: Breite finanzielle Unterstützung der italienischen Waldensergemeinden durch Kultursteuern von Menschen, die der Waldenser-Kirche nicht angehören.

  1. Gerhard Kuppler

    Diese Darstellung ist recht oberflächlich.
    Richtig ist, dass es in Italien das Otto- per-mille gibt, bei dem jeder Steuerzahler soziale, religiöse, kulturelle, Denkmalpflegerische Initiativen unterstützen kann bzw. muss, weil diese 8 Promille gesetzlich verpflichtend sind. Richtig ist, dass dabei kleinere Organisationen bevorzugt werden, unabhängig von ihrer Aktivität. z.B. erhält die Evang-luth.-Kirche Italiens (ElKi), die organisatorisch eng mit der ekd verbunden ist, ebenfalls von sehr viel mehr Personen Unterstützung als sie Mitglieder hat. Vor dieser Bevorzugung kleinerer Organisationen haben die großen Kirchen in Deutschland Angst, deshalb setzen sie sich nicht für dieses System ein.
    Dabei wäre es sehr vorteilhaft, denn alle Steuerzahler müssen ihren Beitrag leisten, während bei unserem Kirchensteuersystem immer mehr Zahler wegfallen. Jeder hat die freie Wahl. Die großen Kirchen würden wahrscheinlich benachteiligt, aber es öffnen sich dafür andere Möglichkeiten. Die Kirchen könnten neben den direkten Einnahmen auch andere „Töpfe“ anzapfen: Kulturell (Kirchenmusik) Sozial (Diakonie) Denkmalpflege etc pp. Aktive Kirchengemeinden hätten sehr viel mehr Möglichkeiten als heute.
    Ich finde dieses System sehr gut: jeder muss 6 % – das wäre sehr viel mehr als die 8 % Kirchensteuer der Kirchenmitglieder; es gäbe einen fairen Wettbewerb; niemand könnte sich von der Pflicht befreien, etwas für die Gemeinschaft zu tun.

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