06/2016, evangelisch.de
Als EKD-Ratsvorsitzender trieb Wolfgang Huber den Reformprozess der evangelischen Kirche voran. Jetzt zieht der Altbischof im Interview mit evangelisch.de eine Zwischenbilanz. Und übt Selbstkritik mit Blick auf das umstrittene Zukunftspapier „Kirche der Freiheit“ von 2006.
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Sie sagen, Strukturveränderungen sind kein Selbstzweck. Nach meiner Beobachtung kommt das aber an der Basis oft anders an. Kann es sein, dass wir erst einmal eine spirituelle Erneuerung bräuchten? Oder auch eine theologische Vertiefung des Reformprozesses?
Huber: Es kann sein, dass das nicht genügend ankommt, weil wir eine Form der kirchlichen Leitung haben, die stark auf gesetzliche Vorgaben und deren Umsetzung fixiert ist. Da wird eine staatsanaloge Struktur vererbt, die sich aus den Zeiten des landesherrlichen Kirchenregiments und seiner Verwaltungskirche erklärt. Wenn man sich die Tagesordnungen von kirchlichen Gremien anschaut, dann sind sie sehr stark von Strukturfragen – Kirchengesetze, Haushalt, Bau, Personal – geprägt. Da ist es schwer, Fragen des geistlichen Lebens, Überlegungen zur geistlichen Schwerpunktbildung ins Zentrum zu rücken… Das Interview.