Was heißt »Wirklichkeit«? Eine philosophisch-theologische Erkundung. Von Ernst Vielhaber, Deutsches Pfarrerblatt

02/2017, Deutsches Pfarrerblatt

»Wirklichkeit« ist ein strapazierter Begriff. Zugleich ist er unverzichtbar. Das macht es ­notwendig sich Rechenschaft davon zu geben, was wir »Wirklichkeit« nennen, wie wir »Wirklichkeitserkenntnis« generieren und begründen und wie wir uns darüber verständigen. Ausgehend von einem konstruktivistischen Ansatz widmet sich Ernst Vielhaber dieser Rechenschaft, ohne die Wahrheitsfrage zu dispensieren.
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Ein Gedanke zu „Was heißt »Wirklichkeit«? Eine philosophisch-theologische Erkundung. Von Ernst Vielhaber, Deutsches Pfarrerblatt

  1. Hans-Eberhard Schulz

    Wir haben hier, wie der Verfasser es darlegt, ein Problem mit den Bildern, der vereinbarten Begriffe. Es geht letztlich um die Differenzierung dreier Begriffe: Realität – Wirklichkeit – Jenseitigkeit.

    Ja, die Realität ist uns Menschen wegen unserer eingeschränkten Sinnlichkeit nur annähernd zugänglich. Am ehesten z. Zt. über die Naturwissenschaften. Sie hat eines für sich: sie lässt sich verifizieren und falsifizieren. Sie ermöglicht es uns, technische, biologische und psychologische Probleme zu erkennen und in die Praxis um zu setzen. Es ist ein Weg zu einem nützlichen und praktischen Handeln. Das Defizit ist, dass wir noch viele offene Fragen haben. Weder haben wir die Entstehung unseres Kosmos geklärt, noch sind wir den Funktionen unseres Hirns ausreichend nahe gekommen.
    Die Wirklichkeit ist das, was wir mit Hilfe unserer Sinne in unserem Gehirn wahrnehmen und verarbeiten können. Sprache und Bild. Das macht uns Menschen als geistige Wesen aus. Mit Hilfe der Fantasie haben wir sowohl die Möglichkeit, uns der Realität zu nähern, als auch Irreales zu erdenken. Zur Wirklichkeit gehören für mich auch Träume, Visionen, Gedanken, Fantasien Offenbarungen, die Künste ganz allgemein.
    Die Jenseitigkeit ist eben die Transzendenz. An die kann der Mensch bestenfalls ehrfürchtig glauben. Sie ist Bild- und Namens-los, wie es die Redakteure des Alten Testamentes nahe legen. So fern und so alternativ, heilig und tabu, dass man nur annehmen kann, dass da alles „ruht“. Wenn Vielhaber von „erschütternden Transzendenszerfahrungen“ schreibt, so ist das wohl seine Achillessehne. Das setzt denn doch ein Sensorium im menschlichen Gehirn voraus, oder außergewöhnliche Einmischungen aus dem Jenseits wie ein Wunder oder allgemein das „Geheimnis“. Darüber können Theologen nicht predigen, ohne in die „Wirklichkeit“ zurück zu fallen.
    Theologen können sich darum auch nur über „das Engagement Jesu für die Schwachen und Bedrückten“ ausbreiten. (Das ist die Klientel, die aus tiefer Not zu Gott schreit!) – Wo hat sich Jesus für die Frommen missionarisch engagiert?
    Damit komme ich zu der These, dass wir Christen im Gegensatz zu anderen Religionen Diener der Liebe sind und keine Gottgläubigen.
    Und wie die jüdischen Theologen die Natur entmythologisiert haben, hat das Johannesevangelium Religion entmythologisiert. Die Juden haben Gott ins Jenseits verbannt, die Christen haben Gott aus dem Jenseits in das Menschsein zurück geholt.

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