Textanalyse: Koalitionsvertrag ist unverständlicher als Doktorarbeiten – „Verpasste Chance für mehr Transparenz und Bürgernähe“

02.12.13 Kommunikationswissenschaftler Prof. Dr. Frank Brettschneider von der Universität Hohenheim analysiert den Koalitionsvertrag von Union und SPD auf formale Verständlichkeit

„Verpasste Chance für mehr Transparenz und Bürgernähe“

„Mit Hilfe einer Analyse-Software fahnden die Wissenschaftler um Prof. Dr. Brettschneider unter anderem nach überlangen Sätzen, Fachbegriffen, Fremdwörtern und zusammengesetzten Wörtern. Anhand dieser Merkmale bilden sie den „Hohenheimer Verständlichkeitsindex“, der von 0 (völlig unverständlich) bis 20 (sehr verständlich) reicht.

Der Koalitionsvertrag erreicht einen Wert von 3,48. Zum Vergleich: Politikwissenschaftliche Doktorarbeiten erzielen durchschnittlich einen Wert von 4,7. Die Politik-Beiträge in der Bild-Zeitung liegen bei 16,8. Die Wahlprogramme zur Bundestagswahl 2013 erreichten einen Wert von 7,7. Das formal verständlichste Programm wurde von der CDU/CSU vorgelegt und kam auf einen Wert von 9,9.

„Die mangelnde Verständlichkeit des Koalitionsvertrags ist enttäuschend“, urteilt Prof. Dr. Brettschneider. „Denn alle Parteien haben sich Transparenz und Bürgernähe in den letzten Jahren verstärkt auf ihre Fahne geschrieben. Damit die Bürger eine begründete Bewertung des Koalitionsvertrags vornehmen können, sollten die Koalitionspartner ihre Absichten klar und verständlich darstellen.““

Als Gründe werden genannt: „…Drittens sei nicht immer sicher, ob die Koalitionspartner wirklich verstanden werden wollen. „Immer wieder nutzen Parteien abstraktes Verwaltungsdeutsch auch, um unklare oder unpopuläre Positionen absichtlich zu verschleiern. Wir sprechen in diesem Fall von taktischer Unverständlichkeit“, sagt Prof. Dr. Brettschneider.“

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