Ein Leserbrief zum Artikel der Magdeburger Volksstimme zu Disziplinarmaßnahmen gegen 5 Pfarrer der EKM. Vgl. die Wort-Meldungen mit Stellungnahme des Personaldezernenten.
„Mit Betroffenheit, zunehmender Verstimmung und großem Unverständnis habe ich den o.g. Artikel gelesen. Mir fiel immer wieder das Wort Skandal ein.
Im Juni letzten Jahres haben wir beim PfarrerInnentag das angesprochene Thema intensiv mit Mitgliedern der Kirchenleitung erörtert. Es wurde in der Diskussion auch und sehr deutlich darauf verwiesen, dass dieser Konflikt die Arbeit der Pfarrvertretung in großen Teilen behindert, ja unmöglich macht. Das ist ärgerlich, weil die Interessenvertretung der Pfarrerschaft innerhalb unserer Kirche nicht gewährleistet ist. Da die Pfarrvertretung eine wichtige Stimme unserer Kirche ist, bedeutet das auch einen Schaden für unsere Kirche. Es ist meines Erachtens notwendig und eine Bereicherung, eine solche Stimme, die mitarbeiten, aber auch mahnen und zu Korrekturen aufrufen kann, zu haben.
Ich habe Martin Michaelis, den Vorsitzenden der Pfarrvertretung, immer als einen überaus engagiert arbeitenden Menschen erlebt, der sich mit seiner ganzen Kraft denen zugewendet hat, die mit einem Problem zu ihm gekommen sind. Gleichzeitig hat Martin Michaelis sehr aufmerksam darauf geachtet und dafür gekämpft, dass die Regeln, die sich unsere Kirche in Form von Gesetzen u.ä. gegeben hat, auch beachtet und von allen Seiten eingehalten werden.
Durch das Disziplinarverfahren, das unter anderen ihn bedroht, werden diese Arbeit und die Unterstützung von Kolleginnen und Kollegen verhindert. Das ist ein Skandal.
Und das nun schon seit über einem Jahr und trotz der Zusage auf o.g. PfarrerInnentag, dass die Kirchenleitung sich gemeinsam mit den Vertretern des GAW Thüringen um eine schnelle und gute Lösung des Konfliktes bemühen wird und so auch die persönlichen Folgen für die mit einem Disziplinarverfahren Bedrohten gemildert werden, soweit das im Nachhinein noch möglich ist.
Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, solange von disziplinarischen Maßnahmen bedroht zu werden und dabei im vollen Umfang noch Kraft und Freude für die Arbeit empfinden zu können. Dieses Damoklesschwert, das nun schon so lange über Martin Michaelis und den anderen schwebt, kann nicht folgenlos sein und auch nicht folgenlos bleiben.
Das mit der Gesundheit von Menschen gespielt wird, ist ein Skandal.
Ich habe große Hochachtung vor der Arbeit der Pfarrvertretung, die trotz der aufgezwungenen Beschränkung im Rahmen des Möglichen weitergeht.
Von o.g. Artikel in der Volksstimme erhoffe ich mir, dass er ein Anlass ist für die Verantwortlichen, nun endlich Bewegung in die Sache zu bringen und der Konflikt gemeinsam mit den Vertretern des GAW Thüringen zu klären und eine gerechte und vernünftige Lösung zu finden. Um ein solches Gespräch auf Augenhöhe zu ermöglichen, sollten meines Erachtens die Disziplinarverfahren gegen die Beteiligten aufgehoben werden. Das wäre ein Zeichen, dass man von Seiten der Kirchenleitung die, wie er o.g. Artikel zitiert, „unerträgliche Eskalation“ hin zu einer normalen und sachlichen Arbeitsatmosphäre ändern wolle.
Ein erster Schritt auf dem Weg zu einer Lösung.
Dazu wünsche ich allen Beteiligten einen wachen Verstand und Gottes guten Geist.
Lutz Gitter, Pfarrer