Veröffentlicht am 02.04.14 | Prof. Ralf Lankau
Wer am 2. April 2014 die Tageszeitungen daraufhin durchschaute, welche Aprilscherze am 1. April dieses Jahr veröffentlicht wurden, findet unter anderem eine Pressemeldung der OECD: „PISA – Beim kreativen Problemlösen liegen deutsche Schülerinnen und Schüler im oberen Mittelfeld.“
Wer die Meldung daraufhin aufruft, darf lesen, dass schwächere Schülerinnen und Schüler Schwierigkeiten haben, einen (simulierten) Fahrkartenautomaten zu bedienen (was, je nach Automat und Software, durchaus eine Herausforderung sein kann, hier erschwert durch die Aufgabenformulierung) oder dabei scheitern, die kürzeste Strecke zwischen zwei Stationen auf einer interaktiv anzuklickenden Karte zu ermitteln. Wer diese computer-basierten Aufgaben selbst ausprobieren möchte (siehe: Testfragen) …
Moratorium gegen den Morbus testeritis: Eine Dekade Pisa-frei
Hilfreich wäre stattdessen eine Moratorium: Setzen wir PISA- und alle anderen Morbus Testeritis-Szenarien für eine Dekade aus und gewähren den Schulen und allen Beteiligten eine Pause von diesem Zähl- und Rankingwahn. Zu tun gibt es genug, das gesparte Geld wäre für Personal an den Schulen deutlich besser investiert als an den mittlerweile ungezählten empirischen Studien über Schule.
Die Testpäpste und ihre Adlaten haben auch so genug Zahlenmaterial, um für die nächsten Jahre sinnfreie Bedarfs-Statistiken zu generieren, um sich ihrer selbst zu vergewissern, auch wenn deren Aussagekraft und Relevanz selbst in angeblich „harten Faktenfächern“ wie Mathematik mehr als fragwürdig sind (siehe die Vortragsreihe: Mathematik in der Schule – Versuch über eine Bildungsmiser), den Beitrag des Kollegen Jahnke: Die Illusion der Statistiker oder oder die Publikationen zu PISA von Wolfram Meyerhöfer, (Univ. Paderborn).
Empiriker und „Bildungs-“Forscher überschätzen die Relevanz des Messbaren im Verhältnis zum Relevanten. Dabei gilt das Einstein-Wort: “Nicht alles, was zählt, ist zählbar, und nicht alles, was zählbar ist, zählt.” Eine Dekade „testfrei“ böte die Gelegenheit, sich auf Wesentliches der Lehre, d.h, die Arbeit mit den Lernenden, zu konzentrieren, denn gerade in Pädagogik und Bildung, sind die wesentlichen Qualitäten weder zähl- noch messbar und ungeeignet für Statistik. Zum Artikel.