Auf den Pfarrer kommt es an. Von Reinhard Bingener, FAZ

18.04.2014  ·  Von Reinhard Bingener

Das Gericht ohne Richter wird vermutlich ebenso ein Hirngespinst bleiben wie das Krankenhaus ohne Arzt. Bei der Kirchengemeinde ohne Pfarrer ist man dem Paradox schon einige Schritte näher gekommen: Gemeinden, die zusammengelegt werden, und solche, die über lange Zeit ohne Pfarrer auskommen müssen; Kirchenmitglieder, die den Namen des für sie zuständigen Pfarrers nicht kennen, und Gemeindeämter, die telefonisch nur an Dienstagen von neun bis elf erreichbar sind. Der Befund gilt für beide großen Kirchen. Überspitzt gesagt: Mit dem Verzicht auf einen besonderen Priesterstand ist in der evangelischen Konfession in der Theorie kühn vorweggenommen, was die katholische Kirche hierzulande in Ermangelung von Nachwuchs inzwischen an vielen Orten praktiziert.
Zum Artikel der FAZ.

 

4 Gedanken zu „Auf den Pfarrer kommt es an. Von Reinhard Bingener, FAZ

  1. August Kunas

    Sehr geehrter Herr Bingener!
    Ich freue mich, Sie über google gefunden zu haben. Vielleicht kann ich auf diesem Wege zu dem Vortrag kommen, den Sie im letzten Herbst vor der Landessynode von Westfalen gehalten haben. Von dem wir in Berlin nur durch einen kurzen Hinweis in „die Kirche“ erfahren haben. Ich möchte ihn gerne ganz haben, um Ihre Sicht zum zukünftigen Weg der Kirche im Zusammenhang nachlesen zu können.

    Kann man den Vortrag aus dem Internet runterladen?

    Soviel mit freundlichen Grüßen und in der Hoffnung auf Erfolg! A. Kunas

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  2. Kunas, August

    Sehr geehrter Herr Bingener! Ich freue mich, noch ein bisschen mehr von Ihnen zur Sache zu finden.
    Danke für die HInführung auf den Bericht über Ihre „Worte ohne Blatt vor dem Mund“ auf der Synode der
    Ev. Kirche Westfalen 2014.

    Ich bin aber doch überrascht, dass Sie das Thema „Glaube und Vernunft“ anscheinend nicht angesprochen haben oder zeitlich nicht ansprechen konnten. Denn: Es ist ja nicht nur der Mitgliederschwund und der damit
    zusammenhängende „Geldsackschwund“ zu sehen, sondern auch: dass Grundwahrheiten des Glaubens dogmatisch seit je her begründet sind und nicht mehr mit den neuesten Erkenntnissen überprüft zur Sprache kommen..

    MIt einem Wort: Eine theologisch-philosophische naturwissdhenschaftliche Auseinandersetzung findet kaum statt. Jeder sich für den Pfarrberuf entschieden habende Kandidat muss bei den Examina historisch-kritische Erkenntnisse und Ergebnisse vorweisen. in der folgenden kirchlichen Praxis kann er sie zum einen wegen des ihm begegnenden Glaubens der Gemeinde aber nicht anwenden, weil er, auf den es i. d. Tat ankommt, mehr Glauben zerstören als aufbauen würde, und kirchenrechtlich kann er, auf die Bekenntnisschriften ordiniert, wenn er sich nicht daran hält, aus dem Dienst genommen werden. Aber darüber wird nicht gesprochen!

    Zu Ihrer Orienetierung: Es schreibt Ihnen jemand, der seinen Dienst gerne und hoffentlich auch mit Kompetenz gemacht hat, und der trotz seiner Ankunft im „Grenzalter“ (seit 18 Jahren pensioniert!) immer noch mit einigermaßen wachen Sinnen die Lage seiner Kirche verfolgt.

    Mit guten Wünschen und freundlichen Grüßen!
    August Kunas

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  3. Heinrich Nädler

    Hallo Herr Bingener,
    die Zukunft der chr. Kirchen scheint Ihnen sehr am Herzen zu liegen und mir auch. In Ihrem Artikel vom 26.3.17 zu, Wo bleibtt die Kirchensteuer? Findet sich der Satz: Die Wahrscheinlichkeit eines Kirchenaustritts sinkt gegen null, wenn ein Kirchenmitglied den Pfarrer auch nur namentlich kennt oder ihn schon einmal von ferne gesehen hat. Die Kirche hätte also ein Interesses daran, ihre Präsens vor Ort zu stärken. Vorrangig werden jedoch Stellen für Pfarrer und Diakone eingespart. Doch wo Hirten fehlen, läuft die Herde auseinander.
    Nach zwanzig Jahren im Kirchenvorstand ist meine Analyse: DIE VERTEILUNG DER KIRCHENSTEUER VON OBEN NACH UNTEN SCHWÄCHT DIE CHR. KIRCHEN IN DEUTSCHLAND.
    Weltweit ist es üblich, dass die Geistlichen bzw die Kirchenvorsteher die Mitgliedsbeiträge bei ihren Kirchenmitgliedern einsammeln. D.h. die Einnahmen kommen zu erst in den Ortskirchen an, ein Teil davon wird nach oben weitergereicht, der überwiegende Teil bleibt in der Gemeinde.
    Deutschland soll das einzige Land weltweit sein in dem es umgekehrt läuft, weil hier die Einnahmen von oben nach unten verteilt werden, wobei Oben natürlich auch gleich festlegt wieviel oben bleibt. Hierzulande erheben die Finanzämter die Kirchensteuer und verteilen sie an die Landeskirchenämter bzw die bischöflichen Stühle. Von dort fließt ein immer dünner werdendes Rinnsal bis in die Gemeinden. Diese Regelung stammt aus einer Zeit, als es noch keine Postleitzahlen und PC’s gab.Bei dem heutigen Stand der Technik ist es kein Problem, die Kirchensteuer der Mitglieder an Hand der Postleitzahlen den jeweiligen Kirchgemeinden zuzuweisen. Denn die Ortsgemeinde wollen die Mitglieder mit ihrer Kirchensteuer unterstützen. Kirche ist nicht Bischof Marx oder Bedford-Strohm sondern die Summe dessen was die Ortskirchen leisten. Würde dort die Kirchensteuer zuerst ankommen, könnte vor Ort mehr und besser gearbeitet werden. Die Politik muss die Verträge mit den Kirchen ändern, andernfalls schafft sich die chr. Kirche hierzulande selbst ab.

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