Überflüssig. Kommentar zur Rede von Bundespräsident Gauck beim Zukunftsforum der EKD in Wuppertal.

von Siegfried Sunnus

Was für eine Chance – der Bundespräsident spricht auf dem Zukunftsforum der EKD am 15.Mai 2014 in Wuppertal! Versammelt sind die Verantwortlichen der Mittleren Ebene – und zu hören bekommen sie eine präsidiale Rede, die Richtigkeiten ausdrückt, aber den Ruf von Barmen in die Geschichte abschiebt. An einer Stelle wird er persönlich: „Als ich noch Pastor war, musste ich mir gelegentlich klar machen, dass auch die Kirche zur gefallenen Welt gehört.“ Das hätte er ausbauen können, stattdessen sagt er: „Ihnen allen ist das gelegentlich sicher auch schon einmal schmerzhaft bewusst geworden“ – da ließe es sich konkreter werden. Aber er fügt den rätselhaften Satz an: „Das kann natürlich auch tröstlich sein.“ Ich finde, dass dies kein Anlaß zu Trost sondern zum Schmerz ist!
So wie er auch die „junge Kirche“ beschreibt, die „einst in der alt gewordenen römischen Welt wuchs und gedieh und überzeugte: als moralische und spirituelle Avantgarde, als eine frische, eigensinnige, vor allem aber als eine von ihrer Aufgabe zutiefst überzeugte Gemeinschaft“ – das lädt ja ein zum Aufspüren des großen qualitativen Unterschied. Aber er sagt nur: „Solchen Geist wünsche ich mir – von Ihnen, von uns, von den Kirchen in diesem Land.“ Was diesen Geist abbremst, könnte doch wenigstens angedeutet werden!
Berührt hat mich die Erwähnung von Johannes Rau zum Abschluß seiner Rede – er zitiert „seine ständige Ermahnung: ‚Tun, was man sagt, und sagen, was man tut‘“ – und erinnert an das Bibelwort, das auf seinem Grabstein steht: „Dieser war auch mit dem Jesus von Nazareth“ – damit hatte ja die Magd den Petrus denunziert… Und das ist der Schmerz über eine Kirche, die so oft ihren Herrn verleugnet!
Diese Enttäuschung über die Rede liegt wohl an der Entfremdung, die beim Bundespräsidenten im Verhältnis zur offiziellen Kirche zu spüren ist – er hat sich schon entfernt von der Auseinandersetzung, die mit der „Kirche der Freiheit“ aufgebrochen ist. Der Umbau der landeskirchlichen Organisationen zu Gunsten der „Mittleren Ebene“ und zu Lasten der Gemeindeautonomie: das wäre ein präsidiales Statement wert gewesen im Namen seiner von ihm so oft beschworenen Freiheit!

Ein Gedanke zu „Überflüssig. Kommentar zur Rede von Bundespräsident Gauck beim Zukunftsforum der EKD in Wuppertal.

  1. Groth

    Bin ich zu doof zu. Versteh ich nicht. Was will der Schreiber uns zu Gauck sagen?
    Schon die ersten sieben Wörter sind seltsam: „Überflüssig. Kommentar zur Rede von Bundespräsident Gauck“ – ist etwa dieser Kommentar überflüssig? Dann wäre meine Frage dazu auch überflüssig.

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