Schlagwort-Archive: Anschlag auf Charlie Hebdo

Forschung: «Die koloniale Demütigung sitzt sehr tief». Interview mit der Religionspsycholgin Prof. Susanne Heine, Wien, über psychologische Aspekte der Phänomene Fundamentalismus, Religion, Islam, Pegida…

28.01.2015,

?…Fundamentalismus setzt also das Gefühl von Bedrohung voraus?
S.H.: Ja, eine Bedrohung der Identität. Der Begriff entstand Anfang des 20. Jahrhunderts, als sich in den USA protestantische Siedler gegen moderne und liberale Tendenzen in der Theologie wehrten. Sie sahen sich auch von der grossen Zahl der Einwanderer bedroht, darunter Juden und Katholiken.

? Aber heute bedrohen doch die Fundamenta­listen die Gesellschaft, nicht umgekehrt.
S.H.: Fundamentalisten legen den Finger auf Wunden, darum wäre es wichtig, genau hinzuschauen. Damals wie heute geht es um die Frage, wie wir in einer Gesellschaft miteinander umgehen, in der verschiedene Weltanschauungen zusam­mentreffen, auch durch Immigration. Wir dürfen nicht ausser Acht lassen, dass die Kirchen jahrhundertelang verordneten, was zu glauben und zu tun ist. Die Reaktion darauf war die Aufklärung, die in ihrer radikalen religionskritischen Variante Religion überhaupt abschaffen wollte, weil der Glaube wider die Vernunft sei. Dabei wurde auf beiden Seiten vergessen, dass religiöse Texte immer im zeitlichen Kontext gesehen und hermeneutisch erschlossen werden müssen, damit sie verstanden werden können…
? Sind alle Religionen gleich anfällig für fundamentalistische Tendenzen?
S.H.: Ja, und nicht nur die monotheistischen Religionen…
? Wenn man von all den Terrorzellen liest, bekommt man den Eindruck, der Islam sei ein besonders guter Nährboden für gewalttätigen Fundamentalismus.
S.H.: Nein…  Zum Interview von „Reformiert“.

Tod von König Abdullah. Der Führer des IS ist tot.

26. Januar 2015

Der Führer des Islamischen Staates ist tot und der Westen trauert. Über die Bigotterie im Umgang mit islamistischem Terror.

Von Dominique Schmidt

Der Führer des Islamischen Staates ist tot und die westlichen Medien überschlagen sich in ihren Nachrufen mit Lobeshymnen. Eine Vaterfigur sei er für sein Volk gewesen, ein sanfter Reformer, ein Garant für Stabilität. Manch einer mag sich wundern, kämpft die westliche Wertegemeinschaft doch gerade in der Koalition der Willigen gegen die islamistische Bedrohung, die der Welt mit Hinrichtung, Folter und restriktiver Strafandrohung die Scharia aufzwingen will. Was also hat es mit den Lobeshymnen auf sich?…  Zum Artikel.

„Mein Bruder“. Offener Brief des Regisseurs Luc Besson an seinen muslimischen Bruder, der in Frankreich unzählige Leser erreichte und immer weiter geteilt wird.

13.01.2015

Mein Bruder,

mein Bruder, wenn Du wüsstest, wie schlecht ich mich heute fühle für Dich, Dich und Deine schöne Religion, die so beschmutzt, gedemütigt, beschuldigt wurde. Vergessen sind Deine Kraft, Deine Energie, Deine Menschlichkeit, Deine Brüderlichkeit. Das ist ungerecht, und gemeinsam werden wir sie beseitigen, diese Ungerechtigkeit. Millionen lieben Dich, und wir alle werden Dir helfen. Fangen wir am Anfang an. Wie sieht die Gesellschaft aus, die wir Dir anbieten?…  Zum vollständigen Text.

Kardinal Reinhard Marx: Wir lehnen es ab,…das in Europa in der Regel gute Miteinander von Christen und Muslimen in Gefahr zu bringen.

08.01.2015

Zum Attentat auf die Journalisten der Pariser Zeitschrift Charlie Hebdo erklärt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx:

…Zugleich stellt der Anschlag den Versuch dar, in Frankreich und darüber hinaus das friedliche Zusammenleben zwischen den verschiedenen Gruppen in der Gesellschaft und auch zwischen den Religionen zu zerstören. Und diesem Bestreben muss – gerade von Seiten der Kirchen und Religionen – ein klares Nein! entgegengesetzt werden. Wir lehnen es ab, Mördern und Extremisten den Gefallen zu tun, sie als legitime Vertreter einer Religionsgemeinschaft zu betrachten und damit das in Europa in der Regel gute Miteinander von Christen und Muslimen in Gefahr zu bringen…  Zur aktuellen Meldung der Deutschen  Bischofskonferenz.

Was darf Satire? katholisch.de im Gespräch mit dem Karikaturisten Thomas Plaßmann

09.01.2015

Beim Anschlag auf das Pariser Satiremagazin „Charlie Hebdo“ sind zwölf Menschen getötet und mehrere schwer verletzt worden. Der Essener Karikaturist Thomas Plaßmann setzt sich in seinen Arbeiten selbst kritisch mit dem Thema Religion auseinander. In einem Interview mit katholisch.de erzählt der gläubige Katholik, was ihm die Pressefreiheit bedeutet und warum auch Religion ein Thema für Satire ist.


Frage: Wo sehen Sie die Grenze von Satire?

Plaßmann: Das ist sehr schwer festzumachen. Jeder sieht für sich selbst eine andere Grenze. Es wird immer der berühmte Satz von Kurt Tucholsky genannt: „Satire darf alles.“ Den würde ich im Kern unterstreichen. Es muss prinzipiell irgendwo einen Ort geben, wo wirklich alles gesagt werden kann. Doch nach dem Aussprechen des Satzes, sollte man sich doch selbst hinterfragen. Braucht man einen Ort für Ehrverletzungen, für persönliche Beleidigungen, für Rechtsradikalismus oder Islamismus? Dann wird man schnell ein wenig vorsichtiger. Als Zeichner muss ich meine Grenzen selbst setzen: Ich selbst will niemanden persönlich verletzen, niemanden in seiner Würde herabsetzen und Rücksicht nehmen auf die Gefühle und Vorstellungen anderer. Es muss aber auch immer in Relation zu dem Inhalt dessen stehen, was man da bearbeitet. Wenn man da mal kräftiger zur Sache gehen muss, bin ich grundsätzlich bereit, das auch zu tun.

Zum vollständigen Interview mit etlichen Karikaturen.