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Kritik windiger Rentenprognosen und Familienrechnungen

Verantwortlich: Wolfgang Lieb
Die Bertelsmann-Stiftung behauptete letzte Woche in einer Studie, Familien würden vom gegenwärtigen Rentensystem „benachteiligt“. Kinder finanzierten in ihrem späteren Erwerbsleben mit ihren Einzahlungen in die Rentenkasse nicht nur die Altersversorgung ihrer eigenen Eltern, sondern auch die der Kinderlosen aus ihrer Elterngeneration.
Am gleichen Tag klagten der Direktor das arbeitgeberfinanzierten Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) und ihm folgend natürlich die CDU-Mittelstandsvereinigung, der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) und der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) darüber, dass die Rentenpläne der Koalition von 2014 bis 2020 Mehrausgaben von über 60 Milliarden € verursachen würden. Der Chef des BDI, Ulrich Grillo, schimpfte über den „Ausbau sozialer Wohltaten“ und sprach vom „Betrug am Bürger“.
Gewagte Rechnungen, die eine Menge Fragen aufwerfen, meint Jens Jürgen Korff [*]. Dazu mehr.

[«*] Jens Jürgen Korff ist zusammen mit Gerd Bosbach Autor des Buches Lügen mit Zahlen

Das Wort Gottes und der Zahlenteufel. Zum Religionsmonitor der Bertelsmann Stiftung

Dr. Matthias Burchardt, Uni Köln

Spätestens seit Michel Foucaults Analysen zum Panoptismus ist der Zusammenhang von Sichtbarkeit und Macht offenkundig. Unter dem Zauberwort des ›Monitorings‹ expandiert das Regime des Ökonomismus in alle Lebensbereiche, etabliert Rechenschaftspflichten und Berichtswesen, verkürzt qualitative Phänomene auf quantitative Darstellungen in Zahlen und etabliert das Kriterium der Effizienz und Steuerungsmodelle via Kennziffern, so geschehen in Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen im Namen von New Public Management. Dass diese inzwischen ubiquitäre Form des Wirtschaftens im ›neoliberalen‹ Geiste von Milton Friedmann und Gary S. Becker noch nicht einmal die Kriterien sinnvoller Ökonomie erfüllt, ist inzwischen offenkundig, da der Ökonomismus keine Güter oder Lebensfelder (OIKOS) bewahrt oder hervorbringt, sondern diese im Umschlag der kreativen Zerstörung liquidiert. Zum Artikel.