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Zwei Jahre Kölner Genitalurteil: Neues Fachbuch heizt Beschneidungs-Diskussion wieder an. „Hinschaun, was Kindern angetan wird.“

07.05.14,

“Die Religionsfreiheit Erwachsener endet an der Körpergrenze von Kindern”, postuliert Matthias Franz, Universitätsprofessor für psychosomatische Medizin Düsseldorf, im brandaktuellen, von ihm herausgegebenen Buch “Die Beschneidung von Jungen – Ein trauriges Vermächtnis“. Zwei Jahre nach dem Kölner Urteil, das rituelle Beschneidung als Körperverletzung bewertet, legen nun erstmals Betroffene, Ärzte, Juristen, Psychoanalytiker, Politiker, Historiker und jüdische Intellektuelle umfassend die Fakten zur Vorhautamputation dar und plädieren für einen sachlichen Diskurs fernab von klerikalen Machtansprüchen. Sie lassen keinen Zweifel darüber offen, dass “in einer aufgeklärten Welt kein Platz mehr für steinzeitliche Verletzungsrituale ist, wenn dadurch Kinder verletzt werden, die sich nicht frei entscheiden können“, wie der Herausgeber ausführt. In Deutschland lebt die Diskussion zur religiösen Vorhautamputation wieder auf: Gestern fand eine vielbeachtete wissenschaftliche Tagung zum Thema statt: Das Symposium: “Genitale Autonomie: Körperliche Unversehrtheit, Religionsfreiheit und sexuelle Selbstbestimmung – von der Theorie zur Praxis“ genitale-autonomie.de  Mehr dazu.

Tolerant – Eine christliche Tugend? von Prof. em. Hans-Jürgen Benedict

18.3.2014
Wir haben zwar genug Religion einander zu hassen, aber nicht genug Religion einander zu lieben, hat Jonathan Swift einmal treffend bemerkt. Wieso sind Religionen, die die Liebe und Barmherzigkeit predigen, so oft intolerant?
Tolerant – eine christliche Tugend? Ja, Fragezeichen in der Tat. Denn als Christ stecke ich in einer Falle. Denn einmal abgesehen von der Sorge um das ewige Heil der Menschen, die als Grund der Intoleranz der Kirche lange sogar aus der Liebe abgeleitet wurde (etwa bei Thomas von Aquin) – kann ich, wenn ich voll und ganz von der Wahrheit meines Glaubens überzeugt bin, tolerant gegenüber anderen Glaubenshaltungen sein, mehr noch: ihnen mit Respekt begegnen? Auch das Christentum hat Teil an einer menschlichen Eigenart nämlich der Neigung, nicht nur eigene Überzeugungen zu haben sondern sie dem anderen aufzuzwingen. Wir merken das in kontroversen Diskussionen, in jeder Talkshow, wo es fast allen Diskutanten schon schwerfällt, den anderen ausreden zu lassen. Hat das Christentum diese anthropologische Neigung zur Selbstbehauptung durchbrochen oder sie im Gegenteil verstärkt, weil es sie mit dem Konzept der Liebe verbunden hat… Zum Artikel.