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Scheindebatten um „Herr Professorin“

Unsere Gesellschaft befindet sich im Wandel. Eine Begleiteigenschaft dieses Wandels ist, das sich einige dadurch auch bedroht fühlen. Auf Dinge, die man nicht versteht, reagieren viele dann mit einem aggressivem Beißreflex.

Viele Männer habe ihre Probleme mit dem Feminismus. Ich vermute in einigen Teilen liegt das daran, das viele Männer die Zeit während der Feminismus Fortschritte erkämpft hat nicht genutzt haben um ihre Situation entsprechend zu reflektieren.

Schon in meinem erstem Semester in Marburg wurde ich als Mann überzeugter Feminist. Das auch im eigenem Interesse.

 

Immer wieder, wenn ich meine Ansichten offenbare, dann stoße ich auf Unverständnis. Im besten Fall bekommt ich die Rückfrage, ob man als Mann eigentlich auch Anhänger des Feminismus sein könne. Aber im größten Teil aller Fälle offenbaren mir vorwiegend Männer, das sie ein Problem mit dem Feminismus haben. Angeführtes Argument ist das der Eingriff in die Sprache. Man könne sich nicht mit der Einführung femininer Formen arrangieren oder haben Leseprobleme mit dem Binnen-I.

Auffällig ist, das fast jeder und selten auch Frauen, die sich gegen den Feminismus aussprechen keine weitere Kenntnis über das was sie ablehnen haben. Es reicht schon das eine Argument um sich nicht mit einem pluralen Anliegen auseinander zu setzen. Denn dieses eine Argument scheint innerhalb der Mehrheitsgesellschaft akzeptiert zu sein. So werden FeministInnen auf die Verwendung femininer Formen oder dem Binnen-I reduziert. Aus meiner Sicht ist das eine clevere Taktik um sich nicht mit einer Vielzahl von stichhaltigen Argumenten auseinander setzen zu wollen. Man(n) kann einfach alles mit einer subjektiven Entscheidung über das Sprachempfinden ablehnen.

Du Universität Leipzig hat sich eine neue Grundordnung gegeben. Die AutorInnen dieser Grundordnung haben das gemacht, was man uns Studierenden im erstem Semester bei gebracht hat. Sprache ist immer etwas über das man sich Gedanken machen sollte. Denn Sprache konstruiert auch immer eine Wirklichkeit. Vor allem trifft das auf die Verwendung von grammatikalisch männlichen oder weiblichen Formen oder auch das Binnen-I in allen seinen Schreibweisen zu. Bei der Abfassung der neuen Grundordnung entschied sich die Universität Leipzig durchgehend die weibliche Form zu nutzen. Damit ersetzten sie das Binnen-I in der Schrägstrichvariante. Gleichzeitig merkt die Grundordnung auch an, das sich beiderlei Geschlecht gleichermaßen angesprochen fühlen sollen.

Doch nun begann in den letzten Wochen eine Schnitzeljagd eine plakative Ente Schlagzeile abzuschreiben. Das Bildblog berichtete darüber sogar zwei mal. Bei Zeitungen und sogar im Fernsehen leitete man aus dem generischem Feminin ab nun seien Professoren mit „Herr Professorin“ anzusprechen. Die Meldung wurde nun ohne Überprüfung der Tatsachen munter abgeschrieben.

Zur Überprüfung bestand kein Anlass. Denn wie alle Welt weiß sind FeministInnen bekloppt und Merkmal des Feminismus sind unpopuläre Sprachschöpfungen. Daher muss für so viele JournalistInnen der Fall klar gewesen sein. So klar, das die Vorurteile der patriachalen Meinungsmehrheit bestätigt.