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GAW (Gustav-Adolf-Werk) Thüringen wird vor EKD Kirchengericht gegen die EKM in Vergleich bestätigt.

04/2015

verschiedentlich berichteten die Wort-Meldungen über die Kontroverse zw. der EKM (Ev. Kirche Mitteldeutschland) und dem GAW Thüringen. In der Sache wurde nun ein Vergleich vor dem EKD- Gericht geschlossen, in dem sich das GAW bestätigt fühlen kann:

GAW

Text des Vergleichs, abgedruckt im Mitteilungsblatt des Pfarrvereins Thüringen 02/2015.

 

EKM/ Gustav-Adolf-Werk Thüringen: Zur jüngsten Entwicklung des Vereins und der anhängigen Disziplinarverfahren gegen vier theologische Vorstandsmitglieder.

aus:  01/2015

Nachdem vier der theologischen Vorstandsmitglieder des GAW Thüringen seit zwei Jahren mit Disziplinarverfahren belegt sind (vgl. die Wort-Meldungen) , wird in der neuesten Ausgabe des Mitteilungsblattes des Thüringer Pfarrvereins  weiter über die jüngste Entwicklung berichtet. Daraus hier nur zwei kurze Auszüge:

Mit Schreiben vom 15.05.2014 wurde die ELKM durch das Verwaltungsgericht der EKD auf das Prozessrisiko hingewiesen. Beide Seiten werden zur Stellungnahme aufgefordert. Als Termin für die mündliche Verhandlung wird der 29.10.2014 angesetzt. Rechtsanwalt Hertzsch erläutert am 07.10.2014 für seinen Mandanten das Interesse an dieser Klärung gegenüber dem Gericht unter anderem so:
„Die Landeskirche hat gegen den Beklagten ein Disziplinarverfahren unter anderem mit der Begründung eingeleitet, dass Pfarrer Burmeister weiter vom rechtlichen Bestand des GAW Thüringen ausgehe und in der Folge dessen seine Funktion als Vorstand weiter wahrgenommen habe. Damit habe er Amtspflichten verletzt, weswegen ein Disziplinarverfahren einzuleiten war. Aus Sicht der Landeskirche ist es also von Entscheidungserheblicher Bedeutung auch für das Disziplinarverfahren, ob dem GAW Thüringen eine eigene Rechtspersönlichkeit zukommt und ob dieses fortbesteht. In diesem Falle hätte Pfarrer Burmeister schon vom Ansatz her keine Pflichtverletzungen – die zur Einleitung eines Disziplinarverfahrens Anlass gegeben hätten – begehen können…
Eine andere Frage ist selbstverständlich, ob die Landeskirche als Disziplinarbehörde ihren disziplinarischen Vorwurf darauf stützen könne, dass eine Rechtsfrage nicht sicher zu beantworten sei. Darauf einen disziplinarischen Vorwurf zu stützen, muss im Ergebnis scheitern, da selbst leitende Juristen des Landeskirchenamtes sich nicht in der Lage sehen, die hier maßgeblichen Rechtsfragen rechtssicher zu entscheiden. Gerade deshalb wurde hier die kirchengerichtliche Klärung eingeleitet.
Um wie viel weniger kann ein Pfarrer ohne juristische Ausbildung diese Frage entscheiden. Ein Disziplinarverfahren muss also insoweit an der Schuldfrage scheitern…

‚Am 06.11.2014 fordert Rechtsanwalt Hertzsch erneut die bisher nicht gewährte Einsicht in die Verfahrensakte seines Mandanten und betont, dass die Vorwürfe bisher nicht konkretisiert worden seien, auch dass aus den dargelegten Gründen das GAW fortbestehe, der Vorstand seine Funktion wahrnehmen könne und sogar wahrnehmen müsse. Zu den Vorwürfen selbst führt er aus: „Eine Pflichtverletzung und damit ein Anlass für disziplinarische Maßnahmen ist damit weder in objektiver noch in subjektiver Hinsicht festzustellen. Wie bereits ausführlich dargestellt, dürfte in subjektiver Hinsicht ein Verschuldungsvorwurf ins Leere gehen, da selbst das Landeskirchenamt trotz der Ausstattung mit dem gebündelten Sachverstand zahlreicher Volljuristen sich nicht in der Lage sieht, die hier zu entscheidenden Rechtsfragen sicher zu beantworten. Umso weniger kann die Beantwortung dieser schwierigen Rechtsfragen von einem Pfarrer ohne juristische Ausbildung erwartet werden. Der Pfarrer ohne juristische Ausbildung kann sich insoweit nur auf die Auskunft externer Berater verlassen. Diese Auskünfte hat der Betroffene hier eingeholt. Die hier zu entscheidende Rechtsfrage zum Fortbestand des GAW Thüringen ist dabei klar beantwortet worden. Auf dieser Grundlage hat der Betroffene als Vorstandsmitglied weiter gearbeitet. Dies kann ihm unter keinen Umständen als Disziplinarverstoß vorgeworfen werden.“…‘

Zum vollständigen Text (S. 20ff).

EKM: Folgen der Landeskirchenfusion. Aus dem Bericht des Pfarrvereinsvorsitzenden Martin Michaelis.

Thüringer Pfarrverein e.V. – Jahresbericht des Vorsitzenden Pfr. Martin Michaelis am 25. September 2014 in Neudietendorf


Die Fusion, die uns zukunftsfähig machen sollte (die Fusion der Landeskirchen Kirchenprovinz Sachsen und Thüringen, Anm. F.S.), hat eine Entfremdung zwischen Verwaltung und Gemeinden, zwischen Gemeindepfarrern und Kirchenleitung vorangetrieben, nachzulesen in Glaube und Heimat. Der Anteil der landeskirchlichen Kollekten hat enorm zugenommen, deren Höhe dagegen ist eingebrochen. Wie wird darauf reagiert? Mir ist zu Ohren gekommen, man wolle die Zuweisung an die Gemeinden für Bauvorhaben und anderes davon abhängig machen, wie hoch der Anteil der landeskirchlichen Kollekten im Vergleich zu den ortskirchlichen Opfergaben sei. Belegen kann ich das nicht, ein Gerücht vielleicht, aber mit dem Kirchgeld haben wir das schon erlebt, wenn es vom Gemeindekirchenrat nicht in der geforderten Höhe beschlossen wurde. Der Vorwurf die Heilig-Abend-Kollekte betreffend ist uns noch im Gedächtnis, die Gemeinden würden Geld für sich behalten. Eine ambivalente Entwicklung: Es wird weiter am Schreckensbild einer pfarrerzentrierten Kirche gemalt, während so manche Gemeinde sich sehnt, überhaupt einen zu Gesicht zu bekommen. Einerseits soll mit immer aufwändigeren Wahlverfahren und einer überbordenden Gremienarbeit eine gefühlte Demokratie erzeugt werden, andererseits wird der Entscheidungsspielraum in Gemeinden und kirchlichen Werken (z.B. GAW Thüringen) gegen null gefahren. Welche Erinnerungen das in ostdeutschen Gemütern wachruft, darf nicht außer Acht gelassen werden…

vgl. in der Ausgabe S. 10ff

Weitere Berichte aus der EKM weisen darauf hin, dass die Folgen der Fusion in de EKM gravierend sind. Kürzlich schon hatten wir aus einem Vortrag von Isolde Karle gelesen:

Aus der (fusionierten) EKM wird eine leitende Person mit folgenden Antworten zitiert:

„’wir sind ein bisschen verkrümmt in uns selber, in diese Ängstlichkeit: Ach, wie schlimm wird das noch alles’… Mehrfach redet er davon, wie viel Kraft die Reformen gekostet hätten. ‘Die Fusion hat unendlich viel Energie gebunden. Das hätte ich nie gedacht, was so ein Fusionsprozess für Energie, auch seelische Energie, bindet… In einer ständigen Überforderung zu arbeiten, bringt einfach Unruhe in die Landeskirche’ (S.45)

Kurswechsel in der evangelischen Kirche? Bemerkenswerte Einsichten zum Management in der Kirche bei Bischöfin Ilse Junkermann, EKM

Hier in den Wort-Meldungen kommen Führungskräfte der evangelischen Kirche selten zu Fragen der Führungstheorie (des Managements also) zu Wort. Der Grund liegt darin, dass in besagtem Personenkreis im letzten Jahrzehnt selten ein der Kultur des Protestantismus entsprechender Ansatz vertreten wurde. Leitend war vielmehr ein Reformkonzept der Reduktion auf Kernkompetenzen („sollte sich die bewusst auf Kernkompetenzen… konzentrieren“), der Reduktion von Komplexität („…komplexe Strukturen gehören im Berich der Kirche noch zur Alltagsrealität. Mehr Effektivtät heißt hier das Ziel“). Das alles auf der Basis von „Strukturreformen, Verbesserungen in den internen Abläufen, systematisches Mitarbeitermanagement“.  Alles Zitate, die das inhaltliche Fundament einer auf linearen Wachstumszielen und Reduktion von Komplexität beruhenden Reform beschreiben. Zitate, die entnommen sind einem „Gottes Hände tragen uns“ überschriebenen Artikel der Süddeutschen Zeitung vom 08.03.2002. Autor: Peter Barrenstein. Inhaltlich kennt man das Konzept vom Impulspapier „Kirche der Freiheit“.

Das war ein Weg mit enormen Risiken. Wir greifen das Beispiel Komplexität heraus, auf das Bischöfin Junkermann in ihrem Bischofsbericht rekurriert. Die Gefahren hier:  „‚Höhere Fähigkeiten erwachsen nur aus mehr Komplexität.’Dieser Umstand wird häufig übersehen. In zahlreichen, einschlägigen Büchern findet man Passagen, die sinngemäß lauten, dass man die Komplexität eines Systems reduzieren müsse, um es unter Kontrolle zu bringen. Das ist nur die halbe Wahrheit. Selten wird die damit einhergehende Gefahr erwähnt, das System selbst und seine wichtigsten Eigenschaften und Fähigkeiten zu zerstören.“ (Fredmund Malik, Management, S. 46). Genau dies scheint aber in der Kirche eingetroffen zu sein, dass nämlich wichtigste Eigenschaften und Fähigkeiten durch die sog. Reformen zerstört wurden. Denken wir nur an die intrinsiche Motivation der Mitarbeiterschaft. Denken wir an Vertrauen. Vieles mehr wäre zu nennen.

Auf diesem Hintergrund ist der folgende Abschnitt des Bischofsberichts von Bischöfin Ilse Junkermann, EKM, überaus bemerkenswert. Denn dort wird der Frage komplexer Systeme nicht ausgewichen. Und man wird der von ihr entwickelten Theorie folgen können. Leider fehlen Schlussfolgerungen für die Praxis. Als da wären:

1.  eine kritische Haltung  und Abwendung von den bisherigen Kirchenreformen. Das wird so leider nicht offen benannt.

2. die aktuelle Lage der ev. Kirche. Ein Kurswechsel der Kirchenpolitik beginnt leider nicht bei null, sondern mathematisch ausgedrückt, im Minusbereich:  Die Reformen haben bisweilen erhebliche Schäden angerichtet, die Situation ist verfahren.

Was zu tun wäre, beschreibt und fordert die Pfarrvertretung der EKiR dieser Tage. Die Bischöfin sollte sich also der Erklärung der EKiR- Pfarrvertretung anschließen. Denn eine gute Theorie ist nur der erste Schritt. (F.S.)

„In der Wüste bereitet dem Herrn den Weg!“ – Bericht der Bischöfin Ilse Junkermann vor der Synode der EKM am 19. bis 22. November 2014 in Erfurt

„2.1. Sich bewegen in komplexem Gelände – Der wissenschaftliche Fokus
Was wir im Rückblick erkennen, gilt auch für unser Ausschau halten: Wir können beim Gehen eines Weges nicht vorher wissen, was unterwegs für gute Lösungen entstehen werden. Das mag jetzt in Ihren Ohren wie eine Floskel klingen. Doch darin liegt eine tiefe Wahrheit, die wir nicht ernst genug nehmen können beim Ausschau halten. Vor wenigen Wochen ist mir eine wissenschaftliche Reflexion aus der Prozesstheorie und Komplexitätsforschung begegnet, die diese Wahrheit sehr einleuchtend belegt und die ich Ihnen in der gebotenen Kürze für unseren Ausblick heute darstellen möchte. In ihrem jüngst erschienen Band „Gemeinde neu denken. Geistliche Orientierung in wachsender Komplexität“ 5 legt das Gemeindekolleg der Vereinigten Evangelisch- Lutherischen Kirche Deutschlands, das seit 2008 im Zinzendorfhaus in Neudietendorf seinen Sitz hat, ein bemerkenswertes Buch vor. Sein Leiter, Direktor Professor Dr. Reiner Knieling und Studienleiterin Pfarrerin Isabel Hartmann stellen darin die These auf, dass wir in der Kirche sehr häufig Entscheidendes verwechseln. Wir verwechseln, so ihre These, „komplizierte Probleme“ mit „komplexen Problemen“. Deshalb geraten wir mit unseren Problemlösungsstrategien leicht in Sackgassen…

Wir haben als Kinder unserer Zeit alle miteinander durch den wissenschaftlich-technischen Fortschritt gelernt, dass viele Probleme aus dem komplizierten Terrain in den letzten Jahren gelöst werden konnten. Deshalb sind wir versucht, alles für ‚kompliziert’ zu halten und damit für prinzipiell lös- und machbar, auch in der Kirche.
Der Dreischritt für die Bewegung im komplexen Gelände nach Hartmann / Knieling ist aber ein anderer. Er lautet: Probieren – Wahrnehmen – Reagieren. Ich zitiere: „Auf komplexem Terrain ist die Lösung nicht vorhersagbar, sondern sie entwickelt sich auf dem Weg. … Auf dem gemeinsamen Weg von Versuch und Irrtum und Reflexion und neuem Versuch und Irrtum tauchen Ideen auf, erwachsen Lösungswege und Handlungen.“  Der Fachbegriff in der wissenschaftlichen Debatte dafür ist „Emergenz“ – von lateinisch: emergere, d. h. „auftauchen (lassen)“ bzw. „entstehen“. Diese Emergenz bedeutet, ich zitiere weiter, „dass das, was sich entwickelt, mehr ist als die Summe der einzelnen Teile, aus denen es besteht“ …

Reiner Knieling und Isabel Hartmann plädieren in ihrem Buch für die „Förderung einer Kultur, in der Lösungen entstehen können, die nicht einfach aus dem Repertoire des Bestehenden generiert werden, sondern aus der Komplexität selbst heraus emergieren.“

Sie beschreiben Aspekte dieser emergenz-freundlichen Kultur. Dazu gehören Dinge, mit denen wir uns erst anfreunden müssen. Es sind Dinge wie:

Zaudern und Innehalten: Ich zitiere: „Zaudern ist ein erster Schritt, die Komplexität als solche ernst zu nehmen. Zaudern hegt Verdacht gegen Lösungen, die den Eindruck der Machbarkeit erwecken. … Zaudern ist eine geistliche Haltung, die aus dem Vertrauen auf Gott erwächst“

Intuition: Durch Gespür den Dingen auf die Spur kommen. Die Intuition hat – auch in der Kirche – häufig keine gute Presse, wer von „Intuition“ redet, macht sich verdächtig, ein Schwärmer zu sein. Die wissenschaftliche Debatte, z. B. in der Bildungsforschung, aber auch in der Ökonomie und in der Philosophie ist hier weiter. Für bestimmte Fragestellungen ist Intuition ein sehr präzises Werkzeug.
Und ein 3. Aspekt: Netzwerkorientierung für die Bewegung im komplexen Gelände: Netzwerke brauchen nicht initialisiert werden, sie sind bereits vorhanden. Netzwerke haben keine Grenzen und keine Formalitäten. Sie basieren auf Vertrauen…“  Zum Bischofsbericht:

Wormser Wort: Inhalte durch neue Studie von Prof. Isolde Karle bestätigt

Semper reformanda. Die Kirche und ihre Reformdiskurse

Kurzbericht von der Landeskirchenstudie im Rahmen der Tagung der Fachgruppe Prakt. Theologie vom 18.-20.09.2013 in Berlin
Interdisziplinäres Forschungsprojekt „Kirchenreformen im Vergleich“
Gegenstand auf evangelischer Seite: die Württembergische Landeskirche, die Ev. Kirche in Mitteldeutschland (EKM), die Nordkirche.

Wir zitieren aus dem aufschlussreichen Vortrag, der etliche sensationelle Interviewaussagen kirchenleitender Personen enthält:

„Stefanie Brauer-Noss führte dazu in den vergangenen Jahren halbstandardisierte, leitfadengestütze Interviews mit leitenden Geistlichen und nicht ordinierten kirchenleitenden Personen… durch. …Es hat uns überrascht, wie offen viele Bischöfe, Prälaten und Oberkirchenräte ihre eigenen Reformvorhaben als ambivalenten beschreiben, wie selbstkritisch sich viele… in den Interviews gezeigt haben…“

Von den Autorinnen wiederholt kommentierte Antworten aus den Interviews mit kirchenleitenden Personen:

Aus der (fusionierten) EKM wird eine Person mit folgenden Antworten zitiert:

„’wir sind ein bisschen verkrümmt in uns selber, in diese Ängstlichkeit: Ach, wie schlimm wird das noch alles’… Mehrfach redet er davon, wie viel Kraft die Reformen gekostet hätten. ‚Die Fusion hat unendlich viel Energie gebunden. Das hätte ich nie gedacht, was so ein Fusionsprozess für Energie, auch seelische Energie, bindet… In einer ständigen Überforderung zu arbeiten, bringt einfach Unruhe in die Landeskirche‘ (S.45)

Trotz der Dissonanzen werden die Strukturreformen in der Regel als zukunftsweisend verteidigt…

Es wird zugestanden, dass die Entscheidungen mit schmerzlichen Verlusten, Kränkungen und Verwerfungen einhergehen… (46).

Viele der interviewten kirchenleitenden Personen betonen denn auch nicht ohne Unzufriedenheit, dass die Reformen in der nahen Zukunft unbedingt zum Abschluss kommen müssten, damit man sich endlich wieder den eigentlich wichtigen theologischen Fragen und der Außenwelt zuwenden könne.“ (S.47)

Zwischenbemerkung: die Nähe zum Inhalt des Wormser Wortes ist selbst bei der Forderung des Moratoriums gegeben.

Und wer initiierte die „Reformen“?

„‚die heutigen Reformprozesse sind ja im Prinzip oft Prozesse, die von Oberkirchenräten, Kollegien, Synoden initiiert werden… (S. 44)… Diese Kirchenreformen der 70er („die von unten kamen“ – an anderer Stelle, Anm. FS.) waren im Prinzip von einer unglaublichen inneren Überzeugung getragen… und ich glaube, da haben wir (heute, Anm. FS) einen anderen Skeptizismus und eine tiefe Verunsicherung…‘ (so eine kirchenleitende Person der Württ. Landeskirche, 44)

Damit machen wir gleichzeitig auf ein lesenswertes Buch aufmerksam, den Tagungsband der o.g. Tagung: Kirchentheorie, Hrsg. Birgit Weyel/ Peter Bubmann, Leipzig 2014. (FS)

Revisted: Kirchenleitende Personen begrüßten Fusionen von Landeskirchen

Die Reformmaßnahmen der Kirche haben später zu teilweise gravierenden Problemen geführt. Das ist durch die Interviews von kirchenleitenden Personen durch Prof. Isolde Karle erneut bestätigt. Interessant, welche Erwartungen und Verheißungen kirchenleitende Personen noch vor wenigen Jahren mit derartigen Vorhaben verbanden. Wir zeigen das hier am Beispiel der Landeskirchenfusionen.

Wolfgang Huber, Ex- Ratsvorsitzender der EKD zur Fusion der Nordelbischen, der Mecklenburgischen und Pommernschen Landeskirchen zur Nordkirche: „Zeichen für die Reformfähigkeit des deutschen Protestantismus“

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, begrüßte die Zustimmung zum Fusionsvertrag. Damit setzten die Synoden ein deutliches Zeichen für die Reformfähigkeit des deutschen Protestantismus, sagte Huber am Sonnabend in Berlin. Außerdem sei die Entscheidung ein beispielhafter kirchlicher Schritt für die konstruktive Aufnahme der unterschiedlichen Traditionen und Erfahrungen aus Ost und West. Diese Entwicklung begleite er mit „herzlichen Segenswünschen“. Der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands, der Münchener Landesbischof Johannes Friedrich, sagte, er danke den Verantwortlichen in den drei beteiligten Landeskirchen dafür, dass sie „zu so vielen Kompromissen“ bereit seien.

Zu den Folgewirkungen der Fusion u.a. auch hier.

Thomas Begrich, Finanzdezernent der EKD, zur Fusion der Kirchenprovinz Sachsen (KPS) mit der Landeskirche Thüringen zur EKM:

aus seinem Vortrag: Kann, will und darf die Kirche steuern ? gehalten auf der Tagung „Vom neuen Rechnungswesen zur Steuerung in der Kirche“ in Bad Boll, 17.-18.1.2008; der vollständige Text wurde den Tagungsteilnehmern als download zur Verfügung gestellt.

„Schließlich ist ein wesentlicher Ansatz des Umgangs mit der Macht in der Kirche die Mobilisierung der Handlungsfähigkeit der Mitglieder. Damit ist nicht etwa der Jetzt-Stand abqualifiziert, vielmehr ist ein immer wieder ein neues Reflektieren des Erreichten und eine Fortentwicklung im Sinne der Auftragserfüllung gemeint. Zur Mobilisierung gehört die Stärkung der Eigenverantwortung. Damit einhergeht die Gestaltung einer entwickelten Dezentralisierung, als Beitrag zur Stärkung der Eigenverantwortung. Transparenz schafft eine Voraussetzung für die Wahrnahme von Eigenverantwortung. Bei allem geht es nicht einfach um ein nach vorne offenes Loslassen, sondern zugleich um die Stärkung der Gemeinschaft. So bedarf es weiterer begleitender Elemente, zu denen nicht zuletzt auch Aufsicht gehört. Notwendig ist es daher auch, die Kooperationsfähigkeit der Kirchengemeinden und Einrichtungen zu organisieren. Damit muss eine organischen Sicherung von Solidarität zwischen Starken und Schwachen einhergehen. Dabei geht es nicht darum, die Starken schwach zu machen, sondern den Schwachen so die Möglichkeiten zu geben, dass sie eigenverantwortlich ihre Angelegenheiten wahrnehmen können. Ein gutes Beispiel dafür ist der Finanzausgleich zwischen den Gliedkirchen in der EKD. Die stärkeren Gliedkirchen geben durchschnittlich weniger als 4 % von ihrem Kirchensteueraufkommen an die finanzschwächeren (namentlich die ostdeutschen) Gliedkirchen ab, für die das einen finanziellen Wert bis zu 60 % des eigenen Kirchensteueraufkommens bedeutet! Gleichwohl werden mit diesen Mitteln die ostdeutschen Gliedkirchen finanziell keineswegs so gestellt, wie die finanzstärkeren westdeutschen Gliedkirchen. Es bleibt für sie schwer genug, aber sie werden in die Lage versetzt, eigenverantwortlich ihren Auftrag zu erfüllen. Wie verantwortlich sie damit umgehen, zeigen nicht zuletzt die Fusionsbeschlüsse und Fusionsüberlegungen von Landeskirchen gerade der letzten Zeit.“ (damit war angespielt auf die Fusion der Kirchenprovinz Sachen und Thüringens zur EKM).

Zu den Mühen und der Dauer des Fusionprozesses der EKM vgl. neben dem o.g. Interviews von Isolde Karle auch hier.

 

Mitgliederschwund im Land der Reformation Sachsen- Anhalt

In Wittenberg begann 1517 mit dem Thesenanschlags Martin Luthers an die Schlosskirche die Reformation der Kirche. 2017 ist das 500 Jahre her und soll weltweit gefeiert werden – auch wenn die Kirche dort, wo alles begann, kaum Mitglieder hat.


Etwa 1,8 Millionen Männer und Frauen und damit 82 Prozent der Bevölkerung des Bundeslandes (Rund 2,3 Millionen Menschen) gehört laut Zensus weder der evangelischen noch der katholischen Kirche an.

Zum Bericht.

18. Grenzgänger- Festival in Sachsen- Anhalt (und Thüringen)

Zur Info aus dem Homepage:

„Das Kleinkunstfestival Grenzgänger ist in diesen Tagen in sein 18. Jahr gestartet und wir sind uns sicher, dass es an die bisherigen Erfolge der voran gegangenen Festivals anknüpft.

Nachfolgend erhalten Sie unsere Statistik für Sachsen – Anhalt und Thüringen… und die Zahlen können sich doch sehen lassen.
In Sachsen-Anhalt werden insgesamt 69 Veranstaltungen stattfinden.
Dabei werden 64 verschiedene Orte bespielt. 44 unterschiedliche Künstler/ Künstlergruppen treten zwischen dem 1. August und 31. Oktober 2014 in Sachsen-Anhalt auf. Dabei werden 53 verschiedene Programme bespielt.

Wir danken allen Förderern, die unser Festival finanziell in Sachsen-Anhalt unterstützen von ganzem Herzen – dem Land Sachsen-Anhalt, Lotto Sachsen-Anhalt und der Ev. Kirche in Mitteldeutschland
Ohne Sie wäre das Festival nicht möglich !!!!

Seit nun mehr 3 Jahren ist auch das Kleinkunstfestival in Thüringen wieder aufgenommen wurden und darüber freuen wir uns natürlich sehr. Auch die Zahlen sprechen für sich!!
35 unterschiedliche Künstler werden während des Festivals in Thüringen auftreten und 36 unterschiedliche Programme vorführen. Dabei werden 45 verschiedene Orte bespielt.“

Zur Seite un dem aktuellen Herbstprogramm.

 

Disziplinarmaßnahmen gegen 5 Pfarrer der EKM. Bleibender Vertrauensschaden nach Freispruch gegen einen Beteiligten.

Die Magdeburger Volksstimme berichtete über die Disziplinarmaßnahmen gegen 5 Pfarrer der EKM. Hier hat sich Neues ergeben. Das Verfahren gegen einen der fünf  Beteiligten wurde nun eingestellt. Den schon vorhandenen Kommentar stellen wir noch einmal als eigene Meldung ein:

Ich bin einer der 5 Pfarrer, gegen die ein Disziplinarverfahren angedroht und dann eröffnet worden ist. Jetzt hat man das Verfahren gegen mich eingestellt, nachdem angeblich Ermittlungen gegen mich ergeben haben sollen, dass die Vorwürfe  Untreue und Unterschlagung, Herausgabe von Vermögensgegenständen und Auftreten im Rechtsverkehr entkräftet werden. Bei der Androhung des Disziplinarverfahrens war noch von Betrug die Rede. Diesen Vorwurf hat man dann fallengelassen. Bestehen bleibt der Vorwurf der Schmähkritik, da ich mich mit der Kritik des GAW-Vorstandes an der Kirchenleitung wegen ihres „diktatorischen Verhaltens“ identifiziere. Ja, nach wie vor und umso mehr identifiziere ich mich. Doch in der Bundesrepublik anerkannte Rechtsurteile belegen, dass es sich bei dieser Einschätzung keineswegs um Schmähkritik handelt.
Ob das Verhalten des Landeskirchenrates der EKM in Bezug auf das GAW Thüringen und seine Vorstandsmitglieder diktatorisch ist, möge der geneigte Leser selbst entscheiden, wenn ich mitteile, dass man sich bis zum heutigen Tage nicht dazu herabgelassen, mit mir das Gespräch zu suchen. Man hat sich auch nicht bei mir entschuldigt für das Unrecht und den Stress, den man mir bereitet hat. Der Landeskirchenrat hat in der Tat gegen das Gebot „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten“ verstoßen. Man hat mir das sogar indirekt angekündigt: ‚DIe wollen Euch was anhängen‘ warnte mich jemand, der enge Verbindung zu OKR Lehmann hat. Der Gipfel ist die Einstellung des Verfahrens mit der Ankündigung einer Rüge wegen Amtspflichtverletzung in Bezug auf Loyalität. Das Verfahren gegen mich wurde eingestellt aufgrund einer Anhörung durch KR Klein, der mir ein Anhörungsprotokoll bis Ende Januar zusenden wollte, damit meine Frau (die dabei war) und ich es durchlesen, ggf. ergänzen und unterschreiben, ehe es denn dem LKR zugeführt wird. Das ist nicht geschehen. Nach 2maligem Anmahnen bekam ich dann die Antwort von KR Klein, dass sich die Sachlage geändert habe, man mir wegen der laufenden anderen Verfahren und wegen des Datenschutzes das Protokoll nicht zusenden dürfe, ich stehe auch nicht mehr im Rechtsschutzbedürfnis. Er könne mir erst nach Ende aller Verfahren einen Auszug des Protokolls in Absprache mit dem LKR zusenden. Darüber beschwerte ich mich, weil ja damit nicht sicher ist, dass unsere Aussagen vollständig und dem Sinn gemäß darin enthalten sind, ferner, dass nicht etwa etwas hinzugefügt wurde, was wir nicht gesagt haben, aber die anderen im Disziplinarverfahren stehenden Personen belasten könnte. Als Antwort bekam ich eine Drohung: Wenn ich das als diktatorisch bezeichne, würde es über die Meinungsfreiheit hinausgehen und strafbar sein. Nun nachdem das Verfahren gegen mich eingestellt ist, ist OKR Lehmann plötzlich bereit, mit mir zu reden.
Will er sich persönlich oder samt ganzem LKR und Landesbischöfin von der Schuld reinwaschen? Was rechtfertigt einen so direkten Verstoß gegen Gottes Wort, gegen die lehre Christi (Wenn du etwas gegen deinen Bruder hast, so rede mit ihm…) und gegen die Barmer theologische Erklärung IV? Von der Verpflichtung zum Schutz der Pfarrer will ich schweigen. Hier hat eine Interessenverschiebung stattgefunden zuungunsten der Liebe und Geschwisterlichkeit und zugunsten anderer Interessen. Der ökumenische Schaden ist riesengroß. Der Landeskirchenrat hat das und die Tatsache dass wertvolle Kräfte sinnlos gebunden werden und manche segensreiche Unterstützung ökumenischer Partner ausbleiben musste billigend in Kauf genommen – und das im Lutherjahr der Toleranz!
Übrigens: Gegen die Vertreterin des Landeskirchenrates im GAW Vorstand ist offensichtlich kein Disziplinarverfahren eröffnet worden, obwohl sie gleichwohl Projekten zugestimmt hat, die angeblich nicht satzungsgemäß behandelt wurden.
Fazit: Der Leser möge selbst entscheiden ob nicht der Landeskirchenrat damit sowohl geistlich als auch theologisch, als auch ethisch völlig am Ende ist! Was hätte wohl nach all dem ein verantwortungsbewusster Politiker getan, um seinem Amt nicht weiteren Schaden zuzufügen? Ich kann jedenfalls dem Antwortschreiben von Herrn OKR Lehmann keinen Glauben schenken.
Die Erfahrungen sind zu tief und zu bitter.
Manfred Greinke.

Disziplinarmaßnahmen gegen fünf Pfarrer der EKM und die Behinderung der Arbeit des Pfarrvereins

Ein Leserbrief zum Artikel der Magdeburger Volksstimme zu Disziplinarmaßnahmen gegen 5 Pfarrer der EKM. Vgl. die Wort-Meldungen mit Stellungnahme des Personaldezernenten.

„Mit Betroffenheit, zunehmender Verstimmung und großem Unverständnis habe ich den o.g. Artikel gelesen. Mir fiel immer wieder das Wort Skandal ein.
Im Juni letzten Jahres haben wir beim PfarrerInnentag das angesprochene  Thema intensiv mit Mitgliedern der Kirchenleitung erörtert. Es wurde in der Diskussion auch und sehr deutlich darauf verwiesen, dass dieser Konflikt die Arbeit der Pfarrvertretung in großen Teilen behindert, ja unmöglich macht. Das ist ärgerlich, weil die Interessenvertretung der Pfarrerschaft innerhalb unserer Kirche nicht gewährleistet ist. Da die Pfarrvertretung eine wichtige Stimme unserer Kirche ist, bedeutet das auch einen Schaden für unsere Kirche. Es ist meines Erachtens notwendig und eine Bereicherung, eine solche Stimme, die mitarbeiten, aber auch mahnen und zu Korrekturen aufrufen kann, zu haben.
Ich habe Martin Michaelis, den Vorsitzenden der Pfarrvertretung, immer als einen überaus engagiert arbeitenden Menschen erlebt, der sich mit seiner ganzen Kraft denen zugewendet hat, die mit einem Problem zu ihm gekommen sind. Gleichzeitig hat Martin Michaelis sehr aufmerksam darauf geachtet und dafür gekämpft, dass die Regeln, die sich unsere Kirche in Form von Gesetzen u.ä. gegeben hat, auch beachtet und von allen Seiten eingehalten werden.
Durch das Disziplinarverfahren, das unter anderen ihn bedroht, werden diese Arbeit und die Unterstützung von Kolleginnen und Kollegen verhindert. Das ist ein Skandal.
Und das nun schon seit über einem Jahr und trotz der Zusage auf o.g. PfarrerInnentag, dass die Kirchenleitung sich gemeinsam mit den Vertretern des GAW Thüringen um eine schnelle und gute Lösung des Konfliktes bemühen wird  und so auch die persönlichen Folgen für die mit einem Disziplinarverfahren Bedrohten gemildert werden, soweit das im Nachhinein noch möglich ist.
Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, solange von disziplinarischen Maßnahmen bedroht zu werden und dabei im vollen Umfang noch Kraft und Freude für die Arbeit empfinden zu können. Dieses Damoklesschwert, das nun schon so lange über Martin Michaelis und den anderen schwebt, kann nicht folgenlos sein und auch nicht folgenlos bleiben.
Das mit der Gesundheit von Menschen gespielt wird, ist ein Skandal.
Ich habe große Hochachtung vor der Arbeit der Pfarrvertretung, die trotz der aufgezwungenen Beschränkung im Rahmen des Möglichen weitergeht.
Von o.g. Artikel in der Volksstimme erhoffe ich mir, dass er ein Anlass ist für die Verantwortlichen, nun endlich Bewegung in die Sache zu bringen und der Konflikt gemeinsam mit den Vertretern des GAW Thüringen zu klären und eine gerechte und vernünftige Lösung zu finden. Um ein solches Gespräch auf Augenhöhe zu ermöglichen, sollten meines Erachtens die Disziplinarverfahren gegen die Beteiligten aufgehoben werden. Das wäre ein Zeichen, dass man von Seiten der Kirchenleitung die, wie er o.g. Artikel zitiert, „unerträgliche Eskalation“ hin zu einer normalen und sachlichen Arbeitsatmosphäre ändern wolle.
Ein erster Schritt auf dem Weg zu einer Lösung.
Dazu wünsche ich allen Beteiligten einen wachen Verstand und Gottes guten Geist.
Lutz Gitter, Pfarrer