02/2017, Udo Lehmann, Privatdozent für Christliche Sozialethik in Bochum
…Angesichts der öffentlichen Wahrnehmung von Religionen, wie sie durch die Berichterstattung verschiedener Medien eher kritisch vermittelt wird, erscheint die Frage nach der integrativen gesellschaftlichen Kraft von Religionen beinahe anachronistisch. Der internationale Terrorismus wird mit dem Islam in Verbindung gebracht. Der Nahostkonflikt als Territorialkonflikt ist auch eine Auseinandersetzung zwischen Anhängern des Judentums und des Islam (vgl. Senfft 2010). In Deutschland sehen sich angesichts tausender Flüchtlinge aus vorwiegend islamischen Ländern „besorgte Bürger“ in absurder Weise genötigt, das christliche Abendland verteidigen zu müssen, da sonst der Verlust nationaler Identität drohe (vgl. Schorlemmer 2016). Selbst in akademischen und etablierten politischen Kreisen wird die Frage diskutiert, ob der Islam nun zu Deutschland gehöre oder nicht (vgl. Volk 2015). Auf den ersten Blick scheinen Religionen eher zur Spaltung von Gesellschaften beizutragen statt bei einer Integration von Verschiedenheit und gerechten gesellschaftlichen Verhältnissen positive Kraft zu entfalten…