Schlagwort-Archive: Fifa

„Falsche Zeit und falsches Land“. EKD- Ratsvorsitzender Bedford-Strohm zur Winter-WM in Katar 2022. „Die Fifa ist einflussreicher als jede Religion“. Sepp Blatter.

18. März 2015, Von Matthias Drobinski, SZ

Die Winter-WM in Katar 2022 bringt die Kirchen in Deutschland in eine schwierige Lage: Sie wollen keine Spaßbremsen sein, aber einen Advent im Fußball-Vollrausch wollen sie noch weniger. Die Kritik wird lauter.


„Falsche Zeit und falsches Land“

So mehren sich vor der Abstimmung die kritischen Stimmen. Der bayerische Landesbischof und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, erklärt, als „einer der vielen christlichen Fußballfreunde“ wolle er sich „nicht zwischen Advent und WM entscheiden müssen“. Der angestrebte Wintertermin und die „Vielzahl kritischer Berichte zu Arbeitsbedingungen von Bauprojekten machen eine Umsteuerung notwendig, sonst stellt sich die WM ins Abseits“…. Zum Artikel in der SZ.

„Die Fifa ist einflussreicher als jede Religion“, so Sepp Blatter

22. März 2015, SZ

Fifa-Präsident Sepp Blatter provoziert in einem Interview mit einer nicht gerade bescheidenen Äußerung. Der Fußball-Weltverband habe mehr gesellschaftlichen Einfluss als jede Religion und jedes Land der Welt… Mehr dazu.

Papst verlegt Weihnachten 2022 in den Sommer, damit Adventszeit nicht mit WM kollidiert.

24. Februar 2015, Postillon

Rom (dpo) – Weihnachten 2022 wird bereits im Sommer stattfinden, genauer gesagt am 24. Juni. Mit dieser Entscheidung reagierte heute Papst Franziskus auf Pläne der FIFA, die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar in die Wintermonate zu verlegen. Durch die historische Verschiebung soll gewährleistet werden, dass die Adventszeit, die 2022 bereits am 29. Mai beginnt, besinnlich bleibt und nicht durch den WM-Rummel gestört wird… Mehr dazu.

Bayerisches Sonntagsblatt: Rettet den Fußball vor der Blatter-Fifa

Korruption und Gier sind mit der Fifa ebenso verbunden, wie Fußball und alte Herren Seilschaften. Da feiert sich der Verein selber als Völkerverständiger und Botschafter für Tolleranz und Demokratie und verschiebt gleichzeitig Milliardengewinne in die Schweiz.

Das Bayrische Sonntagsblatt fordert daher: Rettet den Fußball vor der Blatter-Fifa!

Doch wenn man die satirische Zusammenfassung aus der Anstalt sieht, beschleicht mich das Gefühl, dass nicht nur Blatter das Problem ist.

Wer soll die olympischen Spiele boykottieren?

Bundespräsident Gauck will nicht nach Sotschi zu den Olympischen Spielen reisen. Auch wenn er seine Abwesenheit nicht begründen will, ist es die richtige Reaktion.

Die Olympische Idee steht für Frieden, Menschenrechte und die Völkerverständigung. Mit ähnlich ambitionieten Zielen steht die Kirche in der Öffentlichkeit unter einer besonderen Beobachtung. Die Öffentlichkeit hat auch das Recht eine Organisation an den Maßstäben zu messen, die sie sich auf die Fahnen schreibt. Der Umgang der Medien mit Kirchen und Politik ist alles andere als zimperlich. Personen, die den strengen Kriterien nicht entsprechen können sich schnell als gejagte der Journalisten wieder finden. Immer schneller geht es dann darum noch ein neues Zeichen für einen Skandal zu finden und zu publizieren. Selbst wenn von dem Bündel der Gerüchte, Halbrecherchen und Anschuldigungen am Ende nur ein verwertbarer Prozess um 500€ heraus springt, muss ein Bundespräsident, gehen.

Da stellt sich die Frage woher das olympische Komitee und die Fifa eine solche Sonderrolle bekommen.

Die Abstimmung um eine Bewerbung Münchens für die olympischen Spiele hat es gezeigt: An keinem der vier Standorten konnte eine Mehrheit für dieses Megaprojekt gefunden werden. Kein Wunder bei den Bedingungen, die ausgehandelt werden. Die Ausrichter bauen neue Stadien, ein olympisches Dorf und die Infrastruktur. Dazu kommen noch tausende Polizisten, Beamte und Planer, die der Staat auch abstellen muss.

Den Gewinn streichen sich die Vereine mit Sitz in der Steueroase Schweiz ein. In Zeiten in denen Staaten vorgeben für Bildung Gesundheit und soziale Leistungen kein Geld zu haben, lässt sich diese Gewinnaufteilung keinem Bürger mehr verkaufen. Logische Konsequenz der Absatzprobleme dieser Sportgroßereignisse sind neue Kundengruppen für die Ausrichtung. Entweder man verkauft diese Ehre in postkolonialer Tradition an weniger Entwickelte Staaten oder man biedert sich an Autokraten an. Gleich und Gleich gesellt sich gern. Wohin die Spiele gehen ist in einer globalisierten Welt unerheblich. Das große Geld bringen die Sponsoren und die Fernsehrechte. Denen ist der Austragungsort egal so lange die Weltöffentlichkeit ihnen die Aufmerksamkeit widmet.

Das Fernbleiben einiger wichtiger Personen oder das Schicken von offenen schwulen oder lesbischen Gesandten wird den Ausrichtern wenig ausmachen. Wir haben schon in Deutschland während der Fußballweltmeisterschaft beobachten können, wie selbst eine freie Presse nicht zum Spielverderber im Hurrapatriotismus werden wollte. Niemand wollte die tolle Stimmung verderben und über die feinen Herren der Fifa berichten, wie sich Bordelle für das Großereignis rüsten oder welche Orte ausländische Gäste aus Angst vor Nazischlägern meiden sollten. Wie soll dann in einem autokratischem Land das Fernbleiben einiger Ehrengäste überhaupt wahrgenommen werden?

Ändern wird sich an dem ganzem Betrieb nur etwas, wenn es um das Geld geht. Der Boykott setzt also an der falschen Stelle an. Wenn die Fans ausbleiben und sich die Menschen von dieser Art der Großveranstaltung abwenden, dann werden es auch IOC und Fifa im Geldbeutel spüren.

Vielleicht setzt dann ein Umdenken ein. Ich werde während der olympischen Winterspiele den Sportteil aus der Zeitung ungelesen entfernen und die Nachrichten beim Sportbericht abschalten.

Vielleicht wenn die Spiele anders laufen und die Völkerverständigung wirklich ernst nehmen, werde ich wieder mit dabei sein. Bis dahin will ich nicht Teil des ganzen sein.

Fußballweltmeisterschaften nur noch in Staaten mit autoritären Regimen?

In Brasilien sind hundertausende Bürger auf die Straße gegangen. Lautstark protestieren sie gegen die Verschwendung und Milliarden für Sportgroßereignisse. Gleichzeitig will ihr Staat aber kein Geld für Bildung, Gesundheit und die Infrastruktur haben.

Für Andreas Rüttenauer in der TAZ sind die Proteste lange überfällig. „Es wurden Milliarden in irrwitzige Stadionprojekte gesteckt, es wurden Gesetzte verabschiedet, die der Fifa steuerfreie Gewinne zusichern, die den Sponsoren besonderen Schutz zuteil werden lassen, die jedes Risiko dem Staat zumuten.“

Lesen Sie in seinem Kommentar Die Fifa ist ein Drecksverein warum Brasilien hoffentlich das letzte demokratische Land ist, das eine Fußballweltmeisterschaft ausrichtet.