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EKBO: Zog die Synode die Notbremse? Konsistorialpräsident Seelmann von Synode nicht im Amt bestätigt

2. Ausgabe der „protestantischen“ Zeitung „Die Mündige Gemeinde“
an die Synodalen der EKBO während der Frühjahrssynode übergeben.

Am 4. und 5. April 2014 tagte die Frühjahrssynode der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, um den sogenannten Reformprozess weiter voranzutreiben. Dazu benötigt wird vor allem das Geld der Gemeinden, die die dann äußerst aufgeblähte Verwaltung finanzieren sollen. Nach dem Willen der Kirchenleitung sollen fortan Ein-Personen Vorstände diese Verwaltungsämter leiten, kontrolliert nur von zwei Personen aus jedem Kirchenkreis, darunter jeweils dem Superintendenten. Nachdem die Herbstsynode 2013, der das Gesetz in zwei Varianten vorgelegt worden war, keine der beiden beschloss, war die erneute Vorlage des Vorhabens an sich schon dreist, erst recht aber ihre Form. Ohne die ausführliche Begründung und Diskussionswiedergabe wie im Herbst, wurde es den Synodalen in Form von zwölf Seiten Änderungen des bisherigen VÄG-Gesetzes zugestellt. Nur für eingeweihte Fachleute waren die Änderungen zu überblicken. Selbst der sogar von der Projektgruppe, die dieses Gesetz ausarbeitete, abgelehnte „Rechtsträgersockelbetrag“, tauchte im Gesetzestext auf, wenn auch unscheinbar in Klammern. Kleine Gemeinden sollen durch diesen „Betrag“ gezwungen werden, ihre Selbständigkeit aufzugeben, mit dem sie für ihre bloße Existenz und dafür, dass sie damit der Verwaltung Arbeit machen, kräftig zur Kasse gebeten werden sollen. Durchgesetzt hatte die Herbstsynode nur, dass nun regionale Unterschiede möglich sein werden. Dafür aber würden die Gemeinden den Verwaltungsämtern finanziell vollständig ausgeliefert.
Die erste Berichterstattung über die Synode schweigt über den Beschluss der Synode. Doch zeigt die mit großer Mehrheit verweigerte Zustimmung  der Synodalen zu einer um drei Jahre verlängerte Amtszeit von Konsistorialpräsident U. Seelemann, dass es Probleme gibt.

In der Berichterstattung auf der Webseite der EKBO  werden neben ratlosen Stimmen aus der Kirchenleitung Synodale zitiert, die nicht namentlich genannt werden wollten:  Da heißt es u.a.: „Vielleicht sei der Präsident auch stellvertretend für die oft nicht besonders geliebte Kirchenleitung abgestraft worden, vermutet ein anderer.“ Er „ habe die Quittung für das ‚autoritäre Gehabe der letzten zehn Jahre‘ bekommen, sagt ein anderer Kirchenparlamentarier. Sie hätten den Eindruck, Seelemann nehme sie nicht ernst, sagen wieder andere.“ (http://www.ekbo.de/nachrichten/1091064/– Zugriff am 5.4.2014)

„Schafft es die EKBO-Synode, die Notbremse zu ziehen?“ hatten die Protestanten vom „Gemeindebund in der EKBO“, durch das Verteilen ihrer Zeitung mit dem Leitartikel von Rechtsanwalt Georg Hoffmann gefragt. Noch ist die Frage nur für Insider beantwortet. Doch die Erfüllung der acht Forderungen des Vorstands bedeutet eine Kehrtwendung um 180 Grad. Umkehr heißt aber immer auch Anerkennung von Schuld, Fehlentwicklungen, Fehlprognosen, Vertrauen in die falschen Ratgeber und vieles mehr. Viel Arbeit wartet auf die Synodalen.

Dr. Katharina Dang

 

Angedacht: Eine vorerst unregelmäßig erscheinende protestantische Wochenzeitung

Auf einem Treffen des 2007 gegründeten Gemeindebundes in Berlin-Marzahn/Nord am 23. März dieses Jahres wurde Enttäuschung geäußert über die kirchliche Berichterstattung im Blick auf die Situation im Modellkirchenkreis Wittstock-Ruppin. Stark manipulierend hatte die Öffentlichkeitsarbeit der EKBO im Vorfeld der Herbstsynode 2012 gewirkt. Die Synode beschloss dann auch mit nur ca. zehn Gegenstimmen die außerhalb der Synode umstrittene Änderung der Grundordnung der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO). Der Vorsitzende des Gemeindebundes Rechtsanwalt Georg Hoffmann hatte im Vorfeld alle Kirchengemeinden und alle Synodalen auf diese Änderungen und deren Folgen für die Gemeinden hingewiesen. Nur ca. ein Dutzend Gemeinden, wie die aus Marzahn/Nord waren durch seinen Brief auf den Gemeindebund und die kritischen Stimmen zum Modellkirchenkreis aufmerksam geworden und daraufhin teilweise dem Gemeindebund beigetreten. Der Austausch mit ähnlich kritisch Denkenden in anderen Landeskirchen zeigte, dass Fehlentwicklungen nicht nur die EKBO betreffen, sondern auch die anderen Landeskirchen. Ebenso wurde die Abhängigkeit der dem kirchenleitendem Handeln verpflichteten Presse beklagt.
So entstand die Idee einer unabhängigen Zeitung, die die Mündigkeit der Gemeinde und ihrer Glieder fördert, auch abweichenden Meinungen Raum gibt und insbesondere Gemeindeglieder ohne Zugang zum Internet erreicht. Die Zeitung soll die Kirchengemeinden auch bei der Entscheidung unterstützen, ob sie selbständig bleiben oder dem Fusionsdruck nachgeben wollen.
Nicht nur, dass durch Fusion die Gemeinden immer größer, unüberschaubarer und anonymer werden, in den Zentren konzentrieren sich in bedenklicher Weise Macht über Mitarbeiter und Finanzmittel der Ortsgemeinden.
Jesus hat gesagt, wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. Zwölf Apostel hat er zu Anfang ausgewählt, nicht mehr. Um heute einen Verein zu gründen, benötigt man sieben Mitglieder, für sein Bestehen maximal drei. Viel können diese wenigen Menschen erreichen, wenn sie sich einig sind und ihre Träume gemeinsam verfolgen. Haben wir nicht den Auftrag, etwas zu bewirken und Salz der Erde zu sein?
2017 soll das fünfhundertjährige Bestehen der evangelischen Kirchen in Deutschland gefeiert werden, 500 Jahre Reformation, Thesenanschlag Luthers am 31. Oktober 1517 an der Tür der Schlosskirche zu Wittenberg. Ob es wirklich etwas zu feiern geben wird?
Ich habe arge Zweifel. Darum griff ich den Gedanken einer unabhängigen Zeitung gerne auf, um zu zeigen:
Es gilt, lebendige Gemeinden bei uns, sie dürfen nicht durch die weitere Zentralisierung kaputt gemacht und entmutigt werden. Die Lebendigkeit einer Gemeinde hängt nicht von der Zahl ihrer Mitglieder ab.

Katharina Dang
Pastorin der Evangelischen Kirchengemeinde Berlin-Marzahn/Nord

Die erste Nummer ist zum 31. Oktober 2013 erschienen, wurde den Synodalen der EKBO am 23.10.2013 überreicht. Inzwischen sind die 10.000 Exemplare „Die Mündige Gemeinde. Eine protestantische Zeitung“  bis auf einen kleinen Rest verteilt. Auf der Webseite des Gemeindebundes ist sie einsehbar und herunterzuladen.