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Studie: „Pastorin und Pastor im Norden. Antworten – Fragen – Perspektiven“, Hrsg. Gothart Magaard & Wolfgang Nethöfel

Der Pfarrverein der EKHN hatte die erste Pfarrerzufriedenheitsstudie (Gesamtübersicht hier) einer Landeskirche in der EKHN 2001 selbständig in Angriff genommen und beauftragt. Danach folgte eine landeskirchlich beauftragte Befragung der Pfarrer der EKKW unter dem Titel “Professionsbrüche im Pfarrberuf“ (zur Zusammenfassung). Und schließlich 2010 die hier im Folgenden vollständig in Ergebnissen und Auswertungen zugängliche Studie der dritten Befragung der Schlüsselposition PfarrerIn einer Landeskirche in der (damals frisch fusionierten) Nordkirche:

Ein Arbeitsbuch zur Befragung der Pastorinnen und Pastoren der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs, der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche und der Pommerschen Evangelischen Kirche herausgegeben von Gothart Magaard & Wolfgang Nethöfel aus dem Jahr 2011.

„Einführung der Herausgeber

80 Fragen auf 22 Seiten unterteilt in 10 Bereiche: Die Befragung „Pastor/in im Norden“, von Februar bis April 2010 in drei Landeskirchen gleichzeitig durchgeführt, war ein mutiges Projekt! Umso mehr freut es uns, dass die Befragung erfolgreich abgeschlossen wurde: Von 1839 Pastorinnen und Pastoren der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs (ELLM), der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche (NEK) und der Pommerschen Evangelischen Kirche (PEK) haben 1213 den Fragebogen ausgefüllt und zurückgeschickt – eine Quote von über 65%. Bis Juli 2010 wurden die Daten digitalisiert, anschließend am Institut für Wirtschafts- und Sozialethik an der Philipps-Universität Marburg (IWS) gesichtet und für weiter gehende Auswertungen aufbereitet. Das IWS war auch verantwortlich für die Konzeption und Durchführung der Befragung. Von Beginn an wurden Vertreterinnen und Vertreter aus allen Bereichen des kirchlichen Lebens in die Erarbeitung einbezogen. So konnte sichergestellt werden, dass durch die Befragung ein nachhaltiger Diskussionsprozess in den Landeskirchen angestoßen wird. Das vorliegende Arbeitsbuch führt diesen Diskussions- und Beratungsprozess nun weiter: Autorinnen und Autoren aus verschiedenen Bereichen aller drei Landeskirchen stellen wichtige Ergebnisse der Befragung vor und bringen ihre Einschätzungen und Schlussfolgerungen in die aktuelle Diskussion… „

Der vollständige Text der Befragung und Auswertung der Nordkirche.

Revisted: Gothart Magaard, frischer Bischof in der Nordkirche, zur Bedeutung von Pastoren für den kirchlichen Dienst

Ein ausgezeichneter zeitgeschichtlicher Beitrag über die Geschichte der Strategie der Personalentwicklung, Pfarrstellenplanung und -besetzung in Nordelbien von den 70iger Jahren bis ins erste Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts. Entsprechend der hier dargestellten Strategie wurde – modifiziert – in vielen Landeskirchen verfahren.

Gothart Magaard, am 01.05. installierter Bischof der Nordkirche, damals Direktor des Prediger- und Studienseminars sowie Mitglied im PEP – Ausschuss, schreibt in einem Artikel in den Nordelbischen Stimmen am 19.11.2003

„Was wir diskutieren müssen:

Wir müssen bewerten, wie wir uns zum Ergebnis aller Mitgliedschaftsstudien der EKD verhalten, die unermüdlich die überragende Bedeutung der Pastorin bzw. des Pastors für die Identifikation der Kirchenmitglieder herausstellen. Wie verhält sich dieser Befund zur fortlaufenden Verdichtung der Arbeit der Pastorinnen und Pastoren? Welche Gesamtzahl der Pfarrstellen darf unter keinen Umständen unterschritten werden? Dazu gehört auch eine gründliche Auswertung und Dokumentation der Folgen von Stellenstreichungen bzw. kontinuierlicher Anhebung der Gemeindegliederzahlen pro Pfarrstelle im Blick auf den Berufsalltag der Pastorinnen und Pastoren….“. Zum vollständigen Artikel Beitrag NEST 1203.4.2

Man vergleiche dazu die Ergebnisse der aktuellen, 5. Kirchenmitgliedschaftsstudie, – und man reflektiere, welchen Einfluss die Erkenntnisse der Studien bisher auf den Kurs der Kirchen hatten…

Nordkirche: „beträchtlicher Pastorenmangel, der ab 2018 deutlich spürbar wird“

1. „Es zeichnet sich in der evangelischen Nordkirche ein beträchtlicher Pastorenmangel ab, der ab 2018 deutlich spürbar wird“, sagt Pastorin Dr. Christiane de Vos. Sie kümmert sich von Hamburg aus in der Nordkirche um die „Gewinnung pastoralen Nachwuchses“. Der Grund: Auf die Kirche im Norden rollt eine große Pensionierungswelle in der Pastorenschaft zu. Allein in diesem Jahr gehen 37 Pastoren in den Ruhestand, im Jahr 2018 sind es 53 und 2023 sogar 109. „Die neue Nordkirche braucht jährlich etwa 35 neue Pastoren“, sagt Christiane de Vos. Sie hat seit November 2011 die eigens eingerichtete Projektpfarrstelle inne mit dem Auftrag, pastoralen Nachwuchs zu gewinnen. Gemeinsam mit der Theologischen Fakultät der Universität Rostock will sie auf Möglichkeiten hinweisen, die das Studium der Theologie und der Pastorenberuf bieten. Die Internetseite www.die-nachfolger.de und der Facebookauftritt www.facebook.com/nachfolger informieren über vielfältige Arbeitsmöglichkeiten. Obwohl es Nachwuchssorgen in der gesamten evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) gibt, ist die Nordkirche die erste Landeskirche, die solch eine Stelle für die Nachwuchsgewinnung errichtet hat. Zum Beitrag.

2. Mittel- und langfristig sind die Anstellungsperspektiven für den Pfarrberuf in der Nordkirche sehr gut. In einigen Jahren wird die Pensionierungswelle der geburtenstarken Jahrgänge einsetzen. Für die hohe Zahl der dann nach und nach frei werdenden Stellen reicht die gegenwärtige Zahl der Nordkirchen-Studierenden nicht annähernd aus, so dass mittelfristig bereits mit Engpässen bei der Besetzung der Pfarrstellen gerechnet wird. Zum Beitrag.

3. Der Rostocker Studiendekan Professor Thomas Klie weiß, dass viele Studenten leider nicht unbedingt eine Pfarrstelle möchten. Beispielsweise müssen Pastoren sonntags in einem großen Gebiet drei Gottesdienste oder mehr halten. Die sehr gut ausgebildeten Theologen in Rostock, von denen etwa die Hälfte auf das Lehramt (Religionsunterricht) studiert, sind auch in der Diakonie, der Wissenschaft, Öffentlichkeitsarbeit, im Personalmanagement, als Seelsorger oder als Sprachmittler gefragt. Mehr dazu.

4.  03.09.2013  Die 13 Vikarinnen und 7 Vikare erhielten in einem Gottesdienst im Ratzeburger Dom am Montag (2. September) ihre Berufungsurkunden und dürfen damit im Zuge ihrer Ausbildung von der Kanzel predigen und das Sakrament der Taufe und des Abendmahls verwalten.  Mehr dazu.

5. Der folgende, aktuelle (03.05.14), die oben dargestellte Situation beschönigende Artikel vermittelt den Eindruck, dass in Punkto Pfarrernachwuchs die Sache nicht gar so schlimm wäre:  Nordkirche wirbt in Schulen für das Theologiestudium

„Fachkräftemangel in der Kirche: Angesichts bevorstehender Pensionierungen kündigen sich Personalprobleme an. Die Nordkirche betreibt ein Projekt zur Nachwuchsförderung. Und so wie sich Dörfer für Ärzte attraktiv machen – machen es auch Gemeinden für Pastoren…

Derzeit arbeiten 1652 Männer und Frauen als Pastoren bei der Nordkirche, der evangelischen Kirche in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Im Jahr 2024 seien noch 1340 nötig. Dies liege nicht an Kirchenaustritten, sondern am demografischen Wandel, sagte Pastorin Christiane de Vos, Leiterin des Projekts zur Förderung von pastoralem Nachwuchs. Eine schrumpfende Gesellschaft bedeute auch eine schrumpfende Kirche…

Um den Bedarf zu decken, müssten jährlich 30 neue Pastoren beginnen – oder entsprechend mehr, wenn nicht jeder Geistliche Vollzeit arbeiten möchte. „Tatsächlich wurden in den letzten beiden Jahren (2012 und 2013) nur 21 beziehungsweise 23 Pastoren und Pastorinnen ordiniert“, sagte de Vos. Daher sei ihre Stelle geschaffen worden. „Wir wollen das Interesse an der Theologie wecken und auch für den Pastorenberuf.“ Viele Jugendliche könnten sich nicht vorstellen, von der Kanzel herab zu predigen. Solche Zweifel seien wichtig und nachvollziehbar, aber man wachse auch mit den Aufgaben. Zum Artikel.

Kommentar: Dass die Evangelische Kirche sich nun schon mit der traurigen Lage des fehlenden Priesternachwuchses in der kathol. Kirche vergleichen muss, zeigt den Ernst, vielleicht auch die Verzweiflung auf ev. Seite. Dabei sind viele aktuellen – und mehr noch zukünftigen (!) – Probleme hausgemacht. Die richtigen Erkenntnisse waren frühzeitig vorhanden, wie der Beitrag von Bischof Magaard aus dem Jahr 2003 (s.o.) belegt.