„Warum hat niemand die Krise kommen sehen?“, fragte die Queen im November 2008 bei einem Treffen prominenter Wirtschaftswissenschaftler an der London School of Economics. Zu diesem Zeitpunkt waren die Finanzmärkte bereits zusammengebrochen und weltweit begannen sich die Auswirkungen auf die Realwirtschaft auszubreiten. Insbesondere die Banken entwickelten ein tiefes Misstrauen gegenüber anderen Banken und weigerten sich, diesen Geld zu leihen oder taten dies nur zu sehr hohen Zinsen. Folglich kam der gesamte Kreditprozess und vor allem die Finanzierung von Investitionen und Handel zum Erliegen, wodurch sich die Weltwirtschaft auf die schwerste Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg zu bewegte (IMK 2013).
Warum sah keiner der Mainstream-Ökonomen dies kommen? Die einfache Antwort findet sich in der Annahme der Mainstream-Ökonomie, dass freie Märkte grundsätzlich stabil sind und folglich ökonomische Krisen nicht Bestandteil der Standardtheorien und der entsprechenden empirischen Forschung sind. Mainstream-Ökonomen fehlte somit das intellektuelle Handwerkszeug, um zu verstehen, was 2007 und 2008 und in der darauf folgenden Krise der Eurozone passierte.
David Collander (Collander et al. 2009) bezeichnete das als ein vollständiges moralisches Versagen der Wirtschaftswissenschaften. Die Ökonomen wussten mit kleineren wirtschaftlichen Schwankungen umzugehen, waren aber nicht in der Lage, der Situation gerecht zu werden, als die Ereignisse wirklich besorgniserregend wurden. Dies ist der Hauptgrund, warum sich die Wirtschaftswissenschaft verändern muss. Zukünftige Ökonomen sollten wissen, dass Krisen möglich sind; sie sollten wissen, wenn Gefahr droht; und sie sollten wissen, wie man damit umgehen kann. Dieses Essay beschreibt ein paar Elemente einer solchen zukünftigen Wirtschaftswissenschaft… Zum Artikel.
Die englische Version des Artikels ist Teil dieses jüngst erschienen Buches, zu bestellen unter: ISBN 9781 4937 49423