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„Welches Land wollen wir sein?“ Harald Welzer und Alexander Carius initiierten Gesprächsreihe „Die offene Gesellschaft“.

03/2016, – Interview mit Harald Welzer zu der von ihm und Alexander Carius initiierten Gesprächsreihe „Die offene Gesellschaft“
„Zum Glück muss ich keine Wahlen gewinnen“
26. Februar 2016. „Welches Land wollen wir sein?“ Unter diesem Motto steht die Gesprächsreihe, die der Politologe Alexander Carius und der Sozialpsychologe Harald Welzer initiiert haben. Die Veranstaltungs-Orte sind vor allem Theater. Mit der Debattenoffensive wollen Carius und Welzer die Deutschen wieder miteinander ins Gespräch bringen, wollen mit ihnen zusammen die Fragen nach den Geflüchteten, der offenen Gesellschaft, der derzeitigen politischen Situation verhandeln.
Seit November haben zwanzig Veranstaltungen stattgefunden, zwanzig weitere sind geplant. Viele Gespräche also in einer Zeit, in der die medialen Kanälen sowieso überlaufen. Doch für Harald Welzer versagen die Medien und die Politik angesichts dessen, was die breite Öffentlichkeit jenseits von AfD und Pegida denkt, meint und umtreibt. Zum Halbzeitstand der Debattenreihe sprachen mit ihm die nachtkritik-Redakteurinnen Sophie Diesselhorst und Simone Kaempf….  Mehr dazu.

Zusammen weniger allein contra: unter sich, geistig arm

Harald Welzers aktuelle Flaschenpost berichtet darüber, welche Rückschlüsse man aus aktuellem Baugeschehen auf den Menschen unserer Zeit  ziehen kann:

Ganz neu antwortet auf den Betonwahnsinn der Berliner Open-Source-Architekt Le Van Bo. Sein Unreal Estate House sind sechs Quadratmeter, die von eigenen vier Wänden umhüllt sind und dem Bewohner nicht gehören. [4] Genauso wenig wie der Boden, auf dem die Hütte steht. Die Miete wird gezahlt an die Nachbarschaft, von der Architektur – die offeriert Ofenwärme und Tauschregale, eine Theaterbühne und Filmprojektionsfläche für alle: Zusammen ist man weniger allein.

Für die kleinen Leute mag die Versiegelung von schnödem Boden Thema genug sein, die wirklich Großen sind schon wieder einen Schritt weiter: Die Imperialisten aus der Informationsindustrie zieht es aufs Meer, wo sie für so etwa 200 Leutchen gleicher Gesinnung künstliche Inseln und eigene Gesellschaftsformen aufschütten. Demokratie mit ihren hinderlichen Mehrheiten und antiquierten Freiheitsidealen kann ja auf dem Festland weiter simuliert werden. [5] Die Silicon-Valley-Weltelite betrachtet die Welt, von der sie glaubt, sie gehöre ihnen eh schon, aus der Ferne, wie dereinst Kapitän Nemo. Ist übrigens bei Jules Verne nicht optimal ausgegangen; was wir diesen Riesenkraken neuen Typs nun auch von Herzen wünschen. Dazu der Bericht aus der SZ.

‚Selbst denken‘ – ein Buchhinweis

Wir leben in einer Krisenzeit – was aber sind die tatsächlichen und was nur vermeintliche Krisen?  Was sind die Ursachen? Was sind die Wirkungen? In verwirrenden Analysen wird beides nicht selten vermischt – bisweilen wie die unflätige Sau, wie Martin Luther sagen würde. Und alle sind verwirrt.

Obwohl Ursachen also im Dunkel bleiben, werden aber scheinbar zwingende ‚Lösungen‘ von Führungsspitzen „alternativlos“ aus dem Hut gezaubert. Protestanten aber wissen: auch Päpste und Kaiser können irren. Und nicht allein sie. Luthers Erkenntnisprozess muss wohl in allen Generationen neu für die jeweilige Zeit gewonnen werden.

Dann kann vieles anders werden, meint Harald Welzer. Sein Rezept ist also nicht ganz neu, aber doch neu überzeugend: „Denken muss er, der Mensch, selbst denken.“

Und:  „In einer Zeit, in der die gesellschaftliche Entwicklungsrichtung dem zuwiderläuft, was zukunftsfähig wäre, reicht Denken allein aber nicht aus: Es muss auch etwas getan werden, um die Richtung zu ändern.“

Ergo: lesen Sie mehr – um selbst zu denken