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Das Evangelium verstehend vergegenwärtigen. Hermeneutische Erwägungen. V o n F r i e d r ic h H a u sc h i l d t

08/2017, Konfessionskundliches Institut

Materialdienst 02/2017 erschienen

…Zusammenfassung
Abschließend sollen noch einmal zusammenfassend wichtige hermeneutische
Eckpunkte für die Verkündigung des Evangeliums in der
Gegenwart formuliert werden:
1. Vielen Zeitgenossen erscheinen biblische Aussagen als überholt,
irrelevant und gelegentlich sogar abstrus, weil sie diese aus der
Perspektive eines Wirklichkeitsverständnisses beurteilen, für das das
empirisch Wahrnehmbare, das Gegenständliche, Herstellbare und
Nützliche im Vordergrund stehen.
2. Gegenwärtige Verkündigung muss sich des „ideologischen“
Charakters dieses Wirklichkeitsverständnisses bewusst sein und erkennen,
dass dieses Wirklichkeitsverständnis (Glaubens-)Voraussetzungen
in sich enthält, dessen es sich selbst nicht bewusst ist.
3. Gegenüber einem eingeschränkten Wirklichkeitsverständnis
ist zu betonen: …

Mehr dazu.

Forschung: «Die koloniale Demütigung sitzt sehr tief». Interview mit der Religionspsycholgin Prof. Susanne Heine, Wien, über psychologische Aspekte der Phänomene Fundamentalismus, Religion, Islam, Pegida…

28.01.2015,

?…Fundamentalismus setzt also das Gefühl von Bedrohung voraus?
S.H.: Ja, eine Bedrohung der Identität. Der Begriff entstand Anfang des 20. Jahrhunderts, als sich in den USA protestantische Siedler gegen moderne und liberale Tendenzen in der Theologie wehrten. Sie sahen sich auch von der grossen Zahl der Einwanderer bedroht, darunter Juden und Katholiken.

? Aber heute bedrohen doch die Fundamenta­listen die Gesellschaft, nicht umgekehrt.
S.H.: Fundamentalisten legen den Finger auf Wunden, darum wäre es wichtig, genau hinzuschauen. Damals wie heute geht es um die Frage, wie wir in einer Gesellschaft miteinander umgehen, in der verschiedene Weltanschauungen zusam­mentreffen, auch durch Immigration. Wir dürfen nicht ausser Acht lassen, dass die Kirchen jahrhundertelang verordneten, was zu glauben und zu tun ist. Die Reaktion darauf war die Aufklärung, die in ihrer radikalen religionskritischen Variante Religion überhaupt abschaffen wollte, weil der Glaube wider die Vernunft sei. Dabei wurde auf beiden Seiten vergessen, dass religiöse Texte immer im zeitlichen Kontext gesehen und hermeneutisch erschlossen werden müssen, damit sie verstanden werden können…
? Sind alle Religionen gleich anfällig für fundamentalistische Tendenzen?
S.H.: Ja, und nicht nur die monotheistischen Religionen…
? Wenn man von all den Terrorzellen liest, bekommt man den Eindruck, der Islam sei ein besonders guter Nährboden für gewalttätigen Fundamentalismus.
S.H.: Nein…  Zum Interview von „Reformiert“.

Luise Schottroff im Gespräch mit Claudia Janssen: „Meine inneren Adressat/innen sitzen nicht auf Lehrstühlen“

Claudia Janssen :
Luise, mit Deinem aktuellen Buch hast Du eine neue Gattung, wenn nicht erfunden – so doch auf ganz neue Weise profiliert: einen sozialgeschichtlichen Kommentar. Du erarbeitest die
alltäglichen, sozialen und politischen Hintergründe eines Textes und deutest sie dann theologisch aus. Ich wäre bei dieser Art exegetischer Literatur nie auf den Gedanken gekommen, sie von Anfang bis Ende zu lesen. Aber diese Auslegung zum ersten Brief an die Gemeinde in Korinth liest sich so spannend, dass ich es allen an paulinischer Theologie Interessierten nur empfehlen kann. Ich hätte nicht gedacht, dass sich so viel Neues entdecken lässt. Herzlichen Glückwunsch dazu!  Wie bist Du eigentlich zur Sozialgeschichte gekommen?

Luise Schottroff:
In meinem Studium habe ich das nicht gelernt. Die Professoren in den Bibelwissenschaften redeten spöttisch über Archäologie und „Realitätenhuberei“. Sie waren fest der Überzeugung, dass so etwas mit ernsthafter Exegese nichts zu tun habe. Bei mir kam Verschiedenes zusammen: der befreiungstheologische Aufbruch in der Kirche – nicht in der wissenschaftlichen Theologie, der christlich-jüdische Dialog und die feministische Theologie.
In meiner Anfangszeit als Assistentin in Mainz habe ich die politisch engagierten Studierenden erlebt, die mich mit ihrer Begeisterung angesteckt haben. Doch in diesen Gruppen war es verpönt, die Bibel ernst zu nehmen. Sie galt als konservativ und überflüssig, allenfalls dafür geeignet sich gegen über Oberkirchenräten zu rechtfertigen, wenn man für politische Anliegen eintrat. Ich wollte meine Freude an der biblischen Tradition mit diesen politischen Aufbrüchen verbinden. Und so war es der erste konsequente Schritt, die Bibel sozialgeschichtlich auszulegen. Wann war das? Eine meiner ersten
wichtigsten sozialgeschichtlichen Arbeiten war ein wissenschaftlicher Artikel zur Feindesliebe, der 1975 veröffentlicht wurde. Zum Interview.