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Moderne Sklavenarbeit – Verschiedene Formen der Rechtlosigkeit. Von Marcelo Henriquez.

05/2015, aus: presente 1/2015

Zwangsarbeit nimmt in der ganzen Welt zu. Auch in Lateinamerika, wo 2014
laut der Arbeitsorganisation ILO etwa 5,5 Millionen Menschen dieser Form der
Ausbeutung ausgesetzt waren. Dabei ist Zwangsarbeit nur eine der diversen
Formen der modernen Sklaverei und sklavenähnlicher Praktiken. Das Netzwerk
der NutznießerInnen dieser Praktiken reicht oftmals gar bis in die lokale
Gemeinschaften der Opfer. Zum Artikel. 

„Kinderarbeit nicht pauschal verdammen“. Peter Barrenstein warnt vor pauschalem Verdammen von Kinderarbeit. Dazu: Bericht über Kinderzwangsarbeit von terrre des hommes.

16.06.14

Der christliche Unternehmer Peter Barrenstein fordert ein Ende evangelischer Umverteilungsideologie. Protestanten bräuchten mehr Freiheitsbewusstsein – und eine differenzierte Sicht auf Kinderarbeit.

„Was aber nicht hilft“ – und damit rührt Barrenstein an ein kirchliches Tabuthema –, sei „ein pauschales Verdammen jeder Form der Arbeit von Kindern. Wenn ältere Kinder in sehr armen Ländern Arbeit finden und zugleich eine Ausbildung machen können, ist das immer noch besser, als wenn sie in die Kriminalität oder die Prostitution getrieben werden.“

Zum Artikel der Welt.

Dr. Barrenstein ist Mitglied der Synode der EKD und der Generalsynode der VELKD, Mitglied der EKD-Steuerungsgruppe zum Reformprozeß, Beauftragter des Rates der EKD für das Thema Führen und Leiten in der EKD sowie Aufsichtsrat der Führungsakademie für Kirche und Diakonie.

Klarstellung der Fakten zu Kinderarbeit und Kinderzwangsarbeit:

Kinder- Sklaverei – immer noch in Mode. Von Iris Stolz, Referentin Kinderrechte, terre des hommes

veröffentlicht in: terre des hommes-Zeitung 4/2014
mit freundlicher Genehmigung übernommen.
Die Internationale Arbeitsorganisation ILO schätzt, dass weltweit 5,5 Millionen Kinder als Arbeitssklaven, Zwangsprostituierte oder in privaten Haushalten missbraucht und ausgebeutet werden. Hinter diesen dürren Zahlen verbirgt sich unvorstellbares Leid, Tag für Tag.
terre des hommes-Partner berichten von Mädchen, die in indischen Spinnereien vor Erschöpfung zusammengebrochen sind oder die als Hausmädchen von ihren Arbeitgebern missbraucht, geschwängert und buchstäblich auf die Straße geworfen wurden. So verschieden ihre Geschichten sind, kommen doch fast alle Kinder in Zwangsarbeit und Sklaverei aus extrem armen Familien. Sie sind nur kurz oder gar nicht in die Schule gegangen, und ihren Familien fehlen Wissen und Kenntnisse, um staatliche Hilfs- und Sozialprogramme in Anspruch zu nehmen, soweit es diese denn gibt. Hinzu kommen soziale Ausgrenzungen wie beispielsweise durch das indische Kastensystem sowie die geschlechtsspezifische Diskriminierung von Frauen und Mädchen.

Wenn Kinder durch Menschen, die nicht ihre Eltern sind, zur Arbeit gezwungen werden, dann definiert dies die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) als Zwangsarbeit. Dabei kann Zwang auf verschiedenen Ebenen ausgeübt werden: Zum Beispiel, um Kinder zu rekrutieren oder um Eltern und Kinder zu bewegen, eine bestimmte Form von Arbeit zu übernehmen. In vielen Ländern der Welt werden Kinder dazu gezwungen, Dinge zu tun, die bei ihrer Einstellung als Beschäftigte nicht Teil der Abmachung waren. Ein Beispiel dafür ist die Versklavung haitianischer Kinder als Hausdiener. Die sogenannte »Restavec«-Praxis beschreibt ursprünglich die Tradition, dass arme Familien aus ländlichen Gebieten ihre Kinder an wohlhabendere Verwandte in die Städte schicken. Die Kinder sollen dort Haushalt unentgeltlich arbeiten, dafür Essen, eine Schulbildung und bessere Lebensperspektiven erhalten. Doch der solidarische Gedanke dieses Systems wird heute für kommerzielle Zwecke und Dienstleistungen missbraucht. Die Restavecs müssen Kinder und Senioren pflegen, schwere Einkäufe schleppen, kochen putzen und waschen, Botengänge erledigen und vieles mehr, was die Gesundheit von Kindern beeinträchtigt.

Laut ILO wirft die Versklavung von Kindern und Erwachsenen jährlich rund 150 Milliarden US-Dollar Extraprofite ab – am lukrativsten ist Zwangsprostitution in Industrieländern, wo Gewinne bis zu 80.000 US-Dollar pro Opfer und Jahr möglich sind. Dies sind Profite, die bei regulären Beschäftigungsbedingungen unvorstellbar waren.

Die australische Walk Free Foundation, die den Global Slavery Index 2013 herausgegeben hat, schätzt die Zahl der Opfer von Zwangsarbeit in Indien auf fast 14 Millionen. Viele sind bei Kreditwucherern verschuldet und mitsamt der ganzen Familie deren Zahlungs-, Arbeits- und Entlohnungsbedingungen ausgeliefert.

Ein besonders perfides Beispiel für Zwangsarbeit in Indien ist das sogenannte Sumangali-Schema. Die im Akkord und unter haarsträubenden Bedingungen hergestellten Textilien werden in alle Welt exportiert und vor allem in Discountern billig angeboten. Doch es gibt auch Erfolge im Kampf gegen diese Zwangsarbeit – zum Beispiel dank konkreter juristischer Unterstützung für die indischen Arbeiterinnen, die ihnen endlich zu ihrem Recht verhilft, und indem der internationale Handel in die Verantwortung für faire Produktionsbedingungen in der gesamten textilen Lieferkette genommen wird. Lesen Sie auf den folgenden Seiten, wie sich terre des hommes zusammen mit indischen Partnerorganisationen für Sumangali-Opfer engagiert.

 

Der große Bluff – was der Krieg der USA gegen den Terror gebracht hat. Von Jürgen Todenhöfer

Es ist Zeit, den großen Bluff eines bevorstehenden terroristischen Weltuntergangs zu beenden. Bushs „Antiterrorkrieg“ war ein alles in den Schatten stellender Terroranschlag auf die muslimische Welt.

Terrorismus, die gewaltsame Verbreitung von Furcht und Schrecken zur Durchsetzung politischer Ziele, ist ein hinterhältiges, bösartiges Verbrechen. Die Welt hat die Anschläge vom 11. September 2001 in den USA zu Recht uneingeschränkt verurteilt. Terroristen sind Mörder. Leider verstärkt sich der Eindruck, dass vor allem die US-Regierung die Katastrophe als Vorwand für ganz andere Dinge als Terrorismusbekämpfung missbraucht: für eine kafkaeske Ausspähung der Welt, für die Einschränkung lästiger Bürgerrechte und für militärische Interventionen in rohstoff- und geopolitisch wichtigen Ländern des Mittleren Ostens…

Ex-US-Sicherheitsberater Zbigniew Brzezinski sprach 2007 von einer systematisch erzeugten „Kultur der Angst“, von „einer nationalen Gehirnwäsche“. Es sei Zeit, diese Terror-Hysterie zu beenden. Amerika werde sich eines Tages dafür schämen. Wir werden darauf noch eine Weile warten müssen. Das Kultivieren von Angst vor muslimischen Terroranschlägen liefert nicht nur die gewünschten Feindbilder, sondern sichert auch gigantische Aufträge. Antiterrorismus ist für einige US-Firmen ein großes Geschäft.
Die Aufmerksamkeit, die man der Bekämpfung des muslimischen Terrorismus widmete, gönnte man anderen Bereichen des internationalen Verbrechens nicht. In den westlichen Industrieländern einschließlich der EU befinden sich nach Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) 1,5 Millionen Menschen in Zwangsarbeit und Sklaverei. Viele als Sexsklaven. Auch Kinderhandel, Drogenkriminalität, illegaler Waffenhandel, Umweltkriminalität und Geldwäsche nehmen zu. Die mafiaartig organisierte Kriminalität wächst und wächst… Zum Gastbeitrag des ehemaligen Entwicklungshilfeministers in der BZ.