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Warum willst Du Dir das antun? Zum Scheitern des Kandidaten Ingo Dachwitz bei der Wahl zum Rat der EKD. Von Maximilian Hesslein

12/2015

Das ist wohl die einschneidendste Frage, die kirchlich engagierten Menschen in den letzten Jahren immer wieder gestellt wird. Warum willst Du Dir das antun in einer Organisation zu arbeiten, die sich immer nur um sich selbst dreht, die keinen Blick nach vorne hat, sondern immer nur den Mangel verwaltet? Eine Organisation, die vor allem die modernen und damit digitalen Entwicklungen verschläft. Letztlich eine Organisation, die seit mindestens zehn Jahren mehr ihre eigene Umstrukturierung bearbeitet, statt mit Gott, für die Menschen und mit ihnen und letztlich im Vertrauen auf Jesus Christus die Zukunft zu gestalten. Warum willst Du Dir das antun?
Der EKD-Synodale Ingo Dachwitz hat in seiner Bewerbungsrede für die Wahl zum Rat der EKD auf der vergangenen EKD-Synode gar von einer sterbenden Organisation gesprochen, als er diese Frage stellte.
Er macht das an seinem ganz eigenen Umfeld und eigener Erfahrung fest: Es gibt immer weniger junge Menschen, die etwas mit der Kirche in ihrer bisherigen Form zu tun haben wollen. Wenn ein Umzug zur Lösung der alten Verbindungen führt, werden keine neuen aufgebaut. Es stellt sich tatsächlich die Frage, ob die Kirche an den jungen Menschen überhaupt interessiert ist.
Das Urteil des Synodalen ist bei Lichte besehen vernichtend. Und in weiten Teilen hat er recht.
Die evangelische Kirche ist in den letzten Jahren eine getriebene des Geistes von Kirche der Freiheit. Immer noch. Man fragt sich nur, wie lange soll das gehen.
Denn der Anspruch, der in dem Papier formuliert war, eine zukunftsfähige Kirche zu gestalten, wird ja offensichtlich weit verfehlt. Der Mitgliederschwund um fast eine halbe Million Menschen im vergangenen Jahr spricht Bände. Und es ist falsch, sich da irgendwie herauszureden. Die bisher getroffenen Maßnahmen greifen nicht. Es steht zu vermuten, dass sie den Rückgang eher noch beschleunigt haben, weil durch Zusammenlegungen und Fusionen von Gemeinden, durch das ständige Drehen um Zahlen statt um Gott und die Menschen und letztlich durch die Überlastung vieler ehrenamtlicher und beruflicher Mitarbeiter in der Kirche die Relevanz der Kirche für das Leben der Menschen stetig abgenommen hat.
Ingo Dachwitz schlägt nun vor, sich der digitalen Medien zu bedienen, um wenigstens die jungen Leute nicht komplett zu verlieren. Es ist praktisch ein Gang in deren Lebenswelt. Nicht mehr warten, bis sie zu uns kommen, sondern auf sie zugehen.
Ja, das muss sein. Es braucht den kreativen Umgang mit Facebook, Twitter und Konsorten. Es braucht die Weitergabe des Evangeliums in Bildern und Videos allein deswegen, weil diese Welt durch Bilder und Videos geprägt und auf diese fixiert ist. Das ist sicher gerade für die Kirche des Wortes, wie es die evangelische Kirche nun einmal ist, eine große Herausforderung. Aber das funktioniert. Die Kirche wird sichtbarer, interessanter, präsenter und moderner.
Deswegen muss sie ihre Inhalte nicht verändern. Vielmehr gilt es gerade in der Bilderwelt des 21. Jahrhunderts den Bilderreichtum des Glaubens für die Menschen sichtbar und erlebbar zu machen.
Für die Gestaltung der Zukunft reicht es aber nicht, sich der modernen Medien zu bedienen, sondern es bedarf darüber hinaus der verlässlichen und stetigen Anlaufpunkte des Glaubens in der Nähe der Menschen. Über die virtuelle Realität hinaus müssen die Menschen die Gelegenheit haben, ihren Glauben auch an Ort und Stelle zu leben, den twitternden Pfarrer oder die postende Pfarrerin auch einmal direkt und persönlich zu erleben und ansprechen zu können.
Ohne diese Basis ist alle Bemühung im virtuellen Raum umsonst. Erst damit ist die Kirche Ruhepol mit einer deutlichen Präsenz in der unruhigen Welt.