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Position eines langjährigen Kirchenvorstandes: Kirchensteuermittel müssen an die Basis!

08/2017, von Heinrich Nädler, Hannover

(zu einem Artikel Reinhard Bingeners in der FAZ: Wo bleibt die Kirchensteuer?)

Sehr geehrter Herr Bingener,

die Zukunft der christlichen Kirchen scheint Ihnen sehr am Herzen zu liegen und mir auch. In Ihrem Artikel vom 26.3.17 zu, Wo bleibt die Kirchensteuer? Findet sich der Satz: Die Wahrscheinlichkeit eines Kirchenaustritts sinkt gegen null, wenn ein Kirchenmitglied den Pfarrer auch nur namentlich kennt oder ihn schon einmal von ferne gesehen hat. Die Kirche hätte also ein Interesses daran, ihre Präsens vor Ort zu stärken. Vorrangig werden jedoch Stellen für Pfarrer und Diakone eingespart. Doch wo Hirten fehlen, läuft die Herde auseinander.
Nach zwanzig Jahren im Kirchenvorstand ist meine Analyse: DIE VERTEILUNG DER KIRCHENSTEUER VON OBEN NACH UNTEN SCHWÄCHT DIE CHRISTLICHEN KIRCHEN IN DEUTSCHLAND.
Weltweit ist es üblich, dass die Geistlichen bzw die Kirchenvorsteher die Mitgliedsbeiträge bei ihren Kirchenmitgliedern einsammeln. D.h. die Einnahmen kommen zu erst in den Ortskirchen an, ein Teil davon wird nach oben weitergereicht, der überwiegende Teil bleibt in der Gemeinde.
Deutschland soll das einzige Land weltweit sein in dem es umgekehrt läuft, weil hier die Einnahmen von oben nach unten verteilt werden, wobei Oben natürlich auch gleich festlegt wieviel oben bleibt. Hierzulande erheben die Finanzämter die Kirchensteuer und verteilen sie an die Landeskirchenämter bzw die bischöflichen Stühle. Von dort fließt ein immer dünner werdendes Rinnsal bis in die Gemeinden. Diese Regelung stammt aus einer Zeit, als es noch keine Postleitzahlen und PC’s gab.Bei dem heutigen Stand der Technik ist es kein Problem, die Kirchensteuer der Mitglieder an Hand der Postleitzahlen den jeweiligen Kirchgemeinden zuzuweisen. Denn die Ortsgemeinde wollen die Mitglieder mit ihrer Kirchensteuer unterstützen. Kirche ist nicht Bischof Marx oder Bedford-Strohm sondern die Summe dessen, was die Ortskirchen leisten. Würde dort die Kirchensteuer zuerst ankommen, könnte vor Ort mehr und besser gearbeitet werden. Die Politik muss die Verträge mit den Kirchen ändern, andernfalls schafft sich die christliche Kirche hierzulande selbst ab.